Bilderbücher – Osterkalender 2020

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13. April 2020

Nun habe ich den Osterkalender nicht bis am Ostersonntag weiterführen können. Ich habe auch noch täglich Ideen zur Cocooning-Zeit gebloggt. Schaut doch mal rein. Ich werde da auch weiterhin zu Zeiten meines unfreiwilligen Hausarrestes versuchen, täglich eine neue Idee zu kommunizieren. Wöchentlich schreibe ich einen Artikel für die Zeitung zum Thema.

Hier nun alle Bilderbücher-Ostereier. Einige stammen noch aus meiner Bibliothekarinnen-Zeit, als ich die Bilderbücher noch meinen – und vielen anderen – Kindern erzählte. Sie sind also mehr als ein Viertel Jahrhundert alt.
Einige habe ich verschenkt. Seit drei Jahren male ich wieder Ostereier.

An alle Hobby-Detektive: Im unteren Korb fehlt ein Ei. Findet Ihr heraus, welches geklaut wurde?

Viel Spass beim Suchen!

9. April 2020

Stellt Euch vor, Ihr wacht eines Morgens auf, wollt Euer einziges Paar Hosen anziehen – und könnt es nicht finden. Megapeinlich!


Diese Geschichte habe ich meinen Kindern immer gern erzählt. Denn dass man etwas nicht fand – das kam bei uns immer mal wieder vor.

Mir gefällt diese Geschichte, weil sie vermittelt, was Kreativität ist: Viele Ideen haben, wie man eine einzige Hose nutzen kann.

Jane Hissey hat eine ganze Reihe von Büchern vom alten Bären geschrieben und illustriert. “Wie der kleine Bär seine Hose wiederfand” ist das fünfte Buch dieser Reihe.

Der alte Bär im Bilderbuch gleicht Marians Teddybär.

Die Geschichte beginnt an einem sonnigen Morgen, als der kleine Bär glücklich erwachte und seinen gestreiften Pyjama auszog.

Und in seine rote Hose steigen wollte. “Wer hat meine Hose gesehen?”

Der kleine Bär suchte überall. Wenn er ein Problem hatte, ging er immer zum alten Bären. “Deine Hose habe ich nicht gesehen, aber frag doch mal das Kamel.”


Das Kamel meinte: “Oups, habe ich. Ich dachte, es wären ideale Höckerwärmer. Aber die Wärme entwich immer nach oben, wie bei einem Kamin. Die Hose habe ich dem Matrosen gegeben.” Der kleine Bär durfte auf dem Kamel reiten und sie fanden den Matrosen auch bald.

Der Matrose segelte gerade quer durchs Lavabo, als der kleine Bär nach seiner Hose fragte.

Er gab zu, die Hose als Segel ausprobiert zu haben. “Ist aber keine Windhose!
Und sah zu sehr wie eine Hose aus. Sorry, kleiner Bär. Ich habe sie dem Hund gegeben. Er brauchte ein Versteck für seine Knochen.”

Igitt, dachte der kleine Bär!

Der Hund hatte die Hose dem Hasen gegeben.

Der Hase war auch kreativ. Er bastelte sich Skier und Skistöcke. Damit flitzte er so das Treppengeländer hinunter, dass es ihm um und in die Ohren pfiff.

Die Hose schien als Skimütze perfekt. Aber mitten in der rasanten Abfahrt rutschte sie dem Hasen über die Augen.

Sanft war die Landung nicht.

Das Zebra hatte die Hose als Satteltasche für den Transport seiner Bauklötze gebraucht und sie dann der Ente weitergegeben.

Diese spielte im Sandkasten “Strandurlaub”. Um ihre Sandkuchen zu schmücken hatte sie…

… die arme Hose als Flagge missbraucht.

Aber nun kam die “dickste Post”. Auch die Ente und das Zebra konnten sich kaum einkriegen, als sie sahen, wie der braune Bär die Hose als Spritzsack benutzte.

