Rosenstädte Bad Langensalza und Baden bei Wien

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Woran denkt man, wenn ein Ort “Bad” vor sich herschiebt oder gar Baden heisst? Genau: An Kurschatten in Parkanlagen. Dieses “Bad” bedeutet auch Ertrag aus dem Kurbetrieb, der traditionell in Parkanlagen investiert wurde – und immer noch wird.

Im Thüringischen Bad Langensalza und in Baden bei Wien kann man in herrlichen Parkanlagen und opulenten Rosengärten lustwandeln. Beide Städte habe ich im Juni 2021 besucht, gegen Ende der Rosenblüte.

Baden bei Wien ist bekannt für den Rosengarten.
Es gehört zu den 17 österreichischen “Kleinen Historischen Städten”. Das sind Städte mit Stadtrecht und höchstens 45.000 Einwohnern. Diese Orte weisen ein historisches, geschlossenes Stadtbild auf, liegen eingebettet in besonderen Naturlandschaften und verfügen über zahlreiche denkmalgeschützte Sehenswürdigkeiten.

Diese Kriterien gelten auch für Bad Langensalza in Deutschland. Die Stadt gehört zu den historisch bedeutendsten Städten im Thüringer Becken. Die Altstadt verfügt über eine reichhaltige historische Bausubstanz und ist mit der ummauerten Fläche von gut 50 Hektaren nach den Nachbarstädten Erfurt und Mühlhausen die drittgrösste Altstadt in Thüringen.

Auch hier fallen im Stadtbild die vielen Rosen auf. Bereits seit 1870 werden in Bad Langensalza Rosen gezüchtet.

Die Stadt hat eine lange Geschichte, ihr Name Salzaha wurde bereits im 9. Jahrhundert erwähnt.

Nach dem Wiener Kongress kam Langensalza 1815 durch die Aufteilung Sachsens als Kreisstadt zur preussischen Provinz Sachsen.

Neben den Schönheiten, welche die Stadt aufzuweisen hat, gibt es auch ein düsteres Kapitel in ihrer Geschichte: Im Juni 1938 wurde eine antisemitische Hetzausstellung gezeigt, die einen propagandistischen Beitrag zur Verfolgung von Langensalzaer Juden gab. Ebenso wurden Sinti- und Roma-Familien verfolgt, von denen einige im KZ Langensalza, einem Aussenlager des KZ Buchenwald, inhaftiert waren.

Am 5. April 1945 wurde Langensalza durch amerikanische Truppen besetzt und Anfang Juli an die Rote Armee übergeben. So wurde es Teil der Sowjetischen Besatzungszone und ab 1949 der DDR.

Weitere Stationen der Stadtentwicklung: Nach der Entdeckung von Sole und Mineralwasser im Jahr 1996 wurden im folgenden Jahr die Kurgesellschaft Bad Langensalza mbH Thermalsole- und Schwefelbad und der Nationalpark Hainich gegründet, 1998 die Rehaklinik an der Salza, 1999 das Kurhaus Friederiken-Therme sowie der Rosengarten mit dem Rosenmuseum, 2002 der Botanische Garten und 2003 der Japanische Garten. Seit 2002 nennt sich Bad Langensalza „Rosenstadt“.

Bekannt ist der Thüringer Travertin, den man sich bei einem Gang durch die “Unterwelt” von Bad Langensalza anschauen kann.

In der Altstadt lässt es sich gemütlich flanieren. Dabei ist ein Besuch des Cafés Schwesterherz zu empfehlen.

In der Altstadt trifft man auf bekannte Namen.
Beispielsweise auf Ernst Keil.
Das Druckerei- und Verlagswesen in Bad Langensalza spielte im deutschen Raum eine bedeutende Rolle. Ernst Keil war Buchhändler und Verleger, unter anderem Herausgeber und Begründer der Familienzeitschrift “Die Gartenlaube”, die das grösste erfolgreiche Massenblatt war.
Sein Einsatz für Pressefreiheit brachte ihn auch ins Gefängnis. Dass auch heute noch Menschen, die schreiben und/oder publizieren verfolgt werden, dass Pressefreiheit auch heute in verschiedenen Ländern mit Füssen getreten wird, vergisst man oft.

Heute gibt es eine historische Schaudruckerei beim Friederikenschlösschen. Hier werden beispielsweise auf einer Maschine von 1854 Erinnerungskarten für den Krönungsball der Rosenkönigin gedruckt.

