Mein Velohüsli wird immer saisonal dekoriert. Diesen Sommer liess ich mich von Lavendel inspirieren. In meinem Garten blüht er jetzt!
Lavendelduft lässt mich von Südfrankreich träumen.
Lavendel mochte ich schon immer.
Mein Gästezimmer war mein Lavendelzimmer – jetzt habe ich einen Dauergast und das Zimmer sieht nun anders aus. 🙂
Ich dekorierte mein Velohüsli mit Textilien und Deko aus dem ehemaligen Lavendelzimmer.
Heute kam Kathrina zum Kaffee. Während wir plauderten, band ich auf dem Markt in Solothurn gekauften Lavendel zu kleinen Bündeln. Ich liebe es, gemütlich zusammenzusitzen, zu plaudern und etwas mit den Händen zu tun.
Ich fand verschiedene lila und violette Satinbänder in meinem Fundus.
Ich befestigte am Schluss einen Bindfaden, womit die kleinen Bündel an den Draht am Velohüsli gebunden wurden. Eine Lavendelgirlande.
Ich freue mich über das Ergebnis!
Der Lavendel war ursprünglich eine Wildpflanze, ein Unkraut, kaum beachtet.
Er galt zwar als Heilpflanze, wurde aber selten angebaut. Von den Schafen wurde sie verschmäht, aber die Hirten pflückten sie als Allerheilmittel.
Ende des 19. Jahrhunderts begann der Siegeszug des Lavendels. Der wilde Lavendel wurde mit Sicheln geerntet und kam in die Parfüm-Produktion. Der sowohl blumige als auch herbe Duft der Blüten begeisterte die Parfümhersteller von Grasse, die als Erste den Lavendelanbau betrieben.
Heute sind blühende Lavendelfelder das Markenzeichen der Provence.
Die Lavendelsaison beginnt mit der Sonnenwende und kann bis Anfang August dauern.
Touristen aus aller Welt besuchen dann die Provence. Zuerst ist es nur ein Hauch von Lila im Silbergrün der Stauden. Dann nimmt die Färbung zu, es scheint, als würden kräftig violette Wellen die Felder überfluten. Schliesslich verblasst die Farbe ins Malvenfarbige und zuletzt werden die Blüten grau.
Anfangs Juli ist die beste Zeit, um Lavendelfelder aufzusuchen. Neben dem Wein, den Sonnenblumen, dem Getreide oder dem blühenden Ginster liefert der Lavendel typische Farbtöne zur Farbpalette der Provence. Wunderschön ist die Kombination von Olivenbäumen und Lavendelpflanzen.
Vor Jahren besuchte ich das Lavendelmuseum, 20 Kilometer von Avignon entfernt, im Herzen des Luberon.
Hier erfuhr ich vieles über Lavendel: Botanik, Geschichte, Anbau, Bräuche und Tradition, sowie die Destillation.
Lavendel gehört wie Thymian, Rosmarin, Ysop, Bohnenkraut und andere Gewürz- und Duftpflanzen zu den Lippenblütlern.
Rund dreissig Lavendelarten wurden von Botanikern bestimmt.
Unterdessen trifft man die verschiedenen Sorten in den unterschiedlichsten Ländern, so auch in unseren Gärten.
Auch aus den bekannten englischen Gärten ist der Lavendel nicht mehr wegzudenken. Im 19. Jahrhundert war beispielsweise Königin Viktoria eine begeisterte Anhängerin von Lavendel.
Der ursprüngliche, auf den Hügeln der Provence wachsende wilde Lavendel musste veredelt werden, um auch in unseren Gärten zu gedeihen. Beim Gartenlavendel gibt es eine Vielfalt von Formen, Grössen und ungewöhnlichen Farben. Die Blütezeiten sind oft länger als auf den Lavendelfeldern der Provence. Die Farbpalette reicht von Weiss bis Dunkelviolett.
Der Lavendel kann ähnlich wie der Buchs zur Beetumrandung genutzt werden. Er ist anspruchslos, verströmt angenehmen Duft und zieht Bienen und Schmetterlinge an. All dies ohne Giessen und Düngen. Lavendelpflanzen haben eine Lebensdauer von rund zehn Jahren.
Die Kombination von Rosen und Lavendel ist betörend in Farbe und Duft.
Auch in Bauerngärten findet man Lavendel.
