Golf im Var in Südfrankreich

Ich spiele nicht Golf und hatte bisher eine ambivalente Einstellung zu diesem Sport.

Einerseits sah ich den Golfrasen als schillernde Manege für den Wirtschaftszirkus, als Sport der oberen Zehntausend, anderseits gefallen mir die Parklandschaften der Golfplätze mit den friedlich und konzentriert spielenden Menschen, die sich oft gelassen im Freien bewegen. Beides Klischees.

Meine Freundin Elisabeth ist begeisterte Golferin. Als ich bei ihr in Sanary-sur-mer zu Besuch weilte, wollte ich es wissen und besuchte mit ihr zusammen einen Golfplatz im Departement Var. Unsere Wahl fiel auf “Terre Blanche”, im Herzen der Provence Côte d’Azur, bei Tourette und Fayence, nur 35 Minuten von der Küste, 45 Minuten vom Flughafen Nizza und 35 Minuten von Cannes entfernt.

Ein wichtiger Aspekt: Hier können nicht nur Golffans spielen, sondern auch mit (nicht Golf spielenden) Angehörigen die Umgebung, die pittoresken Bergdörfer, die Weinberge und die Küste der Côte d’Azur entdecken. Hier kann man wandern und schlemmen.
Die Gastronomie und die Weine der Provence sind immer eine Reise wert.

Die kleinen Ferienhäuser bieten auch Familien mit Kindern den nötigen Freiraum, und Wellness-Hungrige haben zahlreiche Wahlmöglichkeiten. Ruhe, Raum und Gelassenheit sind die Schlüsselwörter.

Der Spa-Bereich lässt keine Wünsche offen.

Neben Fitness, Wellness und Kosmetik findet auch Kunst ihren Platz im Resort.

Golf kann hier gelernt und geübt werden. Ich probierte dies einmal in Kitzbühel aus, es flogen keine Bälle, nur Grasnarben.

Das Meer ist nicht weit weg, der Lac de Saint-Cassien ist nah, man kann zwischen Salzwasser, Süsswasser und Chlorwasser wählen.

Wo man hinschaut, findet man zeitgenössische Kunst. Das Hotel vermittelt auch Besuche bei regionalen Kunsthandwerkern.

Die Architektur ist modern, korreliert aber sehr gut mit der traditionellen Architektur der umliegenden Bergdörfer.

Der Respekt vor der Natur ist in allen Bereichen spürbar.

Was mich aber am meisten überzeugte: Golfplätze sind nicht unbedingt ein negativer Eingriff in die Natur. Klar, hier könnte man Nahrung anbauen – unter nicht ganz einfachen Bedingungen: hügelig, Steine, karger Boden.

Man findet in der Region Gewässer und Täler, Wälder und Buschland – generell eine für das provenzalische Klima typische Fauna und Flora, die sich dem Jahrhunderte langen Alltagsleben der Bauern und Weinbauern, aber auch der modernen Welt des Tourismus angepasst hat.

Das Golf-Resort Terre Blanche ist so konzipiert, dass hier, zwischen Meer und Berg, zwischen Kalkstein und Kieselsäure, die Biodiversität erhalten und gefördert wird.

Hier findet man beispielsweise die freilebende Hermannsschildkröte.

In den Gewässern finden Sumpfschildkröten Zuflucht, Schutz und Deckung.

Die Kalksteinhänge ermöglichen vielen anderen Reptilien ein Überleben in der freien Natur. Man kann viele Vogelarten beobachten und hören – und zahllose Insekten schwirren herum.

Für Fledermäuse wurden einige Nistkästen auf Dachböden von Servicegebäuden und in alten, verlassenen Gebäuden installiert.

Doch wie kommt das Wasser hinauf zum Resort?

Das Wasser wird aus dem Lac de Saint-Cassien hochgepumpt und gereinigt.

Golfplätze müssen bewässert werden, denn der Rasen spielt für den Spielkomfort eine wichtige Rolle.

Vor Ort gibt es ein ausgeklügeltes System für die Sammlung des Regenwassers und von Teichen für die Wasserspeicherung – nicht zuletzt auch für die Feuerwehr.

Der Stausee Lac de Saint-Cassien mit rund 3,7 Quadratkilometern Fläche ist eine wunderschöne Landschaft, wo auch die Einheimischen Erfrischung und Erholung suchen.

Die reiche Fischpopulation zeugt von sauberem Wasser.

