7. Mai 2020

Ideen für die Cocooning-Zeit

Diesen Blogbeitrag illustriere ich mit Rosenbildern aus dem Garten von Luis Egger in Schenna im Südtirol. Nach der Pensionierung hat er in seinem Garten 1’200 Rosenstöcke gepflanzt.

Seinen zauberhaften Rosengarten darf man besuchen und der Rosenkönig von Schenna gibt auch gern Ratschläge rund um Rosen.

Luis Egger hat es geschafft, Lebenssinn und Lebensqualität zu schaffen, indem er sich an seinen Rosen freut, mit Rosenfreunden in der ganzen Welt kommuniziert  und grosszügig Besucher in seinem Garten empfängt. Einfach, weil Freude machen Freude macht!

Darüber nachdenken, was man wirklich möchte – dazu muss man nicht erst das Pensionsalter anwarten. Die Wochen des Lockdown hat die Welt – und auch die Menschen verändert. Es gilt, die Lebensqualität neu zu definieren.

Und sich zu entscheiden, was man davon loslassen und was man behalten will – und was man anpackt, um die Lebensqualität optimal zu gestalten.

Die Cocooning-Zeit, die Zeit mit eingeschränktem Lebensradius, mit veränderten Rahmenbedingungen für den Alltag, zwingt zum Nachdenken: Ist Homeoffice eine Option, welche die Lebensqualität steigert? Brauche ich Ferien in der Südsee? Muss ich so oft im Restaurant essen?

In dieser Zeit erlebte man Hilfsbereitschaft. Wird die Zukunft nach der Krise anders bewertet und gestaltet? Wird ein Umdenken, ein Wertewandel stattfinden?

Wird zum Beispiel der Wert «Hilfsbereitschaft» in der Wertehierarchie aufwärts rutschen? Oder der Wert «Jemandem eine Freude bereiten» wird vermehrt aktiv gelebt. Weil man in den letzten Wochen erfahren hat, dass Freude machen Freude macht.

Der Zukunftsforscher Matthias Horx riet bereits anfangs der Krise: «Stellen wir uns eine Situation im Herbst 2020 vor.» Und er prophezeit: «Wir werden uns wundern, dass die sozialen Verzichte, die wir leisten mussten, selten zu Vereinsamung führten. Im Gegenteil.

Nach einer ersten Schockstarre fühlten viele sogar erleichtert, dass das viele Rennen, Reden, Kommunizieren auf Multikanälen plötzlich zu einem Halt kam. Verzichte müssen nicht unbedingt Verlust bedeuten, sondern können sogar neue Möglichkeitsräume eröffnen.» Und er fragt: «Der grosse Technik-Hype ist vorbei. Wir richten unsere Aufmerksamkeiten wieder mehr auf die humanen Fragen: Was ist der Mensch? Was sind wir füreinander?»

Die individuellen Erfahrungen in der Zeit der Krise verändern das Denken, Fühlen und Handeln. Einzelne Werte bekamen eine grössere Bedeutung, andere waren plötzlich nicht mehr so wichtig. Ist beispielsweise ein topaktueller Haarschnitt lebenswichtig?

Wenn sich die Werte verändern, wird man auch die eigene Lebensqualität neu definieren. Was macht mich zufrieden? Was ist mir wichtig? Bedeutet ein hoher Lebensstandard auch hohe Lebensqualität?

Man hat beispielsweise in den letzten Wochen erfahren: Sich gegenseitig helfen ist ein Teil der Lebensqualität.

Oder: Bessere Lebensqualität kostet nicht unbedingt mehr Geld, aber wahrscheinlich mehr Zeit.

Optimale Lebensqualität entsteht nicht, wenn man es bequem hat, sondern wenn man Herausforderungen bewältigt, wenn man seine eigenen Werte selbstbestimmt leben kann.

Lebensqualität hat mit gelingenden Beziehungen zu tun, mit einem positiven Glauben an die Zukunft.

Lebensqualität hat damit zu tun, aus sich herauszuholen, was in einem steckt, Talente, Wünsche, Träume – und diese praktisch zu leben.

Lebensqualität für die Zukunft schafft man beispielsweise auch, indem man sich gegen das Defizitmodell des Alterns wehrt, das wegen den aktuellen Schutzmassnahmen mit dem Begriff «Risikogruppe 65+» omnipräsent ist.

Alt werden kann ich später. 🙂

Lebensqualität lebt Luis Egger mit seinem Rosengarten – indem er lebt, was er liebt. Und seine Freude teilt.

Von Lebensqualität träumen und die Erfüllung der Träume dem Universum übergeben, ist kaum ein lösungsorientierter Ansatz. Es gilt, zu erforschen, was einem wirklich wichtig ist, was Zufriedenheit schafft.
Man kann eine Wertehierarchie mit den wichtigsten 10 Werten erstellen und realisieren, dass beispielsweise der Wert Gesundheit an Bedeutung gewonnen hat, Status aber in die hinteren Ränge gerutscht ist. In den letzten Wochen sah man viele Leute Erholung in der Natur finden – nun kommt vielleicht der Wert Natur vor Fun.


Sind die Werte definiert, gilt es Ziele zu formulieren, die erlauben, die Werte im gegebenen Rahmen optimal umzusetzen. Ziele, die messbar sind, statt «weniger arbeiten» beispielsweise 80 Prozent arbeiten. Man läuft Gefahr, noch mehr in die Tage quetschen zu wollen.

Deshalb gilt es auch, loszulassen. Ziel ist Zufriedenheit. Eigenverantwortung, Entscheidungsfreiheit.

Weniger müssen und mehr wollen.

Vielleicht gestaltet man sogar mit gewünschten Werten wie Leichtigkeit und Lebensfreude einen Rosengarten, um sich und andere damit zu erfreuen.

Das Schlusswort hat Zukunftsforscher Matthias Horx: «Vielleicht war der Virus nur ein Sendbote aus der Zukunft. Seine drastische Botschaft lautet: Die menschliche Zivilisation ist zu dicht, zu schnell, zu überhitzt geworden. Sie rast zu sehr in eine bestimmte Richtung, in der es keine Zukunft gibt. Aber sie kann sich neu erfinden: System reset. Cool down. Musik auf den Balkonen! So geht Zukunft.»

10 Ideen
– Was ist mir wichtig? Werte auflisten
– «Müssen» mit «Wollen» ersetzen: Selbstbestimmung
– Einen Stein bemalen und auf einem Spaziergang deponieren
– Jemandem spontan eine Freude bereiten
– Jemanden mit neuen Ideen begeistern
– Was will ich nach der Krise wiederhaben – was nicht mehr? Was neu?
– Bewusst Voraussetzungen schaffen, die Leichtigkeit und Lebensfreude möglich
machen
– Was nicht getan zu haben könnte ich im hohen Alter bedauern: Planen, jetzt!
– Dankbarkeit für positive Aspekte des aktuellen Lebens bewusst empfinden
– Einen ruhigen, friedvollen Denk-Abend gestalten und bewusst geniessen

Meine Ideen bestimmen
meine Lebensqualität.

Alfred Selacher

Informationen
Die Landschaftsarchitektin Andrea Göring hat uns die Gärten in Schenna gezeigt.
Luis Egger
Schennas Privatgärten (Rundgang mit Andrea Göring)
Meranerland
Südtirol

Musik
Die Rose, Joan Baez
Lynn Anderson, I Never Promised You A Rose Garden