Adventliche Stadtführung

Im Advent sind viel Städte und Dörfer festlich geschmückt. So auch Zürich, meine Heimatstadt.

Obwohl ich Zürich sehr gut kenne, entschloss ich mich für eine Stadtführung “Weihnachten in Zürich”. Um 16.00 Uhr starteten wir im Hauptbahnhof.

Grosse Enttäuschung: Das Glanzstück des «Christkindlimarktes» war jeweils der 10 Meter hohe Swarovsky-Weihnachtsbaum in der Zürcher Bahnhofshalle. Dieses Jahr funkeln dort aber keine Swarovski-Kristalle mehr. Eine dicke, rote Lindor-Kugel schmückte den in Rot dekorierten Baum. “Ja, es ist nicht mehr wie früher”, dachte ich etwas wehmütig.

Der Weihnachtsmarkt im Hauptbahnhof Zürich ist mit seinen 120 Marktständen einer der grössten überdachten Weihnachtsmärkte Europas.

Zuerst verliessen wir den HB kurz durch den “Hinterausgang”.

Wir schauten uns das Landesmuseum an, das wie ein altes Schloss wirkt, es wurde aber Ende des 19. Jahrhunderts im historischen Baustil erbaut.

Heute lockt das Illuminarium abends im Innenhof des Landesmuseums mit Lightshows und lädt ein zu weihnachtlichen Gaumenfreuden, Fondueplausch und Cocktails in Aussen – und Innenbars. In diesem Jahr werden zwei neue Lichtshows gezeigt.

Die traditionelle Weihnachts- und Krippenausstellung setzt dieses Jahr die Tiere bei der Krippe ins Zentrum. Ochse, Esel und Schafe gehören zu den uns vertrauten Tieren. Doch in anderen Teilen der Welt bereichern Kamele, Elefanten oder sogar Flamingos die Krippenlandschaften. Jede Krippe erzählt somit nicht nur die Weihnachtsgeschichte, sondern auch etwas über die Menschen und die Natur ihrer Heimat.

Nun führte uns der Spaziergang durch den Hauptbahnhof.

Noch ein Blick auf den roten Swarovsky-Nachfolger.

Und dann schritten wir durch das Eingangsportal auf den Bahnhofplatz.

Die Bahnhofstrasse liessen wir links liegen und wählten die Löwenstrasse, die “arme kleine Schwester der Bahnhofstrasse”.

Die Sterne, das sind je sechs verformte PET-Flaschen, die von LED-Lämpchen beleuchtet werden. Diese Leuchtobjekte wurden von Häftlingen im Gefängnis Pfäffikon und von Bewohnern von sozialen Institutionen umgesetzt.

Und nein, es gab für die Häftlinge keinen Ausgang zum Betrachten ihrer Werke vor Ort.

Die Bahnhofstrasse ist ein absolutes Muss. Ihre Beleuchtung gab immer wieder Anlass zu Diskussionen. 1971 wurde der beliebte «Baldachin» eingeweiht. Dann kamen die Neonröhren von «The World’s Largest Timepiece», die zu technisch, kühl und unweihnachtlich waren und nach vier Jahren ersetzt wurden. Seit 2010 hängt «Lucy». Nach “Lucy in the sky with diamonds” von den Beatles.

An der Bahnhofstrasse befindet sich das Warenhaus Globus. Als Kind drückten wir immer unsere Nasen an den märchenhaft dekorierten Schaufenstern platt. Wie auch beim Spielwarenhändler Franz Carl Weber, wo sich Steiff-Tiere bewegten.

Heute sind es nicht mehr Schaufenster, die fesseln.

Lange blieben wir nicht auf der Bahnhofstrasse, links gings zum Werdmühleplatz, Ziel “Singing Christmas Tree”: Auf einer haushohen, liebevoll dekorierten Bühne in Form eines Weihnachtsbaums bieten verschiedene Chöre aus der Region das Beste aus ihrem Weihnachtsrepertoire. Innendrin versteckt sich ein professionelles Tonstudio.

Über die Treppen stiegen wir hoch zur Lindenhofstrasse, die über die Uraniastrasse führt. Hier ist es – über dem Trubel – ruhig. Urania war die Muse der Sterndeuter. In der Atmosphäre der vorweihnachtlichen Stadt denkt man an den Stern von Bethlehem.

Die Urania-Sternwarte Zürich wurde 1907 als Volkssternwarte eröffnet. Sie war Zürichs erster Betonbau. Die achteckige Warte hat eine Gesamthöhe von 51 Metern. Heute befindet sich dort die Jules Verne Bar, von der aus man einen Rundblick über Zürich hat.

Von der anderen Strassenseite blickt man zur Limmat, auf der sich unzählige Lichter spiegeln.

Die Lindenhofstrasse führt hoch zum Lindenhof, wo sich der Blick auf das Niederdorf und das Uni-Quartier bietet.

Dreht man sich um, scheint man in einer anderen Welt zu sein.

Nun ging es runter und wieder rauf, auf den Hügel von St. Peter.

