Gärten in Weimar

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“Jeder muss wissen, worauf er bei einer Reise zu sehen hat und was seine Sache ist”, formulierte Johann Wolfgang von Goethe. Im Lauf der Zeit als Reisejournalistin wurden Gärten immer mehr mein Thema.

Also besuchte ich Goethes Garten und weitere Gärten in Weimar.

2021 hatte ich den Medienpreis der Bodensee-Gärten bekommen – und im Sommer 2021 durfte ich verschiedene Gärten in Thüringen kennenlernen.

Über den Rosengarten in Langensalza habe ich bereits geschrieben.

Während ich den Anfang des Blogs schrieb, war ich in wieder Thüringen, wo meine Freundin Anne vom Ammersee hingezogen ist, gerade ein altes Haus umbaut und einen grossen Garten einrichtet.

Ich bewundere Menschen wie Anne und Guido, die mit über 50 alle Zelte abbrechen, nochmals durchstarten und ihre Träume verwirklichen. Alt werden kann ich später…

Und so sah es aus. Das einzig Bunte waren die Plastik-Ostereier am üppig dekorierten Brunnen auf dem Dorfplatz.

Die Hühner pickten im Schnee herum. Anne säte Blumen in Töpfchen in einem warmen Zimmer an, irgendwann musste der Frühling ja kommen.

Wir kauften bereits eine Autoladung Blumen und mussten sie drin lassen. Annes Auto von aussen.

Blick durch die Heckscheibe: Die Blumen warteten im Auto auf bessere Zeiten.

Unterdessen bin ich längst wieder zuhause, in meinem Garten blüht es. In Gedanken kehre ich immer wieder nach Thürigen zurück.

Thüringen hat wunderschöne Gärten – bald wird Annes Garten einer davon sein! Die Weimarer “bewohnen” ihre Grünflächen lustvoll.

Weimars Charme wird bestimmt von seinen Parks und Gärten. Besucher spazieren dort auf den Spuren der Herzöge und Hofdamen, den Visionären und den berühmten Gärtnern.
Der Park an der Ilm am Rande der belebten Weimarer Altstadt ist Teil eines kilometerlangen Grünzugs entlang der Flussauen.

Goethe lebte in Weimar und hat sich intensiv mit der Pflanzenwelt und mit Gärten beschäftigt.

Goethes Gartenhaus ist heute ein wahrer Touristenmagnet. Es ist heute als Museum eingerichtet. Der Garten ist sehr schön gepflegt und es wachsen eine Menge Blumen, die zu fotografieren Spass gemacht hat.

Als Goethe nach Weimar kam, zeigte er grosses Interesse an dem zum Verkauf stehenden Grundstück am östlichen Ilmhang. Das Haus ist wahrscheinlich ein Winzerhaus aus dem 16. Jahrhundert.

Der Garten war in desolatem Zustand, als Herzog Carl August beabsichtigte, das Grundstück seinem Freund Goethe zum Geschenk zu machen. 1776 erwarb Johann Wolfgang Goethe den Garten samt dem darinnen befindlichen Garten-Haus. Bezahlt hat Friedrich Justin Bertuch aus der Schatulle des Herzogs. So war Goethe!

Goethe war ein Universalgenie mit vielen Talenten und ein ehrgeiziger Forscher: Er befasste sich mit Botanik, Mineralogie, Anatomie und Physik.

Goethe wirkte begeistert an der Erneuerung des Gartens mit und liess das Haus wieder bewohnbar machen.

Er liess Spaliere an den Hausfassaden befestigen und bepflanzen. Im Norden und Westen wuchsen Rosen, im Süden Weinreben und im Osten Geißblatt.

In diesem Gartenhaus am Rande des heutigen Parks an der Ilm lebte und arbeitete Goethe seit 1776 sechs Jahre lang. Es wurde zum »Liebesnest« des Dichters und seiner späteren Frau Christiane Vulpius und zum Rückzugsort im Alter.

Das kleine und bescheiden eingerichtete Haus genügte auf Dauer Goethes Bedürfnissen nicht. Goethe war ein Sammler. So zog er 1782 in die Stadt. Das Gartenhaus blieb aber sein Lieblingsaufenthaltsort in Weimar, den er pflegte und bis zu seinem Tod immer wieder besuchte.

Die enge Verbundenheit mit der Natur spiegelt sich in vielen Gedichten wieder, die Goethe hier verfasste. Im Garten­haus entstanden Werke wie “Iphigenie”, “Egmont” und “Torquato Tasso”.

