Wer gern reist, nutzt meist unterschiedlichste Transportmittel. Klaipėda in Litauen an der Ostsee kann von Kiel mit der Fähre erreicht werden. Klaipėda ist die älteste Stadt Litauens und hat historisch eine bewegte Geschichte, war sie doch bis 1920 die nördlichste Stadt Deutschlands. Die Bevölkerungszahl ist rückläufig, aber die Klaipėder haben gute Ideen, wie sie ihre Stadt wirtschaftlich und touristisch attraktiv machen.
In Klaipėda war ich glücklich, ich wurde von Tourismus- und Museumsfrauen und von Stadtführerinnen grosszügig und herzlich verwöhnt.
Die Anreise erfolgte mit dem Flugzeug nach Hamburg, dann mit dem Bus nach Kiel und mit dem Taxi zur Fähre.
Wie weckt man auf einer Fähre, die täglich von Kiel nach Klaipėda fährt und vor allem von Truckfahrern genutzt wird, weihnachtliche Stimmung?
Mit Glitzer und Gloria!
Weihnachtlich mutet nicht nur die üppige Dekoration an Bord an, auch die Lichterkette des nahen Ufers von Deutschland, Russland und Polen wirkt wie eine festliche Girlande mit Lücken. Wer von Kiel nach Klaipėda fährt, verbringt 19 Stunden auf dem Schiff, übernachtet in einer Kabine und nimmt drei Mahlzeiten ein.
Die unter dänischer Flagge fahrende DFDS-Fähre der Reederei «Die Vereinigte Dampfschiffs-Gesellschaft AG» wird neben Truckfahrern von Reisenden gebucht, die eine Autofahrt von Süden über die schlechten Strassen durch Polen verhindern wollen, die von Westen einen Ruhetag einlegen und trotzdem vorwärts kommen wollen oder die einfach Spass haben, eine Nacht auf einer Fähre zu verbringen – der Zielhafen Klaipėda ist allemal eine Reise wert.
Von Kiel kommend fährt man dem Ufer von Polen und Russland entlang. Das klingt unlogisch, aber die russische Exklave Oblast Kaliningrad drängt sich wie sich ein Keil von der Ostsee her zwischen Polen und die Baltischen Staaten. Diese Region nennt man auch Bernsteinland. Das heutig russische Kaliningrad war früher die preussische Stadt Königsberg.
Die Memel ist ein 937 Kilometer langer Fluss, der von Weissrussland über Litauen in das Kurische Haff und die Ostsee fliesst. Klaipėda, die drittgrösste Stadt Litauens wurde 1252 unter dem deutschen Namen “Memel” gegründet. Die Stadt lag bis zum 15. Jahrhundert an der Memelburg, direkt am Fluss Dange. Die Burg wurde einige Male umgebaut, und dadurch veränderte sich auch die Lage des Städtchens Klaipėda. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Altstadt in kleine Rechtecke unterteilt. Dies legte die Basis, dass man sich heute in Klaipėda schnell zurechtfindet.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts galt die Altstadt Klaipėdas als Zentrum der Verwaltung, des Handels und des geistigen Lebens. Hier befanden sich die grössten Geschäfte, Handelsspeicher und Banken.
1854 beschädigte ein grosses Feuer die Stadt und im Zweiten Weltkrieg wurde Klaipėda grösstenteils verwüstet. Allerdings erholte sich die Stadt recht schnell wieder. 1963 wurde die Altstadt unter Denkmalschutz gestellt.
Die deutsche Geschichte spiegelt sich auch in der Architektur.
Viele Kirchen sind aus Klaipėda verschwunden, lediglich Steine oder Tafeln erinnern daran.
Während der Sowjetzeit verstanden es die Menschen aber, Verbote zu umgehen. Dieses Haus beispielsweise mutet wie eine Kirche an – und wurde auch für Zusammenkünfte genutzt.
Im Deutschlandlied wird übrigens Memel erwähnt: «Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt.»
«Memelland» klingt wie ein Fantasieland aus einem Kinderbuch, umfasste aber in der Zwischenkriegszeit den von Deutschland abgetrenntn nordöstlichen Teil Ostpreussens an der Kurischen Nehrung.
Es gibt weltweit nicht nur blaue Lagunen mit Palmen, sondern auch Haffs. Lagune und Haff definieren sich als untiefe Wasserfläche, die durch einen Sandstreifen, eine Nehrung, vom Meer abgetrennt ist. Mit kurischer Nehrung bezeichnet man das lange, dünne Landstück, eine Halbinsel, die über 52 Kilometer der litauischen und 46 Kilometer der russischen Küste von Oblast Kaliningrad vorgelagert ist. Sie ist auf litauischer Seite über eine Fährverbindung mit dem Festland verbunden.
