Der Traum vom viktorianischen Gewächshaus

Ein Jugendstil-Gewächshaus vor der Kulisse der Bündner Bergwelt kommt unerwartet.
Den Traum von einem Jugendstil-Gewächshaus haben sich die beiden Landschaftsarchitekten Maja Tobler und Olivier Zuber in ihrem traumhaften Schaugarten bei Chur wahr gemacht.

Ein solches Gewächshaus hätte ich auch gern.

Wer sind nun diese beiden Menschen, die sich ein solches Prachtstück in ihren Garten gestellt haben. Ein kleiner Garten kann es ja nicht sein.

Maja und Olivier sind begeisterte Landschaftsarchitekten. Und statt ihren Kunden und ihren Studierenden zu erklären, wie etwas aussehen könnte, haben sie eine grossen Schaugarten angelegt, der beständig wächst.

Im Gewächshaus erteilt Maja Kurse. Sie weiss eine Menge über Heilkräuter und unterrichtete auch an der Fachhochschule Rapperswil. Heute ist sie Dozentin an der Gartenschule Oeschberg – und macht mit ihren Studierenden tolle Projekte.Vom Gewächshaus weg führt ein Wasserbecken. Das Wasser ist mit Lebensmittelfarbe schwarz gefärbt. So spiegelt es intensiver. Olivier hat diese Idee übernommen, als er auf Reisen war.

Olivier ist viel unterwegs, er ist bekannt dafür, dass er alle bekannten und unbekannten Pflanzen weltweit aufstöbern kann.

Er erzählt: “Die Förderung der Gartenkultur liegt uns am Herzen. Mit unserer Arbeit möchten wir die Leute vermehrt für das Kulturgut Garten sensibilisieren und ihnen bewusst machen, wie reich und vielfältig gerade das Bündner Gartenerbe ist. Wir setzen uns nicht nur dafür ein, historische Anlagen zu erhalten und weiterzuentwickeln, sondern wollen mit unserem Tun auch die zeitgenössische Gartenkultur prägen und stärken.”

Olivier engagiert sich auch beispielsweise in Griechenland für  Boot-Flüchtlinge.

Er macht sich viele Gedanken, beispielsweise über Neophyten.
Neophyten sind nicht-einheimische Pflanzen, die aus fremden Gebieten absichtlich oder unabsichtlich eingeführt wurden und die sich hier etablieren und vermehren. Invasive Neophyten vermehren sich auf Kosten einheimischer Arten und tragen zum Rückgang der biologischen Vielfalt bei.
Die Schweizer Flora zählt heute rund 500 bis 600 Neophyten, davon werden
aber lediglich 58 zu den invasiven oder potenziell invasiven Neophyten gezählt.

In seinem Buch “Das vergessene Aussenzimmer” zeigt der Ästhet Olivier einen Blumenstrauss, ausschliesslich aus Neophyten bestehend. Er will einen differenzierten Umgang mit diesen Pflanzen. Denn Pflanzen haben sich schon immer ausgebreitet, man würde staunen, welche Pflanzen sich gar nicht so lange in Europa ausgebreitet haben, beispielsweise Rosen, Reben und Tulpen waren auch einmal Neophyten.
(Buchtipp am Ende des Blogbeitrags)

Olivier ist überzeugt: “Die Gartenkultur widerspiegelt die Gesellschaft.”
Und er fragt sich: “Muss die Natur denn immer gleich aussehen?”

Maja und Olivier gärtnern weitgehend biologisch, sind aber nicht stur: “Es soll Sinn machen.”

Unter ihren Obstbäumen wächst Minze. Gegen starken Befall spritzen sie Neem-Oel, gewonnen vom Niembaum. Dessen wirkstoffreichen Pflanzenteile finden Verwendung in Medizin und Landwirtschaft.