Am Ende des Gartens entdeckt man einen alten Baum, der nicht mehr stehen mag, im Gras liegt und tapfer weiter Blattwerk macht. Ob er Goethe gekannt hat?

Der 48 Hektar grosse Landschaftspark der Ilm entlang ist eng mit Goethes Leben und Wirken in Weimar verbunden. Bereits 1776 schenkte Herzog Carl August dem Dichter das  Häuschen mit Garten. Erste Bauten und Plätze entstanden 1778 am westlichen Felsenhang. Im gleichen Jahr begann der Ausbau des Ilmparks. Wege und kleine Sitzplätze wurden angelegt, Denkmäler, Brücken und weitere Parkarchitekturen und Brücken errichtet.

Weimars grüne Oase wurde seit dem 18. Jahrhundert kaum verändert und zählt damit zu den am besten erhaltenen Parkanlagen des Klassizismus und der Romantik. Hinter Büschen lauern steinere Kerle.

Sitzen da und denken nach.

Und auch Liszt steht hier bei jedem Wetter.

Charakteristisch sind die Sichtachsen, die Brücken über die Ilm-Bögen, die vielseitigen Parkarchitekturen und der wertvolle Baumbestand, der zum Teil aus Übersee stammt.

Ein wichtiges Merkmal der Anlage sind die zahlreichen Sichtachsen, die markante Punkte wie Goethes Gartenhaus, das Römische Haus und das Borkenhäuschen innerhalb des Parks miteinander verknüpfen.

Gegenüber von Goethes Gartenhaus liegt am anderen Ilmufer das Römische Haus.  Es wurde zwischen 1791 und 1798 als Gartenhaus für den damaligen Herzog Carl August erbaut.

Charakteristisch für das klassizistische Bauwerk ist seine Anlehnung an römische Villen. Die Anregung dazu brachte Goethe von seiner italienischen Reise mit.

 

Die Pläne für das herzogliche Refugium stammen von Johann August Arens, den Goethe auf seiner Italienreise kennengelernt hatte. Unter dessen Leitung entstand ein klassizistisches „Musterhaus“: ein aufgesockelter Tempelbau mit einer ionischen Vorhalle an der Eingangsseite.

Das Untergeschoss mit einer von dorischen Säulen getragenen Halle wird von der Ilmaue aus sichtbar. Nein, es ist kein Jacuzzi!

Von oben grinst leicht besäuselt ein Zwerg auf das herzogliche Liebesnest.

Den Innenausbau übernahm Christian Friedrich Schuricht aus Dresden. Gemeinsam mit Goethe und seinem Freund Johann Heinrich Meyer schuf er ein einheitliches Dekorationsprogramm: Eine strenge Wandgliederung kennzeichnet die mit Stuck, Malereien und Reliefs prächtig verzierten Räume.

Der nächste Garten liegt mitten in der Stadt und gehört zum Kirms-Krackow-Haus.

Das Haus war bereits seit 1569 auf dem Stadtplan nachzuweisen. Ab 1701 war es das Zuhause der Familie Kirms-Krackow. Hier trafen sich Künstler, Musiker und Gelehrte, beispielsweise Franz Liszt, Johann Nepomuk Hummel oder Hans Christian Andersen.

Mir gefällt ganz besonders der Biedermeiergarten. Der Theaterintendant, Freund Goethes und Blumenliebhaber Franz Kirms (1750-1826) pflegte dort seltene Apfel-, Mandel- und Maulbeerbäume, Rosen und viele seltene Pflanzen aus aller Welt. Er gab dem Garten seine Gestaltung im Biedermeierstil. Franz Kirms war Mitglied des Vereins Weimarer „Blumisten“, Pflanzenliebhaber.

Das Haus ist heute ein Museum.

Der biedermeierliche Grundzug der Inneneinrichtung blieb gewahrt.

Bemerkenswert ist der hölzerne Umgang (Laubengang) in der ersten Etage des Hauses, der aber nicht alle vier Teilhäuser gleichmässig umfasst.

Schon allein die Etagenhöhe ist unterschiedlich. Der Innenhof ist mit grobem Kalkstein gepflastert.

Vor dem Eingang in den Garten befindet sich ein Wasserbecken aus Stein zum Auffangen des Regenwassers, in das die Dachrinne entwässert, und eine Schwengelpumpe aus Holz. Am Ende des Pumpenschwengels befindet sich eine Eisenkugel, die aus dem Jahr 1806, der Schlacht bei Jena und Auerstedt, von französischen Besatzungstruppen stammt.