Über die gesamte Länge der Nehrung verhindert eine bepflanzte Schutzdüne die Verlagerung und Abtragung von Sand durch Wellen und Wind. Bereits 1803 wurde mit der Errichtung der Schutzdüne begonnen. An einigen Stellen ist sie bis zu 12 Meter hoch.
Die Breite der Nehrung variiert von einigen hundert Metern bis zu wenigen Kilometern an der breitesten Stelle. Die Kurische Nehrung war zu Zeiten der Sowjetunion militärisches Sperrgebiet. Sie ist durch ihre geschützte Lage ein Naturparadies, an vielen Stellen Naturschutzgebiet. Seit 2000 ist sie UNESCO Welterbe.
Von Klaipėda erreicht man mit der Fähre schnell die Nehrung. Beliebt sind hier Wandern und Radfahren. Das Erkunden der Dünenlandschaft verlangt Kondition, denn man sinkt oft in den feinen, weissen Sand ein. Viele Wassersportarten sind auf dem Haff oder der Ostsee möglich. Endlose weisse Strände eignen sich nicht nur zum Relaxen, sondern auch für Sport.
Klaipėda ist geprägt von seiner Nähe zum Meer und seiner deutschen Geschichte. Die Geschichte des Hafens begann bereits Mitte des 13. Jahrhunderts, als in Memel die erste Burg entstand. Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts gehörte der Festungshafen mit seinen Verteidigungsanlagen dem preussischen Staat. Seit der Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit 1991 begann Litauen, die einzelnen Bereiche des Hafens von Klaipėda zu modernisieren.
Auch Schiffe wurden in Klaipėda gebaut. Bekannt ist die 1919 gebaute Werft «Memel – Lindenau & Cie.». Eine berührende Geschichte: 1944, als die Russen gegen Deutschland vorrückten, floh auch Reeder Lindenau. Um die verbliebenen Arbeiter nicht zurücklassen zu müssen, liess er sein grösstes Schwimmdock seefest verschweissen, nahm seine Arbeiter mit ihren Familien sowie Werkzeug und Proviant an Bord und zog das Dock mit seinem werfteigenen Schlepper über die Ostsee in die Kieler Bucht.
Beeindruckend ist die alte Drehbrücke, die zwei Männer mit Muskelkraft und Hebelwirkung bewegten.
Und kriecht hier nicht ein unheimliches Gespenst aus dem Wasser?
Im heutigen Klaipėda gilt ein Schiff mit bewegter Geschichte als Wahrzeichen der Stadt. Das Segelschiff “Meridianas” wurde 1948 in Finnland erbaut und ging zusammen mit anderen Holzschiffen als Kontribution nach dem II. Weltkrieg in den Besitz der Sowjetunion über.
Einem Juristen gelang es 2000, das Schiff wieder zum Leben zu erwecken – als Restaurant. Es ist heute ein beliebter Treffpunkt mitten in der Stadt.
Als ich nachts ankam, fragte ich, ob man in der Dange baden könne – und erntete schallendes Gelächter.
Am Morgen danach war alles klar.
Klaipėdas Leuchtturm aus dem Jahr 1796 ist einer der ersten Leuchttürme an der Nordostküste der Ostsee. Das Beleuchtungssystem bestand aus sechs bronzenen Reflektoren, die das Licht von Talglampen reflektierten. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Leuchtturm vollständig zerstört und 1945 wiederaufgebaut.
Klaipėda hat einige kleine, feine Museen. Beispielsweise das Historischen Museum Kleinlitauens.
Hier, in einem der ältesten Gebäude der Altstadt von Klaipėda, sind archäologische Fundstücke, Alltagsgegenstände vergangener Zeiten, alte Karten und Fotos zu sehen.
Sie widerspiegeln die Lebensweise der Bewohner Kleinlitauens und die dramatischen litauisch-deutschen Beziehungen.
Das Uhrenmuseum in einem restaurierten Gebäude des 19. Jahrhunderts stellt die Entwicklung der Zeit-Messgeräte über die Jahrtausende vor: Kalender der Antike, Originale, Modelle und Kopien von Sonnen-, Wasser-, Feuer- und Sanduhren, mechanische Zeit-Messgeräte sowie elektromechanische, elektromagnetische und Quarzuhren der Gegenwart.