Der Schaugarten bei Chur ist in verschiedene “Gärten” eingeteilt, neben dem Studentengarten gibt es weitere Themengärten.
Der Park ist quasi in verschiedene Gartenzimmer gegliedert, die von Heckenkörpern getrennt sind. Die Bereiche haben thematische Namen wie “Hasel-Wäldchen”, “Federgarten”, “Küchengarten” oder “Schattengarten” und sind mit stimmigen Pflanzenkombinationen gestaltet. Geplant ist ein Steppengarten.
Eine grosse Fläche stellte Maja ihren Studierenden für ihre Diplomarbeiten zur Verfügung. Sie befassten sich mit bekannten Gartenarchitekten und deren Lieblingspflanzen. Sie durften eine “Einkaufsliste” zusammenstellen und Olivier kaufte die Pflanzen ein – er ist gern Sponsor und Mentor für junge Gartenspezialisten. Die Studierenden gestalteten dann ein “Beet” nach den Ideen “ihrer” speziellen Vorbilder.

Maja ist gern mit ihren Studierenden unterwegs, besucht andere Länder, interessante Gartenanlagen.

Maja und Oliver arbeiten gern mit Perspektiven: Die Achse Gewächshaus – schwarzer Teich führt weiter durch einen Durchgang durch eine Bambushecke bis zu einem weissen Gartenpavillon.

Auch Strukturen sind Gestaltungselemente. Wunderschön sind die runden Blüten/Fruchtstände zu den spitzen langen Blättern.

Ein weiterer historischer Pavillon ist im Bau.
Olivier ist ein Perfektionist, da muss alles stimmen, Ausmass, Materialien…

Jahrzehntelang stand der Pavillon bei einer Confiserie, dann verschwand er in einem Lagerraum, bis Olivier beschloss, ihn zu neuem Leben zu erwecken.

Auch Wasser ist ein Gestaltungselement.

 

Und natürlich Blumen…

… Farben…

… Blütengrössen…

… Strukturen…

… bunt oder Ton in Ton…

… grosse und kleine natürliche Arrangements…

… spektakuläre und leise, harmonische Zusammenspiele von Pflanzen.

Es gibt viel zu entdecken. Diese “Glockenblumen” beispielsweise heissen Ballonblumen – beim Hinsehen erkennt man die “Heissluftballone”.

Im Hasel-Wäldchen wachsen geimpfte Haselbüsche – Olivier möchte gern dereinst Trüffel ernten:-)

Man kann Disteln vergleichen – die einen sind Artischocken.

Und immer wieder sieht man, wie liebevoll Maja und Olivier gärtnern…

…und auch kochen.

Sie servieren das Essen vor dem Gartenhaus, das man auch für Events mieten kann.

Ganz besonders ist der Leuchter.

Man kann hier edle Pflanztröge kaufen…

… und bequeme Gartenmöbel ausprobieren.

Zudem ist Oliviers Buch: “Das vergessene Aussenzimmer” erhältlich.

Olivier und Maja haben im Gartenbereich die Nase vorn.
So sind sie sicher, dass Pflanzen im Innenbereich wieder stark in Mode kommen werden, nicht zuletzt auch aufgrund ihrer gesundheitsfördernden Wirkung.

Maja hat eine interessante Lebensgeschichte. Ihre Eltern waren nach Brasilien ausgewandert. Dort erlebte sie auf einer abgelegenen Farm eine tolle Kindheit. Mit ihrer Mutter teilt sie die Freude an Heilpflanzen. Maja kam mit 18 Jahren zurück, bildete sich auf dem Oeschberg aus, wo sie Olivier kennen und lieben lernte. Heute haben die beiden zwei Töchter und leben im Schloss Haldenstein, wo alle zwei Jahre ein vielbeachtetes Gartenfestival stattfindet.

Zeitungsartikel zu Maja Tobler von mir:-)

Nun genug der Worte – am besten schaut man sich den Garten in Domat/Ems selber an.

Einen Garten zu pflanzen bedeutet,
an ein Morgen zu glauben.

