Isemarkt in Hamburg

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Heute besuchten wir den Isemarkt in Hamburg, einer der grössten Wochenmärkte Deutschlands.

Nicht nur die Länge von rund 600 Metern macht diesen Marktstandort einzigartig. Er ist auf der ganzen Länge überdacht durch das Hochbahn-Viadukt zwischen den U-Bahn-Stationen Hoheluftbrücke und Eppendorfer Baum. Wie die Berner Lauben bietet der Isemarkt durchgängig ein schützendes Dach, unter dem man zwei Mal wöchentlich an rund 200 Ständen gemütlich einkaufen kann.

Mit Thomas Sampl, dem innovativen Koch, Fernsehkoch beim NDR und Mitbegründer der Hobenköök, einem Restaurant mit Markthalle, hatten wir eine kompetente Begleitung über den Markt und einen Rucksack voller Tüten und Gläser, gefüllt mit leckeren “Versuecherlis”.

Bei der Hobenköök lebt und vertritt Thomas Sampl seine Werte überzeugend: Lokale, saisonal und frische Produkte möglichst direkt vom Produzenten, ohne Zwischenhandel.

Dabei steht der Spitzenkoch nicht nur in der Küche: Er tourt mit Gästen über den Isemarkt „Smutjes Landgang“ und teilt sein kulinarisches – aber auch sein ideelles – Wissen.

Bereits seit 1949 lockt der Isemarkt rund 6.000 Besucher nach Eppendorf – zum Einkaufen, zum Bummeln und Klönschnacken unter die Hochbahnbrücke.

Die Ise ist ein 49,7 km langer, kanalartig ausgebauter Fluss im östlichen Niedersachsen. Isebek bedeutet auf Hochdeutsch so viel wie „Eisenbach“. Zur Namensgebung führte ein hoher Eisengehalt im Wasser, der – so wird angenommen – durch Schwefeleisen aus einem im Langenfelder Salzgebiet entspringenden Nebenbach bewirkt wurde.

Die Wohnungen an der Isebekstrasse müssen schön sein, mit hohen Räumen und Decken mit Stuckatur. Allerdings rattert die Hochbahn, die U3 daran vorbei.

Von frischem Fisch, knackigen Äpfeln, bunten Blumen, würzigem Käse, exotischen Teesorten bis hin zu duftenden Kräutern und leckerem Gemüse bekommt man hier alles, was man im lustorientierten Alltag braucht.
Sogar Hamburger Musik wird hier als Live-Performance geboten.

Unsere kulinarische Wanderung begannen wir mit “Hamburger Kaviar”.

Genossen werden die goldgelben Fischeier nach russischer Manier: Man ballt die Hand zu einer leichten Faust und gibt einen Löffel auf die Handoberfläche zwischen Daumen und Zeigefinger. Man nimmt den Kaviar mit den Lippen sanft auf – wie ein Pferd einen Würfelzucker von einer ausgesteckten Hand – hier eine Erinnerung an eine Genussreise auf dem Rhein. Da stand aber eiskalter Wodka bereit.

Auf dem Isemarkt bekamen wir an einem Gemüse- und Kräuterstand einen Kräuterschnaps zum Degustieren. Weniger schlimm als Appenzeller Alpenbitter. 🙂

Die nächste Versuchung kam in Form von Büffelmozzarella. Während der Büffelmozzarella aus reiner Büffelmilch hergestellt wird, besteht der herkömmliche Mozzarella aus Kuhmilch. Aber geben Büffel Milch? Büffelkühe schon. Wasserbüffel-Weibchen.

Wir kosteten weichen Büffelmozzarella im Glas mit etwas Knäckebrot.

Gut geschmeckt hat der Fenchelkäse an einem anderen Stand.

Weiter ging es zu verschiedenen Gemüseständen.

Wir knabberten verschiedene Salatblätter. Diese waren ziemlich scharf. Senf!

