Murten Licht

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Letzte Woche besuchte ich Murten, machte den Licht-Rundgang durch das Städtchen und genoss ein Abendessen mit einer gigantischen Lichtshow im Hotel Bad Murtensee.

Erfolgreich haben die regionalen Tourismus-Organisationen mit den Lichtprojekten erreicht, dass auch in der Winterzeit viele Besucherinnen und Besucher anreisen.

Schaut man im Winter zum See hinunter, kann man nur erahnen, wie schön es hier im Sommer sein muss. Aber auch im Winter hat die Region einiges zu bieten – viel Licht in der dunklen Jahreszeit.

Murten ist eine deutsch- und französischsprachige mittelalterliche Stadt am Murtensee im Westen der Schweiz.

Murten kennen die meisten Schweizer in Zusammenhang mit der Geschichte. In Murten besiegten die Eidgenossen die Burgunder. Man lernte: “Karl der Kühne verlor in Grandson das Gut, in Murten den Mut und in Nancy das Blut“. Schon damals gab es das Schloss. Wenn es erzählen könnte!

Im Gefängnisturm des Schlosses findet man die dritte Station des “Circuit secret”, des Lichtrundgangs.

Licht fällt eigentlich erst im Dunkeln auf. Die sechs Licht-Räume des Rundgangs befinden sich also in absoluter Dunkelheit. Und dann erst kommt Licht!
Von Lichtinstallation zu Installation führt  ein Nachttier, eine Eule.

Um die geheimnisvollen Räume betreten zu können, braucht es einen Schlüssel. Diesen bekommt man von einer netten Dame im Museum Murten, der ersten Station, ausgehändigt. Bei der letzten Station wirft man den Schlüssel in einen Briefkasten.
Die erste Herausforderung bei jeder Station ist des Finden und Öffnen das Schlosses.

Im Museum Murten werden archäologische Fundstücke und eine Multimediaausstellung zur Lokalgeschichte präsentiert.
Die Eule führt hier in einen kleinen, dunklen Raum, wo Nachttiere unterwegs sind.

 

Die Schweizer Künstlerin Camille Scherrer widerspiegelt mit ihrem Werk den Dialog zwischen neuen Technologien und dem Schweizer Kulturerbe. Sie liebt es, magische Momente zwischen Realität und Virtualität zu schaffen.

Die zweite Station findet man unterhalb des Schlosses neben dem Mueseum und der alten Mühle. Man tritt in einen Kubus ein und meint, mitten in einem Kaleidoskop zu stehen. Die Show symbolisiert das Licht der Unendlichkeit, das mittels Spiegelns der Spiegel der Spiegel der Spiegel unendlich scheint. Man denkt unweigerlich an Mani Matter und sein metaphorisches Gruseln.

Und nun kommt man ins Gefängnis – genauer gesagt in dessen Sanitäre Anlagen.

Hier scheint eine Rückeroberung durch die Natur stattzufinden. Man erhält eine Taschenlampe mit verschiedenen Farbfiltern, um sich zwischen Lavabos, Duschen und Toiletten zurecht zu finden. Betitelt ist diese Installation mit “Das Licht in der Dunkelheit”.

Man geniesst bei Regen ganz besonders die Arkaden der Zähringerstadt.

Hier weist die Eule in einen Keller, wo rote Fäden gespannt sind, die aus einem Gewirr, das an eine Herzform erinnert, im Raum vernetzt sind. “Das innere Licht” soll zu den aktuellen Zeiten der Ungewissheit einladen, Gefühle und Beziehungen zu reflektieren und sich an die Menschen zu erinnern, die man vermisst oder gar verloren hat.

Beim Spazieren durch die Altstadt, geführt von der Eule, betrachtet man auch gern die vorweihnachtlichen Dekorationen.

Viele Häuser haben Abgänge in den Keller.

Es ist gar nicht so einfach, diese Türe aufzuschliessen. Aber es lohnt sich, denn im Keller befindet sich eine Anlage, wo erlebt werden kann, wie Lichtstrahlen, durch Glas geführt, gebrochen werden und farbige Strahlen entstehen. Mittels Kurbeln lassen sich diese immer wieder neu zu Spiegeln und Glaswürfeln führen. “Homo ludens”, der spielende Mensch, erwacht hier und packt Besucher jeden Alters.

Wer wieder hinaustritt, hat ein Lächeln auf dem Gesicht. “Das kristallisierende Licht” weckt die Neugier und die Entdeckerfreude.

Den Schluss des Rundgangs findet man bei den alten Feuerwehrgebäuden – heute mit “Feuermehr” angeschrieben. Dieser Eventraum ist gross. Die Wände werden zum Leben erweckt, in der Mitte spiegelt ein Teich das Lichtspektakel.

