Für den Affolter Anzeiger schrieb ich einen Artikel über Geschenke in letzter Minute und habe dazu Menschen befragt, die im Verkauf tätig sind.
Denn mit Aktivitäten rund um Geschenke kurz vor Weihnachten sehen sich vor allem Menschen konfrontiert, die im Verkauf arbeiten.
„Dieses Jahr gibt es keine Geschenke“, wird einstimmig beschlossen. „Wir haben ja schon alles.“ Und plötzlich merkt man, dass doch klammheimlich Goldstaub in der Luft liegt, Geschenkbänderschnipsel am Boden glitzern und mit Geschenkpapier geraschelt wird. Also doch noch los auf Geschenkejagd – denn peinlich, wenn man was bekommt und nichts zu geben hat!
Von Herzen schenken, individuell ein Geschenk auslesen oder herstellen, ist was Schönes – wenn man weiss was. Ein Geschenk bekommen, dem man anspürt, dass es keine „Pflichtübung“, sondern liebevolle Zuwendung und Wertschätzung bedeutet – warum eigentlich nur zu Weihnachten und nicht das ganze Jahr über?
Wir haben im Knonauer Amt das Glück, eine gute Buchhandlung zu haben. Urs Wetli von der Buchhandlung Scheidegger ist überzeugt, dass ein Buch immer ein gutes Geschenk ist. Ideal ist, nicht nur ein Buch zu schenken, sondern auch sich Zeit zu nehmen, gemeinsam nach der Lektüre darüber zu sprechen. Bücher kann man auch vorlesen, nicht nur Kindern.
Vielleicht schenkt man ein Buch als Ergänzung zu einem weiteren Geschenk, ein Kochbuch zur selbstgemachten Konfitüre, ein Buch mit Kurzgeschichten zu kuscheligen Socken oder ein Buch über Kalligrafie zu besonderen Malstiften. Wenn man gar nicht weiss, was der Geschenkempfänger gern liest oder welche Themen ihn interessieren, ist ein Büchergutschein das Richtige.
Übrigens: Während der Pandemie lasen die Leute mehr – jetzt wird beispielsweise wieder öfter gereist und das kulturelle Angebot ist noch immer im Nachholmodus. Entsprechend ist der Umsatz wieder auf den Stand vor Corona gesunken. Vielleicht ändert sich dies mit Geschenken in letzter Minute?
Lebensmittel sind beliebte Geschenke, weil man sie isst oder trinkt – und dann sind sie weg. Liebevoll zusammengestellt und verpackt bereiten sie Freude. Man kann beispielsweise im nahen Hofladen einkaufen und alles schön in einen Korb verpacken. Vielleicht stellt man auch Zutaten für ein Menü zusammen und schreibt von Hand ein Rezept ab.
Beispielsweise eine Kuchenform, Zutaten und das Rezept oder alles, was es für fantasievolle Muffins braucht, vom Förmchen über die Teigzutaten bis zu rosa Dekomaterial. Oder eine Salami und ein Qualitätsmesser, letzteres ist in jedem Haushalt willkommen.
Beliebt sind Themenpakete, etwa für einen gemütlichen Italienabend zu zweit, beispielsweise mit Prosecco, Oliven, Grissini und Rohschinken zum Apéro, einem Pack Spaghetti, Parmesan und einem Glas Sauce, einer Flasche Wein und einem Panettone zum Dessert.
Tierfreunden, die sonst schon alles haben, kann man eine Tierpatenschaft schenken.
Oder ein Tierprojekt unterstützen im Namen des Beschenkten. 20 Freiwillige haben nach langen Vorarbeiten eine neue Igel-Pflegestation in der Region gegründet, die im März 2023 in Hedingen eröffnen wird. Die Igelstation sucht dringend 300 Gönnerinnen und Gönner, um den Aufbau der Station und den laufenden Betrieb zu finanzieren. Es gibt auch die Möglichkeit einer Geschenkurkunde.
Die Besitzerin einer Geschenkboutique liebt es, an Heiligabend noch letzte Kundenwünsche zu erfüllen. Sie empfiehlt gestrickte Wischtücher aus Biobaumwolle, und rät von Mikrofaser-Tüchern ab. „In meinem Laden hat Plastik nichts zu suchen.“
Und was wünscht sie sich zu Weihnachten: „Ich bekomme am liebsten Erlebnisse geschenkt. Zeit, die man gemeinsam mit etwas Besonderem verbringt.“ Ihr Sohn, der sie gerade kurz im Laden besucht, lacht und meint: „Wir wissen, was wir ihr schenken, aber das bleibt top geheim bis am Heiligabend.“
Bei mir klappern ab heute noch Stricknadeln. Ich stricke Stössli, Stulpen, Amadiesli, Pulswärmer, einfach gesagt warme Schläuche für die Handgelenke. Sie erinnern mich an die ETH Professorin Joan Davis, die bereits vor Jahren erklärt hatte: “Wenn jede und jeder Pulswärmer tragen würde, müsste man überall ein Grad weniger warm heizen. Ein top aktuelles Geschenk!
Und wenn ich nicht fertig werde, dann schenke ich Wolle und einen Gutschein – und Freundinnen eine Einladung für einen gemütlichen Stricknachmittag mit anschliessendem Apéro dazu. Denn Menschen Zeit zu schenken, macht Sinn.
Freude durch Schenken
ist das eigentliche Geschenk.
Manfred Hinrich
Dank
Mein Dank geht an alle Menschen, die im Verkauf arbeiten und es schaffen, bis Heiligabend geduldig und freundlich zu sein.
Infos zur Igelstation
Musik
“Leise, leise, fromme Weise” (aus “Der Freischütz”) · für Klarinette und Orchester
“Una voce poco fà” (aus “Il Barbiere di Siviglia) · arr. für Klarinette und Orchester
Clarinet Concerto No. 2 in E flat major Op.74: II: Romanza: Andante
Brahms, Clarinet trio op 114, Buchbinder, Sabine Meyer, Heinrich Schiff
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