Es war Wien Tourismus, das mich anlässlich einer Art “Schnitzeljagd” durch meine Heimatstadt Zürich in ein Buchantiquariat an der Rämistrasse brachte.
Gern erinnere ich mich an meine Kindheit, als ich mit meiner 1/4 Violine von Wiedikon zum Konservatorium beim Pfauen wanderte. 25 Rappen sparte ich damit, soviel hätte das Trambillett gekostet.
Damals gab es in der Altstadt noch viele Antiquariate. Man nahm sich Zeit, zu stöbern. Der Duft steckt noch immer in der Nase.
Das Medienverhalten hat sich verändert. Immer mal wieder wird den Büchern mit Papierseiten zwischen zwei Kartondeckeln das Verschwinden prophezeit. E-Books, Hörbücher… Ich aber mag Buchhandlungen, Bibliotheken und Buchbindereien, wo es noch nach Fischkleister duftet – und Antiquariate.
Ich liebe es, Bücher zu besitzen, in den Händen zu halten, in sie reinzuschreiben… Über Leineneinbände zu streichen oder beim Umblättern ein kleines Geräusch zu verursachen sind sinnliche Vergnügen.
Bei einzelnen Büchern frage ich mich, was ihre Geschichte ist. Wem gehörten die Bücher, was bedeuteten sie den früheren Besitzern.
Beispielsweise alte Schul- oder Kinderbücher mag ich, wo ich den guten alten Robinson oder die sieben Geisslein treffe, die wie kleine Schweinchen ausschauen.
Oder wenn mir Hans Christian Andersen plötzlich auf einer Buchseite persönlich begegnet.
Insbesondere Widmungen wecken meine Neugier – und da ich es nicht herausfinden kann, erfinde ich einfach eine Geschichte.
Welchem gehörte wohl der Märchenkalender von 1935 – und wie war das Leben dieses Menschen?
Auch Buchzeichen erzählen eine Menge. Das waren noch Zeiten, als Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 520 Seiten Text und 40 Abbildungen, vierfarbig, mit Schutzumschlag und leinengebunden noch 12.80 DM kostete.
Gern stöbere ich auch in alten Musiknoten.
Armin Trösch ist ein Buch-Antiquar, wie er im Bilderbuch steht. In den engen Räumen machen sich Berühmtheiten in Gips, Büchertürme und Musiknotenstapel den wenigen Platz streitig. Und mittendrin Armin Trösch.
Er plaudert gern mit seiner Kundschaft und auch diese ist miteinander schnell im Gespräch. Denn ins Antiquariat eilt man nicht eben schnell, um ein Buch zu besorgen. Man nimmt sich Zeit, schenkt sich Zeit.
Und wer weiss, plötzlich findet man ein Buch, von dem man gar nicht wusste, dass man es gesucht hat?
Link Musik zum Lesen
Bücher haben ihre Schicksale.
Terentianus Maurus, Ende des 3. Jahrhunderts
Mary
I have this weird obsession about buying books and looking at them with a smile, even if I won’t read them soon. At least they are mine…
Sehr schöner Beitrag!
Ritanna
Winter im Jänner noch ere Woche am siebete Jänner im zwoituusigund siebezäh.
uf em Land
Schnee hämmer scho lang nümme- meeh so richtig g‘hah
Und chalt isch es au wieder emol
Es erinnert an früehner
Wo mer ned gross Händsche händ gha
Kei Schijagge
Kei gfüetereti lange i Hose
Gfrore hämmer ad d‘ Bei
Vo de Chnü a uewärts
Aber go schlittle simmer glich
Mit Holzschueh
Vill zchli und z’äng
Drum hets Froschtbüle gäh
De Chuehnagel a de Händ,
d’Finger händ denn gsurret unter em chalte Wasserhahne
Kei Duschi het mer chönne näh – wie hüt
Deför hämmer d’Bettfläsche is Oferohr gschtellt
Und dörrti Öpelschnitzli- Ringli- knabberet
Vo de dörrte iigweichte Birre
Het d’Muetter einisch im Johr
Birrewegge gmacht.