Die Kombination Ton-in-Ton ist wunderschön!
Ich integriere Lavendel in Blumenkränze.
Schon wenige Lavendelblüten bilden zu den Rosenblüten einen Gegensatz in Form, Farbe und Duft.
Auch das Grün von Lavendel kann man in Blumenschmuck einarbeiten.
Ein Bündel getrockneter Lavendel aufgehängt in den Wohnräumen verbreitete Wohlgeruch. Ein liebevoll zusammengestelltes Bukett von Rosen und Lavendel schmeichelt Auge und Nase. Lavendelsträusse lässt man trocknen und gewinnt so einen duftenden Raumschmuck für den Winter.
In Grossmutters Kleiderschränken durften Lavendel-Duftsäckchen nicht fehlen. Sie sind schnell genäht.
Heute gibt es Raumduftspray mit Lavendelnote überall zu kaufen. Lavendel wird auch in der Waschmittelproduktion und in der Kosmetik eingesetzt.
Lavendelblüten sind beliebte Stickmuster für Textilien: Tischtücher, Kissen, Taschentücher, Servietten oder Duftsäcklein.
Wer die blauviolette Farbe des Lavendels mag, kann mit dieser Farbe und mit Lavendelmotiven ein Lavendelzimmer einrichten. Ein Quilt aus blauvioletten Stoffen und mit Lavendelmuster ist ein Prunkstück, das mit Geduld genäht und in der Familie weiter vererbt werden kann. Bei mir hat es nur zu selbst genähten Kissen gereicht.
Blaue Lebensmittel sind selten. Aber essbare Blüten sind wieder aktuell: Kapuzinerkresse, Ringelblumen und Lavendel.
Lavendel soll in der Küche diskret eingesetzt werden. Und es gilt zu bedenken, dass nicht alle Menschen diesen Duft mögen.
Früh am Morgen kann Lavendel geerntet und zu Bündeln zusammengeschnürt getrocknet werden. Nach einem Monat werden die Blüten mit Daumen und Zeigefinger abgelöst. In einer luftdicht verschlossenen Dose behält der getrocknete Lavendel seinen Duft bis zum nächsten Sommer.
Mit Lavendel gibt man einem Fleischgericht eine besondere, südländische Note. Er passt besonders gut zu Lamm, Zicklein, Kaninchen, Ente oder Hühnchen. Für Grillgerichte kann man mit einer Marinade aus Olivenöl, Thymian, Lavendel und Zitrone für Abwechslung zu den handelsüblichen Gewürzmischungen sorgen.
Lavendelhonig eignet sich für viele Gerichte, weil sich dessen Duftstoffe beim Kochen nicht verflüchtigen, sondern intensivieren. Beispielsweise Entenbrust mit Lavendelhonig ist eine Delikatesse.
Auch bei Konfitüren kann man einige Blüten beigeben – beispielsweise zu Feigen-, Apfel-, Himbeer- oder Pfirsichconfi. Einige Lavendelblüten über grünen Salat gestreut wirkt attraktiv. Lavendelbutter schmeckt hervorragend zu Gemüse oder grilliertem Fleisch.
Eine Aprikosenwähe mit wenigen Lavendelblüten bestreut und einigen Blütestengeln geschmückt wirkt festlich.
Ob Lavendelsorbet, -sosse, -sirup, -äpfel, -gelee, -poularde oder –Gitzi – so kann man den Duft der Provence auf den Tisch zu zaubern.
Seit dem Mittelalter ist der Lavendel nicht mehr aus der Apotheke wegzudenken. Er galt als wahres Wundermittel. In den dunklen Zeiten der Pest blieben Arbeiter in der Parfümherstellung weitgehend geschützt, denn ätherische Öle aus Lavendel haben antiseptische, bakterien- und sogar virentötende Eigenschaften.
Ich glaube aber, dass die Corona-Viren dies nicht wissen!
Die Schäfer verwendeten Lavendel, wenn ihre Tiere wund waren, um kleine Verletzungen zu behandeln und Entzündungen – beispielsweise am Nabel neugeborener Lämmern – vorzubeugen.
Sie linderten mit Lavendel die Schmerzen bei Schlangenbissen und Insektenstichen.
Im Haus wurden Lavendelessenzen bei Verbrennungen, Juckreiz, Erkältungen, Husten, Schlaflosigkeit, Krämpfen und Verspannungen – und sogar gegen Läuse und Würmer eingesetzt.
