Fuschlsee-Region

Unsere 6-tägige Reise führte von der Schweiz an den Ammersee bei München, nach Passau und schliesslich in die Fuschlsee-Region. Wir reisten mit Ritas Cabriolet, wollten uns die Spätsommersonne nochmals so richtig auf den Pelz brennen und den Altweibersommerwind um die Ohren sausen lassen. Wollten! Es regnete 6 Tage!

Der Natur tat es gut. Uns weniger. Denn die Fuschlsee-Region bietet vor allem unberührte Natur, Wandern und Radfahren, glitzernde Seen…

Aber auch bei zwei Tagen Regenwetter kann man hier in der Region um den Fuschlsee einiges entdecken. Mein Journalistenfreundin Anne vom Ammersee verbrachte die zwei Tage in der Fuschlsee-Region mit Rita und mir. Es ist immer sehr interessant, wie unterschiedlich zwei Journalistinnen von derselben Reise berichten.

Behäbig sind die Bauernhöfe, die meist seit Generationen in den Familien sind. Bei Regenwetter strahlen sie besonders Geborgenheit aus.

Unser Regenwetterprogramm führte uns zuerst zum Seifensieden ins Hotel Waldhof in Fuschlsee. Seife produzieren ist eine Attraktion für Hotelgäste, die hier eine einfache Variante der Seifenherstellung oder das Mischen einer Crème erklärt bekommen. Selbst Hand anlegen konnten wir nicht, bekamen aber eine Idee zum Ausprobieren in der Vorweihnachtszeit.

Seifen – selbst hergestellt – sind ideale Geschenke und es macht Freude, sie in verschiedenen Duftnoten und Formen herzustellen.

Neben dem Material braucht es ein hitzebeständiges Glasgefäss, eine Pfanne – ausschliesslich fürs Seifensieden, einen Stabmixer, ein Thermometer, einen Spachtel und Silikon-Formen.

Die Seifen müssen zwei bis drei Monate gelagert werden, bis man sie brauchen kann. Also für Weihnachtsgeschenke sollte man schon bald mit Seifensieden beginnen.

Der Fuschlsee bekennt auch bei Regen Farbe.

Hier tummeln sich bei schönem Wetter bestimmt viele Feriengäste am See.

Nun hiess es auf dem Programm Kräutergarten, Kräuterräuchern und in der Rumingmühle Brot backen.

Trotz des Regens dürfen wir uns im Garten umsehen.

Da gibt es welche, denen gefällt das Regenwetter.

Die freundliche Dame entzündete ein paar Prisen einer wohlduftenden Kräutermischung.

Anne, Rita und ich fassten den Vorsatz, unsere Wohnungen wieder einmal auszuräuchern.

Im Garten hat es jetzt Kräuter, die ich trocknen – und ergänzt mit weiteren Zutaten in verzierten Glasdosen verschenken möchte. (Rezepte aus: Räuchern mit heimischen Kräutern, Marlis Bader)

 

 

 

 

 

 

 

 

Vom Kräutergarten wanderten wir bei strömendem Regen zur Rumingmühle.

Als wir nach der kleinen Wanderung bei der Mühle ankamen, war das Brot bereits gebacken, verkauft oder vorbestellt. Aber die freundlichen Damen erklärten uns alles über Sauerteig. Anne ist Expertin, sie bäckt Sauerteig-Schummelbrot 🙂

Doch wir konnten uns vorstellen, wie romantisch und lauschig es hier bei schönem Wetter sein muss.

Gut gefallen hat uns das Rauchhaus – vor allem wegen der herzlichen Führung durch Petra Salzmann. Von aussen sieht das Haus mit dem Blumenschmuck heiter und fröhlich aus.

Innen aber ist es wirklich schwarz.

Das Rauchhaus ist ein typischer Flachgauer Einhof, das heisst, Wohnteil, Scheune und Stall sind unter einem Dach, die Scheune in der Mitte. Der Flachgauer Einhof ist eine der traditionellen Bauernhofformen im Salzburger Flachgau. Er gehört zur Gruppe der Mittertennbauten: Wohnteil, Tenne, Stall unter einem Dach, die Tenne in der Mitte. Von anderen Mittertennhöfen unterscheidet er sich vor allem durch den Eingang auf der Giebelseite.

