Als die Kinder noch klein waren, schreinerte ich einen “Vogelkiosk”. Nun steht er seit vielen Jahren auf dem Fenstersims des Fensters, aus dem ich beim Arbeiten oft schaue und mich über meine gefiederten Gäste freue. Die Spatzenbande kommt immer gemeinsam. Einige sind ziemlich frech, die meisten aber scheu. Meisen sind häufige Gäste: Kohlmeisen, Blaumeisen… Und Buch- und Grünfinken. Ein Amselpaar hatte genistet – und eines Tages fand ich das Weibchen tot – irgendein Räuber muss das Nest ausgenommen und die Mutter getötet haben. Der Amselvater kam nur noch wenige Male, obwohl ich Rosinen für ihn in den Vogelkiosk legte. Amseln mögen weiches Futter. Seit ein paar Wochen kommt nun wieder ein Männchen. 
Wenn Elstern zu Besuch kommen, machen sie ein riesiges Durcheinander, alles liegt auf der Kellertreppe unter dem Fenster. Ein Teil landet in den Blumenkistchen – eine unerlaubte Hanfplantage entsteht so. Auch unzählige Sonnenblumen spriessen, die ich dann in den Garten setze – was sie leider eher selten überleben.
Ganz besonders mag ich die Rotkehlchen, die “Robin”.
Die Stare kommen vor dem herbstlichen Abflug nach Süden und schlagen sich die Bäuche mit Feigen voll, die in einem dichten Busch vor dem Fenster wachsen. Ich kann die Rückkehr der Stare jeweils kaum erwarten. Wenn Sie zurückkehren, sende ich allen Lieben eine SMS: “Die Stare sind da – Frühling!”
Die Stare machen einen Riesenlärm und streiten lauthals um die Einzimmerwohnung im gegenüberliegenden Haus. Sobald die Besitzverhältnisse des in die Bretterwand eingelassenen Vogelhäuschens geklärt sind – ich kapiere nicht wirklich, wie das erreicht wird – putzt das erfolgreiche Pärchen das Vogelhaus. Alles fliegt in hohem Bogen raus. Danach wird neu eingerichtet.
Die Stare kommen selten zum Vogelkiosk.
Ich weiss: Biologisch gesehen ist das Füttern im Winter nicht notwendig. Vögel, die bei uns überwintern, sind sehr gut an die kalte Jahreszeit angepasst. Die Vogelwarte rät: “Beim Füttern soll man Mass halten.” Aber die Fachleute sehen auch: “Beobachtungen am Futterbrett bereiten Jung und Alt viel Freude. Da massvolles Füttern unschädlich ist, muss man auch nicht darauf verzichten. Für eine grosse Zahl von tierliebenden Menschen stellt die Beobachtung am Futterbrett eine Möglichkeit zu einem echten Kontakt mit einheimischen Vögeln dar.”
Und Kontakt bedeutet, auch mehr erfahren wollen. Besonders gern schaue ich mir Bilder der Vögel an und höre deren Stimmen: www.vogelwarte.ch/de/voegel/voegel-der-schweiz
Buchtipp: Wintervögel
Nun bin ich glückliche Besitzerin von einem zauberhaften Buch: “Wintervögel”.
Der schwedische Ornithologe und Vogelmaler Lars Jonsson ist einer der bedeutendsten Natur- und Tierillustratoren Europas. Seine Farbillustrationen bestechen durch eine unerreichte Lebendigkeit und die Liebe zum Detail. Dabei gelingt es ihm, sowohl die wesentliche Charakteristik als auch wichtige Bestimmungsdetails eines jeden Vogels in seiner natürlichen Umgebung zu präsentieren.
In „Wintervögel“ porträtiert Lars Jonsson 58 Arten, die in der kalten Jahreszeit bei uns besonders gut zu beobachten sind. Wunderschöne Aquarelle zeigen bekannte Gäste am Futterhaus wie Blaumeisen, Kleiber oder Grünfinken und fangen typische Merkmale und Verhaltensweisen ein. In wissenschaftlich fundierten und zugleich lebendig erzählten Texten stellt Jonsson die einzelnen Arten vor. Eine Verbindung von Vogelbestimmung und persönlichen Beobachtungen, die jeden Vogelfreund begeistern wird.
Wintervögel, Lars Jonsson, Kosmos, 2016, 343 Seiten, ISBN-13: 9783440152904, CHF 52.90
Die Illustrationen animieren zum Abzeichnen und Malen. Denn anders als beim Skizzieren von Vögeln in der Natur, hat man alle Zeit der Welt, sich auf Details wie Farben und Strukturen zu konzentrieren.
Die Texte sind sehr persönlich – und es tut gut zu lesen, dass Jonsson auch manchmal ob seiner Zeichenkünste frustriert ist. Den Gesichtsausdruck eines Vogels zu treffen ist wahrlich eine Kunst.
Das Glück ist ein Vogel. Die Zufriedenheit ist sein Nest.
Markus Weidmann
Musik
Das Vogelhaus, Karneval der Tiere
Vogelthema aus Peter und der Wolf
Lied der Vögel
Kuckucks Polka
Der Feuervogel
Die diebische Elster
Die Wildtaube
A. Vivaldi: Il Gardellino
Mozart, Kindersinfonie
Beethoven, Szene am Bach
8 Stunden Vogelgezwitscher – Huch!!!!
Ritanna
Das Glück ist wie ein Vogel, sein Glück ist ein Nest !
Treffend! Gilt auch für uns.