Der frischgebackene Kuchen allerdings duftete wunderbar.
In diese Hose konnte der kleine Bär definitiv nicht mehr einsteigen!

Man beschloss, das Beste aus der Sache zu machen: Ein Hosentag-Fest.
Mit einer Hosentag-Torte.


Der braune Bär drückte Hosenformen auf den Kuchen.

Die Ente wusch die rote Hose, bis sie nur noch ein wenig nach Zucker roch. Und während die Hose am warmen Backofen still vor sich hin trocknete, feierten alle gemeinsam das Hosentag-Fest.

“Zum Glück ist die Hose nicht endgültig weg”, dachte der kleine Bär. Und mampfte glücklich das grösste Stück Kuchen.

Verfilmte Geschichte

Weitere Geschichten vom alten Bären

8. April 2020

Marian erzählt Lux ihr Lieblingsbuch. Von Trüffel.

Trüffel liebt Rosalie. Und wen man liebt, dem schenkt man was.

Aber was?

“Was will die”, scheint Lux zu denken. “Er überlegt sich eigentlich nie, dass er etwas schenken könnte.” Er liebt “Apportieren”. Einen Gegenstand zurückbringen, und sobald sich Marian bückt, das Ding zu schnappen und wegzurennen. Der ganze Hund ein “Äääätsch – LalaLalaLalala” auf vier Beinen!

Lux hört Marian gern zu – egal, was sie erzählt.

Trüffels Eltern waren fade, verbrachten die Freizeit vor dem Fernseher.

Trüffel zermarterte sich das Hirn.

Trüffels Eltern zeigten wenig Verständnis: “Aber gib ja nicht zu viel Geld aus! Und schon keinen Schmuck. Firlefanz! Deine Mutter braucht das auch nicht.”

Trüffels Mutter verdrehte die Augen und schnaubte.

Trüffel wollte seinen Freund Carlos fragen.

Trüffels Freund Carlos war ein Frauenversteher.

Und ratterte gleich los: “ArmaniMissoniCavalliGaultier…” Und für die Zitze Diorspitze!

Rosalie braucht das nicht!

Und plötzlich wusste er , was er tun wollte.

Beide hatten denselben Gedanken gehabt!

Sie schenkten sich gegenseitig sich selbst!

Das ist Liebe!

Liebesgeschichten. Nichts für einen Polizeihund. Lux schnarcht leise.

Marian dreht das Buch um.

7. April 2020

Marian erzählt Lux ihr Liebingsbuch. Von Rosalie.

Es geht ums Schenken. Darum, dass man manchmal völlig ratlos ist, was man jemandem geben könnte.

Das Buch heisst “Rosalies schönstes Geschenk”.

Es beginnt damit, dass sich Rosalie überlegt, was sie ihrem Freund Trüffel schenken soll. Er soll spüren, wie sehr sie ihn liebt.

Sie fragt ihre Mutter. “Was braucht er wirklich? Etwas praktisches, einen Pyjama, einen Pullover, gestrickte Socken”?

Rosalies Vater steht daneben und es ist ihm hundert Meter gegen den Wind anzusehen, wie er über diese praktischen Geschenke denkt.

Freundin Clara tippt auf Reizwäsche, High Heels… und vermittelt auch gleich  ihr Männerbild: “Männer sind Schweine. Und einfach gestrickt. Schweine besonders.”

Nein, mein Trüffel nicht! Das braucht er nicht wirklich!

Lux hört andächtig zu . Da kommt nämlich Lotte. Sie ist ziemlich psychologisch.

Fehlt es den beiden an Nähe, an Tiefe?

Rosalie ist plötzlich alles klar.

Sie weiss jetzt, was sie schenken will.

Und nun schliessen wir das Buch, drehen es um und … Zurück auf den 8. April 🙂

Zu Rosalie passt Musik von Cécile Chaminade

6. April 2020

Ein Bilderbuch mit schönen Bildern, mit kurzen treffenden Texten, mit Duft zum Schnuppern und Dingen zum Ertasten – gibt es das?

