Lindau ist nicht nur eine Gartenstadt, einzigartig sind auch die Türme auf der Insel.
Im Mai hat man bereits die ganze Blütenpracht und kann sich auch noch beim Spezialisten mit Dahlien eindecken, die den ganzen Sommer und Herbst Farbe in den Garten bringen.
Lindau besteht aus einer Insel und Festland.
Von Tagestouristen, die oft in grosser Zahl mit dem Schiff anreisen, wird vor allem die Insel besucht.
Der historische Stadtkern der ehemaligen Reichsstadt mit der Maximilianstrasse im Zentrum liegt auf der Insel im östlichen Teil des Bodensees.
Die Insel ist durch eine Strassenbrücke und einen Eisenbahndamm mit den Stadtteilen auf dem Festland verbunden. Wer mit dem Zug kommt, landet in einem Sackbahnhof.
Gleich bei der Hafeneinfahrt passieren die Ausflugsschiffe den bekannten Löwen und ersten Turm, den Neuen Leuchtturm.
Von der Landseite thront links die imposante, sechs Meter hohe Löwen-Statue aus Sandstein mit Blick Richtung Bregenz. Rote Fahnen flatterten oder klebten – je nach Wind – bewegungslos am respekteinflössenden Löwen, Symbol des Bayrischen Königreichs. Dieses gibt es längst nicht mehr, den Löwen aber schon. Und 2022 gab er viel zu reden, denn was da rot flatterte ist Kunst, eine Kunstinstallation. Nicht alle Lindauer und Besucher waren davon begeistert.
139 Stufen führen im Neuen Leuchtturm auf 33 Meter Höhe.
Belohnt wird der Aufstieg mit einem Rundumblick auf die Inselstadt, den Bodensee, die Österreicher und Schweizer Alpen – und gleich den nächsten Turm, den Mangturm.
Der quadratische Steinbau aus dem 12. Jahrhundert befindet sich direkt an der Seepromenade von Lindau am Bodensee. Der Name erinnert an ein ehemaliges Bauwerk in seiner Nachbarschaft: das Tuch- und Mangenhaus. So hiessen im Mittelalter die Lagerhäuser der Tuchmacherzunft.
Der 20 Meter hohe Turm aus dem 12. Jahrhundert wurde ursprünglich als Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung errichtet. Früher war er nur über eine Zugbrücke erreichbar.
Als 1856 der Neue Leuchtturm gebaut wurde, verlor er seine Funktion als Signal- und Beobachtungsposten.
Wer heute die 91 Stufen hinaufsteigen will, braucht einen Schlüssel.
Im Treppenhaus bekommt man eine “Schulstunde”.
Manchmal finden im obersten Stockwerk Märchenstunden für Erwachsene statt – eine Gelegenheit für jedermann, den Turm zu besteigen.
Der nächste Turm ist der Diebsturm. Rein äusserlich sieht er aus wie aus einem Märchen, mit Ecktürmchen und in 14 Farben glasierten Ziegeln.
Erhascht man aber einen Blick in das Erdgeschoss des Turms mit acht Metern Durchmesser, ist die Romantik mit einem Schlag weg.
Früher nannte man den um 1380 errichteten Turm Malefiz-Turm. „Maleficus“ hiess im Lateinischen “übel handelnd und gottlos” und war ein Begriff für Kriminalität.
Gleich neben dem Diebsturm steht die rund 1000 Jahre alte Peterskirche, deren Besuch man nicht verpassen sollte. Auch sie hat einen Turm, der sogar noch älter als die Kirche sein soll. Spektakulär sind die Fresken, die Hans Holbein d. Ä. zugeschrieben werden.
Selbstverständlich habe ich mir auch die Türme der beiden Gotteshäuser St. Stephan und “Zu unserer Lieben Frau” von aussen angeschaut.
Beim Durchwandern der Stadt von Turm zu Turm entdeckt man immer wieder malerische Ecken.
Und kann still vor sich hinlächeln.
Humor ist oft versteckt.
Ich mag Details wie diese Gusseisenform, die bereits Kutschen davon abgehalten hat, die Kurve zu schneiden und die Hausecke abzurasieren.