Damit sind wir bei einer weiteren bekannten Persönlichkeit von Bad Langensalza.

Anni Berger gehört zu den vielen Frauen, die während des 2. Weltkrieges mit grosser Selbstverständlichkeit die Arbeit ihrer Männer, die im Kriegsdienst oder in Kriegsgefangenschaft waren, übernahmen.

Walter Berger begann 1947, nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft, Rosen zu züchten. Seine Frau führte die Rosenzucht später, nach seinem Tod, erfolgreich weiter und wurde als Deutschlands einzige anerkannte Rosenzüchterin bekannt und geehrt, beispielsweise mit einer Briefmarke. Ihr Denkmal steht im Rosengarten von Bad Langensalza.

Der Rosengarten mit einer Fläche von mehr als 17’000 Quadratmetern wurde 1999 eröffnet und gilt seitdem unter Rosenkennern als einer der schönsten und interessantesten Rosengärten Deutschlands.

Im Rosengarten werden rund 450 verschiedene Rosenarten und -sorten mit insgesamt rund 10’000 Exemplaren kultiviert.

Davon wurden zwischen 1950 und 1990 im Rosengarten rund 90 neue Rosensorten gezüchtet.

Im Rosengarten werden auch historische und englische Rosen, bekannte Beet- und Edelrosen, sowie Rosenhochstämme, Busch-, Strauch-, Kletterrosen und Bodendecker gepflegt.

Vorbildlich ist auch die klare, gut leserliche Beschilderung, die nicht nur die Sorte benennt, sondern auch die Zuordnung zu einer der nach internationalen Standards definierten Rosenkategorien ermöglicht.

Die Rosenrabatten werden harmonisch ergänzt durch ein stilvolles Rosencafé, eine Gartenlaube im Stil der 1900-ziger Jahre, einen Konzertpavillon, einige schattenspendende Pergolen und Rosenbögen, Teiche und Bachläufe und zahlreiche Ruhezonen.

Bewusst positioniert sind Begleitstauden und Gehölze sowie Pflanzen wie farbenprächtige Rittersporn-Sorten, Glyzinien, Ziersalbei und zahlreiche Ziergräser.

Auch bei Regenwetter lohnt sich ein Besuch des Rosengartens.

Eine andere Stimmung vermittelt der Japanische Garten, eine Oase mit sanft plätschernden Wasserfällen, heiligen Bäumen, in Kies geharkten Wellen, meisterhaft gestalteten Bonsai-Kunstwerken und Teichen mit Kois.

Auf einer Zickzackbrücke kann man “böse Geister” hinter sich lassen und im Pflanzenpavillon mit seinem Teehaus kann man Gast einer original japanischen Teezeremonie sein.

In Bad Langensalza kommen Gartenfreunde voll auf ihre Rechnung. Neben dem Rosengarten und dem Japanischen Garten sind auch der Apothekergarten, der Magnoliengarten, der Schlösschenpark, das Arboretum, der Kurpark, der Natur!garten (Bauerngarten und Biotope) und der Trico Park (Gartengestaltung).

Drei Wege führen von Langensalza nach Baden bei Wien: über Regensburg, über Pilsen oder, der kürzeste Weg mit 677 Kilometer, über Prag. Ich staune immer wieder, dass Wien östlicher liegt als Prag.
Selbstverständlich muss man die Besuche der beiden Rosengärten nicht aneinanderhängen – oder kann sie auch mit anderen Reisezielen kombinieren. Ich fuhr über München – mit einer Nacht in einer Gartenlaube – nach Erfurt – und habe in Thüringen viel gesehen, von dem ich noch mehr berichten werde.

Baden bei Wien habe ich mit Wien kombiniert.

 

Baden versprüht den typisch österreichischen Charme einer Kurstadt.

Ludwig van Beethoven hat grösste Teile seiner 9. Symphonie in Baden bei Wien geschrieben und Wolfgang Amadeus Mozart verfasste seine Motette in D-Dur „Ave verum corpus“ in Baden und brachte diese in der Stadtpfarrkirche zur Uraufführung.

Das Rosarium im Doblhoffpark ist Österreichs grösster Rosengarten.

Auf 75’000 Quadratmetern wachsen rund 30’000 Rosenstöcke.

Die Namen der gut 800 Rosensorten sind schon ein Genuss: „Goldmarie“ oder „Kaiserin Elisabeth”.

