“…alt werden kann ich später.” So nannte ich meinen Blog Mitte 60 – jetzt bin ich über 70. Gegen “alt werden” hilft Offenheit, interessiert sein, sich engagieren und die Welt um einen herum intensiv wahrnehmen, intellektuell und emotional.
Meine Tätigkeit als Journalistin bringt mich in Kontakt mit unterschiedlichsten Menschen und ihren Welten. So durfte ich einen Tag in der Kinder-Reha Schweiz verbringen. Für dieses Erlebnis bin ich sehr dankbar, denn ich habe Menschen getroffen, die ich bewundere: Mitarbeitende im Spital, Eltern und Kinder.
Die Mutter erklärt ihrem Kind liebevoll, wie der UK-Laptop eingesetzt werden kann. Er „spricht“ für den Jungen, wenn er mit den Augen das entsprechende Bild fixiert. So kann er Wünsche äussern: „Puppe anziehen!“ Die Therapeutin holt eine Puppe und eine Auswahl Kleider.
Das kleine Mädchen sitzt stolz auf dem Rücken eines Ponys. Während dies dem Waldrand entlang schreitet, übernimmt der Körper des Kindes die ruhigen, regelmässigen Bewegungen des Pferdes. Sie sind immer zu viert: das Kind, das Pferd, die Hippotherapeutin und die Pferdeführerin.
Es ist laut im grossen Raum. Und es hat eine unglaublich grosse Menge bunte Lego-Bausteinen. Kinder und Jugendliche beschäftigen sich begeistert. Die meisten bauen, einige schauen nur zu. Mehr können sie nicht, die kleinen Hände könne die Steine nicht fassen, sie nicht lenken, sie nicht zusammenfügen. Eltern, freiwillige Helfer und Spitalmitarbeitende unterstützen geduldig, führen die kleinen Hände, haben Ideen, teilen die Freude am kreativen Umgang mit den bunten Steinen.
Das Mädchen soll Dinge auf Bildern benennen. Teller und Messer kann es sprachlich nicht richtig bezeichnen. Aber ein Teleskop „Mond“ formuliert es. Und beim Uno-Spielen ist es blitzschnell und lacht laut, wenn es gewinnt.
Eine Mutter sitzt auf dem Bett. Ihr Junge kuschelt sich eng an sie. Grüezi-Besuch der Ärztinnen und des Chefarztes. Danach sind die beiden allein im Zimmer. Die erste Nacht in der Kinder-Reha. Die Nacht ist lang und der Mutter gehen viele Gedanken durch den Kopf.
Momente in der Kinder-Reha Schweiz. Wie ein Kaleidoskop, wo sich Farbsplitter immer wieder zu neuen Mustern formieren – nie zwei Mal gleich, aber immer ein Ganzes bildend.
Die Stockwerke A bis F sind mit Tieren von „Affe“ bis „Fledermaus“ benannt – eine Orientierungshilfe nicht nur für Kinder.
Kinder-Reha Schweiz
In der Kinder-Reha Schweiz werden Kinder behandelt und betreut, die an den Folgen von angeborenen oder erworbenen Krankheiten oder Verletzungen leiden. Die Kinder-Reha Schweiz in Affoltern am Albis gehört zum Kinderspital Zürich, dessen Dienste und Fachpersonal dem Zentrum zur Verfügung stehen.
Private Trägerin des Kinderspitals ist die Eleonorenstiftung. 1868 spendete der Arzt Conrad Cramer im Andenken an seine früh verstorbene Gattin Eleonore die damals bedeutende Summe von 50’000 Franken zur Errichtung eines Kinderspitals in Zürich.
In der Reha-Klinik in Affoltern stehen 47 Betten für Kinder zur Verfügung, dazu kommen Aufenthalte von Eltern in Familienzimmern und ambulante Behandlungen. 2023 wurden 261 Kinder stationär aufgenommen. Sie blieben durchschnittlich rund 50 Tage. Die Patientinnen und Patienten kommen aus der ganzen Schweiz, wenige aus dem Ausland.
