Schaffhausen – ein Mann macht Industriegeschichte

Ein Museum ist so gut, wie es vermittelt und wie es wahrgenommen wird.
Das Moser Familienmuseum Charlottenfels in Schaffhausen wird hervorragend vermittelt – aber aus meiner Sicht zu wenig wahrgenommen.

Mandy Ranneberg kuratiert das Museum mit viel Fachwissen und Liebe zum Detail. Sie hat uns begeistert – und diese Begeisterung möchte ich teilen, weitergeben. Auf nach Neuhausen!

Uralte Geschichte, graue Vergangenheit? Nein! Viele Themen, die gestreift werden, sind hoch aktuell.

Ziel des kleinen, aber feinen Museums ist es, das Andenken an das Wirken von Heinrich Moser, 1805 – 1874, als Schaffhauser Industriepionier, Uhrmacher und Uhrenfabrikant und an seinen Sohn Henri Moser, 1844 – 1923, als Forscher, Reisender, Sammler und Diplomat zu erhalten und zu pflegen.
Vor allem aber gibt es einen Einblick in ein Stück Familiengeschichte und in eine wichtige Phase der Industrialisierung in Schaffhausen.

Berührt hat mich die spärlich präsente Geschichte der vier Töchter aus der ersten Ehe. Ein Zeichen der Zeit. Sie wurden verheiratet, wurden Mütter – sehr viel mehr ist bislang nicht bekannt.
Während ihr Bruder Henri als verwöhnter Herrensohn es sich leisten konnte, mit dem Geld des Vaters in jungen Jahren die ganze Welt zu bereisen und “Kulturgegenstände” anderer Völker nach Hause zu bringen, damit zu bluffen und sich später als Mäzen zu profilieren. Etwas salopp formuliert – gebe ich zu!


Anders die zwei Töchter aus der zweiten Ehe von Heinrich Moser. Sie suchten ihre Bestimmung und ihren Platz auf einem beschwerlichen Weg. Nach einer lieblosen Kindheit mit einer exzentrischen, kalten Mutter und ohne Vater studierten sie und versuchten, etwas in der Welt zu bewegen. Anders, als man es von reichen Töchtern erwartet hatte.
Die Geschichte der illustren Familie Moser ist hochinteressant, eine Geschichte in der Geschichte. Historisch interessant, aber auch im Bereich Psychologie, hatte doch auch ein gewisser Herr Freud aus Wien seine Finger im Spiel.
Neugierig geworden?

 

Es geht also im Museum um eine Uhrmacherfamilie. Vor allem um Heinrich Moser, der Schaffhausen wirtschaftlich aus dem Dornröschenschlaf geküsst haben soll.

Und es geht auch um die Chancen von Frauen und Männern aus reichen Familien – und darum, wie sich diese in den letzten beiden Jahrhunderten verändert haben.

Die Geschichte beginnt mit dem Schaffhauser Stadtuhrmacher Erhard Moser. Er machte nicht nur Uhren, sondern hielt auch die stadteigenen Uhren am Laufen. Sein Sohn Heinrich, geboren 1805, durfte schon als kleiner Junge mit, wenn der Vater die Uhren aufzog oder reparierte.

Er zeigte sich schon früh als gewiefter Händler, verklickerte als Schüler amerikanische Zierbohnen und erhandelte sich damit rund 100 Franken.
Er absolvierte seine Uhrmacherlehre beim Vater – oft vergisst man, dass echte Berufswahl in unserem Land noch keine lange Tradition hat. Söhne ergriffen meistens denselben Beruf wie der Vater, Töchter einen Mann.

Ab 1824 folgten die traditionellen Wanderjahre, statt nach Italien sollte es aber Richtung Jura gehen – so beschloss der Vater. In Le Locle entschied sich Heinrich Moser – heute würde man sagen “karrierebewusst” – eine umfassendere Zweitlehre zu absolvieren.

Danach zog es ihn nicht zurück in die von Dieter Wiesmann besungene “Blos e chlini Stadt”. Er wollte nicht “die alten Uhren ausputzen, die in Schaffhausen sind”.

Sein Ziel war Petersburg.

Er erreichte die Zarenstadt nach einer abenteuerlichen Reise. Er schrieb seinen Eltern nach seiner Ankunft, er sei angekommen, “ohne Geld und ohne Rausch”. Dies hinderte ihn aber nicht daran, umgehend im grossen Stil mit Uhren aus Le Locle zu handeln. Sehr erfolgreich!

