Kristallwelten

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Um Innsbruck treffen sich Tiroler Bodenständigkeit und Lebensfreude mit den glitzernden Kristallwelten von Swarovski.

Wir wollten keinen touristischen Marathon hinlegen, sondern uns Zeit für die Kristallwelten nehmen und danach entspannt durch die Altstadt schlendern.

Von zuhause fuhren wir direkt nach Wattens. Wir mögen beide den Kristall-Schmuck von Swarovski. Und nun wollten wir die Kristallwelten entdecken.

Aber was ist eigentlich Glas?

Glas gehört zu den ältesten Werkstoffen der Menschheit. Das Kalk-Natron-Silikatglas, das bereits bei den Ägyptern verwendet wurde, besteht aus den Grundstoffen Quarzsand, Kalk und Soda.
Für chemisch Interessierte: Die Glasschmelze setzt sich aus Siliciumoxid (SiO₂), Calciumoxid (CaO), Natriumoxid (Na₂O), Magnesiumoxid (MgO) und Aluminiumoxid (Al₂O₃) zusammen.

Noch immer ein Geheimnis sind einige Aspekte des atomaren Aufbaus und seiner Struktur.
Geheimnis soll auch die Produktion des Swarovski Kristallglases bleiben. Das Werk kann auch von Journalisten nicht besucht werden.
Grundsätzlich finde ich Geheimnisse etwas Schönes, sie machen mich aber neugierig und wissensdurstig.

Die ältesten Glasfunde stammen aus Mesopotamien. Glas wurde in Ägypten seit etwa 1450 v. Chr. zu Gefässen verarbeitet. Aus dem Jahr 658 v. Chr. stammt die erste bekannte Rezeptur für Glas: “„Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile Asche aus Meerespflanzen und 5 Teile Kreide und du erhältst Glas.“

Durch die um 100 v. Chr. erfundene Glasmacherpfeife wurde die Glasproduktion revolutioniert.
Im 11. Jahrhundert entwickelte sich Venedig zum Zentrum abendländischer Glasmacherkunst.

Im 17. Jahrhundert wurde in England Bleikristall entwickelt. Durch den Zusatz von Bleioxid kann eine besonders grosse Brillanz erzielt werden und das Glas kann leicht geschliffen werden.
Auf dem Kontinent setzte sich die Bleikristallerzeugung erst nach Mitte des 18. Jahrhunderts durch.

Aha, jetzt verstehe ich den Unterschied zwischen Glas und Kristall! Blei!

Für die messbaren Unterschiede zwischen Kristall und Glas sind die unterschiedlichen Rechtsvorschriften einzelner Länder relevant.
Nach den Regeln der EU wird Glasware, die weniger als 4 Prozent Bleioxid enthält, mit dem Wort „Glas“ bezeichnet, Glasware mit mehr als 10 Prozent Bleioxid wird „Kristall“ genannt.

Interessant ist die Geschichte des Unternehmens Swarovski.
Daniel Swarovski erfand 1892 in Böhmen eine Maschine, die Kristallsteine in höchster Perfektion schleifen konnte.
Unter dem Label “Tyrolit” brachte Swarovski 1919 seine Schleifscheiben auf den Markt.
Die damals von ihm und seinen Söhnen entwickelte Glasschmelze ist noch heute eines der bestgehüteten Werksgeheimnisse von Swarovski.
Kristallglas kam als Komponente für Haute Couture und Luster, aber auch bei optischen Geräten zum Einsatz.

Ein düsterer Teil der Familiengeschichte: Im 2. Weltkrieg waren die Mitglieder der Unternehmerfamilie bekennende Nationalsozialisten und verdienten viel Geld mit optischen Geräten, die im Krieg eingesetzt wurden.

In den Kristallwelten ist “Frieden” heute ein Thema, dem Raum gegeben wird.

Im Jahr 1976 bildete eine kleine Kristallmaus den Anfang des Erfolgs von Kristallobjekten.

Heute erwirtschaftet das Unternehmen rund 4 Milliarden Franken weltweit.
Es gibt 7 Produktionsstandorte und rund 2560 Boutiquen in 170 Ländern. Etwa 25’000 Arbeitnehmer sind für Swarovski tätig.

1995 wurden die Swarovski Kristallwelten in Wattens bei Innsbruck zum hundertjährigen Firmenjubiläum eröffnet. Multimediakünstler André Heller entwarf einen einzigartigen Ort der Fantasie, dessen Faszination auch damit zusammenhängt, dass die Ausstellungen entsprechend bestimmten Themen regelmässig gewechselt werden.

Als thematischen Mittelpunkt gestaltete André Heller die Swarovski Kristallwelten in Form eines Riesen. Er erdachte dazu eine Geschichte: Ein Riese zog aus, um die Welt mit allen ihren Schätzen und Wundern zu erleben. Mit diesem Wissen setzte sich der Riese in Wattens zur Ruhe und „wacht“ seither über seine Wunderkammern, den Ausstellungsräumen zu verschiedenen Themen.

Man folgt den Schildern im Reich des Riesens durch die von einigen der grössten Künstler der Moderne gestalteten 16 Kammern.

Jede ist für sich ein glitzerndes Kunstwerk.

Das Thema Liebe wurde aufgenommen. Bollywoodmässig.

Besonders gefiel mir dieser Text mit dem Notausgangzeichen.

Tragkomfort stand wahrscheinlich nicht im Zentrum dieser Kreationen.

Schöne Dinge für schöne Damen.

Elegant, verspielt…

…aber auch ernsthaft.

Man kann Jessye Norman singen hören.
Wir setzten uns eine Weile hin und hörten zu.