In der Kinder-Reha, in der Region „Kispi“ genannt, arbeiten 250 Mitarbeitende mit einem Gesamtpensum von 160 Vollzeitstellen. Rund 90 Prozent sind Frauen.
Mein Besuch ist perfekt vorbereitet. Ich bekam vorgängig einen Stundenplan mit Programmpunkten auf verschiedenen Stationen und mit unterschiedlichen Berufsgruppen. Ich fasse zuerst Krankenhaus-Kleidung, als Psychologin mit Praktikum in der Rehaklinik Bellikon weiss ich um die Schweigepflicht.
Sechs Ärztinnen und der Chefarzt teilen beim Rapport aktuelle Informationen zu den Patientinnen und Patienten. Was muss vom Geschehen über Nacht mitgeteilt werden? Welches weitere Vorgehen wird ins Auge gefasst?
Die Ärztinnen sprechen respektvoll über ihre Patientinnen und Patienten. Die Atmosphäre ist kollegial und wertschätzend. Chefarzt Andreas Meyer nimmt seine Rolle als Mentor wahr. Assistenzärztinnen erhalten wichtiges Wissen on the Job vermittelt. Dieses dazugelernte, theoretische Wissen verbinden sie mit einem Kind und seiner individuellen Geschichte. Das ist effizientes Lernen.
Integriert ist eine kurze Weiterbildung, in der Form von Lernen durch Vermitteln. Eine Ärztin referiert zum Thema „Schütteltrauma-Syndrom“. Bereits leichtes, kurzes Schütteln kann das Gehirn eines Babys schwer schädigen. Noch nicht lange sind die Symptome genau beschrieben. Bis vor kurzem war die Schuldfrage einfach geklärt: Die letzte Person, die das Kind betreute, hat es geschüttelt. Stimmt aber nicht immer. Juristische Fehlentscheide prägten beispielsweise das Leben einer Nanny.
8.30 Uhr IRR auf Station D
Auf Station D, Delfin, befinden sich die Bettenstation der Kinder und die Spitalschule. Chefarzt Andreas Meyer erklärt mir geduldig die Abkürzung – immer wieder an diesem Tag. Ich lerne neue Begriffe, realisiere, dass ich in eine Welt eintauche, deren Sprache ich manchmal nicht verstehe. IRR bedeutet „Interdisziplinärer Reha Report“. Dieser findet auf jeder Station einmal pro Woche statt. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben. Beteiligt sind Ärztinnen, Pflege, Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie, Neuropsychologie, Schule, Sozialberatung und Disposition. Man tauscht sich zur Entwicklung jedes Kindes während der vergangenen Woche aus. Gemeinsam wird entschieden, welches Kind welche Therapien bekommt und wann es austreten kann. Gemeinsam freut man sich, wenn verschiedene Fachpersonen über eine positive Entwicklung berichten können. Dazu gehört auch beispielsweise, dass ein Kind seine Befindlichkeit ausdrücken konnte, es erstmals wagte, über seine Wut zu sprechen.
Ein 8-jähriges Mädchen braucht Motivation, um Eigenverantwortung zu übernehmen – darüber sind sich alle Betreuungspersonen einig. Reha-Interventionen haben eine Stärkung der Muskulatur, der Beweglichkeit zum Ziel. Aber auch eine Stärkung der Persönlichkeit und des Selbstwirksamkeitsglaubens. Dazu braucht es die Partizipation der Kinder. Das Mädchen isst gern. Übergewicht hat Folgen auf den Erfolg der Reha – deshalb gilt es, das Mädchen zu motivieren, sein Essverhalten entsprechend zu steuern – ohne es damit zu frustrieren. Es bekommt Hausaufgaben und soll diese Woche 20 Treppenstufen am Stück bewältigen. Zudem wird es der Velogruppe zugeteilt, um Sicherheit für den Alltag zuhause zu gewinnen.