Das Kirchenschiff ist eingehüllt, es wird renoviert. Es gehört der Kirchgemeinde St. Peter, während der Turm mit der Stube des Feuerwächters im Besitz der Stadt ist.

Hier ist auch ein eher ruhiger Platz mit einer Linde mit hübschem Lichterschmuck.

Lauter wurde es dann eine kurze Strecke weiter unten am Weinplatz.

Dominiert wird er vom Nobel-Hotel Storchen.

Ich liebe das Haus gegenüber, das geschichtsträchtige Gasthaus zum Schwert. 1421 war das Gasthaus gegründet worden und galt bald als erste Adresse in Zürich, wo Zar Alexander I., Goethe, Victor Hugo, Mozart, Liszt, Brahms, alles was Rang und Namen hatte logierte. 1889 zog Samen Mauser ins Haus ein, meine Mutter war während des Krieges Chefsekretärin von Chef Mauser.

Über die Rathausbrücke und die Marktgasse erreichten wir die Münstergasse im Zürcher Niederdorf. An der Marktgasse befanden sich in meiner Jugend das Traiteurgeschäft Bianchi und die Bäckerei Bertschi, dort holten wir – quer durch die halbe Stadt – Gipfeli für den Sonntag. Bianchi war nicht unsere Preisklasse.

Wir kreuzten die Münstergasse.

Und folgten dem Rindermarkt zur Kantorei und zur Neumarktgasse – meiner Lieblingsgasse.

Hier ging ich mit meiner 1/8-Geige zu Fuss ins Konservatorium – und sparte 25 Rappen Tramgeld.

In dieser Gasse wurde Gottfried Keller geboren und die Strassenlaternen muten noch immer so an, als würden sie auf den Laternenanzünder warten.

Bei der Kantorei durften wir Tirggel essen, das typische Zürcher Backwerk.
Ich verliess die Gruppe und zog alleine weiter.

Ich wanderte zurück zum Limmatquai in der Hoffnung, das Märlitram zu sehen.

Es war zu schnell für mich. 🙂

Schnell war auch das Märliboot. Auf der gemütlichen 30-minütigen Rundfahrt ab Bellevue kann man spannende Weihnachtsgeschichten hören. Das Boot ist weihnachtlich mit Lichtern und Fellen geschmückt – perfekt zum Einkuscheln und Zuhören.

Vom Limmatquai zweigen kleine Gassen ab.

Ich erhaschte auch einen Blick auf die Predigerkirche. Dort brennt vom 2. bis 5. Dezember ein grosses, eindrückliches Lichtlabyrinth aus über 500 Kerzen.

Sehenswert sind Zürichs Zunfthäuser.

Vom Limmatquai zweigen kleine Gassen ab.

Also: Warm anziehen und an einem Stadtrundgang teilnehmen oder auf eigene Faust zu einem Stadtrundgang starten. Wunderbar, wenn man es in der Stadt der eigenen Kindheit tun und sich an damalige Adventtage erinnern kann.

In Zürich könnte man beispielsweise über den Paradeplatz weiter zum Hotel Baur au Lac mit dem grössten Weihnachtsbaum der Stadt spazieren. Und weiter über den Bürkliplatz und den Sechseläutenplatz mit dem “Zürcher Wienachtsdorf”, einem grossen Weihnachtsmarkt, bis zum Opernhaus.

Egal welche Wege und Quartiere, welche Städte man begeht – es gibt viele kleine Schönheiten, die zu entdecken sich lohnt. Man muss nur genau hinschauen, hinhören, hinschnuppern, hinfühlen… die sinnliche Wahrnehmung auf Advent und Weihnachten richten und den Weg, den eigenen Weg, geniessen.

Das ist das Vertrackte an Weihnachten:
Über den Weihnachtsmarkt zu laufen,
macht so glücklich,
dass es am Ende sogar Spass macht,
Geld auszugeben.

Janine Weger

Informationen
Nächste öffentliche Führungen: 23.11.2024 + 07.12.2024 + 21.12.2024, 16 Uhr
Advent und Weihnachten in Zürich. Hier sieht man das Märlitram besser.
Weihnachten in Zürich

Blogbeiträge
Zürcher Frauen-Stadtrundgang
Weihnachtsbeleuchtung Zürich

Dank
Ich danke Barbara Dörig für die wunderbare Führung. Sie versteht es, Geschichten und Informationen zu einem charmanten Ganzen zu verweben. Sie erzählt, was man zu Zürich wissen muss, vermittelt aber auch Geheimtipps und amüsante Anekdoten. Sie lässt Erinnerungen aufleben und berichtet brandneue News. Gebürtige, ortskundige Zürcherinnen und Zürcher wie auch Tagestouristen bekommen intellektuelle und emotionale Nahrung,

Musik
Nach Lucy in der Bahnhofstrasse Songs von den Beatles
Lucy in the sky with diamonds
Sammlung Beatles Hits
The Beatles – Yellow Submarine
John Lennon – Imagine
London Symphony Orchestra ♫ The Symphonic Beatles Play
Yesterday | Epic Orchestra
Hey Jude | Epic Orchestra

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Adventsgestecke

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Linzertorte

  1. Rolf

    Davon kann man hier in Australien nur
    träumen

  2. Chresta Arlette

    Sehr schön geschrieben Regula
    Fühle mich in meine Kindheit zurückversetzt bin ja auchbin Zürich gross geworden 😊
    Danke🎄

  3. Beatrice

    Leider zu viele Fehler im Text. Peinlich!

