Olivenöl-Tasting

10. Mai 2020

Ideen für die Cocooning-Zeit

Caroline ist Französin, klug, schön, charmant, herzlich, spricht vier Sprachen… wie man sich die ideale Französin vorstellt. Caroline hat mir in meinen “krisenbedingten Stubenarrest” ein Geschenk geschickt: Drei französische Olivenöle zum Degustieren.

Ich finde, es braucht nicht viel, um ein Fest zu feiern – und so gab es bei mir im Säuliamt ein Olivenöl-Tasting-Fest, das ich Caroline verdanke. Mit fünf Personen – nicht mehr!

Caroline hat mich gelehrt, die Stadt zu lieben, in der sie studiert hat: Toulouse! Und sie hat mir Lothringen – schöner “La Lorraine” – mit Lunéville, Nancy und Metz nähergebracht. Und nun hat sie mich motiviert, mich genauer mit Olivenöl auseinanderzusetzen.

In meinem Briefkasten war also die “Tasting Box of PDO Olive Oils” gelandet und meine Neugier war geweckt. Was heisst PDO???

PDO steht für g.U., geschützte Ursprungsbezeichnung, auf Englisch (protected designation of origin).
Die geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U., engl. PDO) besagt, dass Erzeugung, Verarbeitung und Herstellung eines Produkts in einem bestimmten geographischen Gebiet nach einem anerkannten und festgelegten Verfahren erfolgen.

Andere Sprachen:
Französisch: Appellation d’Origine Protégée (AOP)
Italienisch: Denominazione d’Origine Protetta (DOP)
Spanisch: Denominación de Origen Protegida (DOP)

Die rote Plakette ist das EU-Gemeinschaftszeichen für Produkte mit geschützter Ursprungsbezeichnung.

Früher nannte man dasselbe AOC. Die Geschichte des AOC-Siegels reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Damals wurde die Erzeugung von Roquefort durch ein Parlamentsdekret geregelt.
1992 nahm die EU die Regelung in die Hand. Bis 2014 galt eine Übergangsregel. Bis dahin durfte offiziell in den EU -Mitgliedstaaten auch noch die alte Bezeichnung AOC benutzt werden. Heute werden in Einzelfällen noch neben dem EU-System das AOC- oder andere Systeme entweder parallel oder auch alternativ zur Kennzeichnung verwendet – wegen des grösseren Bekanntheitsgrades. Aber das gemeinsame europäische System setzt sich allmählich durch. Sogar in der Schweiz.

So, das war nun mal geklärt.

Olivenöl nimmt weltweit Platz 10 bei den pflanzlichen Ölen ein, weit hinter Palmöl, Sojaöl und Rapsöl. Bei den Olivenöl-produzierenden Staaten erscheint Frankreich nicht unter den 10 ersten. Spanien ist an der Spitze, gefolgt von Italien, Griechenland, Tunesien, Marokko und Syrien.

Frankreich führte als erstes Land eine amtliche Herkunftsbezeichnung für die Öle ein, die für Unverfälschtheit, Qualität, Sorte und Herkunft der verwendeten Oliven garantiert. Zu ihnen zählte als erste seit 1994 Nyons, später kamen das Vallée des Baux de Provence, Aix-en-Provence und Haute Provence hinzu. Sie liefern die besten Öle des Landes.

Hier gibt es aber erstaunliche Dinge. So soll Italien weit mehr Olivenöl exportieren als produzieren. Man rechne und stelle Vermutungen an…

Ich habe Olivenöl aus Nyons, dem Vallée des Baux de Provence und von Aix-en-Provence.

Ich genoss einen Backmorgen. Ergebnis ein riesengrosses Olivenbrot.

Ein weiterer Teig mit über einem Kilogramm Mehl teilte ich in zwei Hälften. Ein Teig blieb ohne Beigaben – Brot zum Degustieren. Der anderen Hälfte mengte ich ein Glas eingelegte getrocknete Tomaten bei.

Ich buk eine Portion Brownies.

Dann hackte ich Baumnüsse und Salbei aus dem Garten. Mit einer grossen Prise Salz dünstete ich Salbei und Nüsse in Olivenöl kurz an.
Diese Idee habe ich von Carmen, die fast alles isst, was auf der Waldwiese vor ihrem Haus wächst – und nicht giftig ist.