Die Dauerausstellung zeigt über 1700 wertvolle Uhren und Rekonstruktionen, Möbel im entsprechenden Stil und Bilder runden die Ausstellung ab. Im Hof des Museums finden Veranstaltungen statt, an Wochenende erklingen um 12.00 Uhr Glockenkonzerte. Im nahgelegenen Park findet man eine Äquator-Sonnenuhr.
Besondere Geschichten erzählt das Schmiedemuseum. Im 19. Jahrhundert befand sich hier die Werkstatt des bekannten Kunstschmiedes Gustav Kazke. In seiner Werkstatt wurden nicht nur Werkzeuge für die Landwirtschaft, sondern auch Architekturdetails zur Verzierung der Altstadtgebäude gegossen. Faszinierend ist die Sammlung von Grabkreuzen, die Dionizas Varkalis mit wahren listigen Heldentaten zur Zeit der russischen Sowjetunion «gesammelt» hat.
Noch heute kann man ihn besuchen und seine Geschichten hören. Nostalgie kommt auf, wenn man die Zäune, Tore und die für Klaipėda typischen alten Windfahnen und eiserenen Grabkreuze betrachtet.
Dionizas hat mir einen Ring geschmiedet und geschenkt. Einmal mehr: Die Klaipėder sind herzlich und grosszügig.
Ein beliebtes Fotomotiv ist das Ännchen von Thurau auf dem Theaterplatz. Das Denkmal wurde 1939 versetzt und verschwand schliesslich ganz. 1945 kam eine Stalin-Büste an seine Stelle. 1988 liessen die Bürger Klaipėdas die Skulptur nach dem alten Vorbild neu schaffen.
Es macht Spass und ist interessant, der Geschichte und den Geschichten der Stadt zu folgen. Beispielsweise dem Bernstein.
Meine Stadtführerin Angele Straukiene hat mir diese Bernsteine geschenkt. Sie ist grosszügig, herzlich und sehr klug. Eine Frau, die ich bewundere. Reisen bringt so viele Begegnungen, die mehr als Bernstein und Gold wert sind. 🙂
Die ehemals ostpreussische Ostseeküste ist bekannt für Bernstein. In den alten Fachwerkhäusern der Altstadt finden sich zahlreiche Schmuckläden. Wie kam der Bernstein nach Litauen?
Eine Legende erzählt: Die Göttin Jūratė, die unter Wasser in einem Bernsteinschloss lebte, verliebte sich in einen Fischer. Sie ging an Land, um mit ihm zusammenzuleben. Als der Himmels- und Gewittergott Pērkons herausfand, dass die Göttin einen Sterblichen liebte, zerstörte er ihr Bernsteinschloss. Deshalb gibt es so viel Bernstein an den Stränden Litauens.
Bernstein ist jedoch versteinertes fossiles Harz von Bäumen, wahrscheinlich Zedern oder Lärchen, die hier vor 270 Millionen Jahren wuchsen.
Im „Amber Queen Museum” können Teile des Bernsteinzimmers, einzigartige Bernsteinstücke, besonders seltene Inklusen und eine umfangreiche Sammlung antiker Bernsteinerzeugnisse besichtigt werden.
In einer Bernsteinfabrik wird in Handarbeit Bernstein geschliffen und in die ganze Welt verkauft. Hauptkunden sind Gläubige aus arabischen Ländern. Bernstein-Gebetsketten werden für das Zählen von Gebetsformeln gebraucht.
Geschliffener Bernstein glänzt meist honiggelb bis golden, auch rötlich, orange, braun, fast schwarz, seltener elfenbeinfarben.
So auch das Bier von Klaipėda. Die Geschichte der Handwerksbrauerei, die sich im Herzen der Hafenstadt befindet, reicht bis ins Jahr 1784 zurück.
Heute sind hier äusserst kreative Braumeister am Werk. Man kann Bier mit Namen “Aalfüsse”, “Bart im Sturm”, “Wanderdüne” oder “Nackte Robbe” verkosten. Die Brauerei Švyturys, Leuchtturm, kann besichtigt werden und ist bei Klaipėdern und Touristen ein beliebtes In-Lokal.
Vor Weihnachten sind die grossen Tanks mit roten Nikolausmützen geschmückt.
Mit der Fähre und danach zu Fuss gelangt man zur nördlichsten, von drei Seiten vom Wasser umspülten Spitze der Kurischen Nehrung.
