Kürbis – literarisch und kulinarisch

Mein ganzes Leben mochte ich Kürbisgerichte NICHT.
Ein “Kürbissüppchen” löste bei mir einen akuten Fluchtreflex aus.

Ein Abend genügte, um meine Meinung zu ändern. Ohne, dass man mal seine Meinung ändert, gibt es keine Persönlichkeitsentwicklung.  🙂

Schuld ist meine Freundin Regula Schmidt, die mich zu einem literarischen Kürbiskochkurs von Regula Jeger im schweizerischen Agrarmuseum Burgrain einlud.
Beim Einnachten fuhr ich rund eine Stunde über Land ins Luzerner Hinterland, für mich Zürcherin in the middle of nowhere. Für Kürbisgerichte.

Ich liebe Kürbisse als Herbstdekoration, hier in meinem Cheminée.

Ansonsten gehörten Kürbisse für mich eingesperrt.

Während Garten-Fachfrau und Museumsmitarbeiterin Franziska Dürmüller von der Vielfalt der Kürbisse schwärmte, schien es dieser Mann richtig zu machen. Mord!

Bevor wir koch-aktiv in die bunte Welt der Kürbisse eintauchten, stellte uns Franziska Dürrmüller einige Kürbissorten vor. Kürbis ist nicht gleich Kürbis. Es sind Beerenfrüchte – eigentlich kein Gemüse.

Es gibt über 200 essbare Sorten – in unterschiedlichsten Formen, Farben und Geschmacksrichtungen. Und sie tragen tolle Namen: Butternut, Hokkaido, Early Harvest, Muskatkürbis, Sweet Dumpling, Bischofsmütze, Spaghettikürbis, Moschuskürbis, Feigenblatt-Kürbis…

In meinem Garten wachsen Patissons, weil sie sehr dekorativ sind.

Die Sorte Jack-O’-Lantern wurde speziell für Halloween gezüchtet. Die grossen, orangen Kürbisse werden ausgehöhlt, ein Gesicht wird eingeschnitzt und der Kürbis von Innen beleuchtet. Immer mehr schwappt der Brauch von Halloween von den USA auf Europa über. Eher gruselig grinsende, orange Kürbisköpfe verdrängen die weiss-rosa Räbeliechtli, die in der Schweiz Tradition haben. Als Kind und Jugendliche erlebte ich kein Halloween, aber den stimmungsvollen Räbeliechtliumzug. Mein Vater schnitzte jedes Jahr kunstvoll einen romantischen Wald mit Tieren in meine Räbe.

Foto: Fränzi

Meine Enkel machen gruselige Halloween-Partys.

Doch zurück zu den Kürbissen. Regula Jeger brachte Licht ins Dunkel der Geschichte der Kürbisse. Neuere Funde von Samen domestizierter Kürbisse werden auf 8000 bis 10.000 v. Chr. datiert.

Bildquelle: https://www.flickr.com/photos/biodivlibrary/8096991138

Ursprünglich war der Kürbis in Südamerika zuhause. Dort wird er noch heute gerne zusammen mit Mais und Bohnen in Mischkultur angebaut. Während der Kalebassenkürbis bereits seit mehreren Jahrtausenden in Europa bekannt ist und genutzt wird, kam der heute geläufige Gartenkürbis erst nach Kolumbus nach Europa.

Gartentipp: Drei Schwestern. Im nächsten Frühling in einem grossen Topf Mais (in der Mitte), ringförmig Bohnen und zu äusserst Kürbisse ansäen – gibt reiche Ernte und sieht gut aus.

Literatur zu Kürbis zu finden, ist nicht einfach.

Den Anfang machte ein Auszug aus Disneys Film Cinderella von 1950.
Über 300 Jahre ist Cinderella nun auf der Welt. Der französische Schriftsteller Charles Perrault hat das Märchen im 17. Jahrhundert für seine Königin aufgeschrieben. Die Gebrüder Grimm, die im deutschsprachigen Raum viel bekannter sind, haben Aschenputtel im 18. Jahrhundert entdeckt. Die Kürbiskutsche geht allerdings auf die französische Fassung zurück.