D’Sou isch gmetzget worde
heisse Wäckerli hets gäh
Z’teile mit de andere Gschwüschterti
G’schwellt Härdöpfel dezue
Grüüppe hämmer uusgloh („Greupen“)
Mit vill Brot
hämmers müesse ässe
Jo Brot – Vierpfünder häts do gäh
nüt vo Weggli und Gipfeli
ond huufe kröschpelets Züg .
Richtigi Choscht hämmer gha
Hördöpfelsuppe mit gschnefletem Chäs
Wähe am Fritig – au för d‘ Manne Chäswähe
Südfleischsuppe am Samschtig mit Gmües
Chabis, Wirz
Suurchrut hets de ganz Winter lang gha
Im Chäller i de brune Stande
Alles het mer sälber iigmacht
Eier im Wasserglas
Vorässe sterilisiert
Bohne deerrt
Öpfel iiglgaageret im Chäller
Rüebli, Rande, Endiviensalat
Im Sommer alles selber aapflanzet
Oochrut ghätet
D’Hüener iito
D’Chüngel gmischtet
Stude abegrührt vom Tenn
Höeui Säck iigfüllt
Am Samschtig Mittag – as es langet für die ganzi Woche
alli Schueh vom Vatter und de andere
gschrubbt, gwichset und glänzt
t‘Stäge abeputzt
de Stubebode gschpöndlet,
uff de Chnüne gwichset, denn plochet
i de Chuchi s’Kupferschüeffi mit Sigolin uff Hochglanz gribblet ( brocht)
Zaine voll Schiitli vom Esterich abegschleikt
De Grross Ofe iigfüüret
Holz nohgleit im Füürherd
Vor em Ässe het mer bättet
Alli säme, au de Vatter
„Himmlische Vatter, sägne Du euses Ässe“
Am Sonntig isch mer id Frühmess,
id d Mittelmäss – isch d’Muetter gange
i s Amt de Vatter
Samschtig z’Nacht het d’Muetter
no d’Hemmli glättet bis i alli Nacht
De Vatter het ned chönne is Amt
bis d’Muetter ned s’Hemmlichnöpfli zu to het
und de Gravattechnopf em am Hals no gschlunge het.
So isch es gsi
Am zwölfi hets ‚ Z’mittag gäh
Hördöpfelstock mit emene See vo Sauce
Fleisch für die Grosse, s’Sauce – Mutschli für euis.
Kiibet het d’Gotte, d’Grossmuetter
wo immer zur Familie ghört het, wie au de Onkel
So simmer en ganzi Gschar ume Tisch ume versammlet gsi
halbi Eis, hets müesse muxmüsli still si
De Vatter het d’Nochrichte gloset
Ich au, ha ned immer alls verstande
Aber diskutiert hani öppe emol mit em Vatter
Eer het immer Rächt gha.
Es anders Wort hets ned gäh.
So hets sich Läbe g’änderet – und demit au mer – euis all.
Barbara
Liebe Ritanna
Wie wunderbar Dein Kommentar doch ist! Es war für mich, als ob ich den Erzählungen meines verstorbenen Vaters gehorcht hätte… So viele Parallelen! Um 12.30 Uhr mussten er und seine Geschwister auch immer muksmäuschen still sein, weil der Vater die Nachrichten hören wollte. Ich schwelge gerne in Erinnerungen – da wird es mir warm ums Herz im positiven Sinne. Und auch das “immer jetzt” von Regula gefällt mir.
Herzlich,
Barbara
Regula Zellweger
Danke, liebe Rita, für das Teilen Deiner Erinnerungen. Es ist oft kein Grund, nostalgisch zu werden, wenn man an die Kindheit denkt. Jede Zeit hat ihre Vorzüge und Nachteile. Ich lebe gern heute. Wertschätzung für das, was ist, tut besser als unser Heute zu bejammern oder als zu idealisieren, was war. Es ist, was ist – immer jetzt.