Samichlaus und Esel

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Rund um den 6. Dezember haben Esel zu tun. Sie helfen Samichlaus und Schmutzli bei den Besuchen bei den Kindern.

Die Eselfreunde teilen aber mit: “Wir können für den 6. Dezember nicht endlos ausgebildete und kinderliebende Esel aus dem Hut zaubern.”

Hans Baldung: Die Geburt Christi, 1520, Wikipedia

Wie würde die Weihnachtsgeschichte lauten, wenn es vor 2000 Jahren keine Esel gegeben hätte? Es war ein Esel, der Maria gerade noch rechtzeitig nach Bethlehem trug. Zu Fuss hätte es das heilige Paar kaum geschafft.

Im Krippenspiel ist der Esel keine Traumrolle, um die sich Kinder reissen.

Den Esel als Begleiter des Schweizer Samichlaus’ schätzt man eher, denn der Schmutzli kann ohne seine Hilfe weniger Geschenke tragen.

Das Image des Esels ist nicht besonders gut. Man spricht von der Dummheit der Esel. Nutzt den Tiernamen gar als Schimpfwort. Früher wurden Kinder in der Schule blossgestellt, indem sie als Strafe Eselsohren aus Pappe tragen mussten. Esel seien faul und störrisch.

 

Aber Esel sind weder dumm noch störrisch. Sie zeigen lediglich das typische Verhalten von Wüstentieren. «Zeit, mit diesen Vorurteilen aufzuräumen», meint Edith Müller, die sich seit über 35 Jahren für Esel einsetzt. «Esel sind klug und gutmütig. Ihre vermeintliche Sturheit ist ein Abwägen in gefahrvollen Situationen. Esel sind Wüstentiere, leben in Wüstenrandregionen, und sie sind auch keine reinen Fluchttiere wie Pferde. Sie würden schnell zur Jagdbeute, wenn sie kopflos davonrennen würden. So schnell sind die nicht.»

Esel dienen dem Menschen seit Jahrtausenden als Nutztiere. Ursprünglich waren Esel wie auch andere Haustiere Wildtiere. Sie lebten in den Wüstenrandregionen Afrikas, also in trockenen Gebieten. In Afrika gab es drei Unterarten, die Atlas-Wildesel, die Nubischen und die Somali-Wildesel. Lediglich die Somali-Esel existieren noch, meist in Zoos, wo man versucht, sie vor dem völligen Aussterben zu retten.

Es gibt auch Halbesel oder Pferdeesel, asiatische Esel, die vom Aussterben bedroht sind.


Den Unterschied zwischen Pferd und Maultier erkennt man gut.  Maultiere sind aber keine Halbesel, sie sind das Ergebnis der Kreuzung von Pferd und Esel.
Bildquellen beweisen, dass Esel bereits im alten Ägypten im Dienst der Menschen standen. Die Völker der Antike schätzten die Zähigkeit und Genügsamkeit der Esel, die viel länger als Pferde ohne Wasser und Nahrung auskommen können. Sie zogen Wagen und trieben Brunnen und Mühlen an. Ihr Ursprung in der Wüste erklärt ihr Verhalten und ihren Charakter. Sie kommen gut mit Hitze und Trockenheit zurecht und sind anspruchslos, was das Futter betrifft.
Auf die Alpennordseite kamen die Esel erst mit den Römern. Überall, wo es steile Wege gibt, waren Esel früher das wichtigste Transportmittel. Esel sind schmaler als Pferde und können auch auf den engsten Wegen im Gebirge sicher Strecken gehen.

 

Eselgehören zur Familie der Equiden, der Pferdeartigen, sind aber keine langohrigen Pferde.

Ordnung: Unpaarhufer (Perissodactyla)
Familie: Pferde (Equidae)
Gattung: Pferde (Equus)
Art: Afrikanischer Esel (Equus asinus)
Unterart: Hausesel
Esel werden nach ihrer Schulterhöhe in verschiedene Gruppen eingeteilt.
Zwerg-Esel: 80 bis 100 Zentimeter
Haus-Esel: bis zu 120 Zentimeter
Gross-Esel: grösser als 120 Zentimeter
Gewicht: Zwischen 80 und 450 Kilogramm
Esel werden bis zu 50 Jahre alt – in der Schweiz 16 Jahre!

Als Fellfarbe dominieren Grau und Braun in allen Schattierungen. Von ihren wilden Vorfahren haben viele Esel eine auffällige Streifung im Fell. Der Aalstrich auf dem Rücken und das Schulterkreuz in der Fellzeichnung gelten als klassisches Merkmal. Den weissen Rand ums Maul nennt man «Mehlmaul». Es gibt auch Fellfarben von scheckig bis weiss.