Ein Junge mit spastischen Lähmungen ist neu eingetreten. Zuerst geht es darum, einander kennen zu lernen und Vertrauen aufzubauen. Alle betreuenden Personen, Pflegende, Therapeuten und Ärztinnen, sind hervorragend geschult und bauen auf Erfahrung beim intensiven Beobachten der kleinen Patienten. Werden diese Beobachtungen interdisziplinär geteilt, entsteht ein genaues Bild.
Die individuelle Beziehung zwischen Betreuungsperson und Kind spielen immer mit. Je besser „die Chemie stimmt“, desto besser die Wirkung.
Ein 4-jähriges Mädchen hat mit Hilfe eines besonderen Programmes auf dem I-Pad erstaunliche Fortschritte gemacht. „Weiter so,“ heisst es. Bereits ist die Logopädin involviert, die das Kind nach dem Austritt aus dem Kispi und dem Eintritt in den Kindergarten zuhause weiter betreuen wird.
Bei einem anderen Jungen beobachten die Betreuer übereinstimmend, dass seine Leistungen besser und die Erfolge grösser sind, wenn die Mutter nicht dabei ist. Der Chefarzt sucht das konstruktive Gespräch mit der Mutter, denn alle haben dasselbe Ziel. Patientin, Familie und Reha-Klinik arbeiten zusammen für das Kindswohl. In der Kinder-Reha ist das systemische Denken und Handeln selbstverständlich.
Interdisziplinärer Reha Report IRR
Die IRR finden auf jeder Station pro Woche einmal statt. Sie sind klar strukturiert und laufen effizient ab. Eine Kaderperson leitet die interprofessionelle Sitzung, jemand schreibt das Protokoll, alle denken mit. Art und Dauer von verordneten Therapien werden darauf basierend in der Disposition zu einem Plan für jedes Kind und jede Therapeutin ausgearbeitet. Zum Schluss der Besprechung der Befindlichkeit und der Indikationen jedes Kindes liest die Protokollführerin die Beschlüsse vor. So wird sichergestellt, dass nichts vergessen geht und keine Missverständnisse entstehen.
15 Uhr Information IRR auf Station E
Der nächste Programmpunkt: Station E, „Elefant“. Hier wohnen die Jugendlichen. Beim ersten Patienten geht es um einen intermittierenden Katheterismus, der aufgrund einer Entzündung des Rückenmarksystems unabdingbar ist. In regelmässigen Zeitintervallen muss der Junge einen dünnen Schlauch in die Blase einführen, über den der Urin abfliessen kann. Dadurch wird eine vollständige Entleerung der Blase ermöglicht. Der Junge empfindet Angst, Ekel, Scham und sein Selbstwert leidet. Zudem muss er zuhause 700 Meter Schulweg schaffen – eine echte Herausforderung.
Bei einer Jugendlichen wurde im Kinderspital ein operativer Eingriff vorgenommen, eine Selektive dorsale Rhizotomie SDR. Dabei werden die „afferenten“ Nervenwurzel-Fasern, die besonders viele spastische Impulse zurück ans Zentralnervensystem zurückmelden, durchtrennt. Durch das Durchtrennen dieser Feedbackfasern können spastische Signale über efferenten Nervenfasern an die Muskeln vermindert werden. Danach empfindet der Patient weniger Steifigkeit aber zunächst auch eine Schwäche in den Beinen.
Es gilt, mit spezialisierter, physiotherapeutischer, postoperativer Betreuung die Muskeln wieder aufzubauen. Und es verlangt viel Geduld von den jungen Patienten, denn es heisst üben, üben, üben.
Üben muss auch eine Jugendliche, deren Sprachzentrum betroffen wurde. Dazu wird ein UK-Laptop eingesetzt. Der Begriff „Unterstützte Kommunikation, UK“ bezeichnet alle Kommunikationsformen für Menschen mit schwer verständlicher, begrenzter oder fehlender Lautsprache, welche die unzureichende Lautsprache unterstützen. Davon gibt es rund 100 verschiedene Geräte. Es wird definiert, welche Anforderungen das Gerät für diese Patientin erfüllen muss.
