Ein Hauch von Marseille

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8. Juni 2020

Ideen für die Cocooning-Zeit

Noch sind die Grenzen nach Frankreich geschlossen. Caroline hat mir aber schwarze Seife aus Marseille schicken lassen.

Schwarze Seife aus Marseille ist mehr als ein Putzmittel, es ist ein Stück französische Geschichte und Ausdruck von französischer Kultur – und es hat mich Putzmuffel dazu gebracht, lustvoll ausprobierend zu putzen.
Wenn ich bald wieder in Südfrankreich sein werde, besuche ich die Fabrik und das Seifenmuseum Marius Fabre.

Cocooning-Zeit. In der Zeit, in der man zuhause bleiben sollte, haben viele Leute ausgemistet und geputzt. Die Kehrichtsammelstellen waren nach der Wiedereröffnung extrem frequentiert.

Alle, die mich kennen, wissen, dass ich ein Putzmuffel bin. Ich hasse putzen. Meine Mutter hat Putzen auch gehasst. Samstagmorgen war Putzen angesagt. Damals fand ich es grossartig. Ich sass als kleines Mädchen auf dem Schlittenstaubsauger und liess mich herumziehen. Ich hockte mich auf den… musste erst googlen, ob man das mit B oder P schreibt. Wiki meint: Der Bohnerbesen, Bohnerblocker, Bohnerkeule, Blocker, Blogger oder Blocher, regional auch Bohner (sächsisch: Bloggerkeule) genannt. “Bloggerkeule”, heute würde man das bestimmt anders verstehen. 🙂

Also meine Mutter schob mich übers Parkett, während ich auf dem Blocher hockte und mich am Holzstiel festhielt. Es duftete nach Bohnerwachs.
Meine Mutter kniete sich zum Putzen nie hin. Sie war mit 12 in eine Klosterschule gesteckt worden und hatte sich geschworen, sich vor niemandem mehr hinzuknien. Nie mehr, auch nicht beim Putzen!
Und am Samstag – nach dem Putzen – schenkte sich meine Mutter ein fingerhutgrosses Schnapsglas Malaga ein – sie, die nie im Leben Bier getrunken hat, Schnaps verabscheute und nur an hohen Festtagen ein Glas Wein trank. Und ich durfte am Glas nippen. Das war das Beste am Putzen.
Was habe ich daraus gelernt: Ich will nicht putzen, aber einem Glas Wein bin ich nicht abgeneigt.

Zurück zu meinem Paket aus Frankreich mit schwarzer Seife von Marius Fabre aus Marseille.

© Thierry Vallier / Marius Fabre

Die Seifenfabrik Marius Fabre stellt nach den von Marius Fabre überlieferten Methoden echte Marseiller Seife und schwarze Seife mit Olivenöl her. Seit mehr als 120 Jahren, über vier Generationen, blieben die Seifensiederkessel intakt und sind bis heute in Gebrauch.
Heute wird das Unternehmen von zwei jungen, sympathischen Frauen geführt.

Die Herstellung von Marseiller Seife wurde über Jahrhunderte empirisch entwickelt, basierend auf menschlicher Beobachtungsgabe und Sensitivität.

Bereits unter der Herrschaft des Sonnenkönigs wurden 1688 die Gesetze für die Produktion von Marseiller Seife im Edikt von Colbert formuliert: Zusätzlich zum Kochen in grossen Kesseln dürfen nur reine Olivenöle als Pflanzenöle verwendet werden, alles tierische Fett war verboten. Wer sich nicht an dieses Gesetzt hielt, dem drohte die Verbannung aus der Provence. Die Seifenhersteller nannte man auch “Meister des Feuers”, denn die Beherrschung dieses sprudelnden und dampfenden Seifenteigs hatte etwas Alchimistisches.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts zählte man in Marseille 30 Seifenfabriken.

Dann ging es stetig bergab mit dem Seifengeschäft. Die Chemie übernahm.

In den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts bekamen natürliche und ökologische Werte mehr Gewicht. Seife aus Marseille war wieder in, denn dank ihrer biologischer Abbaubarkeit ist sie eine echte Alternative zu den herkömmlichen Wasch- und Putzmitteln der chemischen und Erdöl verarbeitenden Industrie.
Die Seife von Marseille ist ein regionales Kulturgut.

Noch heute wird bei Marius Fabre – im Gegensatz zu anderen schwarzen Seifen, die auf Leinöl basieren, die schwarze Seife aus Olivenöl hergestellt, die Formel ist geheim und patentiert. Hoch konzentriert verleiht es ihm seine dunkelbraune Farbe.