Audrey Hepburn

Musik
Merengue aus Brasilien
Churer Marsch

Buchtipps

Urban Jungle 
Wohnen im Grün

 

 

 

 

Pflanzen gekonnt in Szene gesetzt

Stylishe Ideen für pflegeleichte Arrangements

 

 

 

 

Natur aus den Fugen?
Die Verbreitung invasiver Arten. Gefahr und Chance

 

 

 

 

 

 

 

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  1. Marian Zellweger

    Du bist auch eine tolle Landschaftsgärtnerin 🙂

  2. ritanna

    „Muss die Natur denn immer gleich aussehen?“, das frage ich mich auch, wenn in unserem Wald alles nur noch gleich aussieht, nämlich violett blühende Neophyten, deren Samen meterweit und noch weiter beim Auseinandersprengen geschleudert werden und so einfach nur noch dicht an dicht stehen. Diese aggressive Sorte ist nicht im “ausschliesslich” Neophyten-Blumenstrauss enthalten. Vielleicht haben sie die Höhen noch nicht erobert. Ja die gelben Schwänze wuchsen in den 50ziger Jahren erst spärlich, dann eroberten sie jedes Bahngeleise-Board. Indem sie immer wieder tief geschnitten wurden mit den
    Schnur-Mäher, konnten sie zurück gedrängt werden. Die oben beschriebenen Neophyten die sich vermehren wie Sand am Meer; diese müssten vor dem Bluescht, mit den Wurzeln ausgerissen werden. An einigen Orten haben es sich Senioren zum Ziel gemacht, was nützliches unentgeltlich freiwillig zu unternehmen.
    Die Gartenzimmer tun es mir an. Haselwäldchen, geimpft für künftigen Trüffelgenuss, sind jetzt sehr im Trend. Wer noch ein Stück Land hat, baut sich diese an.
    Garten- und Landschaftsarchitekten sind jetzt enorm herausgefordert, die wenigen noch verfügbaren Plätze in einen Garten Eden umzuwandeln.
    Für mich ist ihr Beruf vergleichbar mit “Coiffeure Coiffeuse”. Die Architekten inspirieren die Gesellschaft.
    Darum nehme ich von der zweiten Hälfte, Kräuter, Heilpflanzen, Nutzpflanzen und den Farbpinseln, also Blumen ein Auge voll mit und kreiere auf kleinstem Platz ein Stück Paradies . Bei der Auswahl vergesse ich die Insekten nicht, die ebenfalls profitieren möchten.
    Deine Gardena, Gartenschau bietet dem Auge und den Gedanken Spielraum bis zum Handeln. Im Moment ist zwar Zurückhaltung angesagt; das Wasser ist knapp.

  3. Esther haller-ofner

    Liebe cousine
    So üppig grün, staunenswerte artenvielfalt, wunderbare detailfotos
    Ja, man vermisst das satte grün. Umso mehr geniesse ich deinen beitrag🤗
    Danke

    Grüsse esther

  4. Hans-Peter Lindenmann

    Hallo. Das Gewächshaus ist gigantisch, absolutes Highlight. Besteht die Möglichkeit so etwas zu erwerben oder herstellen zu lassen ? Wir sind eine Naturkosmetik Manufaktur und seit 40 Jahrem nit der Herstellung von Naturkosmetik, äther. Ölen (Eigene Destille) beschäftig. In unseren Garten würde so ein tolles Gewächshaus ideal passen. Danke für eine Antwort. (www.maienfelser-naturkosmetik.de)
    Mit freundlichem Gruß

    • Regula Zellweger

      Guten Tag Herr Lindenmann
      Ich habe Ihnen eine Mail geschickt mit den gewünschten Informationen. Ein Besuch bei Maja und Oliver in Chur lohnt sich bestimmt! Kontakt:
      Maja Tobler und Olivier Zuber mit Team
      Gartenatelier Domat/Ems
      Churerstrasse
      7013 Domat/Ems
      http://www.gartenatelier.org

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