Menschen in Reha-Zentren stehen oft vor Aufgaben, die für andere keinen Aufwand bedeuten, vor Herausforderungen, die sie vor dem Ereignis, beispielsweise einem Unfall, oder einer Krankheit, spielend meisterten. Sie müssen wieder lernen einzukaufen oder Bus zu fahren, auch dies wird geübt und während der IRR besprochen.
Ein scheues Mädchen wird der Rollstuhlgruppe zugeteilt. Alex Oberholzer, der ein Buch über seine Kindheit in der Kinder-Reha schrieb, erzählte, dass er sich im Kispi „normal“ fühlte – in der Welt ausserhalb des Spitals aber fremd. Dieses Gefühl des „Dazugehörens“, aber auch die Beweglichkeit und der Selbstwert werden in solchen Gruppen gefördert.
Ein anderes Mädchen soll durch eine Psychologin darin unterstützt werden, seine Situation akzeptieren zu lernen. Ein 12-jähriger Junge hat eine kurze Konzentrationsspanne. Ein Robotikgerät soll ihm helfen, mit Neugier an seinen Übungen dranzubleiben.
Ein 16-Jähriger muss nach einem Mofa-Unfall wieder lernen, seinen Alltag zu bewältigen. Bei einem Mädchen kommt Epilepsie hinzu. Dies bedeutet, dass sie nicht mehr immer die Kontrolle über sich selbst hat. Die Anfälle haben ihr das Selbstvertrauen genommen. Das ist eine grosse Verletzung der Seele.
10.15 Uhr Spezialgruppe AF
Im Sonnenbühlsaal herrscht reges Treiben. Unzählige Legosteine liegen bereit oder sind schon in regem Gebrauch. Auf Tabletts und Matten kann man bereits die Werke des gestrigen Tages bewundern. Ganz ehrlich – wer wird nicht zum Kind, wenn er unzählige Legosteine und Zeit zur Verfügung hat? Weil Schulferien sind, findet eine Legowoche statt.
Es ist ein wunderschönes Miteinander. Eine Mutter baut mit ihrem Sohn, freut sich mit ihm – aber eigentlich kann er selbst keine Steine zusammensetzen. Ein Junge baut ein Auto: Auf der Ladefläche ein Hund. Sein Hund. Er vermisst ihn sehr. Neben den Spitalmitarbeitenden helfen ein Praktikant, ein Mann im Zivildienst und Mitglieder der Stiftung Aladdin mit.
11.15 Uhr Logopädie
Der Junge wohnt nicht im Spital, seine Eltern betreuen ihn zuhause in einer Ämtler Gemeinde und kommen für Therapien ins Spital. Der Vater hilft mit, als der Junge den Laptop durch Blickkontakt sagen lässt: „Eisenbahn bauen“. Logopädie besteht in der Kinder-Reha bei weitem nicht nur aus dem Üben von Lauten. Das Spielen macht Spass.
Zum Einsatz kommt auch der „Hörbert“, ein Radio, das Kinderlieder singt. Musik und Singen lockern die Stimmung – bei Betreuern und Patienten.
12.00 Uhr Mittagszeit
Oft wird die Mittagszeit für interne Fortbildung oder ein Treffen mit externen Experten genutzt – unkompliziert, mit einem Sandwich in den Händen. In der Kantine sitzt man an langen Tischen – eine gute Möglichkeit für den informellen Austausch.
13.30 Sporttherapie AF
Sporttherapie? Oder Physiotherapie? In der Kinder-Reha werden beide Disziplinen genutzt. Sporttherapeutinnen arbeiten in Ergänzung zu Physiotherapeutinnen etwas weniger direkt am Patienten, die beispielsweise Schulter, Knie oder Handgelenke mobilisieren. Sporttherapeutinnen arbeiten mit den Patienten vor allem an Kraft und Ausdauer, oft unterstützt mit technischen Apparaten. Sie nehmen eher eine Trainerposition ein und vermitteln Bewegungsfreude.
Ein Mädchen würfelt und geht die Zahl der Schritte am Gehbarren. Die Assistentin rückt die Anzahl Schritte auf einem Leiterlispiel vor.
