Museum Tiroler Bauernhöfe

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Wie schafft man es, in zwei Stunden ganz Tirol zu durchwandern?

Ganz einfach – mit einem Besuch im Freiluftmuseum Tiroler Bauernhöfe in der Nähe des Reintalersees im Alpbachtal.

Im Alpbachtal blieben dank seiner Abgeschiedenheit nicht nur wunderschöne Naturlandschaften erhalten, auch unzählige Rituale, Bräuche und Handwerke wurden von Generation zu Generation weitervermittelt.

Essenziell ist die Vermittlung, wenn man das Wissen um das Alltagsleben unserer Vorfahren in Erinnerung behalten will. Ich hatte Glück. Bei meinem Besuch im grössten Freilichtmuseum Tirols, dem Museum Tiroler Bauernhöfe in der Region Alpbachtal, schenkte mir Thomas Bertagnolli, der wissenschaftliche Leiter und Kustos des Museum Tiroler Bauernhöfe in Kramsach, viel Zeit für einen Rundgang und interessante Gespräche.

Schon vor mehreren Jahrzehnten begann man, Bauernhöfe und Nebengebäude aus vergangenen Jahrhunderten original wieder aufzubauen. Aus Nord-, Süd- und Osttirol holte man diese Zeugen alter Bauweise Brett für Brett, Stein für Stein nach Kramsach. Und mit viel Liebe zum Detail wurden sie dort wieder aufgebaut.

Im Empfangsbereich bekommt man bereits einen umfassenden Überblick über die 37 wieder errichtete Originalbauten, Bauernhöfe und Ökonomiegebäude aus verschiedenen Talschaften.

Bis ins kleinste Detail gestaltete Modelle der Häuser lassen staunend vor den Vitrinen verweilen.

Damit ist man gut vorbereitet, wenn man die Häuser beim Rundgang betreten kann.

Menschen und Tiere lebten eng zusammen.

Die Bauweisen unterscheiden sich stark – und die Religion prägte den Alltag.

Museumsdidaktisch ist das Museum vorbildlich gestaltet.

Jedes Haus ist auf einer Tafel kurz beschrieben und ein Plan erklärt das Innenleben.

Die Beschreibungen machen neugierig: Was ist ein Herrgottswinkel? Der Herrgottswinkel ist ein religiös gestalteter Ort in christlichen Wohnungen oder Häusern. Er befindet sich oft in einer Zimmerecke, einem Winkel, gegenüber dem Ofen. Gestaltet wird er oft mit einem Kruzifix, einer Marienstatue, mit Heiligenbildern und Spitzendeckchen.

Die Geschichte des Hauses wird aufgerollt und spezielle Themen werden passend zum Haus aufgenommen.

Man kann die Vielseitigkeit Tirols nachvollziehen.

Zu Beginn des Museumrundgangs informiert man sich im in die Landschaft eingebetteten Pavillon – an diesem heissen Tag war ich dankbar für den Schatten.

Backhäuser gehören zu den Höfen.

Und sanitäre Anlagen.

Nicht alle Stuben sind leer. Geisterhafte Wesen?

 

Sie sprechen sogar.

 

Und wusch – ist man in der Vergangenheit. Interessant ist der Dialekt, der gar nicht so weit von Schweizer Dialekten entfernt ist.

Interaktiv ist das Museum auch: Wer kann ein paar Tropfen Milch in den Eimer melken?

Ein künstlich gestauter Weiher liefert Wasser für vielerlei Dinge, beispielsweise die Bewässerung oder den Antrieb von Sägen mittels Wasserrads.

Über ein raffiniertes Kanalsystem wird das Wasser es zum Wasserrad geführt.

Einfache – und doch raffinierte technische Lösungen.

Mit dieser einfachen Einrichtung lässt sich die Höhe verstellen.

Blockbauweise mit verzahnten Balken erfordert zimmermännisches Geschick.