Heute wird Lavendel in der Phytotherapie und der Aromatherapie eingesetzt. Lavendel gilt als Antistressmittel par excellence. Herrlich entspannend ist ein Bad, dem man einige Tropfen Lavendelöl beigibt und dabei wenige Blüten auf dem Wasser schwimmen lässt.
Lavendel ist ein Symbol für Reinheit, Frische und Sonnenlicht und bekannt als einfaches und natürliches Pflegemittel, das die Sinne aufheitert und belebend wirkt. Lavendelwasser reinigt die Haut sanft und sorgt für deren Reinheit.
Lavendelseifen sind beliebt. Schönheitsprodukte auf Lavendel Basis gehören in England zur Tradition.
Heute kommt der Lavendel auch bei vielen Wellness-Angeboten zum Einsatz, beispielsweise in der Hydrotherapie. Insbesondere in der Parümherstellung hat Lavendel Tradition. Der Duft von Lavendel erinnert an die gute alte Zeit unserer Urgross- und Grossmütter. In ihren Kleideschränken duftete es nach Lavendel. Lavendel ist Bindeglied zwischen gestern und heute, zwischen Einfachheit und Natürlichkeit, zwischen Gesundheit und Schönheit – und vor allem zwischen Menschen und Natur.
Gestern kam Livia auf ein Glas Prosecco in meinen Garten. Wir versuchten kleine Lavendel-Duftkeulen zu gestalten.
Dazu banden wir elf frisch gepflückte Lavendelblüten mit langen Stielen am Übergang vom Stiel zur Blüte zusammen. Wir achteten darauf, ein langes Stück Satinband und ein kurzes stehen zu lassen. Dann knickten wir Vorsichtig die Stiele Richtung Blüten und begannen mit dem Satinband zu flechten.
Man sollte das Band sehr eng flechten.
Am Schluss schlingt man ein Stück Band um die Stiele und bindet das Reststück des Bandes, mit dem man geflochten hat, in die Masche mit ein.
Livia war schneller fertig, sie flocht weniger eng. 🙂
Wir beschlossen beide, unsere Lavendelstäbe auf unsere Kopfkissen zu legen. Lavendel soll ja beruhigen. Ich schlief wunderbar mit diesem Duft in der Nase.
Beruhigung ist violett –
und duftet nach Lavendel.
Heike Ullmann
Informationen
Lavendelmuseum Luberon
Lavendelmuseum in Gordes
Alles über Lavendel
Musik
Mit Lavendelfeldern verbinde ich Musik von Charles Gounod. Ich höre seine Sinfonien, wenn ich mit dem Auto in Südfrankreich unterwegs bin.
Charles Gounod, 1. Sinfonie
Charles Gounod, 2. Sinfonie
Und weil ich letzte Woche Goethes Gartenhaus in Weimar besuchte, wage ich den Brückenschlag (Faustschlag 🙂 ) Faust, Ballett von Charles Gounod
Chor aus der Oper Faust
Und auch Bizet lässt mich an Südfrankreich denken: Suite 1 und 2
Lavendel-Rezepte
Lavendelzucker
3 Teile Puderzucker und 1 Teil Lavendelblüten abwechslungsweise in ein gut verschliessbares Glas schichten. Ab und zu etwas durchschütteln. Vor dem Gebrauch den Lavendel aussieben.
Lavendelbutter
Butter mit Lavendelblüten, Salz und schwarzem Pfeffer mischen. Zu Grilladen oder Gemüse.
Lavendelcreme
2 dl Apfelwein
2 EL Lavendelblüten getrocknet
2 Eigelb
2 Blatt Gelatine
6 EL Zucker 1 EL Zitronensaft
1 dl Halbrahm
Apfelwein mit den Lavendelblüten aufkochen und 30 Minuten ziehen lassen, absieben. Gelatine in Stücke schneiden und in kaltem Wasser einweichen. Den Lavendelsud mit Eigelb im Wasserbad mit dem Rührgerät schaumig schlagen. Gelatine ausdrücken und in wenig heissem Wasser auflösen. Zusammen mit dem Zucker und dem Zitronensaft unter die Masse rühren. Schüssel aus dem Wasserbad nehmen und Creme so lange rühren, bis sie abgekühlt ist. Rahm steif schlagen und unter die Crème ziehen.