Jaaa! Vom Wörterseh Verlag bekam ich den “Maulwurf Max”!
Ein Buch, das man gleich antatschen muss. Es ist in edelsten roten Samt gebunden – und mit in Gold geprägter Schrift betitelt.

Stellt man sich vor, man würde nichts sehen und mit den Fingern über das Cover streichen, würde man kaum erraten, dass man ein Buch anfasst. Leineneinbände bringen mich Buchfreak zu haptischer Verzückung, aber Samt! 🙂 Wow!

Und irgendwie duftet das Buch etwas seltsam.

Öffnet man das Buch, wird das Geheimnis gelüftet.

Und schon will man mit den Fingern lesen und mit der Nase Detektiv spielen.

Nun probiert man lustvoll aus. Ertastet die Buchstaben und versucht, seinen Namen zusammenzusetzen.

A ist 1 Punkt, B 2 übereinander, C 2 nebeneinander.
Q sind 5 Punkte auf drei Ebenen verteilt, R auch drei Ebenen, aber nur 4 Punkte. Ist gar nicht so schwierig, wenn ich mir die geprägten Brailleschriftzeichen visuell merke.
Tastend mit geschlossenen Augen mache ich mir innerlich ein Bild. Interessant.

Genial, dieses Buch. Schon auf der ersten Bildseite reibt man über das Papier und hat beim Schnuppern das Gefühl, Erdbeermarmelade auf die Finger gekleckert zu haben.

Max sitzt aber nicht immer so faul herum. Er erforscht auf der nächsten Seite Tierspuren, die man ertasten kann: Hund, Hase, Amsel und Kinderfüsse.

Er findet einen Basketball. Ich streiche darüber und erwarte Gummiduft. Nö, der ist geruchslos. Aber auf der nächsten Seite stinkt eine Zwiebel penetrant und permanent.

Max tut, was Maulwürfe meistens tun. Er buddelt einen Tunnel. Mit den Fingern kann man dem Tunnel entlangschleichen – und beeilt sich, denn die Zwiebel sticht immer noch in die Nase.

Dann wird es dramatisch!

Ein Wiesel packt Max beim Schwanz. Höchste Alarmstufe. Die Zwiebelwolke verduftet langsam und die Rauchwolken sind beim Darüberstreichen deutlich zu riechen.

Max ruft dem Wiesel zu, es solle fliehen. Er selbst ist der geborene Held. Er rast – so schnell wie ein Maulwurf rasen kann – durch das Labyrinth der unterirdischen Gänge, immer auf den dichter werdenden Rauch zu. Dann hört er schrecklichen Lärm.

Hühner!

Nervöse Hühner!!

Panische Hühner!!!!

Man kann die herumfliegenden Federn ertasten. Aber vorher möchte man wissen, wie es weiter geht.
Max buddelt sich hoch mitten ins Hühnerhaus. Und muss husten.

Um einen breiten Gang ins Hühnerhaus zu schaufeln, durch das die dicken Hühner fliehen könnten, bleibt Max keine Zeit.

Durch die Stallwand erkennt er das Zahlenschloss, mit dem das Hühnerhaus verschlossen ist. Max hat dem Bauern mal beim Einstellen der Zahlen zugeschaut.

Und die Zahlen in seiner Höhle aufgeschrieben. In Blindenschrift. Clever!

Aber zuerst rettet er die Küken, die problemlos durch den Maulwurfgang runterpurzeln und die Abzweigung zum Hühnerhof nehmen. Immer einer Schnur entlang, die Max – wie die schlaue Ariadne aus der griechischen Mythologie – als “Leitfaden” aus dem Labyrinth ausgelegt hat.

Dann fand er seinen Zettel und jetzt ist man aufgefordert, den Code zu knacken. Zum Glück kann man das Alphabet und die Zahlen auf der ersten Seite zum Spicken benutzen.

