Weihnachtsbücher: Vater Bär

Adventskalender 2017, 22. Dezember

Bücher gehören für mich zur Adventszeit und zu Weihnachten.

Mein Vater pflegte uns an Heiligabend vorzulesen – vorher durften wir die Geschenke nicht auspacken. Die Geschichten – beispielsweise von Meinrad Inglin oder Felix Timmermans – schienen endlos. Damals hinderten sie mich daran, endlich zu erfahren, was ich geschenkt bekomme – heute erinnere ich mich sehr gern an diese Erzählungen.

Ich habe eine Menge Weihnachtsbücher. Sie haben sich über die Jahre angesammelt. Ich habe sie meinen Kindern erzählt und meine Tochter hat sie teilweise wiederum ihren Kindern erzählt. Jedes Familienmitglied hatte seine Lieblingsgeschichten.

Eine meiner Lieblingsgeschichten ist die von Vater Bär, der so gerne beim Krippenspiel hätte mitwirken wollen.

Die Hasenkinder übten seit Wochen mit ihrer Hasenlehrerin das Krippenspiel mit Engeln, Hirten – jemand durfte die Maria sein und andere mussten den Esel und den Ochsen darstellen. Wie das so ist bei Krippenspielen. Und es wurden ganz viele liebliche Lieder einstudiert.

Das klang dem Bären so süss in den Ohren, dass er sich konzentriert mit geschlossenen Augen hinstellte und aus voller Brust mitsang – sodass die Schulzimmerwände bebten. Vater Bär sang-brummte falsch. Kreuzfalsch. Unerträglich falsch.

Die Hasenkinder waren schockiert und die Lehrerin musste sich was einfallen lassen. Integrieren heisst das Zauberwort. Der Bär durfte einen Hirten spielen, der nicht sang.

Vater Bär fand es schwierig, im richtigen Moment am richtigen Ort zu stehen und nicht mitzusingen. Er versuchte den Anweisungen der Regisseurin (Lehrerin) genau zu folgen…

.. und schon war es geschehen. Vater Bär stolperte und hätte beinahe ein Hasenkind flachgedrückt.
Die Hasenkinder waren schockiert und die Lehrerin musste sich was einfallen lassen.

Integrieren heisst das Zauberwort.  “Das Dorf braucht einen Christbaum, kannst Du in den Wald gehen, einen Tannenbaum ausgraben und ins Dorf bringen, bitte.”

Vater Bär war begeistert. Er rannte, buddelte, schleppte… jedes Hasenhaus sollte einen eigenen Weihnachtsbaum in den Garten bekommen.

Im Wald hinterliess er eine Schneise und er kam tüchtig ins Schwitzen.

Schliesslich kam Heiligabend. Jede Familie hatte ihren Christbaum – dafür hatte Vater Bär gesorgt. Aber nun war er müde. Schrecklich müde. Denn eigentlich wäre ja Zeit für den Winterschlaf. Er setzt sich auf die Kirchentreppe im Hasendorf und wartete, bis das Krippenspiel begann – und schlief prompt ein.

Die Hasenkinder hatten Mitleid und die Lehrerin musste sich was einfallen lassen. Integrieren heisst das Zauberwort. Vater Bär bekam die einzige Rolle im Krippenspiel, bei der man schlafen konnte.

Das Krippenspiel war ein Erfolg. Alle spielten ihre Rolle hervorragend.

Ganz besonders Vater Bär, der über zwei Buchseiten hinweg göttlich in der klitzekleinen Krippe schlief, während das Krippenspiel um ihn herumbrandete.

Die Hasen brachten den schlafenden Bären nach Hause.

Der Bär wachte kurz auf, sagte “Frohe Weihnachten” und krachte in sein Bett – um bis zum Frühling tief und glücklich zu schlafen.

Mach aus deinem Leben ein Bilderbuch des Herzens,
Vollgefüllt mit verewigten Augenblicken der Liebe.

Helga Schäferling

Bilderbuch
Leider ist das Buch vergriffen. Auf Amazon findet man noch ein paar Exemplare.

Musik
Probier’s mal mit Gemütlichkeit, Balu der Bär

Nachtrag
Ursula hat in ihrem Kommentar auf eine Kantate hingewiesen, die sie zuhause an Weihnachten gehört haben. Dazu kam mir die Misa Criolla in den Sinn.

Wer mailt mir die Musik oder die Geschichte, die bei ihm zuhause zu Heilig Abend gehört hat. Ich freue mich, wenn wir sie teilen können.

Meine Geschichten aus der Kindheit:
Das Jesuskind in Flandern von Felix Timmermans
Karl Heinrich Waggerl

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Tirggel

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Unser Weihnachtsbaum

  1. Esther Haller-Ofner

    hoi Rägi
    unsere Enkelkinder lieben Weihnachtsgeschichten, wie ich auch.

    Diese hier ist eine ganz besondere, die ich nicht kannte, danke.
    Braucht`s dieses Zauberwort nicht genauso im Leben? Vieles würde ganz anders verlaufen.

    en guete Tag

    dini Cousine E

  2. Ursula Schmid

    Liebe Regula, danke für diese herzige Geschichte. Bei uns wurde die Weihnachtsgeschichte immer von der Grossmutter erzählt. Wir hatten auch eine Tradition an Weihnachten. Die Weihnachtsgeschichte als Weihnachtskantate: Unter dem Kreuz des Südens von Prof. Palen hinterlegt mit lateinamerikanischen Liedern und Musik. Ich wünsche dir und deiner Familie eine besinnliche Wiehnachtszeit und Im neuen Jahr von allem nur das Beste. Alles Liebe Ursula

  3. Theresa

    Liebe Regula

    Ja, diese Geschichte kannte ich auch in meiner Kindheit, aber ich hatte sie vergessen! Danke, dass du sie mir wieder in Erinnerung gebracht hast. Als Lehrerin ist man doch jeden Tag gefordert, sich mit dem “Zauberwort” etwas einfallen zu lassen …

    Frohe Weihnachten!
    Theresa

  4. Eva

    Sie ist allerliebst erzählt, deine Version vom Weihnachtsbären!
    Als ständig alle Kinder mit ihren Besonderheiten integrierenden Lehrerin konnte ich immer wieder lachen, danke!
    Der herzige Trailer aus dem Dschungelbuch wirkt zusätzlich als Heilmittel gegen meine „Pfnüselnase“- so macht der Tag vor Heiligabend Spass.
    In meinem Elternhaus wurden das ganze Jahr über Geschichten erzählt, doch an Weihnachten nicht. Doch da kommt mir in den Sinn, dass uns meine Mutter in der Adventszeit aus kleinen Büchlein vorlas- Moment, ich steige in den Estrich, um sie zu suchen-

    Da sind sie ja:
    Heiligi Zyt
    Chrüz und Chrippli
    von
    Elisabeth Müller

  5. Anna

    Liebe regula die gschicht vom bär isch wunder schön und de spruch fantastisch ich sueche für im info blatt für wolse genau so e gschicht wär das möglich sie mit de bilder über zcho ufs mail vo de olga 😳 und übrigens dini gschichte und rezepte sind wunderbar ich ha mit lase und luege mich wie i de wiehnachfilm im nord poll gfühl danke dier😘❤️

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