 

Der Murtner Adrian Scherzinger erzählt eine Geschichte mit dem Titel “Das Licht der Träume”. Er lässt die Besucherinnen und Besucher sich an einen Teich setzen. Sie lauschen den Klängen der Natur und schlafen ein. In diesem Moment übernimmt das Unbewusste die Kontrolle über die Gedanken und lässt in eine Welt des Lichts eintauchen – in Jahreszeiten, in Wetterlagen, in Elemente.

 

Hier endet der Rundgang. Er macht Freude, aber auch nachdenklich, und weckt die unterschiedlichsten Gefühle.

Das Spazieren im Regen macht auch Hunger, der uns ins Hotel Bad Murtensee führte, wo wir übernachteten.

Zum Nachtessen trafen wir uns in einem Saal mit sieben Tischen.

Das Porträt an der Wand zwinkert plötzlich mit den Augen. Die Einrichtung des Raumes erinnerte an einen Raum in einem englischen oder französischen (Spuk)Schloss.

Die Tische sind bereits gedeckt. Aufmerksame Betrachter realisieren, dass die Teller die Falten des Tischtuches aufnehmen. Seltsam.
De facto ist es ein schneeweisses Tischtuch. Das Muster des Tischtuches und die Teller sind darauf projiziert.

An den Wänden manifestieren sich die vier Elemente – passend zu vier lukullischen Gängen – plus Nebel zum Dessert. Selbstverständlich wurde auch eine vegetarische Variante serviert.

Beim Wintergarten scheint man die Feuchtigkeit in der Luft zu spüren.

 

Es krabbelt an den Wänden.

Und auf dem Tischtuch!!!! Ameisenstrassen führen in Richtung des Gemüses und eine fette Schnecke kriecht schnell auf den Teller zu.

 

Regen bricht los und überschwemmt alles.

 

Wir landen unter Wasser, schauen einem Hai ins Maul …

…und einem Tintenfisch in sein Linsenauge – mitten auf dem Tisch.

Fisch wird serviert.

 

Und dann bricht Feuer aus.

Der Hauptgang wird serviert.

Noch schaut man aus Tropfsteinhöhlen auf Murten.

Alles wird leicht.

Auch der Käse und die Honigwaben sind leicht.

Ein Urnebel wabert.

 

Und schliesslich wird das ganze Dessert eingenebelt.

Ein traumhaftes Essen voller Erlebnisse für alle Sinne ging zu Ende. Wie viel Arbeit in der Planung und Realisierung des Projektes in den Bereichen Technik und Gastronomie stecken, kann man nur erahnen – und von Herzen wertschätzen.

Im Licht kann man kein Dunkel sehen. 
Im Dunkeln aber Licht.

A. Michael Bussek

Informationen
Freiburger Tourismusverband
Circuit Secret Murten Licht mit Schatzsuche für Kinder
Hotel Bad Murtensee
«Dine & Light»
Museum Murten

Man darf auch schon vor Weihnachten schenken, beispielsweise zwei Tage Murten und seine Region. Mit Übernachtung und Nachtessen im Hotel Bad Murtensee.

Es folgt noch ein Blogbeitrag aus dieser Region – über die Krippen von Estvayer-le-Lac. Das kann man wunderbar mit Murten kombinieren. Auch die Stadt Freiburg ist immer mal wieder eine Reise wert.

Murten Lichtfestival
Vom 17. bis 28. Januar 2024 von 18 Uhr bis 22 Uhr

Dank
Ich danke Céline Brügger und dem ganzen Team des
Freiburger Tourismusverbandes für die super Organisation und Céline für die herzliche, flexible Begleitung. Du bist eine wunderbare Gastgeberin!

Musik
Berceuse de Noël (Arr. J. Bovet)
Lumière
Lumière Dirk Maassen
Det bedste af Light Academia klassisk musik
Lichtmess! Lichtmess!
Suisse Romande Plays Classical Christmas Music

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  1. susi schildknecht

    Wunderschön beschrieben, liebe Regula! Da will man gleich packen und nach Murten reisen… Ich freue mich, dass Du es genossen hast und nun Deiner Blog-Leserschaft Appetit machst!
    Herzliche Grüsse und weiterhin schöne lichtvolle Adventstage!
    Susi

  2. Rita Anna Staubli-Eichholzer

    Liebe Regula, Du zeigst uns so wundervolle geheime Verstecke, darin Blicke wie Juwelen. Im Sommer steigt man auf die Stadtmauer von Murten, der Blick geht in de Ferne, man ahnt nicht was da alles noch verborgene Schätze zu entdecken sind.

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