Vor seinem Zuhause-Hügel trifft Max Charly, den stinkenden Geissbock, den Protagonisten einiger Bilderbücher derselben Autoren, erschienen im Glarner Baeschlin Verlag.

Auf Charly reitet Max blitzschnell zum Hühnerstall, gibt die Zahlen ein und die hustenden und würgenden Hühner flattern erlöst zu ihren Küken auf den Hühnerhof. Entzückt atmen sie die frische Luft ein. Aber Moment mal. Duftet das nicht nach Rosen?

Nachdem ich den Ziegenbock durch Streicheln nicht zum Stinken brachte, reibe ich mir jetzt Rosenduft um die Nase. Klappt!

Max wird am nächsten Tag von den Hühnern feierlich als Held und Lebensretter mit einer Plakette mit einem goldenen Maulwurf-Pfotenabdruck geehrt.

Happy End!

Link zum Buch
und zu den Charly-Büchern

5. April 2020

“Mama Huhns grosser Tag” heisst das heutige Bilderbuch.
Und handelt von Mutterliebe.

Während ich das Ei bemalte, schliefen Negroni und Sofie auf dem Bett. Der Kater schnarchte – gemütliches Sonntagmorgengefühl.

“Mamas Huhns grosser Tag” hat Jill Latter gezeichnet und getextet.

Protagonistin ist ein Huhn, das morgens spürte, dass heute ein ganz besonderer Tag war.

Es ist ein grosses Huhn und reicht beinahe ums ganze Ei.

Das Huhn wollte ein Ei legen, aber nur der beste Platz ist gut genug für Mama Huhns Ei.

Ganz bestimmt nicht inmitten der anderen, einfältig gackernden Hühner.

Es machte sich also auf den Weg.
Es entdeckte eine Höhle, aber die war schon besetzt.

Danach begegnete es einer Katze und trat schnellstens die Flucht an.

Wie wäre es mit einem Blätterhaufen. Autsch – da sass schon ein Igel!

Dem Fuchs ging das Huhn schnellstens aus dem Weg.

Das Ei drückte bereits ziemlich. Wo auch das Huhn hinschaute, kein Nestplatz zu sehen.

Das Huhn träumte von einem wirklich exklusiven Nest.


Und so suchte es verzweifelt weiter.


Weiter und weiter…

Bis es den besten Platz fand. Zuoberst auf einer Klippe.

Es setzte sich hin und da kam auch schon das so lang zurückgehaltene Ei.
Das Huhn brütete und brütete und brütete… bis es Mama Huhn wurde.

Wir sagen im Zürcher Dialekt “eine Gluggere”.
Ich gebe es zu, ich bin auch eine. Meine Kinder sind die Besten! 😉

Dann hoffen wir einfach nur, dass die Geschichte nicht so ausgeht.

4. April 2020

“Das Bärenwunder” ist eines meiner Lieblingsbilderbücher.
Es ist ein Aufklärungsbuch. 🙂

Es ist ein Frühlingsbuch. Wunder des Frühlings.

Der Bär erwachte, weil sein Magen laut knurrte. Er war über den Winter dünn und dürr geworden, man konnte seine Rippen zählen.
Also frass er erstmal, bis er wieder rund und dick war.

Nun hatte er seine Linienprobleme gelöst.

Aber nun wuchs ein grosser Wunsch in seinem Bärenherzen. Er wollte ein Bärenvater werden.

So sehr er auch nachdachte, es wollte ihm nicht einfallen. Wie wird man Bärenvater? Und er brüllte laut in den Wald hinein: “Könnte mir jemand sagen, wie ich ein Kind bekomme?”

