Guernsey und Jersey sind die beiden grossen britischen Kanalinseln vor der Küste der Nord-Normandie. Es gibt aber auch weitere kleinere Inseln, die man bei gutem Wetter bei einer Klippenwanderung von Guernsey aus sehen kann.
Doch beginnen wir im Hafen von Saint Peter Port, wo viele Segelboote, die Fähre vom Festland und grosse Kreuzfahrtschiffe anlegen.
Übrigens: …alt werden kann ich später. Der Altersdurchschnitt der Bevölkerung und auch der Touristen liegt relativ hoch. Nur neun Prozent der Touristen sind unter 35 Jahre alt.
Der Hang, an den sich die Stadt schmiegt, fällt zum Hafen ab, was bedeutet, dass die einfahrenden und auslaufenden Schiffe von den meisten Häusern von Saint Peter Port aus gesehen werden können.
Zugegeben, es ist auf den Kanalinseln zwar wärmer als in England, aber mit Regen muss man rechnen.
Aber Regen hat auch seinen Reiz. Ein doppelter Regenbogen spannte sich beim Hafen über Castle Cornet, der seit dem 13. Jahrhundert immer wieder um- und angebauten Festung des Hafens.
Hier spielte sich militärisch einiges ab, insbesondere im 2. Weltkrieg diente die Burg den deutschen Besetzern, und in der Hafenstadt patrouillierten deutsche Soldaten.
Direkt am Hafen erkennt man die Stadtkirche, 1048 urkundlich erstmals erwähnt.
In Saint Peter Port findet man auch wunderschöne Gärten.
Der Golfstrom lässt eine fast tropische Vegetation gedeihen, …
… und wenn das nicht reicht, gibt es immer noch Gewächshäuser.
Besonders schön ist die Blütenpracht im Candie Garden.
Hier wachsen lustige Pflanzen.
Blüten öffnen sich, erstrahlen und vergehen auch wieder.
Dieser ruhige Park mitten in der Stadt ist eine richtige Wohlfühloase.
Hier steht auch Victor Hugo mit Blick gegen Frankreich, aus dem er verbannt wurde. Er lebte und schrieb im Exil auf Guernsey 15 Jahre lang in seinem Haus in Saint Peter Port, das heute Frankreich gehört und besucht werden kann. Auch dieses Haus hat einen Garten und ein Gewächshaus – mehr darüber in einem nächsten Blog.
Saint Peter Port hat einen “Sohn”, der Weltgeschichte geschrieben hat. Isaac Brock soll Kanada für das Königreich gerettet – und 1812 mit dem Leben dafür bezahlt haben. Da ich im Sommer Ostkanada auf den Spuren der indigenen Bevölkerung besuche, werde ich dort genauer recherchieren.
Isaac Brock, 1769 auf Guernsey geboren, trat als Jugendlicher in die britische Armee ein. Er begann als Fähnrich und erreichte den Rang eines Hauptmanns. Nach seiner Dienstzeit in der Karibik erwarb er 1797 durch Kauf den Rang eines Oberstleutnants und Regimentskommandeurs und diente unter Admiral Nelson in Holland. 1802 wurde Brock mit seinem Regiment nach Kanada versetzt.
Da er einen Krieg mit den USA befürchtete, begann er 1812 Verteidigungsanlagen zu verstärken, die Möglichkeiten von Bündnissen mit den Indianern auszuloten und mit der Einberufung von Milizen. Er ging mit einer britisch-indianischen Einheit in die Offensive und errang einen Erfolg gegen die Amerikaner. Mit einer geschickten psychologischen Kriegsführung, bei der Tecumsehs Indianer eine Schlüsselrolle spielten, konnte Brock die Kampfmoral der Amerikaner so weit untergraben, dass diese kapitulierte – eine der demütigendsten Niederlagen in der Geschichte der USA.
Später starb Brock heldenhaft auf dem Schlachtfeld.
In Kanada wird er bis heute als Held und „Retter Kanadas“ geehrt.
Doch zurück nach Saint Peter Port.