Schwarze Seife besteht aus 100 Prozent pflanzlichen Ölen – ohne Farbstoffe, ohne Parfüm, ohne Konservierungsmittel, ohne Lösungsmittel, ohne tierisches Fett und ohne Produkte aus der Petrochemie. Sie ist biologisch abbaubar, also umweltfreundlich. Sie darf – nach EU-Reglementierung – im ökologischen Landbau eingesetzt werden. Dank seiner hochkonzentrierten Formel ist sie auch wirtschaftlich.

Erstaunlich: China und die Türkei sind die grössten Seifenhersteller der Savon de Marseille. Ein besserer Schutz des Produktes wird angestrebt.

Der Rohstoff für die Produktion von Reinigungsmitteln soll betreffend Umwelt kritisch betrachtet werden. Der enorm gesteigerte Bedarf an billigem Palmöl in den letzten Jahrzehnten zerstörte Millionen Hektar an Tropenwäldern. Abgesehen von der Schädigung der Artenvielfalt, die landestypische Tiere und Pflanzen aussterben lässt, verletzt der exponentiell wachsende Anbau von Ölpalmen dauerhaft die letzten grünen Lungen unseres Planeten.

Marius Fabre benutzt absolut kein Palmöl mehr.

Schwarze Seife ist ein unglaublich vielseitiges Reinigungsmittel. Für Haus, Garten, Werkstatt, Mensch und Tier.

Zuerst habe ich den vielen Läusen auf meinen Rosen den Garaus gemacht – es hat genützt! Zuerst wurden aus den fetten, hellgrünen Läusen braune Punkte.

Der nächste Regen hat dann alle weggewaschen.

 

Dann habe ich schwarze Seife als Fensterreinigungsmittel ausprobiert. Das ging leicht. Dank Sophie und Negroni habe ich genügend Übungsmöglichkeiten. Beide klopfen an die Balkontüre – nur wenn niemand öffnet, benutzen sie die Katzenklappe.

Links = vorher, rechts = nachher!

Toller Erfolg!

Weiter ging es mit Katzenputzerei! Rund um ihren Essplatz sieht es immer schnell wieder unappetitlich aus. Und die Katzenklappe dient ihnen als Schmutzabstreifer. Alles wurde wieder blitzblank.

Nächster Versuch Silberbesteck.

Im Advent 2018 hatte ich mit frisch geputztem Silberbesteck ein klingendes Windspiel gebastelt. Nun war das Besteck völlig angelaufen.

Nach dem Bad in schwarzer Seife glänzte das Besteck, war aber noch immer angelaufen. Mit der Paste vom Ammersee ginge es dann bestens.

Bei meiner Kupferpfanne dasselbe. Ich koche mit meinen Kupferpfannen seit fast 50 Jahren.

Erst die Paste brachte das gewünschte Ergebnis.

Bei den IKEA-Pfannen war die Wirkung nicht schlecht. Ich gab am Schluss aber noch etwas Entkalker auf den Pfannenboden.

Dann habe ich den Boden aufgenommen.

Ich liebe meine Fliesenböden über die beiden unteren Stockwerke.
Man sieht den Schmutz kaum – schliesslich lebte mein Haus immer, mit Kinden, Hunden und Katzen. Barfuss schnell vom Teich in die Dusche, mit den Gartenstiefeln schnell einen Kaffee trinken… Das ist bei uns in Ordnung. Schuhe und Tierpfoten durften spontan durchs Haus.

Die warme und kalte Zusammensetzung der Plattenfarben lässt bei der Möblierung alle Farben zu und sie passen zum Landhausstil in meinem Holzhaus.

Schön zu warmen Brauntönen, aber auch gut mit Blau und Türkis.

Die Fliesenfugen sind speziell hartnäckig. Da kam die Geheimwaffe zum Einsatz: Backpulver.

An diesem regnerischen Sonntagnachmittag kam mir Marian zu Hilfe – denn es sind viele, viele Meter Fugen – und wir haben erst einen Teil bewältigt.

Übrigens: Das Backpulver war eine schnelle Sonntagslösung. Man kann viel billigeres Natron statt Backpulver nehmen. Auf 5 Liter Wasser gibt man einen Esslöffel schwarze Flüssigseife von Marius Fabre sowie einen Kaffeelöffel Natron und mischt das Ganze.