Wir bestrichen kleine Scheiben des neutralen Brotes mit Philadelphia und gaben von der Mischung drauf. Ein Traum! Wer mag, kann noch eine Tranche Bündnerfleisch darauflegen. Manchmal sind ganz einfache Dinge eine absolute Delikatesse.

Auf dem Tisch lag nun alles bereit. Vier Freundinnen kamen gestaffelt eingetröpfelt, bedienten sich am kleinen Buffet und kamen mit ihrem Teller an den grossen Gartentisch.

Wir plauderten und genossen das frische Brot.

Zu den drei französischen Ölen hatte ich noch zwei italienische dazugekauft. Diese beiden waren “Extra vergine”, kalt gepresst, aber viel bitterer und herber als die französischen Öle.

Wir tunkten kleine Brotwürfel in die Öle und diskutierten, was wir schmeckten. Rita erklärte uns, dass Profis mit Löffeln degustieren, ohne Brot. Mit oder ohne Brot, wir waren uns einig:

Unsere Hitparade
1. Olivenöl aus Nyon, ein Olivenöl mit subtilem, weichem Geschmack, cremiger Konsistenz und Aromen aus getrockneten Früchten, frischen Haselnüssen und frisch gemähtem Gras. Zudem konnte man einen buttrigen Geschmack erkennen.
2. Rang zwei bekam das Olivenöl aus dem Vallée des Baux de Provence, das weder bitter noch scharf ist, aber intensiven Olivengeschmack hat, neben feinen Noten von gekochter Artischocke, Trüffel und Sauerteigbrot.
3. Am wenigsten gefiel uns das Öl aus Aix-en-Provence, das nach frischen Kräutern duftete, mit einem Hauch von Artischocken, Mandeln und Äpfeln.

Wir wechselten zu Kaffee und Brownies – und kamen wieder zum Prosecco zurück. Von etwa 17.00 Uhr bis 23.30 Uhr genossen wir das Draussen sein. Es war ein richtiger Sommerabend, der einfach passiert ist. Ein Sommerabend mit einfachem, genüsslichem Essen, mit Erfahrung im Olivenöl-Testen und vor allem mit guten Gesprächen. Ein unkompliziertes Treffen von Frauen, die einander teilweise kannten, aber nicht alle.

Voraussetzung für ein solches Fest ist die Spontanität, einer unkomplizierten Einladung zu folgen, vorbereitetes Essen und Trinken und eine Menge interessanter Themen.

Noch steht das Tablett mit den Ölen bereit – wer immer in der nächsten Zeit zu Besuch kommt, kann Olivenöl-Tasting machen. Und wer Oliven-Tasting machen möchte, kommt einfach zu Besuch. Denn – wer weiss – plötzlich artet es in ein kleines Fest aus. Es gibt keinen Grund, der zu gering ist, um nicht daraus ein Fest wachsen zu lassen.

Man muss die Feste feiern wie sie fallen.

Hermann Salingré, 1833 – 1879

Musik
Ölfässer-Musik (Steel Band)

Dank
Danke, liebe Caroline, für das schmackhafte Geschenk. Wenn die Grenzen wieder offen sind, bist Du herzlich ins Säuliamt eingeladen. Du kannst uns bestimmt eine Menge über Europäisches Olivenöl PDO erzählen.

Informationen France Olive

Rezepte mit Olivenöl

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  1. Elisabeth McGarrity

    Nur in deinem Blog findet man so gustative Sträusse mit einfachen Rezepten, anregenden Ideen, duftenden Momenten, willkommener Wärme, ausgewählten Bildern, mit einem Band unentbehrlicher Freundschaft mehrmals herumgewickelt… Danke!

  2. Esther Haller-Ofner

    Super, dein Brotaufstrichrezept mit Baumnüssen und Salbei.
    Das probiere ich bald auch aus, danke.
    Interessant, Olivenöl verbinde ich mit Italien und nicht mit Frankreich.
    Werde darauf achten beim nächsten Olivenölkauf.
    Bis bald einmal
    Esther

  3. Adrian Spiegel

    Liebe Regula. Das Olivenbrot sieht ja ganz lecker aus und schmeckt sicher auch dementsprechend. En Guete!

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