Der über 9 Hektaren grosse „Doblhoff-Park“ gehörte einst zum Schloss Weikersdorf, das nach seinen letzten Eigentümern mit „Schloss Doblhoff“ bezeichnet wurde.

Heute ist dieses Gebäude ein Hotel: Hotel Schloss Weikersdorf. Von der Terrasse schaute ich beim Frühstück direkt in den Rosengarten.

Der idyllische Teich wurde bereits im Jahr 1831 als Freibad benützt. Vormittags durften die Damen, nachmittags die Herren baden. Während der „Damenzeit“ war dieser Teil des Parks für die Herrenwelt gesperrt. Im Winter wurde der zugefrorene Teich – bis vor einigen Jahren – als Eislaufplatz genutzt. Teile des Eises wurden als Blöcke herausgeschnitten, in Eiskeller gelagert, um im Sommer für kühle Getränke zu sorgen.

Im Doblhoff-Park konnte nach den Plänen des Architekten Viktor Mödlhammer das heutige „Rosarium“ geschaffen werden. Die alten Baumbestände wurden in die Planung integriert und spenden heute wohltuenden Schatten und Relax-Möglichkeiten für Augen und Seele.

Die Qualität einer Parkanlage kann daran gemessen werden, wie wohl sich die Besucher dort fühlen. Im Doblhoff Park kann man sich stundenlang die unterschiedlichen Rosen anschauen, aber auch spielen, die Seele baumeln lassen oder picknicken.

 

Ich war an einem Abend zu einem Picknick mit Musik eingeladen.

Zu einem Picknick auf bequemen Liegestühlen und mit lokalen kulinarischen Köstlichkeiten im Picknickkorb.

Die Blütenpracht tausender Rosen bildet auch den Rahmen für vielfältige kulturelle Veranstaltungen, wobei die restaurierte barocke „Orangerie“ einen reizvollen Hintergrund abgibt. Während meines Aufenthalts fand das Festival “La Gacilly–Baden Photo” statt, eine Open-Air-Galerie durch den Park und die Altstadt.

An heissen Tagen findet man unter den alten Bäumen am Wasser angenehme Kühle.

Überzeugend an diesem Park ist das Zusammenspiel von Bäumen, Sträuchern, Rasenflächen und Rosenbeeten.

Wunderschön, wie die spezielle Buche mit ihren pink umrandeten Blättern die Farbe der Rosenblüten widerspiegelt.

Rosenpflanzen sind als Inseln mitten in Rasenflächen angepflanzt.

Dabei wird ihre Wirkung durch Begleitpflanzen wie Gräser oder Lavendel unterstützt.

Es sind wahre Pflanzen-Kompositionen.

In anderen Teilen des Parks wird jeweils eine einzige Rosenart in geometrisch angeordneten Beeten präsentiert.

Es gibt auch Rosenbäumchen kombiniert mit Buchs.

Und man kann durch eigentliche Rosentunnels schreiten, wo es von allen Seiten duftet.

Auf Brücken kann man die Wechselwirkung von ruhigen Wasserflächen mit den farbenprächtigen Rosenbeeten betrachten.

Oder man erhascht in der Hitze ein paar Wassertropfen, die eigentlich nicht für die Besucher gedacht sind.

Man lässt den Blick wandern, nimmt Strukturen des Parks und Details wahr – und freut sich an ihnen.

Und man badet visuell in Rosenblüten:

Nimmt sich Zeit für krabbelnde Insekten.

Auch wenn sie mal nicht auf einer Rose sitzen.

Die Pflege dieses Parks, den man unentgeltlich besuchen kann, wird durch viele Menschen und Organisationen ermöglicht. Einfach so. Weil er Baden bei Wien zur Rosenstadt macht und vielen Besuchern Freude bereitet. Auch ein Zeichen unserer Zeit – fernab von Pandemie und ausschliesslichem Profitdenken.

Dass man an Rosen glaubt,
das bringt sie zum Blühen.

Deutsches Sprichwort

Informationen Bad Langensalza
Thüringen entdecken
Gartenkultur Thüringen
Anni Berger Rose
Café Schwesternherz

Dank
Ich danke Mandy Neumann von der Thüringer Tourismus GmbH für die kompetente Organisation und charmante Begleitung der Reise.
Anne vom Ammersee” danke ich für die gemeinsame Zeit, auch auf dem Hof Sickenberg. Anne mutiert gerade zur Anne von Stelzen in Thüringen – ich freue mich auf Besuche bei ihr in Thüringen.