Gern würde ich mehr über die Dame mit dem intensiven Blick oder der Frau mit dem “Zwänzgabachtimuul” erfahren.
Ich mag solche Häuser, die ahnen lassen, wie man vor 180 Jahren gelebt hat.

Gartenfreunden ist der Besuch des Parks Belvedere mit seiner Orangerie zu empfehlen.

Südlich von Weimar liegt auf einer Anhöhe und inmitten eines weitläufigen Parks mit Orangerie sowie Lust- und Irrgarten das Schloss Belvedere, die barocke Sommerresidenz der Familie von Sachsen-Weimar und Eisenach.

Herzog Carl Friedrich liess den englischen Landschaftsgarten mit seinen weiten, malerischen Blicken anlegen.

Ursprünglich umgab das Schloss ein streng regelmässiger barocker Garten nach dem Vorbild der grossen Höfe jener Zeit wie Versailles und Wien. Seine Nachfolgerin Anna Amalia sehnte sich nach mehr Natürlichkeit und Weite.

Der Park verlor allmählich seine barocke Strenge, es entstand ein Landschaftspark nachklassizistischer-romantischer Prägung mit zahlreichen Schmuckplätzen und Parkarchitekturen wie Fontänen, Skulpturen, dem Rosengarten und einer künstlichen Ruine, der Grossen Grotte.

Der Russische Garten westlich des Schlosses ist ein besonderer Teil des Parks, denn er wurde auf Veranlassung Carl Friedrichs für seine Frau Maria Pawlowna als beinahe exakte Kopie ihres Gartens in Sankt Petersburg angelegt. Ein kleines Heckentheater und ein Irrgarten gehören dazu.

Die hufeisenförmige Orangerie mit den dazugehörigen Pavillons entstand zeitgleich mit dem Schloss und der ursprünglich barocken Parkanlage.

Die Orangerie dient seit ihrer Errichtung der Überwinterung von Bitterorangen, Myrten, Agaven und weiteren exotischen Pflanzen.

Eine Besonderheit stellt die mit Holz aus den Parkanlagen betriebene Kanalheizung dar, die in den Wintermonaten eine Temperatur von 3° bis 8 °C gewährleistet.

Diese Heizanlage wurde 1820 anstelle der gusseisernen Öfen eingebaut und ist bis heute in Betrieb. Und wärmt die Blumenzwiebeln.

Die Belüftung dieser Räume ist eine Wissenschaft für sich.

Temperatur und Luftfeuchtigkeit müssen stimmen.

Der Orangeriehof ist die Aufstellfläche für die zahlrechen Kübelpflanzen.

Er ist ganzjährig frei zugängig.

Mitten in Thüringen unter Palmen wandeln – das macht Spass!

Zum Orangerieplatz gehören das Gärtnerhaus, die Orangerieflügel, das dahinter anschliessende Neue und Lange Haus sowie der Rote Turm.

1820 wurde an der östlichen Stirnseite der Rote Turm errichtet.

Er diente als botanisches Kabinett. Herzog Carl August und Goethe gingen hier ihrer botanischen Leidenschaft nach und so gelangten Exoten aus aller Welt in die Pflanzensammlung.

Interessant sind die chinoisen Wandmalereien.

Von 1974 bis 1978 erfolgte die Wiederherstellung des Parks und von 1978 bis 1982 die des Russischen Gartens. 1998 hat die abschnittweise Sanierung und Restaurierung des Orangeriekomplexes begonnen, die in den nächsten Jahren fortgeführt wird.
Seit 1998 gehören Schloss und Park Belvedere zum UNESCO-Welterbe.

Ich hoffe, dass er für einen Besuch in Weimar anregt. Warum nicht im Juni, Juli oder August 2022 mit einem 9-Euro-Ticket, gültig ein Monat, gemütlich im Bummelzug durch Deutschland reisen?

Jetzt muss der Geist von Weimar,
der Geist der grossen Philosophen und Dichter
wieder unser Leben erfüllen.

Friedrich Ebert, 1871 – 1925

Informationen
Thüringen entdecken
Weimar
Goethes Gartenhaus
Schloss Belvedere
Tourismus Zentrale Deutschland

Weitere Blogbeiträge zum Thema
Anne vom Ammersee
Langensalza, Rosen

Dank
Ich danke Mandy Neumann und ihrem Team von für die wunderbare Garten-Medienreise durch Thüringen.

