Rosen malen

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Begonnen hat es mit dem Buch “Rosen – Meisterin der Blumenkunst ” von Rosie Sanders.

Das Buch veränderte meine Wahrnehmung von Rosen und motovierte mich, Rosen in meinem Garten intensiv und differenziert wahrzunehmen, sie anders zu fotografieren und sogar zu versuchen, einzelne zu malen.

Bücher sollte man an ihrer Wirkung messen. Wie denke, fühle und handle ich anders als vor der Lektüre des Buches?

Rosie Sanders hat einen besonderen Blick auf Blumen und Pflanzen, die sie in Übergrösse in Aquarellfarben malt.

Die Engländerin Rosie Sanders arbeitet vorrangig mit Aquarellfarben und vergrössert die Blüten bis auf das Zehnfache auf Leinwand.

In ihren Bildern zeigt sie Momente des Wandels und beweist, dass diese ihre ganz besondere Schönheit haben.

Denn perfekt ist nicht wirklich schön.

Perfektionismus mag seinen Platz, insbesondere im Berufsleben, haben – aber nicht zu oft. Perfektionismus ist ein Radiergummi für Kreativität, Leichtigkeit und Lebensfreude.

Rosie Sanders zeigt Blüten von hinten oder fast verblüht, und ihre Perspektiven sind überraschend und mitunter provokant.
Sie zeigt sich als eine Meisterin des Lichts und der Präzision.

Mit dem Betrachten ihrer Bilder veränderte sich meine Wahrnehmung.
Die Schönheit, die sie mit Aquarellfarben festhält, hat nichts mit vermeintlicher Perfektion zu tun.
Schön kann auch noch der Moment des Verfalls sein und gerade die Vergänglichkeit ist es, die sie so besonders fasziniert.

Ich setze mir eine Rosie-Sanders-Brille auf, wenn ich morgens die verblühten Rosen abschneide.

Ich nehme wahr, dass meine Rosen nach dem Regen hängen.

Kopfunter zeigen sie eine andere Schönheit als im Rosen-Katalog der Blumenhändler.

Bei weissen Rosen kann ich kein Reinweiss entdecken.

Es gibt so viele Arten von Weiss an einer einzigen Rosenblüte – und nicht nur Weiss. Auch Rosa- bis Pinktöne, Braun, Lila…

Ich betrachte eine Blume, zoome mit meinen Augen näher ran.

Wenn ich einen Moment mit dem Handy festhalte und nachher vergrössere, freue ich mich über Farben und Formen, über Rhythmen, Bewegungen, die ich entdecke. Die Kelchblätter sind nicht nur einfach Grün! Man erkennt auch ihre Funktion. Sie schützten die wachsende Rosenblüte. Und sie liessen sie frei, als sie so weit waren. Obwohl dies Verletzlichkeit bedeutet. Ein Schritt auf das Ende zu. Eltern sollten sein wie Kelchblätter.

Ich versuche, die vielen Wunder und Metaphern in meinem Garten, in dem jetzt Hunderte von Rosen blühen, dankbar zu sehen.

Schönheit bekommt eine andere Bedeutung.

Das Altern der Rosen. Sie machen es uns vor. Es gehört zum Lebenslauf und ist Teil eines Ganzen, Schönen – aber Endlichen.

Die Bilder von Rosie Sanders beweisen, dass die Schönheit von Rosen vielfältig und vielschichtig ist.

Schön kann auch noch der Moment des Verfalls sein und gerade die Vergänglichkeit ist es, die sie so besonders fasziniert.

Poetisch sind nicht nur die Bilder von Rosie Sanders. Ihre Sprache ist es auch. Vor allem aber fasziniert mich ihre Art des Denkens.

Jedem Rosenbild hat die Künstlerin eine Art persönlichen Brief gewidmet, in dem sie über kreative Prozesse ebenso reflektiert wie über die Eigenschaft der von ihr ausgewählten Rose. Dabei erweist sie sich als absolute Kennerin. Ihre Beobachtungen und Notizen gewähren einen Einblick in ihr künstlerisches Schaffen (Fundort, Licht, Objekt) und ihre so besonders feinfühlige Wahrnehmung der Natur.

Ich habe nicht dieselben Rosensorten wie Rosie Sanders. Aber ihre Texte bringen mich dazu, meine Rosen als Geschichten zu sehen.

Ich sehe meine Rosen nach der Lektüre eines kurzen Textes der Malerin mit anderen Augen.

Über 80 Gemälde und Skizzen von Rosen werden in diesem grosszügig gestalteten Buch präsentiert.

Ich konzentriere mich auf die Farben und Übergänge.

