Wäscheklammer-Engel

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“Chlüppli” oder “Chlüpperli” sind wunderschöne Wörter.
Viel schöner als “Wäscheklammer”.

Mit Chlüppli hängt man Wäsche auf, aber man kann auch damit basteln.

Beim “Chlüppli” handelt sich um die Verkleinerungsform von „Chluppe”, die ein zangenartiges, festklemmendes Gerät ist. Letztlich gehört Chlüppli zu „chlüübe”, kneifen, das seinerseits auf althochdeutsch „kliuban”, spalten, zurückgeht – die „Urchlüppli” waren schlicht ein gespaltenes Stück Holz – so das Schweizer Idiotikon (Mundart-Lexikon).

Das ist ein Chlüppli, wie ich es seit frühster Kindheit kenne. Sogar ein seltenes Exemplar: rosa

Das sind für mich englische Chlüppli, Clothes Pins. Vielleicht sind sie die Urahnen der Barbies 🙂
Bestimmt haben Kinder früher damit gespielt, denn die Holzfiguren haben einen Kopf und zwei Beine, sind also sogenannte Kopffüsser 🙂 und mit etwas Farbe und Fantasie kann man daraus Puppenhausbewohner, Waldschrate, Samichläuse oder eben Engel herstellen – für Kinder kein Problem!

Links: ursprüngliche Wäscheklammer als Stück Holz mit Schlitz, rechts Chlüppli als Hebelmechanismus mit Schenkelfeder. Zeichnung: Pearson Scott Foresman

Ursprünglich benutze man ein mit einem Schlitz versehenes Stück Holz. Die Wäsche wurde über die Leine gelegt und mit dem gespaltenen Holz an der Leine fixiert.

Mit der Industrialisierung begann die Weiterentwicklung der Wäscheklammer. In den USA wurden bis 1900 für über 150 verschiedene Modelle Patente erteilt.
Die moderne Klemm-Form geht im Vergleich mit den einfachen Steckklammern mit der Wäsche schonender um.  Zudem benötigen Steckklammern eine dickere Wäscheleine als die heute verbreiteten dünnen Leinen aus Kunststoff.

Soweit zur Chlüpplikunde!

Für meine Chlüppli-Engel brauche ich die zweibeinigen Klammern ohne Stahlfeder. Da man zuhause bleiben soll, liess ich sie mir von Söstrene liefern, alles andere Material fand ich in Haus und Keller:

  • Wäscheklammer
  • arg zerzauste Engelsflügel
  • alte Spitze
  • Garn für die Haare

Zuerst nähte ich die Spitze seitlich zusammen, zu einem “Spitzenrohr”. Dann zog ich einen Faden mit grossen Stichen durch das obere Ende der Spitzen, zog den Faden zusammen und verknüpfte ihn so, dass ich das “Kleid” über den Wäscheklammerkopf ziehen konnte.

Da ein Biber aus einem Adventspäckli auf dem Tisch lag, brauchte ich ihn gleich für die Perückenherstellung.

Mit Heissleim befestige ich die Haare auf dem Köpfchen. Ich male kein Gesicht, so kann man weniger falsch machen.

Ich lege den Engel auf den Bauch und befestige die Flügel mit Heissleim am Rücken. Man kann auch Flügel aus Papier oder Folie ausschneiden.
So stelle ich mir einen “gefallenen Engel” vor.

Ein “gefallener Engel” ist ein Geisteswesen, das sich der göttlichen Ordnung widersetzte. Der gefallene Engel wird für seine Auflehnung mit der Vertreibung aus dem Himmel durch Gott und seine übrigen Engel bestraft. Er wird zum Teufel, zu Luzifer. Zu genannten Vergehen gehören Willensfreiheit und Lust. Seltsame Religion.

Mein Chlüppli-Engel und seine Kollegen setzen sich auf Tassen- und Glasränder. Sie hängen sich an Päckli und integrieren sich in weihnachtliche Dekoratioenen.

Oder setzen sich mitten auf den Christbaum.

Heinrich Heine meinte: “Die Engel sehen sich alle ähnlich.”
Ich behaupte das Gegenteil. Solche Chlüppli-Engel lassen sich mit verschiedenen Materialien unterschiedlichst gestalten. Und wie sieht Dein Engel aus?

Zum Chlüpplibasteln empfehle ich kein Cüplifasten.

Auch wer nicht an Engel glaubt,
kann für andere ein Engel sein!

Gudrun Zydek

Adventskalender, 10. Dezember 2019
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Ein Musik-Tipp von Christina:  “Geschenkte Zeit” – Musikalischer Adventskalender der Kantonsschule Zürcher Oberland.

Geschichte
Eine meiner Lieblingsweihnachtsgeschichten.
Das Weihnachtsgeschenk des kleinen Engels.

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  1. Irene Eberle-Früh

    Liebe Regula,
    Es ist sehr schön von Dir, dass du Mundart in deinen Texten verwendest. Jammerschade ist doch unsere schönen vielfältigen Dialekte werden immer mehr “Veramerikanisiert”. Kleine Wörter wie Ausverkauf heissen heute “Sale” usw. usw. Meine Engel sind aus Papier gefaltet oder sogar geklöppelt.
    Liebe Grüsse vom Bodensee Irene

    • Regula Zellweger

      Oh, die geklöppelten Engel interessieren mich. Ich habe mal einen Bericht über einen klöppelnden Mann am Bodensee geschrieben. Ich bewundere Dich, ich hätte weder die Disziplin noch die Ausdauer zum Klöppeln. Als Legasthenikerin würde ich diese Klöppel und Fäden heillos ineinander verfilzen!

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