Alles essbar!

Portulak – köstlich!

Salat mit Himbeer-Dressing von Thomas.

Meeresspargel oder Queller nennt man dieses leicht salzige Wildgemüse. Typisch sind die fleischigen, scheinbar gegliederten und blattlosen, einjährigen Sprossachsen.

Milch von glücklichen Kühen und Eier von glücklichen Hennen.

Was wäre Hamburg ohne Matjes? Wir Binnenländer wissen allenfalls, dass man sie in einem Brötchen finden kann. Fischbrötchen!
Matjes sind besonders milde, vor Erreichen der Geschlechtsreife verarbeitete Heringe. Sie werden im traditionellen Verfahren durch fischeigene Enzyme in einer Salzlake gereift. Der ursprüngliche Herstellungsprozess wurde bereits im Mittelalter in den Niederlanden entwickelt.

Wir kosteten Weller. Wels. Welse können in Osteuropa bis zu drei Meter lang und 200 Kilo schwer werden. Der Wels ist der grösste reine Süßwasserfisch Europas.

Ich habe recherchiert, was ich da gegessen habe – und gestaunt: Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn der Welse sind hoch entwickelt. Sie hören auch ausgezeichnet. Die Schallwellen werden von der Schwimmblase verstärkt und über ein System verbundener Knochen zum Innenohr geleitet. Welse verfügen über Elektrorezeptoren, mit deren Hilfe Beutetiere aufgespürt werden können. Die Hamburger Welse wurden in den 70-er Jahren hier ausgesetzt. Welsangeln in der Elbe lohnt sich, da es immer mehr Welse gibt.

Mich ziehen Blumenstände magnetisch an.

Man könnte in Rosen baden.

Florale Farbexplosionen!

Es gibt nicht mehlige oder festkochende Kartoffeln. Es gibt viele Kartoffelsorten – mit schönen weiblichen Namen: Leyla, Linda, Annabelle…

Bei der U-Bahn-Station Eppendorfer Baum endet der Markt.

Jeder – noch so grosse Kaffee – ist irgendwann ausgetrunken. Nachdem Elbgold durch unsere Speiseröhre geflossen war, machte ich mich auf den Heimweg.

Nach Hause bringe ich den festen Willen, wieder vermehrt Märkte in unserer Umgebung zu besuchen. Meine Jüngste und ich gehen gern nach Affoltern und beschenken uns gegenseitig mit Blumen. Und auch den Samstagsmarkt in Luzern besuche ich gern. Ich sollte wieder einmal nach Oerlikon oder an den Zürcher Bürkliplatz… Schöne Erlebnisse rufen Wünsche wach!

Wenn de Dummen to Markt kaamt, hebbt de Kloken Geld.

Aus Schleswig-Holstein

Informationen
Marketing Hamburg
Hobenköök Genusstour Isemarkt
Deutsche Tourismuszentrale

Mein Blogbeitrag zur Elbphilharmonie
Mein Blogbeitrag zu Schleswig-Holstein

Dank
Mein Dank geht an Rieke Meyer von der Marketing Hamburg. Sie hat uns dieses Erlebnis ermöglicht.
Danke auch Thomas Sampl für die unterhaltsame Führung und die vielen Tipps.
Danke Ruth und Frank für den Wohnungstausch ihrer Hamburger Stadtwohnung gegen mein Walliser Chalet.