14.00 h Hippotherapie im Freien
Beide Mädchen, die je eine halbe Stunde Reittherapie erhalten, waren schon früher, noch ohne Beeinträchtigungen, geritten. Jetzt gilt es, aus dem Rollstuhl auf das Pferd zu gelangen und Reiten wieder neu zu lernen – mit professioneller Hilfe, die ihnen Sicherheit vermittelt.
Beide Mädchen lieben das geduldige, 20 Jahre alte Pony, streicheln es, sprechen mit ihm: Körpertraining mit emotionalem Erleben. Die Physiotherapeutin und die Pferdeführerin sind sehr achtsam und gut aufeinander eingespielt.
15.15 Uhr Neuropsychologie AF
Neuropsychologinnen untersuchen, wie Veränderungen im Gehirn mit Veränderungen im Denken, Verhalten und Erleben in Zusammenhang stehen. Das Mädchen hatte Herzprobleme, dann erfolgte ein Hirnschlag – mit Folgen, welche die Leistungen des Hirns einschränken. Es lernt nun, Gegenstände mit den richtigen Wörtern zusammenzubringen. Es ist stolz, wenn es auf das richtige Bild deutet – oft rät es einfach bei der Auswahl aus sechs Bildern. Die Neuropsychologin und ihre Assistentin protokollieren die Leistungen des Mädchens. Um vergleichbare Werte definieren zu können, müssen sie sprachlich genau formulieren.
Das Mädchen zeigt überzeugend, dass diese Übung ihr keinen Spass macht. Sie will spielen. Halligalli und Uno. Das Mädchen reagiert blitzschnell – und gewinnt mehrmals. Na ja, die Erwachsenen haben schon etwas geschummelt. Denn Erfolge stärken die Kinder.
16.00 Uhr Gespräch mit der Pflegedienstleiterin, im Gang auf F
Neben den medizinischen und therapeutischen Indikationen hat die Pflege grossen Einfluss auf das Befinden der Kinder. Die Pflegenden verbringen den Alltag mit den Kindern. Sie hören ihnen und den Eltern zu, begleiten sie in schwierigen Alltagssituation wie bei Heimweh, bei Konflikten mit anderen Kindern, bei Schmerzen oder bei Stimmungstiefs. „Man muss Menschen generell mögen“, meint die Pflegeleiterin.
Im Spital gibt es beispielsweise sehr wenig Rückzugsmöglichkeiten für die Eltern – wünschenswert wären mehr und grössere Familienzimmer.
16.30 Uhr D und E
Ich darf den Chefarzt und die Ärztinnen auf die „Grüezi-Visite“ begleiten. Heute traten vier neue Patienten ein, begleitet von ihren Eltern. Vor ihnen liegt die erste Nacht in der fremden Umgebung. Die Ärztinnen plaudern mit den Eltern. Es geht darum, eine Beziehung aufzubauen, Ängste zu nehmen und eine Basis zu schaffen für die Zusammenarbeit. Denn die Kinder-Reha ist wie ein Kaleidoskop, neue Farben, neue Muster, aber immer ein Ganzes.
Nach zehn Stunden fahre ich nach Hause, tief beeindruckt von den Menschen hier in der Kinder-Reha und voller Dankbarkeit für die herzliche Aufnahme, die Offenheit und den berührenden Einblick in den Alltag der Kinder-Reha. Eine spezielle Welt, in der sich vieles um die gleichen Themen dreht, wie ausserhalb: Beziehungen, Träume, Lebensfreude, Erwartungen, Selbstvertrauen, sinnstiftende Momente. Es stimmt, was Chefarzt Andreas Meyer sagt: „Wir sind ein Spiegel der Gesellschaft.“
Kinder sind kleine grosse Persönlichkeiten.
Hermann Lahm
Informationen
Kinder-Reha Schweiz, Affoltern
Spenden
Spendenkonto Kinder-Reha Schweiz CH97 0070 0114 8047 9085 1. Vermerk Kinder-Reha Schweiz 20323.