Auffallend ist das reich bemalte alte Rathaus aus dem Jahr 1422. Im Gebäude befindet sich das Bibliotheksmuseum.
Der Narrenbrunnen neueren Datums erzählt von Figuren der Lindauer Narrenzunft.
In Lindau gibt man sich aber nicht verstaubt, sondern integriert auch Modernes. Besondere Schätze der klassischen Moderne bietet das Kunstmuseum.
Reisen bedeutet nicht nur Bewegen durch die Welt, sondern auch durch die Zeit.
Der letzte Turm, den ich besuchte, war der Pulverturm. Man erreicht ihn über die Pulverschanze entlang dem Seeufer.
Der Turm hat eine bewegte Vergangenheit: Errichtet 1508 als Teil der Stadtbefestigung. Er überlebte den 30-jährigen Krieg. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde er zum Pulverturm umfunktioniert.
1898 mutierte er zu „einer Stätte heiterer Geselligkeit“ und ein Bürgermeister zog für rund 20 Jahre ein. Bürgermeister Heinrich Schützinger empfing mehrere Hundert illustre Gäste beispielsweise zu Tee-Abenden und Bacchus-Nächten. 1945 bis 1952 besetzten die Franzosen den Turm.
Heute kann der Turm für private Feste gebucht werden, insbesondere stimmungsvolle Hochzeiten.
Die Fliegengitter geben den Fotos eine besondere Dynamik.
Nun machte ich mich auf zum Festland, um Gärten zu besuchen.
Leider nicht mehr öffentlich zugänglich ist der Garten zum Nussbaum – ausser für Gruppen oder man übernachtet im malerischen alten Haus des Gartenexperten Wolfgang Seetaler.
Ein Blick über den Zaun lohnt sich für Gartenfreunde.
Sein Garten erscheint in unterschiedlichsten Gartenbüchern und Gartenmagazinen.
Als „Bayerische Riviera“ bezeichnen die Lindauer den rund sechs Kilometer langen Uferabschnitt Lindaus mit 30 noble Villen und Herrenhäuser mit spektakulären Parks und Grünanlagen, die teilweise öffentlich zugänglich sind. Hier hat man einen Blick auf die Insel.
Für mich war der Besuch des Lindenhofparks mit der beeindruckenden Villa an der bayrischen Riviera, gestaltet in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der Höhepunkt meines Besuches, trotz stetem Regen. Die herrschaftliche Villa ist umgeben von einem 7,5 Hektaren grossen Park.
Damals waren Parks „im gemischten Stil.“ in Mode.
Der Lindenhofpark verband geometrisch-formal gestaltete Gartenteile im Umfeld des Haupthauses mit dem typischen englischen Landschaftsgarten, der durch geschwungene Wege, künstlich geschaffene Hügel, kleine Bäche und Wäldchen zum Seeufer führt und ein idealisiertes Bild der Natur nachformt.
Viele dieser Elemente findet man noch heute.
Die Grabstätte von Friedrich Gruber (1805-1850), dem Begründer des Lindenhofs, erinnert an den innovativen Kaufmann, Pionier der Baumwollindustrie und Bankier, der es in Italien zu grossem Ansehen und Wohlstand gebracht hatte.
Faszinierend ist der alte Baumbestand.
Der „Förderverein Gartendenkmal Lindenhofpark“ setzt sich mit rund 100 Mitgliedern für den Erhalt der wertvollen Anlage am Bodenseeufer ein. Sympathisch: Er soll von der breiten Öffentlichkeit als Freizeitraum genutzt werden, es geht nicht nur um den Erhalt eines historisch wertvollen Parks. Der Verein erhält auch die Villa im italienischen Stil für die Nachwelt, die heute das Friedenmuseum beherbergt.
Ich bekam durch Villa und Park eine Führung von einer herzlichen, engagierten Dame dieses Vereins.
Einmal mehr: Reiseeindrücke sind bei mir unabdingbar mit den Menschen verbunden, die mir ihre Liebe zu ihrer engeren und weiteren “Heimat” vermitteln.
Besonders gefielen mir die romantischen Marmor-Skulpturen.
