Im Sommer entdeckten wir vor der Terrassentüre zwei grosse Igel. Während Wochen lag morgens ein Kotwürstchen auf dem Teppich vor der Haustüre. Igelgruss!
Im Herbst sahen wir einen kleineren im Rosenbeet.
Wir bestellten ein Igelhaus zum Zusammenbauen – und nun, nach Wochen, ist es endlich angekommen.
Ich mag Igel, besonders wenn sie im Sommer am Abend nach dem Einnachten grunzend, schnaufend und schmatzend den Garten nach Fressbarem absuchen. Und viele Schnecken finden!
Die beiden Igel vom Frühsommer waren gut genährt. Sie wirkten lebhaft und genossen das Katzenfutter laut schmatzend. Fotografieren im Dunkeln war schwierig. Die Igel rennen recht schnell weg – und wir wollten sie nicht stören. Nun haben wir Fotos wie gemalt. 🙂
Ich liebe die Tierbilder von Beatrix Potter und besonders die Wäscherin Tiggy-Winkle.
Lucie, ein kleines Farmermädchen, hatte drei Taschentücher und eine Schürze verloren. Sie befragte Tabby Kitten und Sally Henny-penny, aber sie wussten nichts.
Lucie fand eine kleine Tür im Hang und hörte dahinter jemanden singen.
Sie öffnete die Tür und entdeckte eine Küche, in der alles winzig war. Am Tisch stand eine kurze, kräftige Person und bügelte.
Sie schniefte und schnupfte, und ihre Augen funkelten und unter ihrer kleinen weissen Mütze waren Stacheln. Mrs. Tiggy-Winkle hatte Lucies verlorene Sachen gefunden und wusch sie für sie.
Besonders hübsch fand ich bisher den Begriff “Igel” auf Englisch: “Hedgehog”. Ich interpretierte dies über Jahre als “in der Hecke hockend”. Nun habe ich Deepl “hog” übersetzen lassen: Schwein!!! Also Heckenschwein.
Igel haben wie Schweine bewegliche Nasen, eigentliche kleine Rüsselchen. Und sie fressen, wie Schweine, auch Fleisch und pflanzliche Nahrung. Offiziell gehören Braunbrustigel als Säugetiere zur Unterordnung Laurasiatheria – wie die Giraffe und der Löwe (!), zur Ordnung der Insektenfresser und zur Familie der Igel. Auf Wissenschaftlich heissen sie Erinaceidae. Das Schwein gehört aber zu den Paarhufern, Unterordnung Schweineartige. Also keinerlei Verwandtschaft.
Igel haben sich wie die Füchse der veränderten Welt angepasst und leben nicht nur in Hecken. Ursprünglich lebten sie in Landschaften mit Wäldern und Wiesen. Heute bevölkern sie aber auch bewohnte Gebiete.
Allein in der Stadt Zürich leben schätzungsweise 3000 bis 5000 Igel, in manchen Bereichen sind es ein bis zwei Tiere pro Hektar.
Eine neue Studie aus der Stadt Zürich zeigt aber, dass die Igelpopulation hier über die letzten 25 Jahre um 40 Prozent abgenommen hat. Die Fläche, die von Igeln besiedelt wird, ist um 18 Prozent geschrumpft.
Bis zu einem Quadratkilometer misst das Gebiet, in dem ein Igel lebt und das er dank seinem guten Orientierungssinn sehr gut kennt.
Igel können bis zu sieben Jahre alt werden. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt aber nur bei zwei bis vier Jahren.
Bei uns kommt nur der Westigel, oder Braunbrustigel, Erinaceus europaeus roumanicus, vor. Häufig bauen sich die Igel ein kunstvolles Nest als Schlafstätte, manchmal kugeln sie sich aber auch einfach unter einer schützenden Laubdecke ein. Da das Igelhaus so lange nicht geliefert wurde, deckten wir den Laubhaufen, den Marian im Herbst aufgeschichtet hatte, auf – und fanden einen schlafenden Frosch. Schnell deckten wir ihn wieder zu.