Musik
In Weimar ist die Musikhochschule nach Franz Liszt benannt.
Ich erinnere mich, wie ich als Kind morgens erwachte und meinen Bruder die Ungarische Rhapsodie Nr. 2 spielen hörte. Er gewann damit als Gymnasiast einen Musikwettbewerb. Franz Liszt: Ungarische Rhapsodie Nr. 2
Liszt at Opera
Franz Liszt: Mephisto-Walzer Nr. 2

Gartenserie Konauer Amt
Auch dieses Jahr schreibe ich für den Affolter Anzeiger eine Gartenserie. Wie bereits letztes Jahr unter Naherholungsgebiet Garten – …alt werden kann ich später. (altwerden-spaeter.blog) liste ich die Artikel für Garteninteressierte auf.
2022
1_Dainese
2_Wagener
3_Treichler
4_Niklaus

Gartenserie 2021

Empfehlung eines Blog-Lesers (Danke!)
Von der Mosel erreichte mich folgende Mitteilung:
Weimar wird auch Sie begeistern. Sieben wunderbare Jahre haben wir in der Kulturstadt Weimar gelebt. Es gibt auch Gärten in Weimar. Weimar liegt eigentlich in einem Park; Goethes Garten-Haus liegt im “Park an der Ilm.” Der “Weimar-Hallenpark” liegt mitten in der Stadt. Das Schlösschen der Herzogin Amalia liegt im  Tiefurt-Park.”  Und der “Belvedere-Schlosspark ” mit einer wunderbaren Orangerie, hat auch wunderschöne Barock-Gärten, herausragend der Russische Garten. Auch das “Hecken-Theater” sollten Sie nicht versäumen. Außerhalb der Stadt, in Holzdorf,  ist das “Landgut Holzdorf ” mit einer außergewöhnlichen Parkanlage.  Diesen Ort sollten Sie nicht versäumen. Ca. 30 km von Weimar finden  Sie das “Schloss Kochberg” mit einem Park. Dieser Ort ist eng mit der  Weimarer  Klassik verbunden. Und in der Stadt finden Sie in der Jakobstr, Nähe der Herder- Kirche, den Kirms-Krakow-Garten. Sehenswert! In diesem in Garten haben wir schöne, genussreiche Picknicks im Garten erlebt.
nach und in Weimar.
” Wo bin ich (sind wir) nicht überall gewesen, und bin (sind) immer
wieder gerne nach Weimar zurück gekehrt.”
Johann Wolfgang von Goethe & Friedrich+Dolce Renata

Buchtipps

Glücksorte in und um Weimar

 

Eigentlich hätte ich diesen Sommer dem Luxemburgischen Gärten nachreisen sollen, wegen Corona war zwei mal verschoben worden – die Reise wurde aber kurzerhand dieses jahr abgesagt. Ich bae mir aber bereits ein Buch zu Luxemburgischen Rosen gekauft.

Luxemburg – Land der Rosen – Schätze von gestern für Gärten von heute, von Heidi Howcroft

Rosen haben in Luxemburg eine jahrhundertelange Tradition. Die Rosenzucht florierte schon um das Jahr 1844. Millionen von Rosenstöcken der weltweit besten Sorten und über 400 landeseigenen Züchtungen wurden auf den Feldern in und um Luxemburg-Stadt produziert und in die Welt hinaus geliefert.

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Toulon an der Côte d’Azur

  1. Ritanna

    Diese Gartenreise erinnert mich daran, dass vor meiner Stube ein paar Pflanzenkübel stehen. Die “Schulrose” betört jedes Auge in rosa, die dunkelrote Rose mit ihrem Duft. Hingegen den über dem Quartierweg Nachbarn fällt es nicht auf. So freue ich mich allein pro Tag ein paar Mal.
    Du zeigst auf, jeder Winkel gewinnt an Biodiversität mit Natur.

  2. Anne

    Meine Garten in diesen Reigen einzufügen – oh Mann – du hängst die Latte ja ziemlich hoch. Aber vielen Dank für die liebevollen Worte und ja: dieser Garten ist der Grund, warum wir das Haus gekauft haben und er ist jeden Cent wert.
    Und du wirst ihn ja in allen Jahreszeiten kennen lernen – freue mich schon auf die Rosenzeit und wäre cool, wenn du mich nach Sangerhausen begleitest.

  3. Petra

    Dein anregender und farbiger Bericht über die Gärten in Weimar hat den Anstoss gegeben, dass wir diese Stadt auch noch besucht haben! Danke!
    Nach Leipzig und Naumburg wollte Berni direkt nach Dresden reisen. Seine Angst, dass die blühende Pracht bei mir Wehmut und Trauer auslösen könnten war ja auch nicht unbegründet! – Wir haben 2 Nächte in dieser schönen, grünen, und liebenswerten Stadt genossen! Und hätten noch länger hier veeweilen können.

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