Selten sind weisse Esel, weisse Österreich-ungarische Barockesel, die vom Aussterben bedroht sind. Man findet sie beispielsweise im Burgenland. Diese mittelgrosse Eselrasse hat ein weissgelbes, «cremello» Fell und hellblaue Augen. Haut und Hufe sind wenig pigmentiert. Der Verein zur Erhaltung der Weissen Barockesel setzt sich für diese Rasse ein und betreut Eselhalter und Züchter.

Wenn keine Überfütterung stattfindet, sind Esel schlank. Die staksigen Beine leiden schnell bei Überbelastung. Mit seinen hohen Hufen ist er auf trockenen und harten Böden besonders trittsicher.

Die langen und beweglichen Ohren zeugen von einem sehr empfindlichen Gehör. Esel loten damit Geräuschquellen aus, bevor sie reagieren. Sie richten ihre Ohren nach den Geräuschquellen. Dabei stehen sie konzentriert still.

Frisches Gras steht nicht auf dem Menüplan der Wüstenbewohner. Esel knabbern gern an verholzten Stauden und Büschen, an Ästen von Fruchtbäumen und Brombeerranken. Sie sind eigentlich «Laubfresser».

Edith Müllers Herz schlagt seit rund 35 Jahren für Esel. Sie und ihr Mann Wolfgang nehmen Esel bei sich auf und vermitteln heimatlose und in Not geratene Esel an Menschen, die über die nötigen Kompetenzen in der Eselhaltung verfügen.

Ihre Esel werden auf trockenen Böden gehalten und dürfen täglich nur eine Stunde auf die Weide. Das feuchte Gras schadet den Hufen, weicht sie auf. Das wissen viele Leute nicht.

Gegen falsches Wissen rund um die Haltung von Eseln arbeitet Edith Müller mit der von ihr gegründeten Stiftung «Eselmüller Stiftung».
Sie erzählt: «Esel lernen schnell, und wenn man mit kurzen, einfachen Worten zu ihnen spricht, verstehen sie schnell, was man meint.

Esel schliessen auch Freundschaften untereinander. Was die beiden wohl miteinander kommunizieren?

Esel kommunizieren differenziert. Als Eselhalter gilt es, diese Ganzkörpersprache zu lernen. Aggressiv und bissig werden Esel nur, wenn man sie schlecht behandelt.» Auf dem Hof von Edith und Wolfgang Müller leben zurzeit vier Esel – jeder mit einer traurigen Vorgeschichte.

«Esel sind nicht gern allein.

Am liebsten leben sie in einer Herde. Sie vertragen sich auch gut mit Schafen, Rindern oder Ziegen.

Esel sind aber absolut nicht geeignet für das Hüten von Schafen. Sie spielen mit den Lämmern, was denen nicht bekommt. Esel sollen lediglich die Lasten des Hirten transportieren.»

Edith Müller pflegt nicht nur das Fell ihrer Tiere, sondern kümmert sich auch um die Gesundheit von Hufen und Zähnen.

Sie ärgert sich, wenn man Esel als dumm bezeichnet: «Deshalb werden sie von Menschen oft schlecht behandelt und geschlagen. Doch in Wirklichkeit haben sie nur ihren eigenen Kopf und ordnen sich nicht einfach unter. Esel sind sehr klug, tapfer und vorsichtig. In einer gefährlichen Situation bleiben sie erst mal stehen und überlegen, wie sie am besten reagieren, anstatt kopflos davon zu rennen wie ein Pferd.»

Mit Aufklärung will Edith Müller Tierleid mildern. Dazu bildet sie Interessierte zu Eselbotschaftern aus. Diese engagieren sich ausschliesslich ehrenamtlich für die Esel und deren Wohlergehen. Sie klären die Öffentlichkeit über Eigenschaften, Charakter, Bedürfnisse, Haltung und Fütterung der Esel auf und unterstützen die Suche nach geeigneten Plätzchen. In Notfällen verhelfen sie einem Tier zu einem temporären Pflegeplatz. Sie kommen in ihrer Region zum Einsatz, wenn ein Tierschutzvorfall vorliegt. Dazu ist es unabdingbar, dass sie Experten in der Haltung von Eseln sind und auf die Unterstützung von Spezialisten wie Tierärzte zählen können.


Edith Müller setzt wirksam bei den Jüngsten an. Edith Müller führt im Rahmen von Ferienpass-Thun mit Kindern eine Eselolympiade durch.
«Wir wollen nicht Kinder erziehen, aber sie zu ethischer und artgerechten Haltung, zu gesunder Fütterung und artgerechtem Umgang führen.» Nicht nur Erwachsene, auch Kinder können diverse Kurse bei Eselmüller besuchen und Botschafter werden.