Musik
In Hamburg lebe ich 10 Tage in der Wohnung von Ruth und Frank – mitten in einem attraktiven Quartier. Gegenüber der Wohnung ist die Werkstatt von Frank und seinem Team. Er ist Geigenbauer.
Deshalb Geigenmusik, die ich gern mag:
Max Bruch: Violinkonzert Nr. 1 g-Moll mit María Dueñas | NDR Elbphilharmonie Orchester
Sarasate Carmen Fantasy, Op. 25
Antonin Dvorak, Violin Concerto in A Minor, Op. 53, Joshua Bell

Buchtipp
Hamburger Küche
Rezeptbücher von Hamburger Spitzenköchen gibt es einige, auch an traditionellen Rezeptsammlungen mit den echten und vermeintlichen Klassikern der Hamburger Küche fehlt es nicht. Dass diese allerdings weit mehr zu bieten hat als Birnen, Bohnen und Speck oder Labskaus und ganz andere Qualitäten aufweist als opulente Zutatenverwendung und fettschwere Sossen, hat der Hamburger Koch Thomas Sampl in jahrelanger Beschäftigung mit alten, teils handgeschriebenen Kochbüchern aus Hamburg und dem norddeutschen Raum herausgefunden. Hamburger Küche bietet die Essenz dieser Beschäftigung und präsentiert eine Auswahl von sechzig Gerichten der Hamburger Regionalküche in einfacher und zugleich raffinierter Form. Dabei nimmt das Buch auf veränderte – u.a. vegetarische – Essgewohnheiten Rücksicht und passt die alten Rezepte neueren Kochtechniken an. Einen besonderen Akzent setzt das Kochbuch mit seinem puristischen Produktverständnis, stellt in der Rubrik »Warenkunde« die besonderen Eigenschaften der Zutaten in den Vordergrund und kommt so der geschmacklichen Substanz der Gerichte auf die Spur. Ergänzt wird das Buch durch weitere Rubriken, z.B. zu Anbaugebieten im Hamburger Umland, sowie Informationen zu regionalen und internationalen Einflüssen auf die Hamburger Küche.
Thomas Sampl (*1979) ist fester Bestandteil der norddeutschen Gourmet- und Feinschmeckerszene. Viele kennen ihn als TV-Koch bei NDR Visite und als Inhaber der Hobenköök im Hamburger Oberhafen.
Nicole Keller arbeitet als Fotografin und Grafikdesignerin in der Hamburger Speicherstadt.

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Wien kann auch anders!

  1. Mary

    Freilandrosen – wunderschön! Ich begleite Dich gerne bald wieder auf den Markt <3

  2. Paul und Theres

    Hamburg hat viele Gesichter und ein Besuch ist immer wieder spannend.
    Vielen Dank für deinen interessanten Bericht über den Isemarkt und die (wie immer) wunderbaren Fotos. Du weckst unsere Reiselust, weshalb nicht mal wieder in den Norden reisen!
    Gratulation zu der guten Idee mit dem Wohnungstausch, eine wirkliche Win-Win- Situation. So lässt sich das Schöne (attraktive Wohnung) mit dem Nützlichen (Blog) verbinden!
    Weiterhin viel Spass und herzlichen Dank, dass du uns daran teilhaben lässt.
    Herzliche Grüsse
    Paul und Theres

  3. Kathrina Redmann

    Genüsslich bin ich in den Markt eingetaucht, es hat wieder einmal aus den Farben der Bilder geduftet. Das Sinnliche rüberbringen ist deine grosse Stärke, liebe Regula.
    Nun möchte ich nur noch gerne wissen, was “Klönschnacken” ist.
    Schönen Sonntag, nach einem Türlerseeschwumm in der Morgenfrühe,
    herzliche Grüsse
    Kathrina

  4. Klaus-Peter Müller

    Werte Frau Zellweger !
    Das Wort ” wert ” leite ich in Ihrem Falle von “wert”voll ab…….nämlich einem Menschen wie Ihnen in diesen aufgewühlten Zeiten virtuell zu begegnen.
    Großes Dankeschön für Ihr Engagement…..man kann nur sagen : Chapeau.!!!
    Ich wünsche Ihnen weiterhin so viel Freude an Ihrem Tun, das Sie dann auch
    noch an viele Mitmenschen weitergeben können . Danke, danke !!!!!
    Beste Grüße aus Hamburg
    Klaus-Peter Müller

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