Ein Witz-Hase tauchte aus dem Wald auf. Er veräppelte den Bären: “Kinder wachsen auf Rübenfeldern. Wenn die Ohren weit genug aus der Erde gucken, kann man sie daran herausziehen.”
Der Bär zog Rübe um Rübe aus dem Boden und kam richtig ins Schwitzen, während die Rüben durch die Gegend flogen. Damit machte er sich bei der Bäuerin sehr unbeliebt und musste flüchten. So ein gemeiner Hase!

Die Elster fand den Hasen auch fies und erklärte dem Bären liebevoll, wie man ein Ei legen muss.

Der Bär duckte sich ins Gras und drückte… und drückte… aber es kam kein Ei. Das Eichhorn kringelte sich vor Lachen um den Baumstamm.

Nun zog es ihn an den Bach.

Der nächste heisse Tipp kam vom Lachs: “Man legt ein Stück Zucker auf die Fensterbank und wartet auf den Storch.”

Der Bär wusste nicht, was eine Fensterbank ist und suchte den Storch. Der Storch war sehr ungehalten: “Immer die gleiche doofe Frage!!! Ich fange Frösche und über den Winter bin ich in Afrika.”

Nun war der Bär sehr traurig. Er fühlte sich bodenlos einsam und schaute, wie die Wolken am Himmel vorbeizogen. Da fiel ihm ein, was seine Mutter erzählt hatte: Die kleinen Bärenkinder toben auf der Bären-Wunder-Wolke herum, bevor sie auf die Welt kommen. Das hatte er total vergessen.

Plötzlich brummte ihm jemand zart ins Ohr: “Wünschst Du Dir auch so sehr ein Bärenkind?” Und als er sich umdrehte, sah er einer reizenden Bärenfrau direkt in die braunen Augen.

“Woher weisst Du das?”, fragte er völlig verblüfft. “Weil Du die Wolke so sonderbar angeschaut hast”, lächelte sie – und rückte ein Stückchen näher. Und als sie sah, wie traurig er war, sagte sie schnell: “Wenn Du nur ein bisschen mithilfst, können wir im nächsten Frühling wunderhübsche Bärenkinder haben.”

Und sie suchten sich ein weiches Plätzchen, irgendwo auf einer Lichtung, im hohen Gras.

Typisch, wenn es interessant würde, hört die Geschichte auf!

Ich mag die eigenwilligen Zeichnungen und den liebevollen Erzählstil von Wolf Erlbruch.

Film über die Büche von Wolf Erlbruch. (Super gemacht.)

3. April 2020

Vom Kinderbuchklassiker “Die Häschenschule” haben schon viele gehört, vor Ostern ein Dauerbrenner in den Buchläden.
Aber wer weiss, wer Albert Sixtus war?

Die Original-Häschenschule erschien 1924.

Albert Sixtus, geboren 1892 in Sachsen, war Lehrer und Kinderbuchautor. Er schrieb die Geschichte: «Die Häschenschule» in Gedichtform. Illustriert hat die kleinen Gedichte Fritz Koch-Gotha, Grafiker, Zeichner, Karikaturist, Illustrator und Schriftsteller. Die Häschenschule ist das bekannteste Werk von beiden. Und eigentlich versteht man nicht warum.

Bestimmt aber ist die Häschenschule ein Zeitzeuge, wiederspiegelt sie doch die Werte und Rollenbilder der Zeit nach dem ersten Weltkrieg.

Albert Sixtus wurde im 1. Weltkrieg an die Westfront geschickt, wo er in die Schlacht Verdun involviert war. 1918 wurde er schwer verwundet. Der Granatsplitter in der Leber verursachte bis zum Lebensende starke Schmerzen.

Als er im Alter von 26 Jahren schwer verwundet aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrte, wollte er ein neues Leben beginnen, endlich als Lehrer arbeiten und viel Zeit mit Frau und Kind verbringen. Und er wollte schreiben: „Ich darf also für meine lasterhafte Veranlagung, schönes weisses Papier durch darauf geschriebene Reime unbrauchbar zu machen, mildernde Umstände in Anspruch nehmen.“

1937 wurde er von der Gestapo verhaftet und zwei Tage verhört. Er verliess mit seiner Frau Glauchau und zog nach Jena, um den Nazi-Spitzeleien zu entgehen.

