In den letzten Monaten schrieb ich eine Artikel-Serie für unsere Lokalzeitung “Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern” mit dem Titel “lokal – nachhaltig – innovativ”.
Im Rahmen dieser Serie lernte ich faszinierende Menschen kennen, so auch Christa Falkensammer, die auf dem elterlichen Hof Bier und Spirituosen, insbesondere auch Tschinn, produziert.
Die Idee hinter meiner Serie: Vor der eigenen Haustür beginnen. Jeder und jede kann einen Beitrag zu einer besseren Welt leisten – und für sich und andere mehr Lebensqualität schaffen.
Viele Leute sind heute bereit, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, um Produkte zu kaufen und Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, die ihren persönlichen Werten entsprechen. Dazu muss man die Möglichkeiten in der Region kennen.
Bisher erschienen einige Artikel zu den Themen lokale Besenbeizen, Hofläden, Second-Hand-Geschäfte, lokale handwerkliche Produkte, Upcycling/Repair und innovative Nischenprodukte.
Klar, Gin schreibt man G I N. Nun geht es aber um Tschinn.
Auf dem Hof Allenwinden in Kappel wird gebraut und gebrannt.
Bier, Kappeler Klosterbier, und diverse Spirituosen.
Seit zwei Jahren auch Gin, der sich so nicht nennen darf. Christa Falkensammer erzählt: «Ich bin Mitglied im Verein Aemtlerchorb, der Geschenkkörbe mit Produkten von Bauernhöfen aus der Region zusammenstellt. Eines Tages kam die Idee auf, ein gemeinsames Produkt zu machen.
Nach diversen Vorschlägen kam mir plötzlich die Idee eines Gins, da es auf jedem Bauernhof ein Kräutchen gibt, ein Botanical, das für Gin genutzt werden kann.
Auch den Basisalkohol kann man aus regionalem Obst herstellen. Wir haben Wachholdersträucher auf dem Hof – leider noch zu wenige und müssen zukaufen. Dies ist aber das einzige Botanical, das nicht aus dem Säuliamt stammt.“
Aemtler Tschinn – warum nicht Gin? „Der Name Gin darf gemäss EU-Verordnung nur verwendet werden, wenn für den Basisalkohol Ethylalkohol von mindestens 96 Volumenprozent verwendet wird. Solch hochprozentigen Ethylalkohol können wir mit unseren Anlagen nicht herstellen. Wir verwenden eigenen Obstbrand als erstklassigen Basisalkohol. Wir nennen unser Produkt nun “Tschinn”, um nicht gegen die EU-Verordnung zu verstossen.
Von der Sensorik her unterscheidet sich der Aemtler Tschinn nicht sehr von anderen Gins. Der Obstbrand wird so hoch raufdestilliert, dass er fast neutral ist, genau wie 96 volumenprozentiger Ethylalkohol.“
Sie denkt nach und ergänzt: „Deshalb ist unser Tschinn eigentlich hochwertiger, weil wir dafür regionales Obst verwenden.“ Das fertige Produkt wird am Schluss auf Trinkstärke von mindestens 37 Volumenprozent runtergesetzt.
Neben dem klassischen Aemtler Tschinn bietet Christa Falkensammer den Tschinn auf Kirschbasis an. Er hat 2018 an einer der grössten Craftspirit Messe in Europa eine Silbermedaille gewonnen.
Die berufliche Laufbahn der vierfachen Mutter Christa Falkensammer ist interessant: Von der Hotelfachschule über das Wirtschaftsinformatikstudium zu verantwortungsvollen Jobs im Bereich IT-Sicherheit und schliesslich zurück auf den Bio-Hof der Eltern, und nun zur Produzentin von Aemtler Bier und Spirituosen der Spitzenklasse.
Der Bio-zertifizierter Landwirtschaftsbetrieb ging 2020 von Vreni und Otto Ringger auf ihre Tochter Christa Falkensammer über.
Die vierfache Mutter führt heute den Hof zusammen mit ihrem Mann.
Das Paar erweiterte die Palette der Produkte mit Honig, Obst und Obstverarbeitung in Form von Most, Konfitüren und Spirituosen.
Die Eltern unterstützen ihre Tochter beim Brennen, in der Landwirtschaft und der Obstbaumpflege sowie bei der Kinderbetreuung und bei der Gartenarbeit.
Vater Otto Ringger begleitet den Brennprozess.
Er heizt den Brennofen mit Holz.
Die hohe Kunst der Destillation beinhaltet auch, die geschmacklich minderwertigen und teilweise sogar gesundheitsschädlichen Teile der Destillation vom begehrten Mittellauf abzutrennen. Der Vorlauf fällt nicht nur durch seinen beissenden Geruch auf, sondern enthält zudem gesundheitsgefährdende Stoffe wie Äthylacetat oder Methanol. Der Nachlauf ist zwar nicht gefährlich für die Gesundheit, zerstört jedoch durch den hohen Anteil darin enthaltener Fuselöle das Aroma.
Von 2018 – 2020 wurde der leerstehende Kuhstall gemeinsam mit Christof Eichenberger – einem passionierten Bierbrauer und Biologen – zur Bierbrauerei umgebaut. Seit Herbst 2020 wird in der Stallbraui das Kappeler Klosterbier hergestellt.
Erhältlich ist das Bier in der Region und im Hofladen auf Allenwinden.
Im Hofladen findet man neben Bier, Spirituosen und Honig saisonal Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Pflaumen, Mirabellen, Baumnüsse, Kartoffeln, Kürbisse und Hühnereier.
Manchmal überrascht Christa Falkensammer ihre Kundschaft mit limitierten Produkten wie Aroniasirup, Gewürzsalz, Konfitüren oder spezielle Teemischungen.
Es lohnt sich, einen Blick auf den Brennvorgang zu werfen.
Und sich von der zugleich einfachen und raffinierten Technik begeistern zu lassen.
Oder dem Hofladen einen Besuch abzustatten.
Nicht nur im Bezirk Affoltern im Kanton Zürich, im Säuliamt, gibt es Hofläden, wo innovative Bauernfamilien einzigartige Produkte anbieten.
Beinahe überall, wo Landwirtschaft betrieben wird, finden sich Angebote wie Fleisch und Wurstwaren, Schafwollprodukte, Pilze, Feuerholz, Blumen, Kräuter, Dekogegenstände – und jetzt auch Tannenäste und -bäume. Da weiss man, woher die Produkte kommen.
Das lustvolle Einkaufen kann man mit einem Spaziergang über Land und einem kurzen Schwatz mit den Hofladenbesitzern kombinieren.
Die Adventszeit ist eine Zeit, in der man Zeit hat,
darüber nachzudenken,
wofür es sich lohnt, sich Zeit zu nehmen.
Gudrun Kropp
Informationen
Hof Allenwinden
Aemtlerchorb
Musik
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Brockis im Amt
Dinge leben weiter
Reparieren statt wegwerfen
Hofläden
Kreativität
anna frick
sehr sehr spanend und interessant wird i de nöchschti ziit sicher go inegügsle gah schön das du die hoflade presentiersch👍👍👍
Rita Anna Staubli-Eichholzer
Was sagte der gelernte Bauer, jetzt Bundesrat Beat Jans – Bauern müssen Innovation erbringen. Siehe: die Jungen getrauen sich.