Man sieht den Unterschied Vorher-nachher wirklich gut.

Ich werde schwarze Seife weiter für das Reinigen von Fenstern, Schränken, Böden und Lavabos brauchen. Und die weissgrüne Dose gegen Schädlinge im Garten sowieso. Das Produkt ist umweltschonend und zusammen mit Natron genial. Die Experimente mit Metall wiederhole ich nicht.

Es gibt viele Möglichkeiten für den Einsatz von schwarzer Seife: Fleckenentferner bei Textilien, Gartenmöbel, Pflanzen, Auto Innenbereich, Boote, Shampoo für Menschen, Hunde und Pferde…

Bewährt hat sich auch die Putzbürste, ein Weihnachtsgeschenk meines Enkels.

Man sollte sein Leben in die Reinigung geben können
und es dann zurückbekommen,
schön sauber, gefaltet und ordentlich.

Unbekannt

Mit der Putzerei endet die Cocooning-Zeit Serie.

Informationen Marius Fabre

Film zur Seifenproduktion

Danke, liebe Caroline für das Seifenpaket. Du hast mich zum lustvollen Putzen gebracht – das hat bisher kaum jemand geschafft.

Musik
Da wir so heftig Fugen geputzt haben, wähle ich Fugen. Bei einer Fuge wird ein musikalisches Thema in verschiedenen Stimmen zeitlich versetzt wiederholt, wobei es jeweils auf unterschiedlichen Tonhöhen einsetzt. Johann Sebastian Bach ist der bekannteste Komponist von Fugen.

Johann Sebastian Bach, Toccata & Fugue in Dm, E-Gitarren:-)
Mozart, Fugue in C Minor for two pianos
Ludwig van Beethoven – Grosse Fuge, Op. 133
Franz Schubert. Fugue e-moll. D 952. 2 Klaviere
Robert Schumann – Kleine Fuge
Clara Schumann – Prelude and Fugue
Mendelssohn – Prelude and Fugue in D minor, Op. 37
Franz Liszt – Präludium und Fuge über den Namen BACH
Giuseppe Verdi – Finale / Fugue from “Falstaff”
Fugue in G minor for piano – Gaetano Donizetti
Fuge über Für Elise
Fuge: Filmmusik zu Babylon Berlin

Nun habe ich mich wieder einmal mit Fugen befasst. Nicht mein Ding. Irgendwie zu mathematisch, zu komplex. Wie denkst Du darüber?

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  1. Mary

    Lustig gsi :-))))

  2. Susanne Baer

    Liebe Regula
    Dein Putzbericht mit den schönen Fotos habe ich gerne gelesen. Ich bin auch eher ein Putzmuffel, kann vor allem nicht lange dieselbe Arbeit verrichten (mein Rücken!).
    Ob du mich anstecken konntest, wird sich noch zeigen …
    Die Seifenblöcke auf dem Foto würden mir gut gefallen zum Malen! Aber ich kann ja kaum 10 Seifenblöcke in verschiedenen Farben kaufen? Vielleicht ein Projekt für später, wenn ich alt geworden bin?
    Gruss Susanne

  3. Rolf

    Ein Tipp zum Putzen
    Meine Mutter nahm, wenn sie putzte,
    immer ihre Brille ab.
    Alles war leicht zu säubern.
    Umweltfreundlich und hilfreich.

  4. ritanna

    Und ich habe immer noch viereckige Kernseife neben meinem Lavabo. Ich benütze sie auch, vorallem früher für Hemdenkragen, heute für meine Blusenkragen zum vor-einweichen. Die grüne Gallseife kommt für die Fleckenentfernung immer noch in Gebrauch. Schmierseife benütze ich immer wieder – und genau – verdünnt gegen die heurige invasion von Läusen. Das heisst, dieses Jahr waren die Läuse früher am Werk, bevor die Marienkäfer da waren. Jetzt platziere ich ein oder zwei Marienkäfer zu den Rosenblättern in maximal 3 Tagen ist alles erledigt.
    Sass ich wieder mal zulange vor dem PC und vergass meine Pfanne auf dem eingeschalteten Herd; nehme ich etwas Waschpulver (immer noch von Steinfels MAAGA und FLORIS, habe auch noch FILLETTI ) geb es in die Pfanne, wenig Wasser und auf der Stufe 1 belassen. Schon bald hat sich alles gelöst. Die Pfanne ist blitz blank. Putzen macht Freude und ein Mallheur ärgert nicht .

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