Casablanca – damit assoziiere ich “weisse Häuser”, den Film “Casablanca” und “den kleinen Prinzen”.
Heute ist Casablanca eine Wirtschaftsmetropole und ein Industriezentrum mit rund 3.5 Millionen Einwohnern.
Auch in Zürich habe ich nicht so viele Bank-Paläste gesehen wie hier. Und 80 Prozent der Industrie Marokkos ist hier angesiedelt.
In Casablanca bin ich nur einen Tag und zwei Nächte. Die Stadt unterscheidet sich sehr von Marrakech, wo ich vorher war, und von Essaouira, wohin ich danach reiste. Und wenn ich an die Dörfer am Fusse des Atlas denke, scheint mir das Gefälle riesig.
Ellen ist wie immer mit ihrem gelben Koffer unterwegs.
Die Zugfahrt im Erstklasse-Wagen von Marrakech nach Casablanca ist wunderschön. Leider war uns der Zug vor der Nase weggefahren und wir verbrachten fast zwei Stunden auf dem Bahnhof.
Die französischen “Beschützer” (Protektorat) haben ihre Spuren hinterlassen: Beispielsweise breite Boulevards, in denen der Verkehr für mein Empfinden zu aggressiv brodelt. Aber man gewöhnt sich daran, sich todesmutig mitten in die Blechlawinen zu stürzen, ansonsten könnte man nie eine Strasse überqueren.
Ein rotes Taxi bringt uns ins Mövenpick Hotel.
Wir lernen schnell: Der Fahrer muss die Zeituhr einstellen! Ich habe das Gefühl, dauernd aufpassen zu müssen, um nicht übers Ohr gehauen zu werden.
Das Mövenpick hat geräumige Zimmer, in denen es sich leben lässt.
Wir feiern unsere Ankunft mit einem Apéro auf dem Dach.
Das Häusermeer ist endlos.
Heute Morgen machen wir uns auf, Casablanca zu entdecken. Unser erstes Ziel ist die monumentale Moschee Hassan II.
20’000 Gläubige finden darin Platz, das Minarett ist 210 Meter hoch. Die Moschee, erbaut 1993, liegt direkt am Meer und gehört zu den fünf grössten der Welt.
Der Bau ist beeindruckend.
An den Mosaiken kann ich mich nicht sattsehen.
Vor allem die Blautöne mit Ocker spiegeln das Meer, den Himmel und den Strand. Selten kommt Sonnengelb dazu. Rot ist rar.
Der Turm ist gigantisch.
Überall Ornamente – wunderschön!
An zwei Orten sehe ich dieses Schild.
So schön die Moschee ist, für mich ist sie auch ein Symbol für die fehlenden Frauenrechte und die immense Diskrepanz von Reichtum und Armut, die ungerechte Verteilung von Chancen in diesem Land.
Ellen und ich beschliessen, die Moschee nicht zu betreten und lieber einen Zugang zum Meer zu finden und nötigen einen Taxifahrer, Richtung Süden zu fahren.
Casablanca liegt am Meer.
Aber wir haben es nicht geschafft, direkt ans Wasser zu gelangen.
Überall Mauern und bewachte, private Zugänge von Hotels.
Ich will mir die Hafenanlagen anschauen – überall Wachposten und Schranken.
Ich beschliesse, mich auf die Suche nach den weissen Häusern von Casablanca zu machen.
Touristen werden zwar durch Rick’s Café geschleust, aber der weltbekannte Film wurde 1942 in Hollywood gedreht. Damals mussten viele Juden Deutschland verlassen. Frankreich selbst war von den Deutschen besetzt, Marokko aber stand unter dem Protektorat von Frankreich. Viele versuchten deshalb über Casablanca in die USA zu gelangen.