Da der offene Herd an keinen Schornstein angeschlossen war, musste der Rauch durch das Haus abziehen. Daher der Name “Rauchhaus”. Oberhalb des offenen Herdes ist allerdings der „Feuerhut“ gegen Funkenflug angebracht.

Und tatsächlich ist es auch rundum schwarz rund um die Feuerstelle, wo gekocht wurde und von wo man die Asche in den Kachelofen schob.

Im Museum sind Rauchkuchl, Stube, das Austragstüberl (bei uns Stöckli), die Tenne und der Stall zugänglich, auf 490 m² Museumsfläche sind viele historische Arbeitsgeräte ausgestellt.

Das Rauchhaus ist umgeben vom alten Obstgarten.
Die erstmalige Nennung des Hofes erfolgte im 15. Jahrhundert im Lehensprotokoll des Erzbischofs Burkhard von Weissbriach als Ritterlehen „Mulgrub“.

Ich musste in Erfahrung bringen, was eine Machlkammer ist.

Machen, handwerken – also eine Werkstatt, wo Werkzeuge aufbewahrt, Gebrauchsgegenstände hergestellt und Reparaturen durchgeführt wurden.

Im Winter blieb den Frauen Zeit für Handarbeiten.

Im Sommer musste man Nahrungsmittel für den Winter haltbar machen, beispielsweise Fässer voller Sauerkraut.

Man warf nichts weg, fertigte aus einem Lederrest einen Nagelsack oder aus einem Kuhhorn einen Behälter für den Wetzstein.

Über dem „Haus“ im Dachraum liegt die Bretterbühne als „Rauchboden“, auf dem Getreidegarben zur Nachtrocknung gelagert wurden.

Im Jahre 2010 wurde das Rauchhaus ein “Glücksplatz”, dafür verantwortlich ist sein besonders stimmiger Platz und die besondere Atmosphäre im Haus.

Glücksplätze sind sogenannte Kraftplätze, die man im ganzen Salzkammergut findet.

Details verraten viel über die Werte der Bewohner.

Auch damals wollte man hübsch sein, dies verraten das Brenneisen für Locken und das Bartstutzgerät.

Damals hatte man noch Holz vor dem Haus für den Winter.

Es war bitterkalt.

Da war es am gemütlichsten unter den Federn auf dem Laubsack.

Wenig Wärme, aber auch Rauch, gelangte durch ein Loch im Boden zu den Schlafzimmern des Bauern. Die Knechte mussten frieren und wurden nachts eingeschlossen, damit sie nicht die Mägde besuchten.

Niemand hatte Lust, nachts das Toilettenhäuschen im Garten aufzusuchen. Es gab in der Schlafkammer ein “Brunzloch”, das direkt ins Freie führte und das von Frauen und Männern benutzt wurde.
Etwas gediegener ist der Stuhl mit integriertem Nachttopf.

Zu denken gegeben haben mir die Holunderbüsche, die gleichzeitig blühten und reife Früchte trugen. Die Grossmutter von Petra Salzmann weissagte: “Wenn der Holler gleichzeitig blüht und Beeren trägt, geht die Welt unter.”

Kommentar von Carmen: “Der stehende Holunder ist kein echter Schwarzer Holunder mit hängenden Beerendolden, sondern Attich – und nicht bekömmlich. Die Welt geht also nicht unter, höchstens ein Mensch mit zartem Magen.”
Auch Schwarzer Holunder ist giftig, die Beeren sollen nicht roh gegessen werden.

Petra Salzmann nahm uns noch mit auf ihren Hof. Anne ist auf das Huhn gekommen – sie hat Schwedische Blumenhühner in ihrem Garten und einen neuen Blog: Annes Hühnergeflüster.

Petra Salzmann ist ein typisches Beispiel von Bauern in der Region Fuschlsee, die Möglichkeiten zum Nebenerwerb kreativ nutzen. Die vierfache Mutter macht neben der Arbeit auf dem Bauernhof Führungen im Rauchhaus und arbeitet im Café einer Freundin.

Ein weiteres Beispiel innovativer Bauern in der Fuschlsee-Region sind Brigitta und Simon Klaushofer mit ihrem Erlebnis-Bauernhof.

In den verschiedenen Gebäuden wohnen mehrere Generationen der Familie, es gibt ein Café, wo man ein besonderes Frühstück geniessen kann, ein Hofladen mit vielerlei Produkten und ein Bienenhaus.