Ich erinnere mich an den Besuch eines anderen, kleineren Freilichtmuseums mit einer Journalistengruppe. Erstens war die Führung langweilig, niemand kann ein Freilichtmuseum so vermitteln wie Thomas Bertagnolli, der die Vergangenheit lebendig macht, indem er Geschichten erzählt. Zweitens verglich ich mit unserem Ballenberg – und da hatte das kleine Museum sowieso keine Chance. Was sollte ich – damals noch Chefredaktorin eines Printmediums – darüber schreiben?

Damals entdeckte ich die Vielfalt von Holzzäunen- und schrieb einen Artikel über Zäune, nachdem ich im Museumsshop ein entsprechendes Buch erworben hatte.

Es lohnt sich, bei einem Besuch einen Fokus zu richten- und Erstaunliches zu entdecken. Ohne einen einzigen Nagel sind die Zäune gefertigt.

Hier kann man lange verweilen. Kinder haben an einem solchen Museum bestimmt Spass.

Landschaftlich ist es wunderschön!

Und Sanna genoss alle Brunnen!

Nach dem Museumsbesuch lohnt sich eine vier Kilometer lange Wanderung rund um den nahen Reintalersee.

Er gehört zu den wärmsten Badeseen Tirols.

Entspannt kann man dem flachen, meist rollstuhlgängigen Pfad folgen.

Dabei kann man dem Museumsbesuch nachsinnieren.

Sanna und ich waren im siebten Himmel.

Bei einem Museum kommt es mir nicht auf die Fassade an,
sondern darauf, welche Schätze es in seinem Inneren birgt.
Genauso geht es mir mit alten Menschen.

Paul Esser

Informationen
Museum Tiroler Bauernhöfe
Alpbachtal
Reintalersee
Österreich Werbung
Hotel Böglerhof

Weitere Blog-Beiträge aus der Region:
Entschleunigen im Alpbachtal
Der lustige Friedhof von Kramsach

Dank
Ein grosses Dankeschön geht an Thomas Thomas Bertagnolli. Ein kompetenter und herzlicher Museums-Gastgeber!
Danke, liebe Gabriele Griessenböck von Alpbach Tourismus! Für das Organisieren der Reise und die guten Gespräche.
Danke auch Österreich Werbung, an deren Anlass ich Gabriele kennenlernte.
Ein Dank auch an das Hotel Böglerhof – ein Traumhotel mit sympathischer Philosophie.

Musik
Joachim Raff – Konzertstück for piano & orchestra “Ode An Den Frühling”
Symphony No.7 in B flat major “In the Alps” – Joachim Raff
Blogbeitrag zu Joachim Raff

Beethoven: 6 Ländler
The Souns d of Music: Ländler
Alpbach Marsch
Alpbacher Boarischer

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Die Stare sind da

  1. Ritanna

    Liebe Regula, so schön erlebe ich, du nimmst mich auf Erinnerungstour mit, voll Leben, gefüllt von Leben früher bis heute und zeigst;
    Friedhöfe sind zum Verweilen und geniessen.
    Es ist einfach nur wunderbar, wie Menschen es verstehen, altes nicht nur als “alten Plunder” zu präsentieren, sondern Freude damit erwecken.
    Mit dem letzten Zitat sowieso. Vielen Dank.

    • Regula Zellweger

      Danke, liebe Rita, für Dein Feedback. Du bist DIE Frau, die so viel tut, um die Geschichte und Geschichten Deines Dorfes zu erhalten. Vorbild in vielen Dingen.

  2. Susanne Mauerhofer

    Liebe Regula
    Bei deinen Fotos und Schilderungen kann ich herrlich entspannen und lerne noch dabei!
    Vielen Dank!

    • Regula Zellweger

      Danke, liebe Susanne, für das liebe Feedback. So soll es sein: unterhaltend, informierend, motivierend.

  3. Rolf Blickling

    Liebe Regula
    Wie immer
    Detaillierte
    Professional
    Anheimelnd
    Danke
    Rolf

  4. anna frick

    wunderschöne spruch❤️und natürlich din blog sehr interessant 👍sehr guet gmacht mit de filmli würklich geisterhaft❤️danke

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