Musik Bad Langensalza
Thüringen ist das Bachland
Ave Maria, Bach/Gounod, Orgel
Relaxing Bach
Auch Liszt und Wagner wirkten in Thüringen:
Wagner: Siegfried Idylle, Wagner – er kann auch sanft:-)
Liszt: La Campanella

Film: Bachland Thüringen
Blogbeitrag: Bachland Thüringen
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Informationen Baden bei Wien
Baden bei Wien
Kleine Historische Städte in Österreich

Dank Baden bei Wien
Ich danke Martina Prischmann und Klaus Lorenz von der GG Tourismus der Stadtgemeinde Baden. Die Begleitung von Tourismusdirektor Klaus Lorenz habe ich wegen der guten Gespräche besonders geschätzt.
Bereits eine kleine Freundschaft verbindet mich mit Christine Triebnig Löffler. Sie hat mir die Stadt Baden bei Wien mit all ihren Facetten sympathisch und kompetent nähergebracht. Danke, liebe Christine!
Wie immer, wenn es Richtung Österreich geht, darf ich auf die Unterstützung von Daniel Predota von Österreich Werbung zählen: DANKE Daniel!

Musik Baden bei Wien
Ave Verum Corpus, mit dem mich Christine in der Stadtpfarrkirche überraschte
Deutsche Tänze, Beethoven
Tänze des alten Wien, Mozart, Schubert, Beethoven, Lanner, Strauss
Joseph Lanner wurde gern in Muisikpavillons in Kurparks gespielt
und Carl Michael Zierer auch.

Buchtipps

Mein Lieblings-Rosenbuch:

Dazu mein Blogbeitrag.

 

 

 

 

Wenn es um Gartenbücher geht, ist generell der Callwey Verlag mein Favorit.
Beispiel: (bei Amazon noch erhältlich)

Ein weiterer super Verlag: blv Link anklicken und in Gartenliteratur schwelgen.
Eines von vielen Beispielen: Der neue Rosengarten.

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Vorbildinsel Culatra, Algarve

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Waadtland in Frauenhand

  1. Ralph-Uwe Zimmer

    Da freut man sich auf die warme Jahreszeit.
    Danke

  2. Élisabeth

    Unglaublich viele schöne Sorten! Traumhaft!

  3. Eva

    Was für ein farbenfroher und informativer Bericht! So ein Geschenk an einem trüben Sonntagmittag,: Sommerfantasien werden geweckt, ich konnte sogar Düfte nachempfinden.!
    Gerne leite ich den Link an Rosenliebhaber/-innen weiter, denn geteilte Freude ist doppelte Freude!

  4. Rita Anna Staubli-Eichholzer

    Da jauchzt mein Herz in düsterer Zeit zwischen schnellem Sonnenschein und dunklen Wolken und Schneeflocken.
    Ich geniesse den Sommer im Winter, ziehe den Rosenduft förmlich ein und bestaune die Königin der Blumen, die Rose. Einfach ein Wunder.

  5. Mary

    Wuuunderschöne Rosen – wie in Deinem Garten 🙂

  6. Nicole Ardin

    Wunderbar, diese Rosen. Ein wenig Licht in der ansonsten dunklen Winterzeit ist Balsam für die Seele. 🙂

  7. Lis

    Regula, was für eine schöne Idee von dir, uns an einem kalten Wintertag
    mit diesen schönen Rosenbildern zu überraschen.
    Meine Vorfreude auf die wärmere Jahreszeit und blühende Rosen in meinem
    Garten ist gross und ich hoffe sehr, dass dieses Jahr das Rosenfest in
    Hausen a/ A wieder stattfinden wird.

    • Regula Zellweger

      Meinst Du Reichenbachs Rosenfest in Schonau? Daher kommen die meisten meiner Rosen.

  8. anna frick

    wunderschön und traumhafti bilder ich ha mich richtig im park gfühlt❤️und die vili lüt sooo gmüetlich🥰 rose sind ganz e spezielli blueme so edel farbe pracht und duftend👍👍❤️danke regula

  9. Jutta Tappeiner

    Baden ich komme🌹🌹🌹 liebe Regula, wie gerne würde ich mit Dir durch den Rosenpark lustwandeln 🌹🌹🌹

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