Steine für Fremde

3. Mai 2020

Ideen für die Cocooning-Zeit

Heute haben Marian und ich etwas Lustiges gemacht. Wir haben Steine bemalt und sie beim Spazieren hingelegt – ohne je zu erfahren, wer sie gefunden und was er mit ihnen gemacht hat.

Diese Aktion läuft über Facebook.

Doch von Anfang an: Marian machte, wie jeden Morgen, einen langen Spaziergang mit Lux durch den Wald. Lux arbeitet bei der Zürcher Kantonspolizei als Betäubungsmittelspürhund.

Sie liebt es, durch den Wald zu gehen und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Und plötzlich schaute sie eine blaue Eule an. Sie freute sich sehr über diesen Fund. Auf der Rückseite las sie, dass man diesen Stein behalten oder wieder verstecken könne. Sie machte mit dem Handy ein Foto und postete es bei der angegebenen Facebook-Seite CH rocks -Original.

“Diese FB-Gruppe hat einzig und allein den Anspruch und Sinn, anderen Menschen Freude zu bereiten. Nichts mehr, nichts weniger”, heisst es auf der Seite. “Du hast einen Stein gefunden? Foto machen, hier posten und dazu schreiben, wo du ihn gefunden hast. Vielleicht schreibst du auch dazu, ob du ihn behältst oder neu versteckst.”

Und weiter schreiben die Initiatoren: “Wenn du Lust hast, ebenfalls Freude zu bereiten: finde Steine (im Wald, entlang von Flüssen, …), besorge dir (Acryl-)Farbe und Pinsel (beides gibt es in jedem Bau und Hobby-Center) und lass deiner Kreativität freien Lauf. Falls du Inspiration brauchst, gib bei Google oder Pinterest ‘Steine bemalen’ oder ‘rock painting’ ein. Dort gibt es unendlich viele Ideen – für alle Themen, von ganz einfachen Motiven bis zu ganz künstlerischen…”

Wir hatten zwar keine Acrylfarbe, aber mit Farbstiften, wasserfesten Filzstiften und Klarlack sollten auch unsere Steine ein paar Regentage überstehen.

Wir malten fünf Steine.

Facebook: “Damit die Freude geteilt werden kann – und eben darum geht es in dieser Gruppe – wäre es toll, wenn du schlussendlich auf die Rückseite deines Kunstwerks den Verweis auf diese Facebook-Seite “CH rocks” schreibst. Nur so rollt das Ganze und es gelingt uns gemeinsam Freude zu bereiten.”

Marian beschriftete die Unterseite.

Und lackierte die Steine.

Lux bewachte unsere “Kunstwerke”, die an der Sonne schnell trockneten.

Und nun machten wir uns auf zum Bach. Ich trug unsere Steine gut getarnt in einem knallroten Hundekotbeutel mit.

Den ersten Stein legten wir auf eine Bank, von wo aus man gern die Aussicht geniesst.

Lux fand den Stein sofort – aber er erntete kein Lob: “Geh weg, Du darfst nicht mitmachen.”

Auf den ersten Blick denkt man: “Den Stein mit dem leuchtenden Herzen sieht jeder gleich!” Aber sogar Marians grosses Herz integriert sich in die Landschaft.”

Wir diskutierten heiss, ob dieser Stein mitten auf dem Baumstamm oder am Rand liegen sollte.

Wie einigten uns auf die Ostereiervariante.

Den Käfer setzten wir auch auf eine Bank. Spätestens wenn sich jemand draufsetzt, wird er entdeckt werden.

Das Bemalen und der Spaziergang haben Spass gemacht. Keine Ahnung, was mit den Steinen weiter geschieht. Morgen werde ich die Runde nochmals gehen. Wir hoffen einfach, dass sich jemand über den Fund freut!

Ach ja, der kleine Frosch! Der lauert neben dem Gartenweg von jemandem, den ich gern mag. Wie lange wird er wohl unentdeckt bleiben?

Nachtrag: Zwei Steine wurden noch am gleichen Tag gefunden.

Mach mit!
Freude machen macht Freude.

Ernst Ferstl

Musik
L. v. Beethoven: Neunte Sinfonie (Symphony 9) – Freude schöner Götterfunken
Ich mag Flashmobs, denn sie bereiten einfach Freude, weil Freude machen Freude macht.