Auf Aschenputtel folgte ein englischer Nursery Rhyme:
Peter, Peter Kürbisesser,
Hatte eine Frau,

konnte sie aber nicht behalten;
Er steckte sie in eine Kürbisschale
und dort hielt er sie sehr gut.

Englische Nursery Rhymes habe ich auch meinen Kindern vermittelt. Ich konnte aber nicht immer genau erklären, was die oft makabren Inhalte bedeuten.
Seine Frau in einen Kürbis einsperren – nichts für Feministinnen.

Eine irische Legende von Jack O’Lantern gilt als Vorbild des Kürbiskopfs, der zu Halloween Häuser und Gärten ziert. Am Anfang stand ein Pakt mit dem Teufel. Jack O’Lantern war ein irischer Säufer, geizig und verschlagen. Ihm gelang es, den Teufel übers Ohr zu hauen.

Weitere Literatur-Informationen folgten, sogar eine Geschichte von Charly Brown. Kürbiskopf wird seines Hirns beraubt!

Nun aber zum Kochen und den Rezepten.

Man entschied sich für eine Kürbisspeise und fasste als Gruppe von zwei bis drei Personen eine Tüte mit Zutaten und Rezept.
Regula und ich entschieden uns für das einfachste. Ran an den Speck!

Bereits zu den Ausführungen knabberten wir an Knäckebrot mit Kürbispesto.
Link anklicken -> Rezept.

Zum Apéro hat Anina Bruschette mit Kürbis, Blauschimmelkäse, Salbei, Rucola, Zwiebel-Relish, Birnen und Walnüssen vorbereitet.

In der Schulküche wurde gerüstet, gekocht, gebraten, gebacken… und diskutiert.

Es gab ausgeklügelte Koch-Projekte.

Diesen Kürbis mussten wir schlachten, schälen und in Schnitze schneiden.

Schnitze mit Honig und Sojasauce marinieren, mit Speck umwickeln, mit Sesam bestreuen und rein in den Ofen. Fertig!

Stehend in der Küche verkosteten wir ein “Kürbissüppchen Marco Polo”. Es schmeckte wunderbar. Ich konnte es nicht fassen!
Das Geheimnis dieses Rezeptes, das aus dem Buch “Auskosten” stammt und neben den traditionellen Zutaten einen säuerlichen Apfel, Sesamöl, Curry und Kokosmilch enthält.

Die restlichen Speisen wurden als Buffet präsentiert.

Zuerst eine Ladung Vitamine. Nüsslisalat, Kürbis, Trauben, Salatsauce und geröstete Kürbiskerne. Die Kerne liefern wertvolle Inhaltsstoffe, Enzyme und Vitamine, die ihre positive Wirkung insbesondere auf eine überaktive Blase und Prostata entfalten. Kürbiskerne sind reich an ungesättigten Fettsäuren, Mineralstoffen (Magnesium, Eisen, Zink und Selen) sowie Vitamin E und Beta-Carotin.

Koreanische Kürbis-Tortilla – ein Festessen!

Appetitlich präsentiert.

Die asiatische Kürbispfanne überzeugte.

Gerste einmal anders: als Kürbis-Gerstotto.

Geröstetes Herbstgemüse mit orientalischem Joghurt-Dip.

Würziger Pilz-Kürbis-One-Pot-Reis.

Und unsere Kürbisschnitze mit Speck.

Hier nun die gesammelten Werke auf meinem Teller. Alle Gerichte schmeckten lecker.

 

Zum Dessert wurde uns Kürbiskuchen nach alter Tradition serviert. 

Zur Torta di Zucca konnte man zwei Saucen wählen.

Der Kürbisstrudel hatte keinen Platz mehr in meinem Bauch!

Dieser Ausflug in die bunte Welt der Kürbisse hat Spass gemacht!

Der Kürbis wird auch gekocht zu keiner Melone.

Sprichwort der Zigeuner

Informationen
Burgrain in Alberswil ist zu allen Jahreszeiten ein Besuch wert.
Museum Burgrain Regelmässige lohnenswerte Veranstaltungen
Nächster literarischer Kochkurs mit Regula Jeger: 7. November 2025
Erlebnishof Burgrain

Kürbis-Beiträge in meinem Blog:
Gefüllte Patissons (mit Rezept)
Kürbis-Deko

Tipp
Kürbis schälen

Dank
Mein Dank geht an beide Regulae.
Regula Schmidt danke ich für die Einladung zu diesem literarischen Kochabend und die lustigen Kochprojekte in meiner Küche. Mehr dazu im Adventsblog 2024.