    • Susanne

      Immer wieder muss ich den Kopf schütteln ob solchen Kommentaren! Und sie ärgern mich! Warum? Weil ob dem lapidaren Satz das Schöne, das Lebendige und der Inhalt, der doch alles ausmacht, einfach ausgeblendet wird! Sie tun mir leid, Beatrice!

    • Mary

      Das einzig Peinliche an diesem Blogbeitrag ist Ihr Kommentar, liebe Beatrice. Ich hoffe, es hat Ihnen gutgetan, einen liebevoll und zeitaufwändig gestalteten Blogbeitrag mit solchen Worten zu kritisieren. Ihr Verhalten lässt auf Langeweile und Frustration schließen. Daher wünsche ich Ihnen, dass die Adventszeit Ihnen etwas Freude und Herzenswärme schenken möge. Wer solche Kommentare verfasst, verdient mein Mitgefühl. Alles Gute!

    • Peter B. Egli

      Interessanter Kommentar, Beatrice. Es scheint mir, Sie sehen vor lauter Bäume (sprich Fehler) den Wald nicht mehr. Augen öffnen und das Leben geniessen. Zürich ist eine wunderbare Stadt zum flanieren . . . . hat aber auch viele “Fehler”, wenn man sich darauf fokussiert.

    • Irene

      Wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein.
      Es wäre sehr schade, wenn nach einer solchen Anmerkung alle zufriedenen Leser darunter leiden müssten!!!!!

  4. Doris Nordmann

    Dein Bericht macht Lust in den nächsten Tagen selber einen Rundgang durch die weihnächtliche Stadt zu machen und die Augen für die kleinen Schönheiten offen zu haben.

  5. Peter B. Egli

    Eine gute Idee Zürich im Adventskleid zu zeigen. Obwohl Zürcher und Zürcherinnen diese Ecken und Strassen kennen, finde ich eindrücklich wie Du die Bilder gestaltet hast, sie geben Lust darauf, selber wieder durch die verschiedenen Strässchen und Gassen zu schlendern.
    Allen die das lesen, eine schöne Adventszeit

  6. Hildegard

    Geht es um Herzenswärme oder Rechtschreibung? Wenn das das grösste Problem ist! Am besten, Sie bestellen den Blog ab, Beatrice.

    Frohe Weihnachten

  7. Brigitte

    Danke Regula
    Dein schöner Beitrag zur “Adventlichen Stadtführung” hat mich inspiriert die Adventsstimmung in Zürich selber zu erleben.

  8. Hildegard

    Liebe Regula

    Wahrscheinlich vermissen viele Blog-LeserInnen den 4. Dezember. Bitte lass uns wegen einer herzlosen Kritik nicht die Adventsfreude und die Freude an deinem Blog nehmen. Wir vermissen deinen Adventskalender. Er gehört schon seit Jahren wohl für viele zu dieser innigen, warmen Zeit. Danke!

    HerzGruss
    Hildegard

  9. Theresa

    So schön, liebe Regula
    wie du mit deinen Fotos und deiner Beschreibung des adventlichen Stadtrundgangs eine warme Stimmung herzauberst!
    Du weckst bei mir so viele Erinnerungen: die dreidimensionalen wunderschönen Adventsfenster beim Globus durften wir auch immer anschauen gehen, dazu wurden wir vier Kinder schön herausgeputzt. Ja, wenn man in die Stadt geht!
    Und der Singing Christmas Tree … da bin ich mit drei verschiedenen Schulen aufgetreten. Einmal waren es 100 Kinder und sie wussten nicht, wo sie all die vielen Kinder hinstellen sollen. Aber für die Grünau-Kinder ein unvergessliches Erlebnis. Und ich habe schon damals gelernt, dass man nicht einfach Schinkensandwiches ordern kann.

    Und das London Symphony Orchestra mit The Symphonic Beatles Play habe ich jetzt vollständig durchgehört. Beatles sind grad nochmals zum Schwelgen.

    Danke dir für diesen wundervollen Abend.
    Herzlich, Theresa 🙏🏻

  10. Maja Jeanine Zwahlen

    Liebe Regula: Von Herzen vielen Dank für Deinen wunderschönen Adventsrundgang
    durch Zürich. Was für prachtvolle Aufnahmen und begeisternde Beschreibungen! Es ist ein Erlebnis mit Dir durch das vorweihnachtliche Züri zu gehen.
    Obwohl ich über 20 Jahre an der
    St. Peterhofstatt, im Herzen von Zürich , wohnte ist es eine Freude Dich in Deinem sorgfältig gestalteten Blog begleiten zu dürfen. Grossen Dank für Deine Zeit die
    Du täglich aufwendest uns mit Deinem Adventskalender zu beglücken👏👏👏
    Herzliche Grüsse, MAjA 🦌🌲

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