In den Aussenwasserbecken neben dem Gebäude des Aquariums sind Pinguine, Robben Baltikums, Löwen der Nordsee untergebracht.
Hier befinden sich das Litauische Meeresmuseum, das Aquarium und das Delfinarium.
In einer alten Festung ist das moderne Aquarium untergebracht.
Hier sind Litauens Süsswasserfische, Fische der Ostsee und aus tropischen Meeren und präparierte Meeresfauna zu sehen.
Und sogar Ana Timonina- Mickevičienė, die mich über die ganze Zeit begleitete. Sie weiss alles über Klaipeda, man kann mit ihr herrlich lachen – und sie ist selbst, typisch für Klaipeda, nicht nur herzlich und grosszügig, sie vereint auch die wechselvolle Geschichte ihrer Stadt in ihren Genen, hat sie doch Vorfahren aus verschiedenen Kulturen.
Das obere Bild stammt aus dem Aquarium, das untere aus einem Supermarkt, wo Karpfen zu Weihnachtskarpfen werden sollen!
In Gängen unter den Festungsbauwerken, in den ehemaligen Pulverspeichern erzählen Exponate die litauische Schifffahrtsgeschichte.
Am Ufer des Kurischen Haffs ist ein altes Fischergehöft nachgebaut. 1994 wurde das Delfinarium geöffnet, das von Liebhabern dieser freiheitsliebenden Meeressäuger aber heute oft aus Überzeugung gemieden wird.
Der ganze Museums- und Ausstellungskomplex umfasst alle Aspekte der Beziehung des Menschen mit dem Meer. Diesem Aspekt kann man auch im Küstenregionalpark nachgehen.
Der Küstenregionalpark umfasst das litauische Küstengebiet von Klaipėda bis zur alten Palanga.
Selbst bei schlechtem Wetter suchen die Menschen am Meer Erholung.
Wir kamen beim Eindunkeln im Besucherzentrum an. Ein Ranger fuhr uns durch endlose Wälder an die schönsten am Meer Plätze – obwohl es längst stockdunkel war. Und er schenkte mir einen Fotoband mit seinen Naturfotos. Die Grosszügigkeit der Klaipėdern ist unbeschreiblich.
Die Fläche des Parks umfasst 5033 Hektaren und 30 Kilometer Meeresstrand Hier erholen sich viele Leute vom anstrengenden und stressigen Leben in der Stadt.
Gelobt sei das Handy, das auch noch in der Dunkelheit einen Eindruck der Stimmung wiedergibt.
Über den Klippen trotzen Bäume der Erosion, scheinen sich nur noch mit den Wurzelspitzen anzuklammern, während unten das Meer mit endloser Geduld weiter am Land nagt.
Der Ranger fuhr uns in halsbrecherischen Fahrten ans Meer und beleuchtete das Ufer mit den Scheinwerfern, damit wir was sehen konnten.
Genau das fasziniert mich an Klaipeda. Die herzlichen, lieben Menschen.
Zurück im Informationszentrum hatte sich eine kleine Gemeinde mit ihrem Pfarrer für eine Adventsfeier mit Musik versammelt. Wir wurden zu Kuchen, Krapfen und Kaffee eingeladen. Es war eine unglaublich intensive Stimmung der Zusammengehörigkeit. Erwachsene und Kinder, alle herzlich, offen und grosszügig.
Danach durften wir das Konzert anhören, ich musste aber wieder weiter, denn ich war zum Essen mit einem Generalkonsul eingeladen.
Hört Euch doch etwas in diese Musik ein!
Als Tourist nimmt man aber kaum Hektik wahr, die Menschen hier sind sehr offen und gastfreundlich. Klaipėda hat rund 150’000 Einwohner. Mit 1654 Bewohnern pro Quadratkilometer unterscheidet sich die Stadt von beispielsweise Zürich mit 4521 Einwohnern pro Quadratkilometer.
Beim Einmarsch der Roten Armee Ende Januar 1945 befanden sich weniger als 50 Personen in der Stadt. Die ganze Bevölkerung war evakuiert worden. Rückkehrer waren gegenüber den zugezogenen Sowjetbürgern benachteiligt und konnten beispielsweise erst 1947 die sowjetische Staatsbürgerschaft erwerben. So verliessen 6000 von ihnen das Land, als sich 1958 erstmals die legale Möglichkeit dazu bot. Viele Russen zogen nach Klaipėda – heute bilden sie aber wieder eine Minderheit gegenüber der Bevölkerung mit deutschen und litauisch Wurzeln. Seit 2000 nimmt die Bevölkerung der Stadt rapide ab.