Ducato ist 12 Jahre alt. Er schrie vor Langeweile allein im Stall und machte sich so unbeliebt. Auch heute noch tritt er vehement gegen die Stalltüre: Lasst mich raus!

Jetzt ist es Ducato zum Wälzen wohl!

Wenn man bedenkt, dass man einen Esel für rund 300 Franken erstehen kann, eine Tierarztkonsultation aber schnell mal 500 Franken kosten kann, wundert man sich nicht, dass die Verantwortung als Eselhalter manchmal zu wenig ernstgenommen wird.
Edith Müller kämpft dagegen und lebt das Sprichwort: «Liebe bringt selbst den Esel zum Tanzen.»

Ich habe auch in einer Nachbargemeinde zwei Esel besucht. Bei der Stiftung zur Weid in Rossau bei Mettmestetten. Das Café und der Laden der Stiftung sind neben den Eseln ein Ausflug wert.

Und mit Karotten bestochen.

Sie sind neugierig, die Eseldamen – und kussnah ist sogar mir zu nah. Huch, die Eseldame hat auch so fiese einzelne, lange Barthaare. Kenne ich doch. 🙁

Lacht die mich aus?

Ich habe mir immer vierbeinige Esel gewünscht – einer der vielen Wünsche, die auf der Lebensstrecke blieben. Wo ich mir einst eine Eselweide erträumt hatte, versperren längst Hausdächer die Sicht auf Rigi und Pilatus.

Aber ich habe geträumt, gewünscht… wenn ich aufhöre, sehnsuchtsvoll zu träumen, bin ich alt. Aber das kann ich später werden…

Wo die Pferde versagen, schaffen es die Esel.

Papst Johannes Paul II.

Informationen
EselMüller
EselMüller Stiftung
Stiftung zur Weid

Waggerl Esel-Geschichte zum Hören
Der störrische Esel
Dabei stiess ich auf Thomas Quasthoff. Sein “My way” hat mich berührt.
Ringelnatz-Gedicht
Weihnachtsabend, Theodor Storm
Geburt Christi, Rilke
Legende, Rilke
Ein Winterabend
Die gute Nacht, Brecht
Schenken, Ringelnatz
Advent, Rilke

Musik
Der Kuckuck und der Esel (Klavierfassung, Jazz)
Karneval der Tiere Esel
Der kleine weisse Esel
Mozart: W. A. Mozart – KV 560 – Canon: O du eselhafter Martin! in F major

Esel-Sound, Esel-Liebe

Esel Geschichten
Weihnachtsgeschichte aus der Sicht des Esels

Bilderbücher
Strupf wird Samichlaus-Esel von Peter Bergmann

Buchtipp

Esel – ein Porträt von Jutta Person
Störrisch, dumm und eigensinnig – die Eigenschaften, die dem Esel zugeschrieben werden, sind wenig schmeichelhaft. Und doch spielt kaum ein Tier in der Kulturgeschichte eine so bedeutende Rolle wie der Esel: Er steht für die geschundene Kreatur; auf ihm reitend zog Jesus in Jerusalem ein; Buridans Esel wurde zum philosophischen Paradigma, weil er vor zwei Heuhaufen verhungerte, zwischen denen er sich nicht entscheiden konnte. Jutta Person erzählt die erstaunlich reiche Geschichte dieses Lastentiers, betreibt eine Charakterologie des Esels, trifft seine Züchter und stellt domestizierte und wilde Eselarten sowie das Maultier vor. Nicht zuletzt zeigt sie, wie klug dieses vermeintlich dumme Tier mit den schönen Augen ist – und wie viel wir von ihm lernen können.

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Freundinnenreise nach Strassburg

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  1. Magdalena Pralong

    Ein interessantes, lernreiches und schönes Adventsfensterchen. Danke Regula.
    Liebe Grüsse, wo auch immer gerade bist.
    Magdalena

  2. Marianne Tschanz

    Schöner und interessanter Artikel Regula.
    Ich liebe die vierbeinigen Esel 🙂
    Liebe Grüsse Marianne

  3. frick anna

    wunder bari tier mitemene liebvolle und fridliche blick und wemmer epperem seit du bisch en esel denn isch das en kompliment das haisst mä hatt ruhe geduld und usdur und mues mit niemert es ranne mache❤️❤️

  4. Livia

    So eine schöne, informative Ode an diese schlauen Vierbeiner. Mit richtig herzig-lebhaften Bildern – man muss sie einfach mögen nach deinem Porträt! Und für die Eselweide ist es noch nicht zu spät…

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