Glossar Fachausdrücke Kinder-Reha
Aladdin Stiftung: Mitglieder der Aladdin-Stiftung besuchen Kinder im Kispi. Sie entlasten Familien mit Kindern mit einer Erkrankung oder Behinderung im Spital. Die Aladdin-Freiwilligen werden in einem Bewerbungsverfahren ausgewählt und im Rahmen einer Schulung auf ihre Aufgabe vorbereitet.
Dieser Blogbeitrag entstand aufgrund meines Artikels für den Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern. Kinder ReHa_240522
Mein Artikel zum Jubiläum: Benefiz-Gala_240206
Dank
Mein Dank geht an Andreas Meyer-Heim, Chefarzt, Kinderspital Zürich. Er hat mir diesen Besuch ermöglicht. Mit viel Geduld hat er mich erklärend durch die verschiedenen Abteilungen der Kinder-Reha begleitet.
Wer die Kinder-Reha besucht, erlebt eine fröhliche, zuversichtliche Grundstimmung. Andreas Meyer-Heim gelingt es – zusammen mit all seinen Mitarbeitenden – diese Atmosphäre zu schaffen und zu erhalten.
Er setzt sich als behandelnder Arzt direkt für Kindern und Eltern ein. Er betreibt auch Fundraising für sein Kispi. Im Moment ist einer seiner grössten Wünsche, dass neue, grössere Elternzimmer zu Verfügung gestellt werden könnten.
Buchtipps
Alex Oberholzer
IM PARADIES DER WEISSEN HÄUBCHEN
Meine Kindheit im Spital
Alex Oberholzer, bekannter Filmredaktor und heute 69 Jahre alt, erzählt von seiner aussergewöhnlichen Kindheit. 1953 kam er mit Missbildungen an Hand und Fuss zur Welt. Im Jahr darauf erkrankte er an Kinderlähmung. Die folgenden zwölf Jahre erlebte der teilweise gelähmte Junge in der hermetisch abgeschlossenen Welt des Kinderspitals Affoltern, in der es fast nur Frauen gab: Frauen mit weissen Häubchen – liebevoll zugewandte ebenso wie unerbittlich strenge, die ihn faszinierten und prägten. Der Autor berichtet von Prothesen, Schienen und Korsetts, von Höhen und Tiefen und seinem ersten Kinoerlebnis.
Alex Oberholzers Geschichte ist keine Anklage. Mit Verwunderung und Humor blickt der Autor aus heutiger Sicht zurück. Er berichtet auf berührende Weise von Kuriosem und pädagogisch Fragwürdigem. Und er sagt, dass ihn seine besondere Kindheit auch besonders stark gemacht habe. Mit einem Nachwort von Prof. Dr. Andreas Meyer-Heim, Chefarzt Kinder-Reha Schweiz, Universitäts-Kinderspital Zürich.
Mein Artikel zur Lesung: Lesung A. Oberholzer_240126
Mein Kinderspital Zürich von Andreas Ganther
“Mein Kinderspital Zürich” nimmt kleine Patienten und Besucher mit in das alltägliche Gewimmel des renommierten Schweizer Kinderkrankenhauses. Fünf originell illustrierte Papp-Doppelseiten erklären kindergerecht , was in einer Notaufnahme passiert, welche Aufgabe das Reha-Zentrum in Affoltern erfüllt, wo der Rettungshelikopter landet und was in einem Behandlungszimmer genau geschieht. Eine wimmelige Neuerscheinung, die Eltern und Kindern spielerisch die komplexen Abläufe eines Klinikaufenthaltes näher bringt und so die Angst vor notwendigen Untersuchungen nimmt.
Musik
Schumann – Kinderszenen Op.15
Georges Bizet – “Jeux d’enfants“, Orchestral Suite
Camille Saint-Saëns, Karneval der Tiere
Benjamin Britten, The Young Person’s Guide to the OrchestraPeter und der Wolf, Sergei Prokofjew
Kinderlieder mit Klassikmelodien
Joan Baez, Sind so kleine Hände
Lieder von Marianne Schauwecker
I miine-n-Auge
Miin Wääg isch nöd diin Wäg
Muetter und Chind
Us em Schnäggehuus
Gaht’s no!