Ich verzichtete nicht ganz leichten Herzens auf eine Shoppingtour.
Ein Klippenspaziergang unter kundiger und charmanter Führung von Gaby Betley – Zusammen mit meinen Journalistenkollegen – wurde ein ganz besonderes Erlebnis. Wir waren eine kleine Gruppe, alle fleissig und ernsthaft am Fotografieren und Schreiben – doch es blieb auch viel Zeit für gute Gespräche, Zeit zum Lachen und Geniessen.
Weit weg sieht man die Insel Harm.
Wenn man auf dem Klippenpfad wandert, rauscht weit unten das Meer.
Dass der Wind ziemlich heftig weht, erkennt man an den Blumen am steilen Hang.
Ich schaue nach unten und sehe Blumen.
Ich schaue nach oben und sehe Möwen.
Ich folge dem Pfad und lasse meine Augen wandern.
Huch – ein Klippentier. Eine Eidechse habe ich auch gesehen, aber die war zu schnell weg.
Public Convenience – so elegant und stilvoll habe ich öffentliche Toiletten noch nie angeschrieben gesehen!
Die Klippen sind für die Schifffahrt gefährlich. Hier liegt bestimmt eine Menge gesunkene Schiffe.
Ich kann mich nicht sattsehen an dieser faszinierenden Landschaft.
Und immer den Wind um die Nase und das Rauschen der Wellen in den Ohren.
Wir gelangen schliesslich an einen Sandstand.
Vor einer Festungsanlage surfen sportliche Leute.
Ich mache es den Flipflops gleich und entspanne mich nach der Wanderung. Dazu gibt es einen erfrischenden Cidre und ein Krabbensandwich.
Apropos Cidre – er ist das Nationalgetränk. Wir besuchten die Apfelfarm “Roquettes Cider”.
Die Apfelbäume standen voll in Blüte.
Hahn und Huhn begleiteten uns auf der kleinen Wanderung durch die Apfelplantage.
Dazu gehört auch ein idyllischer Teich und wir alle suchten die besten Plätze für Fotos, hier Barbara auf der Pirsch.
Mir hat es ein kleines Wäldchen mit Bluebells angetan. Diese Blumen erinnern mich an meine Mutter.
Und dann wurde DEGUSTIERT.
Sehr gelb ist übrigens die Butter auf Guernsey. Die Guernsey-Kühe haben einen Gendefekt und können Karotin nicht gut abbauen. Also keine Angst vor ranziger Butter, gelbe Butter ist auf der Insel frisch ab der Kuh.
Die Chutneys und der Käse waren wunderbar.
Da wird allerhand gebraut – und wir kamen nicht darum herum, unsere Pflicht zu tun…
Nachdem wir zuverlässig unsere harte Arbeit getan und alles probiert hatten, klangen die Bienen etwas seltsam. 🙂
Ohne Bienen kein Cider!
Dass man diese Kirche so sieht, hat nichts mit Cidre zu tun.
Brüder des 1904 in Frankreich verbotenen römisch-katholischen Ordens der “La-Salle-Brüder” haben die “Little Chapel”, die Scherbenkirche, im Exil auf Guernsey nach dem Vorbild von Lourdes gebaut. Liebevoll haben sie Muster und fromme Themen gestaltet. Zum Einsatz kamen Muschelschalen, Kieselsteine und Porzellanteilchen.
Die 1965 in ihrer heutigen Form vollendete “Little Chapel” schimmert in prächtigen Farben.
Die eintürmige Kapelle hat drei Eingänge, eine Krypta und einen winzigen Vorraum. Die gesamte Grundfläche der “Little Chapel” umfasst gerade einmal 15 Quadratmeter.
Unser nächster Ausflug führte mit einem Boot auf die Insel Herm, die kleinste der bewohnten Kanalinseln, rund fünf Kilometer östlich von Guernsey.
Herm hat eine Fläche von fast zwei Quadratkilometern – das “Hauptverkehrsmittel” sind die eigenen Füsse.