Ich betrachte eine verblühende Rose, die bereit ist, alle Blätter loszulassen. Die Blätter zeigen Verletzungen. Die Staubfäden haben ihren Dienst getan, ziehen sich zurück. Zeit, dass die Hagebutte wächst, um Leben weiter zu geben.

Die Blätter sind wie das Gesicht einer schönen alten Frau, sie zeigen gelebtes Leben.

Die Rose Mozart bekam ich von Cornelia Reichenbach. Sie ist wunderschön in ihrer Einfachheit.

Ich erinnere mich in meinem Garten an den Besuch von südenglischen Gärten – heute würde ich Rosen anders betrachten, anders fotografieren.

Ich sehe heute Rosen auch in ihrem räumlichen und zeitlichen Kontext.

Von der Schönheit von Rosenknospen lasse ich mich berühren .

Von Rosen im Zenit ihres Lebens.

Von Rosenblüten in verschiedenen Stadien.

Ich freue mich, dass die Rosen besucht werden.

Und ich koch mir eine Rosensuppe. 🙂
Verblühende Rosen lege ich in eine Schüssel mit Wasser.

Ich lege sie in ein altes, mit Moos gefülltes Tablett auf dem Gartentisch.

Ich spiele mit dem Bearbeiten von Fotos.

Und komme immer mehr dazu, es zu wagen, Details von Rosenblüten zu malen.

Ich stelle mein Tablet mit meinen Fotos und meine Malutensilien bereit.

Zuerst versuche ich zu skizzieren.

Dann erste zögerliche Schritte mit Farbstiften. Ich werde üben müssen. Mit den Rosenfotos kann ich dies unabhängig von den Jahreszeiten.

Ich fand ein Gedicht, das ich einmal geschrieben habe, und das zur Zeit nach dem Lockdown passt – und probiere, bis ich es schaffe, Texte vor meine Rosenfotos zu bringen.

Auslösend für all diesen wunderschönen Erfahrungen: Das Buch von Rosie Sanders.
Nochmals: “Bücher soll man an ihrer Wirkung messen. Wie denke, fühle und handle ich anders als vor der Lektüre des Buches?”

Ich lade herzlich zu einem Besuch in meinen Garten ein. Mit Malsachen, Fotoapparat – oder einfach nur Neugier. Kurz anrufen oder mailen.
Ich lege das Buch in den Gartenschrank – man darf es sich gern anschauen. Mein Garten ist sehr klein, ziemlich ungejätet, unordentlich… (es darf auch gejätet werden:-)) – aber ich teile ihn gern.

Wer einen Garten hat, lebt schon im Paradies.

Aba Assa

Informationen zum Buch Rosen

Nachtrag
Adrian, Kunstfachmann, hat mir Tipps für das Malen gegeben (Kommentar):
Allein schon verwelkende Rosenblüten sind wunderschön und sehen aus wie Gemälde. Details eines Blattes ergaben abstrakte und auch experimentelle Bilder. Zum Start für eine Rosenmalerei, ob Details oder die gesamte Blüte hier ein kleiner Tipp: Nach der anfänglichen (nur) Konturzeichnung untermale jedes Blütenblatt mit einer entsprechenden Grundfarbe (Aquarell). Weitere Details ebenfalls mit Aquarell nass in nass einbringen. Später mit Farbstiften beenden. Das bringt deinen Rosen mehr Tiefe. Und wie gesagt nicht zu superrealistische Umsetzungen, sondern eher experimentell bleiben und die Farbe einfach laufen lassen. Ich wünsche dir bei der Malerei viel Spass und gutes Gelingen. Als beste Einstiegsübungen empfiehlt sich mal nur mit einem verwelkten Rosenblatt zu beginnen. 

Musik
Das Lied von der Erde. Ballett nach “Das Lied von der Erde” von Gustav Mahler. Kommentierte Fassung.
Ballett: Das Lied von der Erde.
Filmmusik von “Rod in Venedig” nach einem Roman von Thomas Mann, mit Musik von Gustav Mahler. Dieser Film von 1971 bedeutet für mich den Zugang zu Mahlers Musik.
Meine Lieblingssinfonie von Mahler: 1. Sinfonie. Wir integrierten Ausschnitte daraus in die Geschichte vom schüchternen Drachen – damals, Ende der 80er Jahre, zogen wir drei junge Mütter von insgesamt 10 Kindern mit einem Puppentheater herum.

 

Rosengärtnerei
Viele meiner Rosen stammen von den Baumschulen Reichenbach. Jetzt sollte man den Schaugarten unbedingt besuchen. Ein Traum!

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Markt in Luzern

  1. ritanna

    Wer einen Garten hat, lebt schon im Paradies.
    Aba Assa – so ist es – Amen.
    Sogar eine Ecke genügt, ein paar Blumenkübel, ein alter Zwetschgenbaum, eine Lebend Hecke, allabendlich Igel die schnausen, Vögel die auch im Sommer kommen.
    Nachts 10 vor drei bis vier Uhr, halb fünf, eine Lerche die ihre Töne in die Nacht verteilt.
    Es ist ein Sommernachtstraum – noch ein paar Rosen, die duften, blühen – das ist ein Paradies.