Sein inzwischen verheirateter Sohn kämpfte an der Ostfront und ist bis heute verschollen. Nach langer Krankheit starb Albert Sixtus 1960.

Die Häschenschule zeigt das Leben auf, wie sich damals die Leute zwischen den beide Weltkriegen das ideale Familienleben gewünscht hätten. Ende der 20-er Jahre begann die Weltwirtschaftskrise. Zu den wichtigsten Merkmalen der Krise zählten ein starker Rückgang der Industrieproduktion, des Welthandels, der internationalen Finanzströme, eine Deflationsspirale, Schuldendeflation, Bankenkrisen, die Zahlungsunfähigkeit vieler Unternehmen und massenhafte Arbeitslosigkeit, die soziales Elend und politische Krisen verursachte.

In diesem Rahmen beginnt man den Erfolg der Häschenschule zu verstehen.

Über die Jahre sind viele Geschichten um den Hasenjunge Fritz und seine Familie veröffentlicht worden: „Der Häschen-Schulausflug“ (1930) von Albert Sixtus und den Illustrationen von Richard Heinrich und „Ein Tag in der Häschenschule“ (1947) von Anne und Rudolf Mühlhaus.

Jetzt ist ein Manuskript aufgetaucht, das Ende der 1940er Jahre entstanden ist und noch nie veröffentlicht wurde: „Ferien in der Häschenschule“ von Anne und Rudolf Mühlhaus.

Mutter serviert das Frühstück, Vater sagt, wo es heute lang geht.

Der Vater geht mit der Botanisierbüchse voran und erklärt seinem Sohn die Welt. Mutter folgt im Sonntagskleid und der grossen Tasche.

Vater weiss alles über Pilze und die Mutter ruht sich etwas aus.

Vater rudert, Fritz steuert und die Mutter klammert sich am Bootsrand fest.

Vater und Sohn grillieren und die Mutter steht mit dem Rest des Essens bereit.

Der Vater erklärt dem Sohn die Bergwelt und die Mutter schaut nach dem Proviant.

Später finden sie im Wald ein verletztes Reh. Der Vater verarztet es mit Material aus Mutters grosser Tasche und Mutter assistiert.

Den ganzen Tag belehrt der Vater seinen Sohn – und die Mutter folgt mit der grossen Tasche und kleinem Abstand.

Zuhause spielen sie Eile mit Weile. Der Vater lässt den Sohn gewinnen. Und die Mutter?

Als der Mond aufgeht, spielt der Vater Mandoline und Mutter und Sohn tun das, was sie den ganzen Tag getan haben: Dem Vater zuhören.

Selbstverständlich könnte man diese Geschichte ganz anders erzählen, insbesondere Kindern. Es gehört aber zur Kinder- und Jugendliteratur von 1945 bis in die sechziger Jahre, dass diese die gängigen Rollenklischees untermauerte. Jemand nannte es einmal «das Gift der jungen Jahre». Man übernahm geschlechtsspezifische Verhaltensmuster, ohne dass es einem bewusst war.

Zum Glück kamen dann Pippi Langstrumpf und Ronja Räubertocher. Und Prinzessin Pfifigunde und die wilden Kerle.

Man darf aber vor Ostern die Häschenschule herzig finden, heile Welt geniessen und muss nicht immer alles hinterfragen.

Informationen zu Albert Sixtus

2. April 2020

Was, wenn der Weihnachtsmann den Osterhasen zwingt, im Frühling für ihn zu arbeiten, statt Eier zu bemalen?
Kann ein schwarzes Kaninchen den Osterhasenjob bewältigen?

Wie es das schwarze Kaninchen mit Hilfe des Baggers schaffte, ungewöhnliche Ostern zu einzigartigen Ostern werden zu lassen, erzählt das Buch “Rettet Ostern”.