Wir fuhren mit dem Linienschiff von Saint Peter Port nach Herm.
Schnell erreichten wir die 2.4 Kilometer lange und weniger als 800 Meter breite Insel mit ihrer Bevölkerung von rund 50 Personen.
Auf der 150 Hektar grossen Insel sind Personenwagen nicht gestattet. Das Verbot wird umgangen, indem man mit Traktoren und Rasenmähern fährt.
Die nördliche Hälfte der Insel besitzt Sandstrände, während die südliche Hälfte felsig ist.
Die steil aufragenden Klippen im Süden erreichen eine Höhe von 70 Metern.
Die kleine Bucht mit Sandstrand und Strand-Café ist im Sommer eher überfüllt.
Ein buntes Nest mit Surfbrettern. Was Barbara da wohl fotografiert?
Der Shell Beach wirkt bei schönem Wetter fast wie ein Karibik-Inselstrand.
Andrea suchte Muscheln und vieles mehr.
Keine Insel ist zu klein, um keine Hinweisschilder zu haben.
Es gibt hier auch eine kleine Kirche mit einem kleinen Glockenturm im Garten.
Dass dies ein Gefängnis gewesen sein soll, glauben wir nicht ganz.
Viel zu schnell ging der Ausflug nach Herm vorbei.
Und auch die Tage auf Guernsey.
Wir kommen wieder!
Glück ist wie das Meer – die Wellen kommen auch immer wieder.
Unbekannt
Musik
Zu der lieblichen Landschaft von Guernsey passen die Nocturnes von John Field. John Field, 1782 -1837, war ein irischer Komponist, Pianist und Klavierpädagoge. Er gilt als der Erfinder des Nocturnes.
John Field: Rondo für Klavier und Streicher
John Field: Klavierkonzerte
Isaac Brock, geboren auf Guernsey, spielte eine Schlüsselrolle bei der erfolgreichen Verteidigung Kanadas gegen amerikanische Truppen im Krieg von 1812.
Die “Ouverture solennelle 1812” op. 49 ist ein Werk von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, das den Sieg Russlands in den Napoleonischen Kriegen 1812 darstellt. 1812 ist ein Jahr, das auf dem neuen und dem alten Kontinent vielen Menschen Kriegsleid brachte.
Informationen
Rolf Meier Reisen: Guernsey
Visit Guernsey
Hotelempfehlung
La Frégate
Wunderschön in Saint Peter Port über dem Hafen gelegen!
Dank
Ich danke Rolf Meier Reisen für die Reise und Katja Bürgi und Scott Crouch für die Begleitung.
Ganz herzlichen Dank an meine Journalistenkolleg/innen Andrea, Barbara, Kati, Katrin und Christian – es hat mega Spass gemacht mit Euch!
Buch- und Filmtipps
Ergänzte Liste am Schluss des letzten Guernsey-Beitrages
Film zu Isaac Brock (englisch)
Mary
Das nächste Mal komme ich mit!!!
Regula Zellweger
Das wünsche ich mir! Gehörst dann zu den besagten 9 Prozent:-)
Susi
Oft schon schwärmten Freunde von mir von den Kanal-Inseln. Doch erst jetzt, nach dem Genuss von Regulas Reisebericht, will ich, muss ich, drängt es mich – nach Guernsey, Jersey ! Ich möchte den Spuren folgen, die unsere Freundin hier so wunderbar beschreibt. Will lauschen, riechen, sehen und schweigen, um diese geschichtsträchtige Insel und ihre Schöpfung in ihrer ganzen Leuchtkraft kennen zu lernen. Ach wie freue ich mich auf den nächsten Frühling!
Die Noten der Nocturnes übrigens von John Fielding drucke ich mir sogleich aus – sie nachzuspielen, ist mir ein Bedürfnis. Werde ein bisschen üben müssen 🙂
Zauberhaft, diese Musik!
Merci, MaBelle!
Rita
Das muss wirkloch eine eindrückliche Reise gewesen sein! Wunderschöne Bilder!