Brigitta Klaushofer hat sich im Bereich Gesundheit und Kräuter intensiv weitergebildet.

Simon Klaushofer ist ambitionierter Imker. Gern gibt er sein Wissen in Kursen weiter.

Er ist von der heilenden Wirkung der Apitherapie, Bienenheilkunde, überzeugt und hat einen Raum ausgestattet, wo kleine und grosse Patienten Bienenstockluft direkt ab dem Bienenvolk inhalieren. So gelangen die heilenden Stoffe der Bienen direkt in die Lunge.
Eingeatmete Bienenstockluft kann eine Linderung von respiratorischen Krankheiten bewirken. Beispielsweise bei Pollenallergie, Migräne, Bronchitis, Asthma, Nebenhöhlenentzündungen, Infektionsanfälligkeit oder gar Depressionen oder Schlafstörungen soll die Therapie helfen.
Wissenschaftlich ist diese Therapie noch wenig erforscht, in der Praxis zeigt sie aber erstaunliche Wirkung.

Die Bienenstock-Luft wird im Bienenkasten angesaugt und über zwei Gitter mit einem Schlauch zur Inhalationsmaske gleitet. Es gibt keinen direkten Kontakt zu den Bienen. Während einer halbstündigen Therapie wird täglich über einige Tage die Luft aus zwei Bienenstöcken während je einer Viertelstunde eingeatmet.

Simon Klaushofer hat als gelernter Zimmermann die Vorrichtungen für die Therapie selbst entwickelt und gebaut. Demnächst erhält er Besuch von Lungenärzten, die seine Methode wissenschaftlich überprüfen wollen.

So haben wir an diesen verregneten zwei Tagen in der Fuschlseeregion viel erlebt und gelernt.

Vom Hotelzimmer hatte ich einen Blick in die Regenwolken und zur Kirche. Das Fuschlseegebiet ist streng katholisch – wenn auch der Aberglaube seinen Platz hat.

Während Anne und ich für unsere Blogs recherchierten, genoss Rita das nahe Salzburg und einen Rundgang um den Hintersee. Obige Fotos stammen von ihr und beweisen, dass diese Region ein Paradies für Wanderer ist.

In Hintersee amtete Pfarrer Joseph Mohr, der Texter von “Stille Nacht”. Man kann bei schönem Wetter einem Mohr-Pfad folgen.

Im historischen Joseph Mohr Haus, direkt beim Gasthof Hintersee, befindet sich das bezaubernde Puppenstubenmuseum mit 25 Puppenstuben mit über 40.000 Einzelteilen.
Es beherbergt die Privatsammlung des Ehepaars Kunert. Familie Ebner vom Hotel Gasthof Hintersee erwarb die Sammlung und erklärte sich bereit, diese der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Puppenstuben erzählen vom Familienleben vergangener Zeiten. Sie entwickelten sich im 17. Jahrhundert. Ursprünglich galten sie als didaktisches Lehrmittel für Töchter aus gutem Hause.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wandelten sich die Schau- in Spielobjekte, womit sich Mädchen auf ihre zukünftige Rolle aus Hausfrauen vorbereiten konnten. Dazu wurden die Einrichtungsgegenstände beweglich – Lernen durch TUN.

Dabei wurden den Mädchen auch wichtige Werte mitgegeben: Sauberkeit – der Küche Zier!

Damals schon das täglich grosse Problem: Was soll ich anziehen?

Puppenkinder vermittelten Schönheitsideale.

Naja, heute hat man Barbies. Ob die bessere Vorbildfunktion haben?

Kleine Körper mit erwachsenen Gesichtern und Kussmündchen.

Endlich mal eine Puppe, die ihre Zähne zeigt.

Treue Kinderbegleiter waren Teddybären.

Auch geliebte Teddybären scheinen nicht immer glücklich zu sein.

Was haben die wohl angestellt?

Ab ins Bett, die ganze Bande!

Wie doch eine Brille die Persönlichkeit verändert.

Dieser Teddy entspricht dem Idealbären seiner Zeit.

Während dieses Bärenmädchen ziemlich frech ist.

Dieser Hund scheint von Kinderliebe verschont worden zu sein.

Während er verkörpert: Der Hund – Dein Freund.

Das blauäugige Schweinchen bringt Glück.

Und Zwerge helfen bei der Hausarbeit – wer’s glaubt!