Heinrich wollte ursprünglich die Werkstatt des Vaters übernehmen. Mandy Ranneberg erzählt: “Die Geschichte ist ein wenig komplex und noch nicht vollständig aufgearbeitet: Heinrich rechnete damit, die Stadtuhrenmacherstelle vom Vater zu übernehmen –  jedoch nicht mit dem frühen Tod des Vaters. 1829 weilte Heinrich in Russland, die Schaffhauser Mutter bewarb sich im Namen des Sohnes fürs Amt. Die Stadt entscheidet sich gegen Heinrich, was diesen verärgerte. Die Mutter verkauft die Werkstatt und somit hatte Heinrich keine Werkstatt mehr in Schaffhausen.”

Der Erfolg blieb ihm treu. 1829 – nach dem unerwarteten Tod des Vaters – gründete Heinrich in Le Locle eine eigene Produktion. Auch die Moser-Uhren waren für den russischen Markt bestimmt.

Zudem verliebte er sich in Charlotte Mayu, eine Holländerin, und heiratete sie 1831. Es war eine grosse Liebe, wie erhalten gebliebene Briefe bezeugen. Auch nach dem Tod seiner Mutter pendelte Heinrich Moser zwischen Le Locle und Petersburg.

Er eröffnete Niederlassungen an verschiedenen Orten in Russland.

Während das Fähnchen Nischni Nowgorod gerade noch auf der Karte Platz fand, musste Kuratorin Mandy Ranneberg den Wimpel für Irbit weit weg von der Karte mitten in die Wand einstecken.

Heinrich Moser erstand viel Land in Neuhausen bei Schaffhausen, um eine Villa mit einem Landgut – nach seinen eigenen Plänen – für seine geliebte Frau bauen zu lassen: Charlottenfels. Es sollte beispielsweise eine Streuobstwiese geben, auf alle Fälle Kirschbäume, denn seine Töchter liebten diese Früchte.
Im ganzen Museum zeigen sich die Liebe zum Detail, die verspielte Kreativität, die Handschrift der Kuratorin Mandy Ranneberg: Kirschen liegen auf den Plänen.

Von Charlottenfels aus sieht man die Stadt Schaffhausen – und wichtiger, von Schaffhausen sah man das grossartige Charlottenfels, die Villa und den Gutsbetrieb.

Foto: P.Lechien

1848 kehrte Heinrich Moser als erfolgreicher Grosskaufmann schwerreich nach Schaffhausen zurück. Nicht nur das Geld hatte er vermehrt, er hatte nun vier Töchter und einen Sohn, der Henri genannt wurde. 1850, noch vor Fertigstellung der Villa Charlottenfels, verlor Charlotte bei einem Kutschenunfall, erst 40-jährig, ihr Leben. Heinrich schloss sich verzweifelt ein, wollte niemanden sehen, man fürchtete um seine psychische Gesundheit.

Heinrich Moser setzte seine Trauer in Arbeit um.

Er gründete mit einem Freund die “Schweizerische Dampfboot-Actien-Gesellschaft für den Rhein und Bodensee in Schaffhausen”.

In dieser Zeit wurde auch die “Schweizerische Waggonfabrik bei Schaffhausen” gegründet, die später unter dem Namen SIG sehr erfolgreich war.

Ein witziges Detail: Man produzierte Eisenbahnwagen, hatte aber keine Bahnverbindung in Schaffhausen. Die Waggons wurden mittels Fuhrwagen mit Pferden ausgeliefert.

Schliesslich war Heinrich Moser die treibende Kraft beim Bau des 1866 in Betrieb genommenen, zu seiner Zeit grössten Wasserkraftwerks der Schweiz.

Mit einem Dammbau gelang es ihm, das Wasser so zu steuern, dass mittels Turbinen und Transmissionsanlage mehr als 500 PS liefern konnte.

Dies bedeutete den Durchbruch von Schaffhausen als Standort moderner Industriebetriebe.

Der Rhein wurde mit einem Damm so umgeleitet, dass er bei jedem Wasserstand Turbinen antreiben konnte. Dieser Damm wurde Moser-Damm genannt.

Wiederum ein Beispiel guter Museumsdidaktik!