Im November oder Dezember gehen die Igel in den Winterschlaf. Die Männchen beginnen zuerst, die Weibchen etwas später, da sie wegen der Jungenaufzucht mehr Fettreserven ergänzen müssen.
Je nach Witterung erwachen die Igel im März oder April aus dem Winterschlaf, zuerst die Männchen, kurz darauf auch die Weibchen. Anders als bei den Menschen?
Die Paarungszeit findet von Mai bis August statt. Die meisten Jungen werden im Juni, Juli, zum Teil auch erst im August oder September geboren. Bei der Geburt wiegen die vier bis sieben Jungen eines Wurfs 12 bis 25 Gramm. Und haben bereits Stacheln! Über rund hundert Stacheln, die noch in die aufgequollene Rückenhaut eingebettet sind. Ihre Augen und Ohren sind noch geschlossen. Nach rund drei Wochen verlassen die Jungen das Nest, werden aber bis zur sechsten Lebenswoche noch gesäugt.
Ausgewachsene Tiere haben 6000 bis 8000 Stacheln. Der Bauch ist stachellos – logisch! Erwachsene Igel sind gegen natürliche Feinde wie Füchse oder Marder gut geschützt. Sie rollen sich einfach ein.
Igel fauchen, puffen oder tuckern bei Gefahr. Und schmatzen beim Fressen. Ich könnte ewig zuhören und zuschauen, wie er Sofies und Negronis Futter verputzt.
Die Instinkte des Igels helfen ihm, rechtzeitig zu erkennen, wann es Zeit ist, sich auf den Winterschlaf vorzubereiten: Spätestens dann, wenn das Tier bei zunehmender Kälte mehr Energie braucht, als es über die Nahrung wieder zuführen kann. Der Igel macht sich dann auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz.
Während des Winterschlafes sinkt die Körpertemperatur stark ab, von 35 Grad Celsius auf rund 8 bis 10 Grad Celsius. Dadurch fällt auch der Herzschlag von 180 Mal pro Minute auf 80 Mal pro Minute. Die Atmung verlangsamt sich von dreissig bis fünfzig Mal pro Minute auf ein bis zehn Atemzüge. Verdauung und Blutgerinnung werden genauso verlangsamt wie die Übertragung von Informationen zwischen Gehirn und Nervenbahnen.
Nun hoffen Marian und ich, dass sich noch Igel auf der Suche nach einem Winterquartier befinden und machen uns daran, den Igelhausbauplan zu studieren und erste Schrauben einzudrehen.
Und während wir Schraube um Schraube anziehen, erzähle ich weiter über Igel:
Während dem Winterschlaf verbraucht der Igel seine Fettreserven, die er sich den Sommer über angefressen hat. Dabei unterscheidet man weisses und braunes Fett. Das weisse Fett ernährt den Igel während seines Schlafes. Das braune sitzt unter der Schulterhaut. Dieses hilft dem Igel, sich wieder zu erwärmen und aufzuwachen, wenn das weisse Fett fast vollständig verbraucht ist. Der Igel erwacht jedoch auch durch eine Art Alarmsystem, wenn seine Körpertemperatur unter den Gefrierpunkt zu sinken droht.
Unser Igelhaus hat zwei Kammern mit einer Verbindungsöffnung. Lange diskutieren wir über einen geeigneten Platz.
Schliesslich wählen wir einen Platz an der Südwand des Hauses, gleich neben dem Insektenhaus.
Wir füllen Stroh in die Räume und legen Holzlatten unter das Haus.
Auf das Dach kommen dicke Böllersteine. Nachdem es meine grossen Palmen samt Töpfen in den Teich geweht hat, wird alles gesichert.
Gern würden wir nun jeden Tag ins Haus schauen, ob ein Igel da ist. Aber das darf man nicht! Steht auf der Bauanleitung! Wenn man den Igel weckt, kann es für ihn lebensgefährlich werden.
Wir häufen Laub über die Igelbehausung und stellen Igelfutter hin.
Zuletzt stellen wir Hinweisschilder auf – hoffentlich versteht ein Igel den Hinweis der Blech-Igel.
Marian und ich sind stolz auf unser Werk und können nicht stoppen mit Werken.