  2. Anne

    Das mit dem Üben kenne ich.. und bin sehr gespannt, was du uns als nächstes präsentierst. Liebe Grüße
    Anne

  3. Gianina caviezel

    Liebe Regula Wunderschön deine Rosenbilder, grad weil sie nicht perfekt sind! Danke! Komme gerne mal vorbei! Lg gianina

  4. Silvia Trinkler

    Liebe Regula
    Faszinierend – inspirierend! Danke! Muss grad mit dem Handy in den Garten und mir einmalige „Kopien“ einfangen. Herzlichen Dank für diese Inspiration. Silvia

    • Regula Zellweger

      Liebe Silvia
      Kannst auch gern die Dorfstrasse überqueren zum Fotografieren von Rosen:-)
      Herzlich
      Regula

  5. Adrian Spiegel

    Liebe Regula. Herzlichen Dank für deinen Rosenmal-Blog. Allein schon verwelkende Rosenblüten sind wunderschön und sehen aus wie Gemälde. Details eines Blattes ergaben abstrakte und auch experimentelle Bilder. Zum Start für eine Rosenmalerei, ob Details oder die gesamte Blüte hier ein kleiner Tipp: Nach der anfänglichen (nur) Konturzeichnung untermale jedes Blütenblatt mit einer entsprechenden Grundfarbe (Aquarell). Weitere Details ebenfalls mit Aquarell nass in nass einbringen. Später mit Farbstiften beenden. Das bringt deinen Rosen mehr Tiefe. Und wie gesagt nicht zu superrealistische Umsetzungen, sondern eher experimentell bleiben und die Farbe einfach laufen lassen. Ich wünsche dir bei der Malerei viel Spass und gutes Gelingen. Als beste Einstiegsübungen empfiehlt sich mal nur mit einem verwelkten Rosenblatt zu beginnen. Liebe Grüsse von Adrian

    • Regula Zellweger

      Lieber Adrian

      Danke für die Tipps vom Experten! Ich nehme die Fotos und Farben mit ins Wallis und probiere das aus. Es braucht Ruhe dazu.

      Liebe Grüsse
      Regula

  6. Maja

    Liebe Regula

    Zu Hause sitzen kann ich später wieder…
    Wunderbar deine Rosenfotos – beim Anschauen erinnere ich mich daran, dass ich in den nachbarlichen Gärten weitere Blumenköniginnen in vielen Farbtönen im Tageslicht bestaunen könnte. – Vielleicht riechen sie sogar, wenn ich Glück habe.

    Danke für deine Anregungen. Und viel Spass und manchmal vielleicht etwas Geduld beim Aquarellieren 😉

    Liebe Grüsse von Maja

    • Regula Zellweger

      Liebe Maja
      Ich freue mich, wenn Blogbeiträge zu eigenem Tun inspirieren. Danke für Dein Feedback!
      Herzlich
      Regula

  7. Elfi

    Vanitas in Perfektion – passt doch auch wunderschön in unsere Zeit!

  8. Barbara

    Oh ja! Und wie anregend Ihre Blogbeiträge sind. Ich habe schon soooo viel nachgemacht. Angefangen von den verwandelten alten Christbaumständern bis zum Knäckebrot. Selbst die Dekorationen und die Art der fröhlichen Schreiberei inspirieren mich. Darum einen lieben Gruß von mir, die ich von Herzen gern in Ihrem Garten stöbern würde. Ich würde auch angemessen jäten. Aber sicher würde ich mich sehr wohl fühlen. Allerdings – zu weit weg! Ich wohne in Norddeutschland, nicht weit vom Harz und hätte eine recht weite Strecke zurück zu legen… 😉
    Barbara

    • Regula Zellweger

      Liebe Barbara

      Danke für Deinen freundlichen Kommentar. Norddeutschland ist doch nicht weit weg. Ich liebe Norddeutschland und freue mich, bis ich wieder hinfahren kann.
      Vom Yes-butter zum Why-notter 🙂 Warum sollst Du nicht mal in die Schweiz reisen? Ein Gästebett hat es hier. Völlig unkompliziert. Also WARUM nicht? Einfach tun!
      Harz ist Herz von Deutschland – ist nicht so schlimm im Norden. Und mit dem Nachtzug beispielsweise ab Hannover ist es ganz einfach. Ich war Ende letzten Jahres gleich zwei Mal mit dem Nachtzug ganz im Norden.

      Liebe Grüsse in den nicht so weit entfernten Norden
      Regula

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