Ich bin immer wieder fasziniert, was Bildhauer aus Stein herausarbeiten können und wie sie dem “steinharten” Werkstoff Leben einhauchen können.
Wunderschön!
Im Innern der Villa staunt man. Unter einem Schutzteppich verborgen ist ein traumhafter Parkettboden. Die Wände sind opulent bemalt.
Die Schöpfer, die man Kunsthandwerker nennt und die wirklich Künstler sind, hatten eine immense Kreativität.
An einer einzigen Kuppel bibt es viele Details zu entdecken.
Zum Lindenhof gehören auch noch ein Chalet, damals der Inbegriff von Schweizer Heimat, und ein Fischerhaus.
Egal, wie oft man den Bodensee besucht – das Schwäbische Meer ist immer eine Reise wert.
Im Wandel der Zeiten: Erholung
Grosseltern: Dorfweiher
Eltern: Bodensee
Enkel: Karibik
Willy Meurer, 1934 – 2018
Informationen
Tourismus Lindau
Lindenhofpark
Info Lindenhof Prospekt
Blogbeitrag Dahlienschau Lindau
Bodenseegärten
Sammlergarten von Wolfgang Seethaler
Für Gartenfreunde empfehle ich den Besuch von Bodensee-Gärten. Ich habe bereits einige beschrieben. Beiträge im Blog finden: Suchen: “Gärten” oder “Bodensee” eingeben. Ich freue mich noch immer, dass mein Blog 2021 den Medienpreis der Bodenseegärten erhielt.
Dank
Mein Dank geht ganz besonders an Ines Nickenig von Lindau Tourismus, die meine Medienreise nach Lindau hervorragend organisiert und mich begleitet hat. Initiiert wurden die zwei Tage Lindau von Martin Wiedenmann von der Agentur Tourmark.
Herzlich Danke ich meinen Gastgebern in den Gärten, die alle Mitleid mit mir hatten und mich bei strömendem Regen mit ihrem Privatauto zu meinem nächsten Programmpunkt brachten.
Ganz besonders danke ich der sympathischen Dame vom Förderverein Lindenhofpark, deren Namen ich leider vergessen habe und die mit mir ihre Begeisterung geteilt hat.
Musik
Ich wähle Musik von deutschen Komponisten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als der Lindenhofpark entstand und die Villa gebaut wurde.
1770 – 1827 Ludwig van Beethoven: Mödlinger Tänze
1786 – 1826 Carl Maria von Weber: Aufforderung zum Tanz
1797 – 1828 Franz Schubert: Deutsche Tänze
1809 – 1847 Felix Mendelssohn-Bartholdy: Lieder ohne Worte
1810 – 1856 Robert Schumann: Symphony No. 1, Frühling
1813 – 1883 Richard Wagner: Lohengrin – Prelude
1824 – 1896 Anton Bruckner: Mix
1833 – 1897 Johannes Brahms: Violinkonzert
Buchtipp
Verrückt nach Garten | Callwey Verlag
Ideen und Erfahrungen kreativer Gärtner
Garteninspiration pur! Dieses Buch vereint den jahrelangen Erfahrungsschatz der beiden Autoren Manfred Lucenz und Klaus Bender sowie zahlreicher leidenschaftlicher Gärtner und zeigt an praktischen Beispielen alles, was man wissen muss, um mit Freude und Erfolg auch unter schwierigeren Gartenbedingungen zu gärtnern. Die Autoren präsentieren zehn Gärten unterschiedlichster Gartenbiografie, Voraussetzungen und gestalterischer Umsetzung und bieten dem Leser so eine unerschöpfliche Vielzahl an Informationen, Garten-Know-how und Entdeckungen. Einer der 10 Gärten ist der Sammlergarten von Wolfgang Seethaler.
Mary
meeega schön !!!!
Margret
Ganz toller Bericht! Danke
anna frick
wunderschön interessant und en längere usflug wert👍👍niedisch bini uf die grosse tomate mini hand efenfs blüemli😂👍👍👍👍danke regula isch e schöni und interessanti dia schou gsi🥰
Ritanna
Einfach nur fantastisch.
Katharina
Macht richtig gluschtig.
Susanne
So schön und so nah!
Tolle Fotos 🙂