Jugendherbergen Brugg und Schaffhausen

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… alt werden kann ich später. So heisst mein Blog. Das heisst für mich, neugierig und offen zu bleiben und Dinge zu tun, die eine “alte Dame mit jungem Hund” üblicherweise vielleicht nicht tut, die aber Spass machen.

So habe ich zwei Nächte in je einer Jugendherberge verbracht. Links Blick aus meinem Zimmer in der Jugendherberge Schaffhausen, einem Schloss, rechts aus der Jugendherberge Brugg, eher einer Burg.

“Massenschläge” mit muffigen Wolldecken, karierte Kopfkissenbezüge, trockenes Schwarzbrot mit Vierfruchtconfi zum Frühstück, Waschräume mit Edelstahlbecken in einer Reihe, strikte Hausregeln und frühe Nachtruhe. Alte Zöpfe von gestern!

So ist es nicht mehr! Jugendherbergen sind Orte, wo sich auch alleinreisende ältere Semester wohlfühlen können. Zahlreiche Jugendherbergen bieten heute auch Familienzimmer oder kleinere Räume für Paare oder Einzelpersonen zu moderaten Preisen, die teilweise über eigene Lavabos, oft eigene Bäder und Toiletten verfügen.

Die Jugendherbergen feiern 2024 ihr 100-jähriges Jubiläum. Der Schweizer Verein mit rund 50 Betrieben und aktuell 6139 Betten, hat 70’000 Mitglieder und gehört zum internationalen Verband Hostelling International. Weltweit nennt man diese kostengünstigen Hotelleriebetriebe Youth Hostels.  Das Konzept entstand im frühen 20. Jahrhundert, um jungen „Wandervögeln“ kostengünstige, sichere Unterkünfte zu bieten.

1924 gründeten rund 70 Vertreter von Jugendverbänden im „Mädchenklub Gartenhof“ in Zürich die „Zürcherische Genossenschaft zur Errichtung von Jugendherbergen“. Ende Juli 1924 bestanden bereits 12 Herbergen und 4 Unterkunftsmöglichkeiten mit Übernachten auf Heu.

Ab 1926 stieg die Zahl der Herbergen auf 208. Im Kriegsjahr 1940 übernachteten nur noch 91 Ausländer in Jugendherbergen, während 135’000 Schweizer Gäste, davon rund ein Viertel Soldaten, Jugendherbergen nutzten.

“Die Schweizer Jugendherbergen passen sich den Bedürfnissen der Reisenden stetig an. Doppelzimmer verfügen meistens über eigene Dusche/WC. In den Privatzimmern sind Handtücher auf den Zimmern”, betont Nina Wild, .

Geschlafen wird auch heute noch in Mehrbettzimmern. Diese Angebote werden insbesondere von Schulklassen und Gruppen wie Vereinen genutzt. In Schaffhausen hatten Sanna und ich ein Zimmer mit drei Betten und Lavabo für uns allein.

In Brugg schliefen wir allein im Philosophenstübchen: Etagenbett und Lavabo. Mit dabei ist immer Sannas Decke.

Die Betten bezieht man selbst mit zur Verfügung gestellter Bettwäsche.

Kulinarisch haben Jugendherbergen heute einiges zu bieten. Inbegriffen ist immer das reichhaltige Frühstück. In Brugg gibt es zum Frühstück gleich auch die Wetterprognose.

Zur Verfügung stehen verschiedene Aufenthaltsräume und auch ein Blick in die blitzsaubere Küche ist gestattet.

Auch die Küche in Schaffhausen darf sich sehen lassen.

Beim Reinschauen in die Waschküche bekomme ich ein strahlendes Lächeln geschenkt.

Auch in Schaffhausen ist das Frühstück frisch und verlockend präsentiert.

Sanna und ich begannen hier den Tag mit dem Frühstück im lauschigen Schlosshof unter 400 Jahre alten Platanen, zusammen mit friedlich spielenden Kindern und plaudernden Erwachsenen. Diese Stimmung ist anders als im Hotel, wo man meistens bedient wird. Aber so kommt man in Kontakt mit anderen Gästen, wenn man dies möchte. Ich fühle mich wohl, wenn es herzlich und unkompliziert ist.

In beiden Jugendherbergen habe ich auch die Abendmahlzeit genossen. Man bedient sich selbst an einem Buffet.

Auch für Vegetarier ist gesorgt.

Ein Lunch-Paket oder abendliche Gruppenverpflegung ist in vielen Jugendherbergen auf Bestellung erhältlich.

 

Beide Jugendherbergen bieten viel Raum zum Spielen im Freien, beispielsweise einen Jöggelikasten und eine grosse Wiese für Ballspiele.

Nach den allgemeinen Informationen zu beiden Jugendherbergen berichte ich nun über unseren Aufenthalt in Brugg.

Sanna war bei der ersten Übernachtung in Brugg sechs Monate alt. Sie lernt bei unseren Reisen viel Neues. Beispielsweise in Brugg, dass Gänse sie durch den Drahtzaun in die Wange kneifen können.