Regula Jeger und Markus Brauchli danke ich herzlich für den perfekt vorbereiteten Abend, für die Informationen zum Kürbis, den literarischen Input, die schön gedeckten Tische und die genial vorbereiteten Tüten mit Zutaten und Rezepten. Danke auch für das Glas Kürbisconfi und die Kürbis-Desserts. MEGA-Kompliment.
Regula Jeger dankt: “Markus Brauchli, der in der Küche beim Kochen «federführend» war. Er und seine Frau Ursula haben mich bei allen Vorbereitungen tatkräftig unterstützt. Mit Markus zusammen habe ich viele Gerichte – nicht nur diejenigen, die wir zusammen kochten – ausprobiert, er hat die Broschüre gestaltet und mich am Freitagabend auch beim Kochen sehr entlastet. ”
Merci auch an Franziska Dürrmüller für die Organisation des Abends von Seiten Museum Burgrain.
Danke an alle sympathischen Beteiligten, die Stimmung war super.

Buchtipp
Auskosten!
69 Rezepte…gewürzt und angerichtet mit einer Geschichte, von Gisler, Robi: Steinhauser, Viktor und Raas, Pedro (Illustrationen).

Filme und Texte
Peter, Peter, Pumkin Eater 
Charly Brown Pumkin-Film
Trailer: Disney: Cinderella 2015
Trailer: Disney: Cinderella 1950
Ganzer Film Cinderella, Achtung Zuckerüberdosis 🙂

Musik
zum Thema Märchen, Kürbismusik habe ich keine gefunden. 🙂
Rossini: La Cenerentola: Overture
Prokofjew: “Cinderella” Ballettsuite
J. Strauss: Aschenbrödel
Cinderella (Original Motion Picture Soundtrack)
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel Soundtrack
Cinderella Blues
Walzer aus Film Cinderella

Mendelssohn: Das Märchen von der schönen Melusine, Op. 32 “Die schöne Melusine”: Ouverture
Johann Strauss (Sohn): Märchen aus dem Orient

Vintage Music for Cooking in Autumn 👨🏻‍🍳🍁, 1930-er und 1940-er Jahre

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Herbst am Küferweg

  1. Doris

    Diese „Kürbischochete“ lässt mir das Wasser im Mund zusammen laufen. Ganz abgesehen von den begleitenden Informationen über die verschiedenen Kürbisse.
    Ich freue mich jetzt schon auf den Adventsblog.

  2. Katharina

    Wirklich g’lustig all die Kürbisgerichte! Danke dir für die vielen wunderschönen Fotos! Herzlichst wieder aus der Schweiz Katharina

  3. Lisbeth Rutz

    ja genau, so gehts mir auch – Kürbissüppchen am liebsten von Weitem ! Ob mit Curry und/oder Shrimps – nein, ich glaube wir werden nie Freunde.
    Am besten gefällt er mir geschnitzt und beleuchtet 🎃

  4. Rosi

    Ooooh, wie lecker, liebe Regula!!
    Mir läuft das Wasser im Mund zusammen! Aber wo sind diese Rezepte?? Zum Beispiel die Asiatischen Kürbispuffer? Oder, oder, kommen die noch in deine Rezeptsammlung??
    Es ist immer eine Riesenfreude deinen Blog zu lesen!! Viiiielen Dank dafür!
    GLG

  5. Daniela

    Was für ein reicher Fundus an neuen Rezepten ! Herzlichen Dank für die Inspirationen 🤗

  6. Eva

    Liebe Regula,
    Mit deinem reichhaltigen Beitrag zum Thema „Kürbis“ hast du mir einmal mehr bunte Momente geschenkt. Beschwingt nach Rossinis Ouverture, dem Walzer zum Film Cinderella und dem Slowfox zur Vintage Kochmusik starte ich in den windigen Herbsttag.
    Die Kürbis-Speck-Häppchen backe ich, sobald mein oranger Herbstkürbis der Weihnachtsdeko Platz machen muss…
    Ein herzliches Dankeschön an dich!
    Eva

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