Fayence und Tourette sind zwei aneinandergewachsene, typische Bergdörfer. Zu sehen gibt es hier Beispielsweise ein Bauernhofmuseum, öffentliche Backöfen und das erste europäische Segelflugzentrum.

Hier geht man gern flanieren.

Bei einem Apéro stellt sich bestimmt ein Feriengefühl ein.

Das Resort respektiert nicht nur die Umwelt, sondern bedeutet auch für die Region betreffend soziale und wirtschaftliche Aspekte ein Gewinn.

Ich werde nie Golfspielerin werden – und das Resort entspricht nicht meinem Budget. Wie vieles andere auch nicht. Aber nur weil ich keine Brillanten kaufen kann, darf ich sie doch schön finden. Es ist anders als bei Luxus Kreuzfahrten auf Riesenkähnen. Golfplätze mögen sowohl für Erholung und teilweise auch für Regionen Sinn machen, auch wenn ich ihre Angebote nie nutzen werde.

Diese Sonnenuhr entdeckte ich beim Spazieren durch Tourette und Fayence: “Ich scheine für alle!”
Ich nehme mir mal wieder vor, weniger Vorurteile zu haben, zuerst genauer hinzuschauen und offener zu sein für Dinge, die Freunden wie Elisabeth, John und Rita Spass machen und ihnen guttun.

Die Unwissenheit ist der Wahrheit näher als das Vorurteil.

Wladimir Iljitsch Lenin (1870 – 1924)

Informationen
Terre Blanche
Visit Var
Tourismus Frankreich: Atout France

Musik
Golf-Song: Golf Is Such An Easy Game
Golfmusik zum Mittanzen 🙂 Oh Oh Oh
“Golf” is a fun song about the game of Golf
Bing Crosby – Straight Down The Middle
Double Bogey Blues

Und zur Erholung: Kinderszenen von Schumann

Dank
Ich danke Elisabeth für die Begleitung und Michel Caraisco und Caroline Ducasse für die Kontakte zum Golf Resort.

Buchtipps
Ich mag die gute alte Agatha 🙂
Mord auf dem Golfplatz
Hercule Poirot erhält den verzweifelten Hilferuf eines französischen Multimillionärs und macht sich mit Hastings auf die Reise. Als die beiden aber in Frankreich eintreffen, liegt der betuchte Monsieur Renauld bereits in seinem frisch geschaufelten Grab – mitten auf dem Golfplatz. Der Brieföffner in seinem Rücken gehört seiner Frau, womit die Polizei den Fall als geklärt betrachtet.
Doch Hercule Poirot weiss, dass die Suche nach dem Mörder gerade erst begonnen hat …

Überleben auf dem Golfplatz
Auf einem Golfplatz lauern tausend Gefahren: Wilde Tiere, unberechenbare Naturgewalten, unzulängliche Ausrüstung, missliebige Mitspieler, tückische Regeln und Hindernisse – und nicht zuletzt der Spieler selbst. Alle diese Faktoren machen dem Golfer das Spiel und damit das Leben schwer. Wie man auf dem Golfplatz durch kluges Verhalten, taktisches Geschick und eine Prise Hinterlist trotzdem überlebt, verrät dieses Buch. Für einmal geht es also nicht um den idealen Griff oder den perfekten Schwung, sondern ums nackte Überleben auf den Fairways und im Rough – ein unverzichtbarer Ratgeber für jeden Golfer.

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  1. Regula

    Vielen Dank für deinen Tipp! Das tönt ja spannend. Auf unserer Spanien-Hinfahrt haben wir einen zweitägigen Stopp in einem wunderschönen Golfhotel in Les Baux in der Provence gemacht. Natürlich haben wir da gespielt – herrlich, wie du‘s beschreibst.
    Auch wir waren bis vor vier Jahren totale Antigolfer. Aber eben: Sag niemals „nie“!

  2. Kathrina Redmann

    ja das finde ich ja toll, liebe Regula, dass du eintauchst in eine Welt, die dir auch fremd war und mit Vorurteilen belegt (wie bei mir). Diese überwinden und dann beschenkt werden mit offenen Sinnen für das, was man nicht kannte- einfach super und auch symbolisch als Vorbild. Danke für den Genuss und herzliche Grüsse
    Kathrina

  3. Elisabeth

    für eine Nicht-Golferin, hast du den Platz wirklich schmackhaft geschildert! und deine treffenden Fotos reden oft für sich. Ein guter Beitrag! Vielleicht kommst du mit mir auf andere Golfplätze…. 😉
    Beste Grüsse

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