Adventskalender 2017, 16. Dezember
Heute hole ich meine Santons aus dem Keller. Ich hatte mal zu sammeln begonnen, bunte provenzalische Krippenfiguren aus Südfrankreich – und irgendwann habe ich wieder aufgehört.
Vielleicht finde ich dieses Jahr ein passendes Stück – ansonsten wenn ich wieder in Südfrankreich bin.
Dies ist meine liebste Figurengruppe, auch wenn sie so zusammengestellt wohl nicht in die Krippe gehört. Die beiden freuen sich über ein Grunzli.
In der Schachtel mit meinen Figuren liegt ein Prospekt von 1962, vom Santonnier Marcel Carbonel. So alt sind sie aber nicht, ich habe erst Ende der 70-er Jahre erfahren, was Santons sind. In der Zeit, als mein Sohn geboren wurde.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts werden die Santons ausschliesslich aus Ton hergestellt.
Die Bezeichnung kommt vom provenzalischen Wort „Santon“, meine kleine Heilige.
Die Figuren üben die unterschiedlichsten Berufe aus.
Die Santons kann man nach Belieben zusammenstellen. Früher hatten wir einen kleinen Stall.
Mittelpunkt ist immer die Krippe. Auch die Könige dürfen nicht fehlen.
Meine Figuren sind klassisch bunt.
Heute gibt es Santonniers, die neue Wege gehen. Beispielsweise nur Weiss, Schwarz und Ockertöne verwenden.
Mit Regina besuchte ich in Marseille eine Santonnière. Wir durften ihr beim Bemalen der Figuren über die Schulter schauen.
Die meisten Krippenfiguren werden heute in Serie in geformt, mittels einer Hohlform, die man immer wieder verwendet, sodass viele identische Kopien entstehen. Die Erstellung dieser Form, des Prototyps, ist der grundlegende schöpferische Teil der Santon-Produktion.
Die Krippenfiguren gibt es vorwiegend in drei Grössen, die kleinsten sind ein bis
drei cm hoch. Ein traditioneller “Santon” hat Daumenlänge. Die grössten Figuren, die oft auch richtig bekleidet sind, erreichen 18 bis 20 cm.
Die serienmässige Herstellung beginnt also mit dem Pressformen des Tons in den beiden Formhälften. Die Figuren werden nach einer ersten Trockenphase, wenn sich der Ton von den Rändern zu lösen beginnt, aus der Form genommen. Zwei oder drei Wochen später werden die Rohlinge gebrannt. Die abgekühlten Figuren werden nach einem genau festgelegten Verfahren bemalt. Zuerst werden die hellen Farben aufgetragen, dann die dunklen, und dies von oben nach unten.
Die meisten Santonniers verwenden wasserlösliche Farben, die sie selber traditionsgemäss mit natürlichen Pigmenten und mit Gummiarabikum als Bindemittel anrühren.
Im Atelier Arterra mitten in der Altstadt von Marseille beispielsweise legt man grossen Wert auf die Bewegung der Figuren, sowohl bei den Grundformen, die, wenn sie aus der Form kommen, von Hand nachmodelliert werden, und beim Bemalen. Sie sollen nicht statisch wirken.
Die Augen der Figuren werden beispielsweise minuziös mit mindestens drei Farben für Iris, Pupille und das Weisse des Auges und den weissen Lichtpunkt im Auge gemalt, und die Figuren müssen klar in eine erkennbare Richtung schauen. Das Ergebnis ist, dass die kleinen Leute rund um die Krippe wie ein lebendiges Volk in Bewegung wirken.
Santons sind ideale Geschenke, die man heute auch über Internet auslesen kann. Sie eignen sich auch für Kinder, die jedes Jahr eine neue Figur erhalten und so langsam ihre eigene Krippe aufbauen – und diese Kindern und Enkeln weiter geben können.
Traditionell bildet der Abbau der Krippe am 2. Februar, an Mariä Lichtmess, den letzten provenzalischen Weihnachtsbrauch im Jahr.
Den Erwachsenen stellt das Kind vor Augen, zeigt ihnen die Krippe, das Stroh, die Windeln, damit die bedeutenden und klugen Leute wie Kinder werden, denn dies ist die größte Weisheit.
Stefan Wyszynski, 1901 – 1981
Musik
In Südfrankreich höre ich am liebsten Musik von Charles Gounod.
1. Sinfonie von Charles Gounod
2. Sinfonie von Charles Gounod
Cäcilienmesse von Charles Gounod
Tipp von Kathrina
“La Pastorale des Santons de Provence“ von Yvan AUDOUARD. Kann man auf youtube hören. Eine musikalische Geschichte, wo jeder das Weihnachtswunder auf seine Art, in seinem alltäglichen Umfeld, erlebt.
Informationen
Santons Arterra Besonders schön sind die weissen Figuren
Marseille Tourisme
Ich danke Susanne Zürn-Seiler für das Organisieren der Reise mach Marseille, Regina für die Begleitung und Elisabeth für ihre Gastfreundschaft in Sanary.
Ritanna
Gerade komme ich vom frühmorgendlichen Rorate Gottesdienst zurück, dem ein willkommenes Frühstück für alle Gottesdienstbesucher folgte, sehe diese lebendigen Santons ausgewählt von dir Regula. Eine wohlige Wärme Geborgenheit und volles Leben strahlen sie aus. “Genau richtig für diese Zeit, nebst Hektik, Pflutsch und Schnee.”
Die Sonne Südfrankreichs ist in ihnen eingehaucht und strahlt in meinen Augenblick.
Unglaublich Regula, wie viele kostbare Schätze Du sorgsam aufbewahrst und uns
damit immer wieder eine neue Dimension, ein neues Land, ein neues Glück aufzeigst, das sich lohnt zu erreichen. Danke.
Kathrina
Liebe Regula,
interessant! Ich habe ja auch schon in den 70er-Jahren die ersten Santons gekauft in der Provence. Und ausgerechnet heute, wo dieser Blog erscheint, habe ich mit den Schaffhauser Autorinnen und Autoren eine Adventslesung in Schaffhausen. Meine Geschichte heisst: “Die verspäteten Weihnachtsgäste”- und handelt von Santons!!
Es gibt auch eine spezielle Musik: “La Pastorale des Santons de Provence” von Yvan AUDOUARD. Kann man auf youtube hören. Eine musikalische Geschichte, wo jeder das Weihnachtswunder auf seine Art, in seinem alltäglichen Umfeld, erlebt.
Schöne Zu-Fälle, die glücklich machen!
Herzlich Kathrina