Mit der Transmissionsanlage konnte die “Energie” weitergeleitet und verteilt werden. In Schaffhausen setzte man auf die Drahtseiltransmission. Die Bewegung der Turbinen wurde auf Seile übertragen, die über dem Rhein und dann meterlang entlang des Ufers bis hin zu den Betrieben gespannt waren. Die Transmission mit Drahtseilen hatte Vorteile gegenüber der üblichen Wellentransmission – mit Seilen überwand man grössere Distanzen mit geringeren Reibungsverlusten.

In dieser Zeit startete das kleine Schaffhausen durch und behauptete sich neben Standort-Giganten wie Winterthur und Zürich.

Aus der romantischen Landschaft um den Rheinfall sollte ein früh-industrielles Silicon Valley entstehen. Zum Glück wurden nicht alle Pläne umgesetzt.

Kurz nach der Vollendung des Moser-Damms kam es zu einem Bruch zwischen Vater und Sohn.

Heinrich Moser hatte den verständlichen Wunsch, dass sein Lebenswerk weitergeführt würde. Doch sein verwöhnter Sohn Henri war aus anderem Holz geschnitzt. Er war umsorgt von vier Schwestern und ohne Geldsorgen aufgewachsen. Er brauchte seine Energie für die Ablösung vom Vater, indem er mit seinem Verhalten und seinen Reisen eine möglichst grosse Distanz zum Vater schuf. Er konnte seine Talente erst nach dem Tod des Vaters entfalten. Heinrich Moser war von seinem Sohn schwer enttäuscht.

 

Schon als Kind hatte Henri lieber mit Zinnsoldaten gespielt als sich mit Uhren beschäftigt.

Henri wurde dem Geschäftsführer in Petersburg unterstellt, was ihm trotz einem Jahreslohn von einer halben Million Franken – nach heutiger Rechnung – nicht passte. Henri wollte mit einer Seidenraupenzucht in Italien Erfolg haben: ein Desaster.

Henri behauptete sich als Forschungsreisender, als Diplomat der Donaumonarchie, als Sammler von Waffen und Kunstschätzen aus dem Orient und als Autor.

Er sah sich als reisender Abenteurer.

Er heiratete die Tochter seiner Schwester – in Jestetten D, in der Schweiz waren Onkel-Nichten-Hochzeiten nicht erlaubt.
Henri Mosers Sohn starb im Kleinkindalter.

Auch die vier Töchter sollten ihr Leben nach den Wünschen des Vaters gestalten: Das heisst, geeignete Heiratskandidaten wurden überprüft und ausgewählt.

Der Mann der erstgeborenen Charlotte erlitt geschäftlich Schiffbruch.

Emma, dem Vater am ähnlichsten, heiratete in eine Familie, die in die Gründung der späteren Alusuisse involviert war.

Die dritte, Henriette, heiratete einen Appenzeller Bankier und lebte mit ihm in Neapel.

Sophie, die liebliche, heiratete einen Grafen. Es gab auf Charlottenfels eine prächtige Hochzeit. Dann hört man nichts mehr von Sophie.

Eigentlich würde ich vom Leben dieser vier Frauen aus gutem Haus gern viel mehr wissen. Aber sie verschlaufen sich wie einzelne dünne Fäden im Stoff der Geschichte.

Noch ist die Geschichte von Heinrich Moser nicht zu Ende. Im Alter von 65 Jahren heiratete er Fanny von Sulzer-Wart. Zum Entsetzen seiner Kinder, die alle älter als die neue Stiefmutter waren.

Fanny Moser gebar ihm zwei Töchter, Fanny und Mentona. Vier Tage nach Mentonas Geburt starb Heinrich Moser.

Zwischen den fünf Kindern der ersten Frau Charlotte und Fanny Moser von Sulzer-Wart kam es zu einem bitteren Erbstreit. Das Gerücht wurde in die Welt gesetzt, Fanny habe ihren Mann vergiftet – was zwei Autopsien nicht bestätigen konnten. Auch wenn nichts bewiesen werden konnte, litt Fanny Moser, eine selbstsüchtige, psychisch labile und leidende Frau, die sich von Sigmund Freud und anderen Heilern dieser Zeit behandeln liess, unter den Vorwürfen. Sie war als reichste Frau Osteuropas bekannt. Baronin Fanny Louise von Sulzer-Wart wurde als Emmy von N. durch eine Studie von Freud bekannt. Sie war eine der fünf Frauen, die in Freuds Studien zur Hysterie evaluiert wurden. Freud beschrieb sie und ihre Behandlung zwar unter einem Synonym – aber man wusste…
Soweit zur ärztlichen Schweigepflicht.
Sie hatte Existenzängste und war sowohl hartherzig wie auch krankhaft geizig. Spät im Leben verliebte sie sich in einen viel jüngeren Mann, verlor einen Teil ihres Vermögens und brach die Beziehungen zu ihren Töchtern ab.

