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27. April 2020

Ideen für die Cocooning-Zeit

In der Cocooning-Zeit wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, sich selbst immer wieder mit einem eigenen Projekt herauszufordern. Beispielsweise Foodstyling lernen zu wollen.

Das Zubereiten einer Rhabarberwähe kann so zu einer interessanten Geschichte werden.

Wähe ist das zürichdeutsche Wort für einen flachen Kuchen mit Boden, Auflage und Guss. “Wääje” sage ich als Zürcherin, “Chueche” sagen die Berner und Zentralschweizer, die Bündner sagen “Turte” die Ostschweizer sagen “Flade” – wie Kuhfladen – und in Schaffhausen und dem Thurgau nennt man den Blechkuchen “Tünne”.

Dazu ein Witz: Ein Deutscher, ein Österreicher und ein Schweizer unterhielten sich über das Kinderkriegen. Der Österreicher meinte: “Die bringt der Storch.” Der Deutsche beantwortete die Frage biologisch richtig. “Wie ist das bei euch”, wollten die beiden vom Schweizer wissen. Dieser antwortete: “Bei uns ist das von Kanton zu Kanton verschieden.” So ticken wir!

Bevor ich erzähle, wie ich die Mandel-Rhabarberwähe zubereitet habe, möchte ich mit einer Bildstrecke aufzeigen, dass die visuellen Eindrücke beim Rhabarbern schälen glücklich machen können.

Ich blätterte am Morgen ein Buch zum Thema Foodstyling durch und hatte Lust, mit dem Handy auszuprobieren.

Rhabarbern stammen ursprünglich aus dem Himalaya und sind eigentlich ein Gemüse, weil man ja den Blattstängel isst.

Der Tag begann also mit dem Fotobuch und einmal mehr mit der Cocooning-Zeit-Frage: Was koche ich aus dem, was es im Haus hat?
Rhabarbern im Garten, ein viereckiger Blätterteig, gemahlene Haselnüsse. Das hätte schon mal Rhabarber-Jalousien gegeben.

Ich beschloss eine Rhabarber-Mandelwähe zu machen. Wähen habe ich schon als Erstklässlerin zubereitet. Meine Mutter arbeitete in der Werkstatt meines Vaters mit und ich übernahm früh und gern das Kochen für eine grosse Familie – mit begrenzten finanziellen Mitteln. Deshalb ist das “Ich mach’ was aus dem, was ich habe” in meinen Zellen gespeichert. Um zu begreifen, was etwas kostet, rechnete ich als Kind alles in Fleischkäse um. 45 Rappen kosteten damals 100 Gramm.
Und der Metzger reichte mit immer ein “Redli” mit seiner Fleischgabel über den Tresen. Ich liebte es, Fleischkäse einzukaufen.

In meinem Schrank dämmerte eine Rolle grünes Marzipan dem Verfalldatum entgegen – deshalb sollte es eine Mandel-Rhabarberwähe geben.

Zutaten
Ich gebe keine verbindlichen Masseinheiten an, weil es auf die Grösse der Form ankommt und ich immer Handgelenk x π koche. Ich machte eine kleine Wähe.

– Rhabarbern, geschält und in Würfel geschnitten
– runder Blätterteig (oder Kuchenteig)
– gemahlene Mandeln oder Haselnüsse
– Paniermehl
– abgeriebene Zitronenschale
– Zucker
– Rhabarbern (oder andere Früchte wie Äpfel, Aprikosen, Kirchen…)
– Mandelsplitter
– Marzipan oder Mandelmasse

Guss
Mengen je nach Grösse der Form
– 2 – 4 Eier
– Zucker (Menge der Süssigkeit der Früchte anpassen)
– 1 – 2 Becher Crème fraîche
– etwas Milch
– ev. Zimt

Rhabarbern schälen und in kleine Würfel schneiden. Den Boden der Form mit Blätterteig auslegen. Mit einer Gabel einstechen, um Blasenbildung beim Backen zu verhindern.
Mandeln, Paniermehl, Zitronenschale und Zucker vermischen und auf den Teigboden geben. Das Paniermehl nimmt die Flüssigkeit der Rhabarbern auf.
Rhabarbern darauf verteilen.

Kleine Stücke Marzipan oder Mandelmasse auf die Rhabarbern legen.

Für den Guss alle Zutaten mischen und über die Rhabarbern giessen.

Mandelsplitter darauf streuen.

In den auf 200 Grad vorgeheizten Backofen geben. Nach 20 Minuten nur noch Unterhitze geben, damit der Boden knusprig wird und die Früchte nicht anbrennen.


Negroni schläft auf dem Schaffell auf der grünen Gartenbank und die Rhabarberwähe interessiert ihn nicht.

Er gilt, frechmutig immer wieder andere Zutatenkombinationen für süsse und pikante Wähen auszuprobieren. Ohne Früchte, nur mit Guss, ist es ein Nidelwähe.
Salzige Varianten von Wähen nennt man auch Quiches. Zurzeit empfiehlt sich eine Spargelwähe oder -quiche.

Barbara hatte mit vorgestern Apérogebäck gebracht. Diese wollte ich auch machen.

Aus dem restlichen Blätterteig schnitt ich Streifen, legte eine Tranche Speck darauf und drehte beides zusammen zu Spiralen. Diese buk ich bei 200 Grad 10 bis 15 Minuten.

Ich genoss die “Speckprügeli” zu einem Bellini (Prosecco mit Pfirsichlikör aus der Wachau) im Garten, bevor die ersten Regentropfen fielen.

Dazu wählte ich ein Maierisliglas, das ich von Anne vom Ammersee bekommen habe.

Und der Pfirsichlikör liess mich von meinen Reisen in die Wachau träumen.

Abends kam Eva mit einem frischgebackenen Brot vorbei. Wir genehmigten uns einen Lillet, assen später von der duftenden Rhabarberwähe… und plötzlich war es 10 Uhr abends.

Es war ein guter Tag!

Rezept Rhabarber-Mandelwähe zum Downloaden

Musik
Serenade von Franz Schubert

Buchtipp

Foodstyling von Veronika Studer

Der Trend, Köstlichkeiten nicht nur zuzubereiten, sondern auch zu präsentieren und festzuhalten, erfreut sich wachsender Beliebtheit. Somit ist Foodstyling unlängst nicht mehr nur für Profifotografen ein Begriff, sondern trifft auf das Interesse einer breiten Masse.