Ich wollte es mit “Auswärtsschlafen” in der Nähe von unserem Zuhause ausprobieren – ich hätte locker in der Nacht von Brugg heimfahren können.

Herzlich begrüsst wurden wir von Saba Krezborn. Es hatte an diesem Abend keine Schulklassen, nur drei Familien mit je einem Elternteil zu Gast, die über die Offenheit der Kinder schnell in Kontakt kamen.

Wir bekamen ein Zimmer mit Balkon auf den Burghof.

Zum Abendessen lud ich meine Freundin Daniela zum Essen in der Jugendherberge ein, sie wohnt nur einen Katzensprung entfernt. Wir genossen das Essen und beschlossen den Abend mit einem Glas Wein zusammen mit Saba, die uns aus ihrem eng mit Jugendherbergen verbundenen Leben erzählte: “Ich bin ein Jugendherbergekind”. Bereits ihre Eltern waren ein Jugendherberge-Leitungsteam.

Saba ist im Sommer in Brugg, im Winter kann die Burg nicht beheizt werden – ihre wunderschöne Wohnung schon. Saba arbeitet dann an verschiedenen Orten. Im Sommer zählt sie ihre Arbeitsstunden nicht, sie tut einfach, was getan werden muss.

Das geht von der Arbeit an der Rezeption und in der Küche über die Hauswirtschaft bis zum Rasen mähen.

Sie sieht ihre Jugi als Begegnungsort, wo alle herzlich willkommen sind.

Gern gibt Saba auch Empfehlungen zu Besuchen in der Umgebung ab.

Wo früher Römer und Habsburger wohnten, findet man heute ihre Spuren:  im nahen Vindonissapark, im Amphitheater, im Museum in Brugg und auf dem Schloss Habsburg. Saba empfiehlt die Brückenwanderung durch das einzigartige «Wasserschloss», dem Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat oder Velotouren durch die Rebenlandschaft.
Ein Spaziergang durch die Altstadt verlockt zum gemütlichen Shoppen.

Die Aare fliesst gleich bei der Herberge vorbei, man kann auch mit einem Kanu zum Übernachten anpaddeln.

Beim Morgenspaziergang der Aare entlang sahen Sanna und ich einen Biber gelassen vorbeischwimmen.

Es lohnt sich, früh aufzustehen, dem Gesang der Vögel zu lauschen und sich mit anderen Hundehaltern auszutauschen.

Empfehlen kann ich einen Besuch des nahen Wasserschlosses.

Eine wunderschöne Wasserlandschaft!

Sanna ging schwimmen.

Ich bekam sogar eine Wurst vom Grill angeboten.

Im Vindonissapark kann man in die Welt der römischen Legionäre eintauchen -samt Legionärsbier.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass man sich für eine grössere Arbeit am Computer sogar etwas länger im Philosophenstübli einquartieren kann. Man müsste sich um keinen Haushalt kümmern und ist gleich in der Natur und nah beim Schwimmbad.

So, beschränkt auf das Notwendigste, würde man sich konzentrieren können – wenn man sich nicht durch allfälligen Kinderlärm stören lässt.

Und nun zur Jugendherberge Schaffhausen, die ich drei Wochen nach dem Aufenthalt in Brugg besuchte.

Unterwegs, beim Rheinfall, schaute ich hinauf zum Schloss Laufen, hier hatten wir mit unseren drei Kindern vor vielen Jahren auf einer Velotour übernachtet. Es war von 1946 bis 2019 eine Jugendherberge.

Wir kamen gegen Abend an.

Das Schlösschen ist umgeben von einem Park, der den Gästen zur Verfügung steht. Hier kann man die Kinder ohne Sorgen spielen lassen.

Im Schlosspark werden auch Eichhörnchen, Füchse, Fledermäuse und sogar ein Hirsch gesichtet. Die Jugendherberge befindet sich in einem schönen Einfamilienhausquartier. In den alten Bäumen wohnen 21 Vogelarten.

Auf dem Gelände der nördlichsten Jugendherberge der Schweiz liegt der Verkehrsgarten. Wenn kein Unterricht abgehalten wird, können kleine Gäste hier Rad fahren und spielen.
Sirko Meinhardt leitet die Jugendherberge Schaffhausen seit 13 Jahren, auch seine drei Kinder lieben es, hier mit ihren Velos Runden zu drehen.

Im Nebengebäude sind die Räder parkiert. Viele Gäste kommen mit dem Fahrrad, eine Velotour am Rheinufer entlang oder durch die nahen Rebberge ist eine tolles Ferienerlebnis.

Das Haus hat Geschichte. Hermann Hesse war hier gern beim Maler Hans Sturzenegger zu Gast.

In der Jugi findet man Werke von ihm.

Geschichtsträchtig ist auch dieser Schrank. Zu Vor-Handy-Zeiten war er die Telefonkabine. Ich würde gern hören, was über die Jahrzehnte von Gästen aus aller Welt gesprochen wurde.