Marian dekoriert einen blauen Adventskranz mit weissen, kugelrunden Kerzen.
Ich gestalte für sie eine kleine Adventslandschaft in Rosa, Marians Lieblingsfarbe.
Wir füllen den traditionellen Naschkorb und sie können kommen, der Dezember und der Igel!
Nachtrag: Am Heiligabend machte der Igel einen Ausflug ins Rosenbeet – es war frühlingshaft warm. Er bewohnt das Igelhaus. Nachdem er sich sattgefressen hatte, legten wir ihn wieder in sein Haus zurück und hoffen, dass er nun bis zum Frühling durchschlafen kann.
Besser unter freiem Himmel wohnen
als mit dem Igel unter einer Decke schlafen.
Deutsches Sprichwort
Musik
Valse pour Marie (Marian), S.212a – Franz Liszt
Wenn sich die Igel küssen…
Hase-und-der-Igel-Chacha
Film
Igelmutter trägt ihre Kleinen eine Treppe hinauf.
Mary
Hät Spass gmacht mit Dir – wie immer <3
Frei Susanna
So eine wunderschöne Idee!
Katharina Heyer
So supersüss dein Igel Beitrag! Habe vieles nicht gewusst. Danke für deine Mühe, uns solche liebenswerten Tierchen näher zu bringen!
Herzliche Katharina
Susanne Mauerhofer
Herzig und interessant dein Artikel! Auch wir haben immer wieder Igel zu Gast in unserem Garten.
Lieber Gruss Susanne
Eva Åkerstedt
Du schreibst wie immer schön und herzig!
Auf schwedisch heisst Igel “Igelkott”. “Kotte” ist einen Zapfen.
Ich habe auch Igeln sehr gern!
Liebe Grüsse Eva
Ritanna
Das habe ich nicht gewusst, bei mir ist dieses Igelhaus das Restaurant und die Igelkuppe aus Strohbeton der Schlafraum. Wohl darum hat mir der Igel alle Zeitungen zerfetzt, um mir zu zeigen, dass er eigentlich jetzt da sein Zelt aufbauen möchte. Muss ich mich da wohl umstellen? Zwar übernachtete ein Igel im Frühsommer Sommer im geflochtenen Nachtquartier. Offenbar ist er umgekommen. Der jetzige Igel hat eine andere Hotelvorstellung.
Ich bin freudig überrascht über Deine Igel Foto Serie, Regula. Danke. Also werde ich mich der aktuellen Herausforderung stellen.
Katharina Forster
Da möchte man Igel sein…..
Eva
Wenn ich eine Igelin wär‘ ich würde sofort in eure kuschelige Villa ziehen.
Wenn Igel doch schmatzen und grunzen, schnarchen sie vielleicht auch 😉 So wüssetet ihr, ob euer Igelhaus bewohnt wird…
Übrigens, kennst du das Lied von Franz Hohler „Wüssed ihr was Igle, mache wenn si zügle“? Der witzige Text wurde auch noch in einer moderneren Form aufgenommen, ich habe aber noch nicht herausgefunden von welcher Gruppe.
Danke für diesen spätherbstlichen Bericht!
Regula Zellweger
Danke, liebe Eva!
Den Text habe ich gefunden: http://mikiwiki.org/wiki/Lied_%22Igel-Z%C3%BCglete%22_(Franz_Hohler)
Aber keine vertonte Version. Meine Kinder haben ein Bilderbuch gehabt, da hat ein Igel eine Birne auf seinen Stacheln heimtransportiert. Biologen behaupten aber, das es nicht wahr sei, dass Igel aufgepiekstes Material gezielt herumtragen. 🙂
Maria
Wirklich nett der Beitrag von den Igeln. Ich habe ja selbst einen Garten und ein Igelhaus, trau mich aber nicht die Igeln herbeilocken mit Fressen. Hab Angst das dann Ratten kommen. Trotzdem schöne Herbstzeit. Und viel Glück mit eurem Igelhaus.
Viele Grüße aus dem kalten München.
Martin
Wunderbarer Beitrag – mit herzlichen Grüssen von DEM Igelfreund Martin Romer