Jessye Norman interpretiert auch mein Lieblingslied.

Was Marian und mich aber am meisten faszinierte, waren die Wolken in der Parklandschaft.

Man könnte hier ewig sitzen, den feinen Klängen zuhören und die glitzernden Wolken betrachten.

Auf einer Fläche von rund 1’400 Quadratmetern ist dieses mystische Meisterwerk das grösste seiner Art auf der Welt. Die Kristallwolke besteht aus 800.000 handgesetzten Kristallen von Swarovski.

Die futuristischen Stühle laden zum Sitzen ein. Liegend lässt man das Glitzern der Wolken auf sich einwirken. Besonders schön ist das Zusammenspiel der weissen Cumuluswolken am Himmel mit den Glitzerwolken.

Faszinierend sind sie Kristallwolken, wenn sie sich im schwarzen Wasser spiegeln.

Die Kinder lieben den Spielturm, wo sie sich austoben können, während die Eltern die Ruhe des spiegelglatten Wassers geniessen, in dem sich die Kristalle wie Sterne in der Nacht spiegeln.

In einem Iglu kann man sich Geschichten anhören.

Scherenschnittelemente sind mit Kristallsteinen verziert.

Erfüllt von den vielfältigen Eindrücken fahren wir nach Innsbruck zurück.
Darüber mehr im nächsten Blogbeitrag.

Glück und Glas, wie bald bricht das!

Publilius Syrus, wahrscheinlich 90 – 40 v. Chr.

Informationen
Klangwelten
Innsbruck

Musik
Glasharfenduo
Blumenwalzer auf der Glasharfe
Tanz der Puppenfee auf der Glasharfe

Szene aus der Oper “Lucia di Lammermoor” mit Glasharfe. Und wenn wir bei der Lucia sind: Das Sextett ist eine meiner Lieblingsarien.

Dank
Ich danke Daniel Predota von Österreich Werbung und  Alexandra Sasse von Inns’bruck für die Organisation und Dagmar Kofler für den freundlichen Empfang und die Informationen zu den Kristallwelten.

Ganz besonders danke ich Marian fürs Fahren und die liebevolle Begleitung.

Literatur
Ich möchte wieder einmal “Das Glasperlenspiel” von Hesse lesen. Mit meinem zunehmenden Alter ändert sich mein Zugang zu seinen Werken. (Hörbuch 1, Hörbuch 2)

Anders verhält es sich Stifters “Bergkristall“. Diese Weihnachtsgeschichte liebe ich unverändert seit meiner Kindheit, als sie mir mein Vater erzählte. (Hörbuch, Film)

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  1. Jacqueline Real

    Liebe Regula
    Ein faszinierender Artikel über die so beliebte Glitzerwelt – danke!

  2. Ritanna

    Ganz vorab: das GlassDuo ist so mächtig grossartig, das zeigt wie Glas tönt.
    Einzigartig das Hörerlebnis. Einzigartig ist dazu die Stimme von Jessye Norman mit Ave Maria (Schubert)
    Swarovski Kristalle müssen ein betörendes Erlebnis herausfordern, sinnlich und höhenmässig mächtig herausfordern.
    Auch diese geistige technische Herausforderung und Meisterleistung haben dem ,- und vom Kriegsgeschehen im letzten Jahrhundert masslosen Erfolg beschert. Wie auch VW –
    Gestern Abend widmete ich mich der VW Entwicklung und Absturz. Mit dem gestrigen VW/ Porsche Dokumentarfilm tauchte in mein Bewusstsein ein, das Machtstreben, dem sich so manche Menschen nur zu gerne angeschlossen haben – und leider bis zum heutigen Tag, sich nicht aus freien Stücken entziehen konnten.

    Die Kristalle, Die Swarovski Steine sind so betörend – sie spiegeln im Sonnenlicht volle Reinheit und verführen auch, der Mensch entscheidet zu was.
    Regula, eine fantastische Inszenierung hast Du vollbracht.

  3. Mary

    Schön gsi mit Dir <3

  4. Rita

    Interessant! Meine Bildersammlung von 2008 sieht sehr anders aus. Aber der Riese war damals auch schon da.

    Ich habe mir die beiden Glasharfen-Stücke angehört und einfach nur gestaunt. So schön.

  5. REGULA

    Bis anhin habe ich Swarovski eher als Kitsch belächelt. Seit ich deinen Blog gelesen habe, bin ich ganz anderer Meinung; habe dazu gelernt!!!

  6. Ursula Schmid

    Liebe Regula, in der zweiten Klasse war ich bei einer anthroposophischen Lehrerin die hatte viele Instrumente unter anderem eine Glas Harfe sie hat uns oft vorgespielt… Danke das du mit deinem geschriebenen Artikel mich an diese Zeit erinnert hast. Alles Liebe Ursula

  7. Beatrice

    Liebe Regula
    Das ist ja eine richtige Traumwelt, welche mir, dank deinem Bericht, riesig
    gut gefällt. Nun ist mir klar geworden, warum alle diese Schmuckstücke so
    teuer sind.
    Ich hatte vor ca. 6 Jahren von Alice 6 wunderschöne, in grüngehaltenen Servietten-
    ringe geschenkt bekommen. Wenn Besuch da ist, muss ich immer wieder alle
    zählen, denn jeder zieht sie gleich über 2 Finger als Ringe an. (Ha ha).

    Ganz liäbi Griessli (ist Baseldütsch), Béatrice

  8. Lilo Michel

    unglaublich beeindruckend ! hätte nicht gedacht dass das so faszinierend sein kann !
    danke und en liebe Grüß
    Lilo

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