Schatte
Pack din Muet
Ich bin elei
He du, chliine Schpatz
Schlaflied
Mir gaht’s eifach guet
Mary
Mit viel Spannung gelesen – wunderbar gemacht <3
Lis
Liebe Regula, vielen Dank für deinen Einblick in die REHA des Kispis.
Auch dein Bericht im Anzeiger war sehr
einfühlsam geschrieben. Durch Besuche
auf Freiwilligen-Basis durfte ich eine Weile die Betreuung der Kinder mit-
erleben. Die einzelnen Schicksale sind
sehr eindrücklich und berührend und fordern von Seite der Angehörigen und den Betreuern sehr viel Kraft und Zuversicht.
Rita
Vielen, vielen Dank für diesen Einblick.
Erika Sauter
Liebe Regula
Vielen Dank für Deine tief berührenden und einfühlsamen Einblicke über die Schicksale der betroffenen Kinder und über das grosse Engagement der Ärzte, Betreuer und Therapeuten in der REHA Kispi in Affoltern a. Albis.
Theresa
Liebe Regula
Danke, dass du über die Kinder-REHA einen Bericht geschrieben hast.
Ich habe bis vor kurzem als Freiwillige der Aladdin-Stiftung Kinder besucht und habe viele schöne, aber auch schwierige Momente erlebt. Diese Kinder haben mich gelehrt, von Herz zu Herz zu kommunizieren. Das ist für mich eine unvergessliche Erfahrung. Ich habe auch oft gesungen, wenn ich mit ihnen im Wald spazieren ging und wir die frische Luft und das Vogelgezwitscher geniessen konnten.
Lisbeth
Wunderbar und so einfühlsam geschrieben . Danke.
Kann es sein, dass es diese Institution schon mehr wie 40 Jahre gibt?
Regula Zellweger
Ja, es gibt die Reha in Affoltern schon länger.
Buchtipp: IM PARADIES DER WEISSEN HÄUBCHEN, siehe Buchtipps oben. Kindheit in den 50er und 60er Jahren im Kispi Affoltern.
Katharina
Sehr eindrücklicher und informativer Bericht.
Vielen Dank Regula
Rita
Eindrücklicher Bericht
Emma Peter
Herzlichen Dank liebe Regula. Ich bin beeindruckt. Der Bericht ist sehr eindrücklich verfasst. Viele aussergewöhnliche Menschen und Schicksale hast du beschrieben.
Maja
Liebe Regula, herzlichen Dank für den berührenden und informativen Einblick in die Kinder-REHA. Die Schicksale der betroffenen Kinder und Angehörigen verdienen es einem grösseren Kreis bekannt gemacht zu werden. Und speziell auch die Abteilung des Kispis in Affoltern als mögliche Spendenempfängerin.
Ritanna
Ja, eindrücklich, eindrücklich. Und, ich bin dankbar für den Fortschritt in Diagnosen, im Verständnis um diese Kinder, diese Menschen.
Intensiv habe ich meine vier Jahre wieder erlebt mit meinen Kindern, auf die Welt gekommen mit spastischen Bewegungsstörungen, mit der damaligen Diagnose, dass die Kinder im Rollstuhl ihr Leben führen müssten . Dies war 1966 und 1967.
Wirklich: “Gott sei Dank” ich habe in den ersten vier Lebenswochen des Bébés begriffen, um was es geht. fünf Mal am Tag spielerisch sich eine Stunde mit dem Kind beschäftigen, alle 2 Stunden stillen, nebst all den Aufgaben. Erleben wie der Vater dieser Kinder überzeugt ist, dies alles stamme von mir, da ich ja die Kinder geboren hätte! In der ganzen Umgebung kein Verständnis, einzig die damalige Kinderschwester konnte nachvollziehen, mich moralisch unterstützen.