Lavendelblüten auf Aprikosen- und Nidelwähe
Auf eine fertige Aprikosenwähe frische Lavendelblüten streuen. Sieht gut aus und schmeckt lecker.
Gigot mit Lavendelhonig
1 Gigot ca. 2 kg
3 El Lavendelhonig
1 Flasche Apfelwein oder Cidre (herb)
1 El Thymian- und Lavendelblüten
Salz, Pfeffer
500 g Schalotten
50 ml Olivenöl
Gigot mit Olivenöl besteichen, salzen und pfeffern und mit Lavendelblüten bestreuen. Auf den Rost über eine Kasserolle mit dem Olivenöl in den auf 180 Grad vorgeheizten Backofen legen. Temperatur nach 10 Minuten auf 150 Grad reduzieren. 50 Minuten braten und immer wieder übergiessen. Nach der Hälfte der Garzeit Schalotten in die Kasserolle geben. Gegen Ende der Bratzeit das Fleisch mit Honig bestreichen und karamellisieren lassen, indem man rund 10 Minuten den Grill zuschaltet.
Dazu passen halbe Aprikosen, die leicht gepfeffert in Butter angebraten und zum Schluss mit einigen Lavendelblüten bestreut wurden
Buchtipps
Von Kathrina bekam ich die Hör-CD: Das Lavendelzimmer.
Lavendel-Krimis von Carine Bernard (es gibt weitere Titel)
Lavendel – Der Duft des Südens / Anne Simonet-Avril, 2008, 2. Auflage, 144 Seiten, 150 farbige Abbildungen und Fotos v. Sophie Boussahba, Hädecke, ISBN: 3-7750-0438-6
Lust auf Lavendel – Stickereien in Sommerlaune, 2005, acufactum, 48 Seiten, ISBN 3-9808602-7-2
Gärten der Provence, Gudrun Mangold, Kosmos, 2010, 160 Seiten, 201 Abbildungen,
ISBN: 978-3-440-12198-6
Mary
Sieht sehr schön aus!
ritanna
Traumhaft, da steigt der Lavendelduft nur schon in der Vorstellung in die Nase und beruhigt, lässt Tagträume provenzial aufleuchten am Meer. Ich streiche Lavendelblütenhonig auf mein Brot.
Du Regula bist ungeheuer kreativ. Das steckt an.
Vielen Dank für die Inspiration.
Susanne Baer
Vielen Dank, liebe Regula, für die interessanten und umfassenden Informationen zum Lavendel, die wunderbaren Fotos und die inspirierenden Tipps!
Stefanie
Eine duftende Erholung für die Sinne!
Dori
Herzlichen Dank für den wunderschönen Lavendelblog.
lg
Achermann Marlies
Ich kann den Lavendel förmlich riechen und denke dann ich sei in Frankreich!
Lieber Gruss
Tonie Braunschweig
Wunderschön und sehr anregend Deine prächtige Palette, was aus – mit Lavendel
kreiert werden kann. Duftende Lavendel Säckchen hängen in meinem Kleider-
schrank. In Gordes Frankreich habe ich vor Jahren die riesen Lavendelfelder
erlebt.
Herzlichen Gruss
Tonie
Kathrina Redmann
So richtig eintauchen in Düfte und das hinreissende Lavendel-Lila. Dass ich dir zuschauen durfte- bei Kaffee und Gespräch- beim Lavendelsträusschen-Binden unter dem schattigen Laubendach in deinem Garten, macht mir das Ganze noch schöner und weckt die Vorfreude auf die Provenceferien im September. Grand merci!
Hildegard
Liebe Regula
Wie schön, dass du uns bei diesem Hudelwetter mit dem duftenden Lavendelblog ein bisschen Sommer schenkst. Die tollen Bilder machen so viel Freude.
Grüsse vom regennassen Bodensee
Hildegard
Marianne Schauwecker
Liebe Regula, wunderschön, dein Lavendel”rausch”, – ich liebe Lavendel….
Kennst du den Film “Birnkuchen und Lavendel”? (französischer Titel “Le goût des merveilles”)
Ein Film mit viel Natur aus der Provence, den ich mir sporadisch immer wieder anschaue (in der franz. Originalfassung).
Auf keinen Fall “Trailers” anschauen, die geben den Charme des Filmes nicht wieder!
Herzliche Grüsse, Marianne