Ihren Töchtern konnte sie von klein auf keine Liebe geben. Sie wuchsen isoliert unter der harten Hand ihrer Mutter auf der Halbinsel Au am Zürichsee auf.

Erstaunlicherweise gingen diese beiden Frauen aber mutig ihren Weg.

Fanny studierte als eine der ersten Frauen Zoologie, wendete sich der Parapsychologie zu und verfasste anerkannte wissenschaftliche Publikationen. 1903 heiratete sie den tschechischen Musiker und Komponisten Jaroslav Hoppe, der, von ihr aufopfernd gepflegt, 1926 nach schwerer Krankheit starb. Sie lebte danach zunächst in München und ab 1943 in Zürich.

Mentona Moser engagierte sich als Sozialarbeiterin in London für die arme Bevölkerung, arbeitete am Ausbau der Pro Juventute mit und wurde Sozialdemokratin.  Sie führte mit anderen in Zürich 1908 die ersten sozialen Ausbildungskurse durch, die «Kurse zur Einführung in weibliche Hilfstätigkeit für soziale Aufgaben». Sie gründete einen Blindenverein, beteiligte sich an der Gründung der ersten Fürsorgestelle für Tuberkulöse in Zürich und plante Arbeitersiedlungen. 1921 wurde Mentona Moser Gründungsmitglied der Kommunistischen Partei der Schweiz. Politisch machte sie sich „für das einstweilen passive Stimmrecht der Frau“ stark, was ihr beruflich immer mehr Probleme einbrachte. In Zürich initiierte sie eine kommunale Beratungsstelle zur Schwangerschaftsverhütung. Von 1919 bis 1924 war sie als Leiterin der Abteilung für Mütter- und Säuglingspflege beim Verein „Pro Juventute“ tätig.

Mentona Moser starb 1971.

Die Stadt Zürich benannte 2020 den Lutherwiese-Spielplatz beim Stauffacher – hier spielte ich als Kind – neu in «Mentona-Moser-Anlage» um, weil sich Mentona Moser jahrzehntelang für soziale Anliegen einsetzte, auch für Kinderspielplätze.

Ich habe mit viel Interesse Eveline Haslers Roman über Mentonas Leben gelesen.

Im Museum in Neuhausen stehen aber Heinrich Moser und sein Lebenswerk im Zentrum.

Museumsleiterin Mandy Renneberg hat den Räumen Themen zugeordnet.

Das Familienzimmer stellt Heinrich Moser als Ehemann, Vater und Bauherrn des Mitte des 19. Jahrhunderts entstehenden Familiensitzes Charlottenfels vor.

Dazu gehört der Tod der ersten Gattin Charlotte Moser. Mandy Ranneberg hat dies mit einem schwarzen Spitzenschal angedeutet. Zudem erfährt man ein wenig über die zweite Ehe von Heinrich Moser.

Der Samowar erinnert an die Zeit in St. Petersburg.

Auf Charlottenfels gab es auch Hochzeiten, Bälle und Feste.

Im Unternehmerzimmer wird Heinrich Mosers Wirken als Industriepionier gewürdigt.

Die Reisekammer beleuchtet einerseits Heinrich Mosers Engagement für den Ausbau der Infrastruktur im Grenzkanton Schaffhausen, anderseits seine Reiseaktivitäten.

Im Uhrmacherkabinett und im Kontor sieht man, wie Erhard Moser in seiner Werkstatt arbeitete.

Uhren-Meisterwerke aus den Werkstätten von Grossvater und Vater Moser führen in die Geschichte des nach ihrem Gründer benannten russisch-schweizerischen Unternehmens H. Moser & Cie.

Wie ein Kuriositätenkabinett wirkt der Salon Henri. Er führt zu den Abenteuer- und Auftragsreisen Henri Mosers, zu seiner Sammelleidenschaft und der Präsentation seiner Sammlerstücke im In- und Ausland.

Auf die Faszination an Technik weist im Moser Familienmuseum ein “automatisches Klavier” hin.

 

Lassen wir nochmals eine Uhr zu Wort kommen – wie spricht sie? Erklärung am Schluss.