Das Denkmal “Arka” wurde 2003 zum 80. Jahrestages der Vereinigung Litauens mit dem Memelgebiet gebaut. 150 Tonnen schwer und 8.50 Meter hoch ist es eines der imposantesten Granit-Denkmäler Litauens. Die Säule aus rotem Granit symbolisiert Kleinlitauen mit seinem reichen kulturellen Erbe, während die quadratische graue Granitsäule Grosslitauen darstellt.
Die Abbruchkante oberhalb der roten Säule symbolisiert das Königsberger Gebiet, das jetzt zu Russland gehört. Am oberen Teil des Denkmals ist ein Spruch eingemeisselt: „Wir sind ein Volk, ein Land, ein Litauen”.
Die Klaipėder haben ihren Nationalstolz. Beispielsweise gibt es typische klaipedische Muster bei Textilien.
Ich durfte an einem lokalen Volkstanzabend teilnehmen und ergriff die Flucht, bevor ich tanzen musste.
Es gefiel mir besser in dieser Bar, voller Bücher und Flaschen.
Auf den ersten Blick wirkt Klaipėda romantisch-verschlafen. Der Schein trügt aber. Dem Rückgang der Bevölkerung will die Gemeinde Klaipėda aktiv entgegenwirken. Sie gründete dazu die gemeinnützige Stadtentwicklungsagentur «Klaipėda ID».
Eines ihrer Projekte: Das «Lighthouse», ein Zentrum für modernes Arbeiten und Leben. Internationale und lokale Unternehmen werden mit gezielter Information und Beratung unterstützt und hochkarätige Talente werden motiviert, in einer Umgebung zu arbeiten, wo Kreativität und Innovation gefördert werden und wo sich Erwerbstätige in einer guten, selbstbestimmten Work-Life-Balance wohlfühlen. Ihre Einzigartigkeit sieht die Gemeinde in der Nähe zum Meer, mit all seinen Freizeitmöglichkeiten, und einem innovativen, kreativen Geist, der hier nicht zuletzt auch in enger Zusammenarbeit mit der Universität gepflegt wird.
«Lighthouse» ist der grösste Coworking Space der baltischen Länder, der innovativen Menschen ein Umfeld bietet, wo es sich unter einem Dach nach dem Motto «Gemeinsam arbeiten, verbessern und wachsen» wirken, lernen und leben lässt.
Das Konzept zielt darauf ab, eine gesunde Balance zwischen Leben und Arbeit zu schaffen und eine nachhaltige und innovative Entwicklung der Gemeinschaft zu fördern.
Mit der Initiierung von Kooperationen zwischen Unternehmen, Bildungs- und staatlichen Institutionen sowie der Förderung von innovativen, interdisziplinären Projekten wird eine aktive Talent-Community aufgebaut. Der Light House Space verbindet Start-up-Gründer, Kreativtätige, Forschende, Marketing-Spezialisten, Architekten, Ökonomen und andere.
Im Lighthouse stehen Arbeitsplätze, Büros, Sitzungs- und Konferenzräume zur Verfügung. Und sogar ein Klavier in einem lärmdichten Raum.
Es können Wohnungen, Hotelzimmer und sogar für einen geringen Betrag Schlafkojen genutzt werden. Ideal für Personen, die ortsunabhängig arbeiten können und dabei den Austausch mit Spezialisten aus unterschiedlichsten Branchen schätzen, aber auch für Studierende, die hier beispielsweise morgens an ihrer Masterarbeit schreiben und am Nachmittag am Meer Sport treiben wollen. Für Bewohner und Besucher stehen ein Restaurant und ein Fitnesszentrum im Haus zur Verfügung.
In den traditionellen Freitags-Kaffeepausen gibt es die Möglichkeit, interessante Menschen zu treffen, an Verkostungen teilzunehmen, wertvolle Reisehinweise oder eine interessante Geschäftsidee zu hören.
Ich durfte an einer solchen vorweihnachtlichen Kaffeepause dabei sein. Es standen bereits eine Menge Hundefutter, Hundespielzeug und Hundedecken bereit, Geschenke der Menschen vom Lighthouse an das Hundeheim.
Eine Vertreterin dieser Institution kam mit zwei Hunden und erklärte ihre Arbeit mit den Hunden. Die beiden Hunde wurden gestreichelt – aber eigentlich interessierten sie sich nur für die Kuchen, die auf den Tischen bereitstanden.