Etwas an diesem Morgen war anders.

Im Kinderzimmer herrschte grosse Aufregung. Die Spielsachen waren entsetzt: “Hast Du gehört? Der Osterhase hat dieses Jahr keine Zeit, sich um Eier zu kümmern. Er muss dem Weihnachtsmann helfen.”

“Neee!”, schrie das Plüschschwein quiekend. “Jemand muss Eier bemalen”.
“Jemand” meldete sich nicht freiwillig – wie das eben so ist.

Das Tretauto fand die Lösung: “Das Kaninchen!!!! Es sieht fast so aus wie ein Hase”.
Auf zum Kaninchenstall.

Das Kaninchen schlief friedlich. Aber nicht mehr lange. Die Spielzeuge bedrängten es lauthals.

Ohren zuhalten ist zwar mit langen Ohren nicht schwieriger als mit Stummelohren, aber das Geschrei drang erbarmungslos durchs Gitter in den Kaninchenstall.

Schliesslich weinte das Kaninchen: “Ich kann keine Eier malen.”
Teddy bot ihm sein Taschentuch an, aber deswegen konnte das Kaninchen auch nicht besser Eier malen.

Die schwarze Farbe war nicht optimal und das Kaninchen zerkratzte die Eier in einem Wutanfall.

Kuckt mal, so wütend kann das sonst so scheue Kaninchen aussehen! Den Teddy haute es glatt aus den Latschen.

Die Spielzeuge nahmen dem Kaninchen seine Weigerung übel.

SEHR ÜBEL!

Nur der Bagger versuchte, dem verzweifelten Kaninchen zu helfen. Feinmotorik ist nicht die Stärke eines Baggers. Schliesslich schaffte er es, Farbkleckse auf die Eier zu tupfen.  Das Kaninchen und er arbeiteten bald Hand in Hand – oder besser Schaufel in Pfote.

Nach und nach schenkten die anderen den beiden wieder ihre Zuwendung – und halfen mit.

Für die Spielsachen und die Leute, die dieses Jahr besonders zeitgenössischkunstvolle Eier fanden, waren es ganz einzigartige Ostern.

Ostern voller Liebe.

In der Erinnerung vergassen die Spielsachen und das Kaninchen, wie schwierig es zu Beginn war, als der Osterhase dem Weihnachtsmann helfen musste und als nichts mehr so war, wie man es gewohnt war.

In Erinnerung blieb, dass man sich half und aus dem, was man hatte, das Beste machte.

Ich wünsche uns allen, dass auch wir von Ostern 2020 das Gute in Erinnerung behalten können – auch wenn im Moment alles so verkehrt ist, als würde der Weihnachtsmann Eier bemalen.

1. April 2020

Bevor ich damit beginne, wie jedes Jahr Ostereier mit Motiven aus Bilderbüchern zu bemalen, richte ich mir einen “Malplatz” ein.

Ich liebe Buntstifte, Aquarellfarben, Pinsel, Bleistifte, Kreiden, Neocolor… Ich habe lange nicht mehr gemalt und gezeichnet.

Das ist Ersatzhasi.

Er war in eine Sockenschublade gesteckt worden, wo es langweilig war.

Max’ Mutter weiss, wie ihr Sohn reagiert, wenn sein Lieblingsplüschtier unauffindbar ist. Deshalb hat sie gleich zwei Hasis gekauft. Und nun wartet Ersatzhasi zwischen den vielen Socken, bis er endlich zum Einsatz kommt – und träumt davon, Max’ bester Freund zu sein.

Eines Nachts war es dann so weit. Riesengebrüll.
Ersatzhasi wurde aus der Sockenschublade gezerrt und Max in die Arme gedrückt.

Seine grosse Chance, endlich auch spielen zu können. Geliebt zu werden!