Henri Moser kaufte das das ganz Anwesen, Villa und Landgut, im Jahr 1906 nach mehrmaligem Besitzerwechsel zurück und schenkte es wenig später dem Kanton Schaffhausen.

Heute steht das Landgut öffentlichen Bildungsstätten zur Verfügung wie dem Berufsbildungszentrum (BBZ) des Kantons und der “Stiftung altra Schaffhausen”. Der Schaffhauser Regierungsrat nutzt die Räumlichkeiten für Tagungen und Empfänge. Im unteren Stock befindet sich zurzeit das Impfzentrum.

Auf der Familie ruht die Kunst,
die Wissenschaft, der menschliche Fortschritt, der Staat.

Adalbert Stifter (1805 – 1868)

Informationen
Beim Besuch des Museums sollte man auch den Garten besuchen. Sehenswert sind der Pfingstrosen-, der Rosengarten und das Bienenhaus.
Museum Infos und Öffnungszeiten. Man kann auch für eine kleinere oder grössere Gruppe eine Führung mit Mandy Ranneberg buchen – mit der Familie, mit Freunden…
Und wenn man in der Region ist, lohnt sich eine Besuch bei Susanna Frei, Shabby Chic

Hoteltipp
Mit Kathrina habe ich den Aufenthalt im Hotel Parkvilla genossen.
Eine ganz besondere Atmosphäre und freundliche, engagierte Menschen.

Buchtipps

Tochter des GeldesMentona Moser, die reichste Revolutionärin Europas

Um 1900 wächst Mentona Moser in einem verwunschenen Schloss am Zürichsee auf, der Vater ein unermesslich reicher Uhrenfabrikant, die Mutter eine von Freuds ersten Hysteriepatientinnen. Früh bricht Mentona aus, widersetzt sich den Erwartungen der Mutter und den vorgezeichneten Rollenbildern und Zumutungen ihrer Zeit. Ihr Weg führt sie nach London, Berlin und Moskau. Als Gründungsmitglied der kommunistischen Partei in der Schweiz wird sie zur bedeutenden Sozialrevolutionärin und Feministin, die die europäische Welt des 20. Jahrhunderts bewegt hat – und vergessen wurde. Eveline Hasler spürt diesem Ausnahmeleben einer Unbeugsamen nach.
Gespräch mit Eveline Hasler

Der Uhrmacher des Zaren
Der Lebensroman des Industriepioniers Heinrich ­Moser und seiner Kinder Henri und Mentona
St.Petersburg 1827: Dem jungen Uhrmacher Heinrich Moser (1805–1874) aus Schaffhausen gelingt der Coup seines Lebens. Als Einziger schafft er es, die Lieblingsuhr des Zaren zu reparieren. Das macht ihn berühmt und steinreich. Sein Vermögen nutzt Moser nach seiner Rückkehr in die Schweiz, um die Industrialisierung seiner Geburtsstadt voranzutreiben.
Seine geliebte Frau Charlotte stirbt, und mit seinem Sohn Henri kommt es zu erbitterten. Statt die Nachfolge anzutreten, reist Henri durch die asiatische Steppe, wird zum Forscher und Sammler, und immer wieder zerrinnt ihm das Geld zwischen den Fingern.
Der Vater heiratet ein zweites Mal, die Spannungen in der Familie steigen dramatisch, es kommt zum Bruch zwischen Vater und Sohn. Henris Stiefschwester Mentona hingegen bedeutet der ungeheure Reichtum nichts. Sie engagiert sich für die sozial Schwachen, wird zur Kommunistin und Frauenrechtlerin, geht in die junge Sowjetunion und bringt einen grossen Teil des moserschen Reichtums wieder dorthin zurück, wo alles begann.

Musik
Blos e chlini Stadt Dieter Wiesmann
Heinrich Moser kam zuerst in St. Petersburg zu Reichtum und lernte hier seine Charlotte kennen. Petersburger Schlittenfahrt
Pjotr Iljitsch Tschaikowski, geboren 1840, starb 1893 in St. Petersburg. Heinrich Moser ist bei seinen Aufenthalten in Russland bestimmt seiner Musik begegnet. Zu seiner Persönlichkeit passt Tschaikowskis 1. Klavierkonzert, interpretiert von Martha Argerich. Zu Charlotte vielleicht die Romance No. 2

Dank
Ich danke Mandy Ranneberg. Sie hat mit ihrer Museumsgestaltung und ihrem begeisterten Erzählen Menschen und vergangene Zeiten lebendig werden lassen.
Ich danke Kathrina, die mich begleitet hat und genau so begeistert von diesem Museum ist.
Mein Dank geht auch an die Crew vom Hotel Parkvilla. Es war der richtige Ort, um diesen Museumsbesuch zu reflektieren, zu diskutieren und festlich ausklingen zu lassen.