Funktional eingerichtet sind die Aufenthaltsräume.

Am Klavier findet man die einzige Regel: “Beim Klavierspielen bitte Türe schliessen.” Sirko Meinhardt mag nicht viele Regeln. Keine Hausordnung sieht man an die Wände gepflastert, lediglich das Gebot der Nachtruhe ist verbindlich. Er setzt auf den Anstand der Gäste – und auf das Verantwortungsbewusstsein von Lehrpersonen.

Rund 40 Prozent der Gäste sind Schulklassen, 20 Prozent Vereine. Der Rest sind Einzelpersonen und Familien. Rund ein Drittel der Einzelgäste sind Seniorinnen und Senioren. Sirko empfiehlt, beim Anmelden mitzuteilen, dass man zu zweit nicht in einem Stockbett nächtigen möchte.

“Um eine Jugendherberge zu führen, braucht es Ausdauer, Kreativität, kaufmännische Kompetenzen, Handwerksgeschick… Hostel Manager sind klassische Allrounder, vom Klempner bis zum Psychologen”, ist sich Sirko mit Saba einig.

Der September ist der Lieblingsmonat von Sirko: “Die Blätter der Japanischen Mammutbäume sind dann so rot wie die Fensterläden.

Seinen Gästen schlägt er gern Ausflugsziele vor: Selbstverständlich den Rheinfall, die Altstadt, den Munot.

Ich bin begeistert vom Moser-Museum in Neuhausen.

Und ich liebe das nahe Stein am Rhein. Und sein Lindwurm Museum.

 

Ein Besuch bei Susanne und ihrem Shabby Chic-Paradies gehört dazu, wenn ich in der Region Schaffhausen bin.

Sirko wünscht seinen Gästen: “Lasst den Alltag zuhause, Erwachsene dürfen wieder Kinder sein. Und konzentriert euch in der paradiesischen Umgebung des Schlosses auf das Wesentliche.”

Gastfreundschaft besteht aus ein wenig Wärme,
ein wenig Nahrung und grosser Ruhe.

Ralph Waldo Emerson, 1803 – 1882

Informationen
Schweizer Jugendherbergen
Liste aller Schweizer Jugendherbergen
Jugendherberge Brugg
Jugendherberge Schaffhausen
Römerlager Vindonissa
Wasserschloss Brugg
Brugg Tourismus Stein am Rhein
Schaffhausen
Moser Museum Neuhausen
Stein am Rhein, Jugendherberge
Lindwurm Museum Stein am Rhein
Shabby Chic in der Nähe von Schaffhausen

Dank
Einmalmehr danke ich Daniel Predota von PrimCom Communications, der mich seit vielen Jahren inspiriert und professionell viele meiner Reisen organisiert hat.

Ich danke von Herzen Saba Krezborn und Sirko Meinhardt, zwei wunderbare Menschen, die Gastfreundschaft von Herzen leben. Ich habe die Gespräche mit ihnen genossen. Ich empfinde grosse Wertschätzung für ihre Begeisterung für ihren Beruf und wie sie ihre Werte – bescheiden und grossartig – im Berufsalltag realisieren.

Musik
Ursprünglich waren Jugendherbergen für “internationale Wandervögel” konzipiert. Bei der Musikauswahl nahm ich das Thema “Wandern” auf.
Laufen mit Hintergrundmusik
Das Wandern (Lyriks) – Schubert (by Jonas Kaufmann)
Schumann Wandern
Wanderlieder Potpourri German Hiking Songs Medley
Deutsches Volkslied – Mein Vater war ein Wandersmann
Migros Hiking Sounds
Hoch auf dem gelben Wagen

Podcast: Wandern in der Romantik

Buchtipp
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  1. Daniela

    Was für ein schöner, spannender Abend in Brugg! Ich habe das feine Nachtessen im lauschigen Garten und in bester Gesellschaft sehr genossen! Herzlichen Dank!

  2. Theresa

    Liebe Regula, ein Mal mehr vielen Dank für die kleine Auszeit, die du mir soeben geschenkt hast. Du kennst mich ja, ich scrolle immer zuerst zu deiner Musikinspiration und musste schmunzeln. Fast die selben Seiten habe ich besucht, weil ich bei meinem nächsten Einsatz in der Demenzgruppe auch das Thema Wandern gewählt habe. Herrlich!
    Stramme Grüsse, Theresa

  3. Daniel

    Mit welcher Leidenschaft Du solche neuen Ideen jeweils angehst – ich bin immer wieder beeindruckt. Und mit Sanna hast Du wohl einen Begleiter, der Dir in Sachen Neugierde noch einmal eine Schnauzenlänge voraus ist 😉

  4. Susanne Mauerhofer

    Die Jugis sehen verlockend aus! Warum nicht einmal als älteres, sich noch jung fühlendes Semester eine Jugi ausprobieren…

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