Ein Moment lang war Ersatzhasi der glücklichste Plüschhase… aber WUMMS, lag er am Boden. “Das ist NICHT Hasi! Seine Ohren fühlen sich anders an.” Max ist nicht ganz so doof, wie er aussieht.

Mutter steckte Ersatzhase wieder ins Bett, Max warf ihn raus… Endlos!

Nur die Katze mochte ihn – als Matratze!

Am nächsten Tag fuhr Max mit seinem roten Fahrrad, ging ins Einkaufszentrum, malte… Ersatzhasi blieb aussen vor.

Ersatzhase wurde grün, kam in den Schongang der Waschmaschine und baumelte an der Wäscheleine im Wind. Und er hatte es satt! Niemand beachtete ihn.

In luftiger Höhe entdeckte er, wo Originalhasi abgeblieben war. Er hing schlaff aus dem Baumhaus heraus und sah traurig zu ihm hin.

Ersatzhasi sagte nichts, es war seine Chance – und er wollte sie nutzen. Er zappelte so lange herum, bis er von der Leine fiel – direkt in Max’ Matschkuchen.

Diesmal wurde er nicht weggeschleudert. Max gab ihm Matschkuchen zu essen, er durfte auf dem roten Fahrrad herumsausen und sich zusammen mit Max verkleiden.

Aber dabei ging ihm der arme Hasi nicht aus dem Kopf. Der lag die ganze Zeit einsam im Baumhaus.

Vor dem Einschlafen weinte Max bitterlich. Schliesslich lüftete Ersatzhasi das Geheimnis. “Er ist im Baumhaus. Ich hoffe, ihr beide werdet glücklich zusammen.”

Und schon lag Ersatzhasi wieder in der Sockenschublade.

Aus dem Kinderzimmer kam Geschrei. “Ich will den anderen Hasen,” brüllte Max.

Von nun an waren sie zu dritt unterwegs: Max, Hasi und Ersatzhasi.

Das wäre ja noch ein annehmbares Ende der Geschichte. Aber…

Hasi hatte unter Max stürmischer Liebe gelitten, war zeimich abgewetzt und zerfleddert – und zudem hatte Max Ersatzhasi im Baumhaus vergessen. Die Katze, die riesige stinkende Schnurrmaschine, hatte es sich wieder auf ihm bequem gemacht.

Max jammerte. Die pädagogisch geschulte Helikopter-Mutter wusste gleich, was zu tun war… Ersatz für den Ersatz!

Und die Moral von der Geschicht?
Ein Ersatzhasi sei besser nicht! Nie!

Zur Erinnerung:
Hier der Osterkalender 2019
Hier der Osterkalender 2018

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  1. Mary

    sooooo herzig !!!

    • Christina Derksen

      Liebe Regula
      Übriges Eiweiss? Flugs Zubereitung der Walliser Apéro-Nüssli und sich damit aufs Sofa flätzen zur Lektüre des neusten Osterkalenderbuchs.
      Danke für deine sprudelnden Ideen!
      Christina

  2. ritanna

    Hühner und Hasengeschichten stimmen mich richtig versöhnlich.
    Dieses Jahr habe ich ein Rechenproblem. In den Geschichten hiess es immer, dass es Ostern werde, wenn der Mond voll sei. Das Kücken will erst dann schlüpfen, Mama Huhn fragt überall, wann Ostern werde. Die Eule erklärt das dann mit dem Vollmond, und dass dann auch alle Kirchenglocken läuten.
    Die Kirchenglocken läuteten schweizweit – nur der Mond war bereits abnehmend.
    Dies irritiert mich. Nicht mal eine Agenda, Kalender mit Mondphasen habe ich.

  3. Elisabeth Glättli

    Das sind ganz herzige Büchleins,super wenn man so toll zeichnen kann.Das Säuli finde ich so süss .Danke für Deine Mühe immer so interessante,spannende und lieb gestaltete Beiträge an uns zu senden!Bleib Gesundung bis zum nächsten Mal!

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