Die Uhr schlägt 11 x = 11 Uhr. Plus zwei helle Schläge. -> 11 Uhr plus 2 Viertelstunden = halb Zwölf

Lust auf Museumsbesuche – vom Sofa aus
Max Karänke schreibt: “Ich selbst vermisse mein regelmässiges Kulturprogramm im Lockdown so sehr, dass ich es mir zur Aufgabe gemacht habe, eine Alternative zu finden und mit anderen zu teilen. Das beste ist: Es ist für wirklich jeden was dabei! Ich habe einen Artikel geschrieben, in dem ich spannende virtuelle Touren für die andauernde Corona Durststrecke empfehle. Falls Sie den Artikel lesen möchten, hier der Link: https://www.karaenke.com/virtuelle-touren/

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Treno Gottardo – wie einst Eugen

  1. Ralph-Uwe Zimmer

    Liebe Regula (ich nehme mir die Freiheit Dich so anzusprechen),
    Es ist immer wieder ein Genuss Deine Beträge zu lesen. Als Reiseleiter aus Berlin habe ich schon oft die Schweiz besucht, was ja leider zur Zeit nicht möglich ist. Deine Beiträge helfen mir sehr über mein “Fernweh”.
    Vielen Dank. Ich freue mich schon auf den Nächsten.
    Viele Grüße aus Berlin
    Ralph-Uwe Zimmer

  2. Rita

    Sehr schöner Blog.
    Herzlichen Dank

  3. Sabine Focke

    Liebe Regula,
    vielen Dank für Deine Anregungen gerade in und aus der näheren Umgebung. Denn das Gute liegt so nah…man muss es nur sehen!
    Ich bin sehr froh, das ich Dich über Deinen Vortrag bei den SVIN – Frauen kennenlernen durfte und stöbere mit Interesse in Deinen Berichten.
    Weiter so und herzliche Grüsse aus Zürich
    Sabine

  4. Kathrina Redmann

    Wie immer schaffst du es, liebe Regula, einen reinzuziehen in eine vielfältige, bisher unbekannte Welt. Charlottenfels kenne ich seit Jahren, sichtbar von der Strasse und der Bahnlinie bei meinen Fahrten nach Schaffhausen, aber besonders auch durch die Jubiläumslesung des FSA (Forum Schaffhauser Autorinnen und Autoren) in den stilvollen Räumen von Charlottenfels im Juni 2018.
    Wieviel Interessantes aber verborgen ist in den oberen Stockwerken, davon hatte ich keine Ahnung und bin dir dankbar, dass du die Führung im Museum organisiert hast. Es war ja ein Traum, wie begeisternd die Kuratorin Frau Mandy Ranneberg uns das Leben auf Charlottenfels und die grosse Bedeutung von Heinrich Moser für die Entwicklung von Schaffhausen nahegebracht hat. So lebendig, als hätte sie die ganze Familie persönlich gekannt. Bleibt eine lebendige Erinnerung, und der Blog ist der optische Leitfaden dazu. Nochmals: danke!

  5. Charlotte Rutz

    Liebe Regula
    Seit längerer Zeit lese und verfolge ich mit grossem Interesse Deine interessanten Beiträge und freue mich immer sehr, wenn wieder ein neuer Artikel dazu kommt.

    Etliche Verwandte unserer Familie wohnen in Schaffhausen, weshalb ich diesen Beitrag auch an meine Tochter weitergeleitet habe. Sie hat mich dann aber darauf aufmerksam gemacht, dass sich im Artikel ein “kleiner Fehler” eingeschlichen hat. Charlottenfels steht in Neuhausen, was jedoch natürlich auch dem Kanton Schaffhausen zugehörig ist.

    Herzliche Grüsse Charlotte

  6. Edith Gibba dr

    Album Grafen Johann Mikes de Zabola Trilogie Band I Edith Gibba dr PhD
    Historikerin Adelexpertin

    Sohn geb. Frl Sophie Moser –Frau Graefin Benedikt Mikes
    Meine Kollegin Mandy ranneberg ist mit vollem Herzen im Museum

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