Die Light House Academy bietet attraktive Kurse und Seminare – auch für die Bürger Klaipėdas. Das Light House ist also so ausgestattet, dass es individuellen Bedürfnissen entspricht und alles bietet, was man für produktive und qualitativ hochwertige Arbeit benötigt.
Wer seine Arbeit liebt und Abwechslung sucht, wer im Umfeld von kreativen, offenen Menschen neue Ideen generieren, Arbeiten schreiben oder Projekte entwickeln will und dabei gleichzeitig in einer wunderschönen Landschaft mit weissen Traumstränden Erholung finden will, mietet sich im Lighthouse für ein paar Wochen ein. Damit definiert Klaipėda eine neue Form von Tourismus.
Ich verbrachte einen halben Tag mit Eglė Songailienė. Sie erklärte mit Begeisterung die Projekte der Stadt und zeigte mir das “Lighthouse”.
Sie erklärte: “Die Zukunft wird auf viele Arten möglich sein. Unterschiedliche Lösungen sind für unterschiedliche Dinge und Persönlichkeiten gut.”
Und: “Man muss nicht immer gleichbleiben.”
Was die Zukunft betrifft, geht es nicht darum,
sie vorauszusehen,
sondern sie möglich zu machen.
Antoine de Saint-Exupéry, 1900 – 1944
Informationen
Fähre
Klaipeda
Dange Hotel (sehr empfehlenswert)
Lighthouse
Museen in Klaipėda
Dank
Für die Fährenfahrten danke ich DFDS.
Für die Organisation der Reise Aspasia Grivas von der Agentur Hopscotch Europe.
Ana Timonina- Mickevičienė hat meine Reise mitorganisiert, mich begleitet und chauffiert – und alle meine Wünsche erfüllt. Ein herzliches Dankeschön!
Artūras Petrauskas war mit mir im Uhrenmuseum, beim Volkstanz und in der tollen Bar.
Angele Straukiene danke ich von Herzen für die interessante, freundschaftliche Stadtführung.
Die Gespräche mit Eglè Rumbutytè-Simienè über die Zukunft Klaipedas waren ein besonderes Erlebnis.
Ich danke Arnold Piklaps, Präsident des Vereins der Deutschen in Klaipėdas und Dr. Arunas Baublys, Honoratkonsul der Bundesrepublik Deutschland für die gemeinsamen Nachtessen und die interessanten Gespräche.
Musik
Litauische Volksmusik
Mikalojus Konstantinas Čiurlionis, 1875bis 1911 war ein litauischer Komponist und Maler.
Two Nocturnes, Piano: Hayk Melikyan
Miške – In The Forest
Miške – The Sea
Buchtipp
Salzig wie das Meer, holzig wie die Wälder und süß wie wilde Früchte: Entdecken Sie die bislang noch unbekannte, kulinarische Seite des Baltikums – sie trägt eine einzigartige Handschrift aus russischen, skandinavischen und deutschen Einflüssen. Ob Estland, Lettland oder Litauen: Lassen Sie sich mit 68 Rezepten, stimmungsvollen Landschaftsfotos von Reisezielen und interessanten Hintergründen zu lokalen Produkten an die raue Ostsee entführen.
Marianne
Liebe Regula
vielen Dank für den sehr interessanten Reisebericht und die schönen Bilder.
Und auch für die Sage zum Bernstein; welchem man/frau in der Wirkung nachsagt, die richtigen Entscheidungen zu treffen, eine gute Hand in allen Lebenslagen zu haben und uns mit den Menschen zusammenzuführen, welche unserer Entwicklung fördern. Das alles wünsche ich Dir und auch mir fürs 2020!
Herzlich
Marianne
ritanna
Dieser Reise- und Arbeitsbericht erfordert von mir, mit allen Sinnen dabei zu sein.
Deine Sätze mit Geschichte, Örtlichkeiten und fachlichem Kommentar erfordert Aufmerksamkeit und gutes kurzfristiges Gedächtnis, um alles unter’s Fach zu bringen. Alle Achtung, in einem Lehrgang – Erfahrungen die wochenlanges Studium erfordern. Dazu kommen erst noch die ansprechenden Bilder und Hinweise. Ein Riesenwerk auf kleinstem Platz¨! Unwahrscheinlich interessant in jeder Weise. Danke.
Rita
Ein unglaublich interessanter Bericht! Er macht mich noch neugieriger auf meine Baltikumreise im Sommer.
Danke, liebe Regula