Auch das persönliche Schicksal einiger Filmschauspieler in “Casablanca” war vom Verlauf des 2. Weltkrieg und dem Schicksal der Juden geprägt. “Casablanca” ist nicht nur ein Liebesfilm, er ist ein Zeuge seiner Zeit. Nur drei der im Vorspann erwähnten Personen waren in Amerika geboren worden.
Es gibt sie, die weissen Häuser von Casablanca.
Wenige alte…
… belebte und bewohnte…
…und unendlich viele neue.
Ich entdeckte einen Brunnen, wo Kinder lauthals Tauben jagten.
Und schliesslich mein Highlight des Tages: Spuren des kleinen Prinzen.
Saint-Exupérys Werdegang, sowohl als Flieger wie auch als Schriftsteller, ist untrennbar mit Marokko verbunden.
In seiner Militärdienstzeit als Pilot wurde er 1921 nach Marokko versetzt und war 1921 bis 1922 in Casablanca stationiert. Seiner Mutter berichtet er aus Marokko, die Altstadt von Casablanca bezaubert ihn.
Von Juni bis Dezember 1931 transportierte er in Nachtflügen die Post zwischen Casablanca und Nouadhibou in Mauretanien und später, ab 1932 für zwei Monate zwischen Casablanca und Dakar, Senegal.
Noch während des Krieges kehrte Saint-Exupéry nach Marokko zurück. Als die Alliierten von Nordafrika aus den Kampf gegen Hitler-Deutschland aufnahmen, meldete er sich freiwillig, und war mit seiner Einheit, einer Aufklärungsstaffel, an verschiedenen Orten Nordafrikas stationiert.
Von einem Aufklärungsflug von Korsika aus kehrte er am 31. Juli 1944 nicht zurück. Das Geheimnis um seinen Tod wurde trotz wiederholter Suchaktionen und Untersuchungen nie gänzlich gelüftet.
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.
Antoine de Saint-Exupéry, 1900-1944
Musik
Filmmusik Casablanca
Ich danke Germania für den Flug und Mövenpick Hotels für die beiden Nächte in Casablanca.
Ritanna
So traumhaft schön, verlockend die Städte, die mediterrane Atmosphäre mit blauem Meer und ebenso blauem Himmel unsere Sinne bezaubert,
so ist doch – wo Licht ist auch Schatten.
Trotz alledem, die weissen Häuser, das blaue Meer, der Himmel ist da.
Wie die wunderschönen Mosaike aus lauter kleinen farbigen Steinen zusammen gesetzt sind, ein wunderschönes Bild ergibt – so ist das Dasein.
Einfach betörend.
Zineta
Liebe Regula vilen dank für so schöne geschiten und scöne arhitekture so gute erlebnise du sihst viel neue un verschidenes. Danke das du uns das bei bringst. Viel schöne zeit liebe grüsse Zineta
Katharina Heyer
Sehr schöne Bilder und deine passenden Texte dazu liessen mich Casablanca nochmals neu erleben! Ich kannte es ja aus der Zeit, als ich das Dolphin Sanctuary bauen wollte, nur hatte ich damals einen andern Blickwinkel montiert! Viel Vergnügen beim weiteren entdecken von Marokko! Herzlichst aus der bitterkalten Schweiz, Katharina Heyer
Elfi
Sehr schön in Worte und Bilder gefasst. Beeindruckend!
Marianne Helbling
Casablanca lohnt sich wirklich! Du gibst mir viele Anregungen, liebe Regula.
Das könnte ein Wochenendtripp werden! Die Fotos sind verführerisch.
Beatrice
Liebe Regula
So schöne Erinnerungen sind in mir wach geworden. Vor ca. 20ig Jahren besuchte ich Marrakesch und Casablanca. Im Unterschied zu dir, war ich in der Moschee von Hassan II, mein Herz klopfte damals ein paar Takte schneller, aus ängstlicher Bewunderung für die Architektur und die Übermacht dieser Glaubensrichtung.
Danggscheen vielmool für die vielen interessanten Details.
Ich grüsse dich ganz herzlich
Béatrice