Das Museum vermittelt auch einen Einblick in die Berufswahl vergangener Zeiten. Mädchen konnten nur aus wenigen Berufen wählen. Ideales Ziel waren Heirat, Hausfrauen- und Mutterdasein.

Verkäuferin war ein typischer Frauenberuf – entsprechend niedrig sind auch heute noch die Löhne.

Auch im Textilbereich fanden Frauen ein Auskommen als Näherinnen und Putzmacherinnen.

Manche Mädchen wurden Lehrerinnen.

Auch in der Krankenpflege waren Frauen geduldet.

Hier eine rasante Variante mit einem Patienten im Seitenwagen.

Und die Männer?

Um Puppenstubenmuseum in Hintersee kann man viel erleben und man plant am besten viel Zeit ein.

Entspannt geniesst man danach ein Bier im Gasthof der Familie Weissenbacher in Faistenau.

Fazit unseres Besuches in der Fuschlsee-Region 🙂

Wenn die Hühner in den Regen gehen,
hält er lange an.

Deutsches Sprichwort

Informationen
Österreich Werbung
Salzburgerland Tourismus
Fuschlsee Region
Rauchhaus
Puppenstubenmuseum
Joseph Mohr Gedenkweg
Bramsau Bräu
Erlebnishof
Kräuter räuchern

Annes Berichte
Es ist immer interessant, wie unterschiedlich zwei Journalistinnen von einer gleichen Reise berichten. Anne ist Vollprofi, gelernte Kamerafrau, professionelle Fotografin, Buchautorin und Präsidentin der freischaffenden Journalisten Deutschlands.
Puppenstuben
Bauernherbst
Kräuter räuchern

Annes Blogs
Anne Art
Annes Topfgeflüster
Krempels
Annes Hühnergeflüster (im Aufbau)
Annes Hühner
Anne bietet zu Corona-Zeiten tolle Online-Kurse im Bereich Fotografie und Film an.

Dank
Ich danke Daniel Predota von Österreich Werbung Schweiz für das Organisieren der beiden Tage in der Fuschlsee-Region.
Mein Dank geht an Roswitha Winkler vom Tourismusverband Fuschlsee-Region. Sie hat vor Ort alles organisiert.

Und von Herzen danke ich Anne für die Begleitung und ihre Vorbildfunktion als professionelle und ethische Journalistin. Rita danke ich für das Cabriolet-Fahren von Ort zu Ort – meist bei strömendem Regen, die guten Gespräche und ihr Fachwissen als Hotelliere und Immobilienfachfrau, das mich gastronomische Aspekte des Tourismus oft besser verstehen lässt.
Beiden Danke ich für das herzliche Lachen und das gemeinsame Geniessen der Bayrischen Küche.

Musik
So klingt es am Fuschlsee (Trachtenmusikkapelle Fuschlsee, Chariots of Fire)
Shostakovich Dance of the Dolls
Hühnersong für Anne

Lesetipps
Magazin (online durchblättern): Salzburg schmeckt. Mit Rezepten.

Naturseife selber machen, Barbara Freyberger

Material zur Seifenherstellung

 

 

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Kunsthandwerk im Tessin 2 – Drechseln und Keramik

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Isola del Garda

  1. ritanna

    Liebe Regula, es war ein wunderbarer Ausflug, mit so viel Abwechslung in Landschaft, Heimetli und Handwerkskunst aus alten Zeiten, die einem so – so richtig “ah heimelet”. Fast wie heile Welt vermitteln die Frauen und Männer mit Ihrer Passion des Althergebrachten und der jetzigen Vermarktung an – möchte fast sagen “Heimweh-Atmosphäre”
    So wie damals, da es verboten war unter Fremdlegionären, “s’!!Aenneli ab em Guggisberg” zu singen oder die Melodie zu spielen – weil sonst viele von Heimweh gepackt wurden und desertierten. – Ich fühle – so desertieren wir aus unserem Alltag in die Heimweh-Shäre und lassen unsere Seele sich erholen und träumen –
    bis wir vom alltag wieder eingeholt werden.
    Ich danke für den geglückten Abstecher.

  2. Rita

    Schöne Bilder trotz (oder wegen?) Regen!

  3. Glättli Elisabeth

    Danke für den herrlichen Beitrag .So wunderbar

    wieder präsentiert!Immer wieder eine Freude reinzuziehen-

    schauen!

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