Julbock

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Der Julbock gehört in Schweden, in ganz Skandinavien, zur Weihnachtszeit. Er besteht aus Stroh und stellt einen Ziegenbock dar.

Das ist mein Julbock.

Auf einem Flohmarkt, Loppis, auf Öland, erstanden wir einen Julbock für 2 Euro.

Er war etwas zerfleddert – und bekam zuhause eine Auffrischungskur.

Während meine Weihnachtsmäuse dem Bock gut zusprachen, entfernte ich die beiden alten, roten Bänder und band das offene Bein mit einer Hanfschnur zu. Ob er meinen Mäusen wohl etwas aus seinem langen Leben erzählt hat?

Schliesslich stand er geschmückt mit einem roten Band mit weissen Tupfen da.

Er scheint richtig stolz zu sein.

Kleine Julböckchen machen sich gut als Deko.

Foto: Claudia Künzi, www.getreidedeko.ch

Einen riesigen Julbock schufen Claudia und Ruedi Künzi in Maschwanden, die mit Getreideprodukten gestalten und handeln.

Foto: Wolfgang Sauber, Bunge Museum auf Gotland.

Seinen Ursprung hat der Julbock in der nordischen Mythologie. Er war ein Symbol für die Fruchtbarkeit der Erde, daher wird er aus Stroh, also aus Getreide hergestellt. Man betrachtete ihn als Verkörperung des Donnergottes Thor. Thors Wagen wurde von zwei Böcken gezogen.

Im 19. Jahrhunderts zogen Kinder oder Jugendliche in der Vorweihnachtszeit verkleidet von Haus zu Haus, wobei eine Person den Julbock darstellte. Sie sangen Lieder und bekamen dafür Essen und Trinken.

Foto: Paebi, Wikipedia

In meinem Nachbardorf Ottenbach gibt es den Brauch des Spräggelen. Eine Schnabelgeiss besteht aus einem Umhang aus einem Leintuch, aus dem der Schnabelkopf mit Hörnern herausschaut. In allen Strassen und auf allen Plätzen des Dorfes sind die furchterregenden Gestalten anzutreffen und klappern zu hören.

Nach den skandinavischen Sagen stellte man sich den Julbock als eine Art Dämon vor, ein Wesen mit Hörnern, das einer Ziege glich.
Er soll sich im Sommer in den Bergen versteckt haben, zur Adventszeit näherte er sich dann immer mehr den Dörfern und Höfen und drang dann schließlich am Heiligabend in die Häuser ein. Seltsame Lichterscheinungen begleiteten seine Ankunft. Er liess sich im Haus, in der Nähe des Ofens nieder, wo er am weihnachtlichen Leben und vor allem am Essen teilnehmen durfte.

Auch der Teufel hat einen Ziegenbockfuss. Der Ziegenbock wird oft, beispielsweise in der Sage von der Teufelsbrücke am Gotthard, mit dem Teufel in Verbindung gebracht.
Das kommt wahrscheinlich vom Jom Kippur, dem wichtigsten jüdischen Fest. In den Anweisungen zum Festritus wird gesagt, dass ein Bock, der symbolisch mit den Sünden des Volkes Israel beladen ist, in die Wüste gejagt werden soll – der sprichwörtliche Sündenbock.

Eine andere Theorie besagt, dass es in früheren Zeiten Tradition war, an Weihnachten eine Ziege zu schlachten.

Fotograviert bei Claudia Künzi, www.getreidedeko.ch

Trotz der Vorstellung als Dämon galt der Julbock aber auch als Glücks-und als Fruchtbarkeitssymbol. Manchmal stellte man an Weihnachten einfach einen Julbock aus Stroh unter den Tisch und liess ihn symbolisch am Weihnachtsessen teilnehmen, was dann Glück bringen sollte.

 

Später entstand der Brauch, dass sich eine Person an Weihnachten als Julbock verkleidete und den Kindern die Geschenke brachte. Interessant ist, dass der finnische Begriff, „joulupukki“ sowohl Weihnachtsbock als auch Weihnachtsmann bedeutet. In Finnland sind also der Weihnachtsbock und der Weihnachtsmann ein und dasselbe.
Heute dient der Julbock in Schweden einfach als Weihnachtsdekoration und er ist überall auf schwedischen Weihnachtsmärkten zu finden.

Gävlebock, 2003, Foto: Christian Gidlöf

Erwähnenswert ist der Julbock von Gävle. Jedes Jahr wird ein riesiger Julbock aufgestellt, 13 Meter hoch und 7 Meter lang, mit einem Gewicht von 3,5 Tonnen.

Wir haben das liebliche Christkind, das den Christbaum und die Geschenke bringt – viel poetischer als ein alter Ziegenbock.
Und trotzdem habe ich meinen Julbock vom Loppis auf Öland lieb.

Philosophen sind wie der Weihnachtsmann:
Sie bringen den Menschen die schönsten Geschenke
wie Wahrheit, Vernunft und Sinn, doch keiner glaubt an sie.

Sophia Elisabeth Gerber

Informationen
Spräggele in Ottenbach – Artikel von Bernhard Schneider

Dank
Ich danke Eva, dass sie noch ein paar Minuten vor meiner Abreise aus Öland mit Sanna und mir zum Loppis spazierte und mir den Julbock schenkte.

Musik
Ich habe eine Komponistin entdeckt: die Schwedin Laura Netzel.

Laura Netzel wurde als Laura Constance Pistolekors zwar in Finnland geboren, lebte aber seit ihrem ersten Lebensjahr in Schweden.
Sie erhielt früh Klavierunterricht, sowie Unterricht in Gesang und Komposition.
1866 heiratete sie den Arzt Wilhelm Netzel, konnte aber trotzdem ihre musikalische Berufung weiterführen. Als Komponistin trat sie 1874 mit 35 Jahren unter dem Pseudonym N. Lago in Erscheinung.
Laura Netzel gilt als eine der Pionierinnen der nordischen Frauenbewegung. Mit der Gründung eines Frauenhauses setzte sie sich aktiv für den Schutz von Frauen ein. Sie gründete zudem ein Kinderkrankenhaus und war eine der ersten Unterstützerinnen des Freilichtmuseums in Skansen bei Stockholm.

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  1. Rita Anna Staubli-Eichholzer

    Ganz neu für mich der “Julbock”, vom Norden her. Der Luzia Lichterkranz am 13.12. kommt ebenfalls vom Norden. Woher wohl der “Barbara Zweig” ist? Also ist der Dezember ein kulturell wichtiger Monat.
    Und, gerade jetzt erlebt der Norden, Insel von Island die Vulkan Schneise Ausbruch.
    Ich spinne die Gedanken weiter; der Julbock ist so etwas wie der Geissbock bei uns am Gotthard auf der Teufelsbrücke, einer der dem Dämon trotzt, oder überlistet.

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