Gänse im Burgenland

November ist der Gänsemonat. Der Martinstag, der 11. November, ist in Mitteleuropa von zahlreichen Bräuchen geprägt, beispielsweise vom Martinsgansessen.

Der Martinstag bedeutete früher das Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres. Neuer Wein konnte gekostet werden. Martini war früher der traditionelle Tag, an dem die Entrichtung des Zehnten fällig war.
Die Steuern wurden früher in Naturalien bezahlt, auch in Gänsen. Und es wurde meist an Martini reichlich gegessen, denn der darauffolgende Winter war für viele geprägt von Hunger.

Es gibt verschiedene Legenden zu St. Martin und den Gänsen:

1. Entgegen seinem Willen drängte das Volk von Tours darauf, Martin zum Bischof zu weihen. Dieser hielt sich aber nicht eines solch hohen Amt würdig und versteckte sich  in einem Gänsestall. Die Gänse jedoch verrieten ihn mit ihrem Geschnatter und er wurde geweiht.
2. Ein Bauer ging zu Martins Versteck im Gänsestall und bat ihn, seine kranke Frau zu besuchen. Der stets hilfsbereite Martin begleitete den Bauern nach Hause.
3. Eine weitere Geschichte besagt, dass eine schnatternde Gänseschar in die Kirche gewatschelt sei und dabei Bischof Martin bei seiner Predigt unterbrochen habe. Daraufhin seien die Gänse gefangen und verzehrt worden.

Wenn die goldenen Herbsttage im Burgenland einziehen, wenn der Herbstwind bunte Blätter regnen lässt und die Weinproduktion in vollem Gang ist – spätestens dann haben Gänse Hochsaison.

Ziehende Gänse werfen Muster an den Himmel.

Sie sind das heimliche Wahrzeichen des Burgenlands.
Viele leben den Sommer über auf saftig grünen Weiden.

Jetzt ist Zeit, delikate Gericht von der Weidegans mit traditionellen oder neu interpretierten Zutaten zu geniessen.

Dazu gibt es selbstverständlich Wein aus dem Burgenland.

Das kontinental-heisse pannonische Klimas lässt im östlichsten Bundesland Österreichs neben komplexen Weissweinen und aussergewöhnlichen Süssweinen auch die körperreichsten Rotweine Österreichs gedeihen.

Die Häuser mit den grossen Toren sind typische Häuser von reichen Weinbauern. Hier beispielsweise in Rust am Neusiedlersee.

Weinbauern liessen für uns Korken knallen und ihre Frauen verwöhnten uns mit Gebäck. Rezept für Käsefüsse.

In Rust hat es auf vielen Dächern Störche.

Weine probiert man bei den Weinbauern oder am gemütlichsten in den für das Burgenland typischen Kellerstöckl.

Früher wurde der Wein direkt im Weinberg produziert, deshalb sind hier die Kellerstöckl als Arbeitskeller gebaut worden.
Nach der Modernisierung der Weinproduktion werden die Kellerstöckl vielerorts als Buschenschanken oder kleine Gaststuben genutzt. In manchen Ortschaften wird diese Zeit mit offenen Kellerstöckl und Konzerten von der einheimischen Bevölkerung gefeiert und als Touristin fühlt man sich mit diesen offenen und herzlichen Menschen sehr wohl.

Der Neusiedlersee ist der grösste Steppensee Mitteleuropas. Im Sommer heizt sich die grosse Wasserfläche auf und gibt nachts die gespeicherte Wärme langsam an die Umgebung ab – ideal für den Weinanbau – aber auch ideal für Wasservögel, die sich auf ihren Zügen in den Norden und in den Süden ausruhen oder hier gar überwintern.

Meine “Gansl & Wein”-Reise im Burgenland führte mich zuerst nach Eisenstadt auf eine Alm.

So hatte ich mir allerdings eine Alm nicht vorgestellt!

Der Uhudler Frizzante schmeckt in dieser Umgebung wunderbar.
Als Apéro gab es “Gänsisches” auf Crostini.

Danach assen wir uns durch ein Gansmenü. Zwischen den Gängen erzählte uns Wolfgang Scheiblauer über die stressfreie Haltung von Gänsen unter freiem Himmel, die im Verkauf als Weidegänse deklariert werden dürfen. Er erzählt: “Bereits Anfang Juni kommen die jungen Gänse auf die hofeigenen Weiden, wo sie frei und entspannt ihr gesamtes Leben verbringen. Neben Kräutern und Gräsern bekommen sie bestes Getreide aus eigenem Anbau.
Wir legen höchsten Wert auf artgerechte Freilandhaltung und natürliches Wachstum der Junggänse. Jede Form der Massentierhaltung und Zwangsmast lehnen wir strikt ab. Ebenso werde Lebendtransporte so weit wie möglich ausgeschossen.”

Als Futtergrundlage einer Weidegans dient also im Gegensatz zu einer intensiv gemästeten Gans Weidegras.

Ziel ist es, die Tiere so natürlich wie möglich auf ein vernünftiges Schlachtgewicht zu bringen.

Die Gänse von Wolfgang Scheiblauer leben auf einer riesigen Weide, jede Gans hat 80 Quadratmeter Wiese und genügend Wasser zur Verfügung.

Die Gans gehört zu den Wassergeflügeln.

Das heisst, sie ist auf eine Schwimmgelegenheit angewiesen – um ihr Gefieder zu putzen, um die richtige Feuchte bei der Brut der Eier zu gewährleisten oder zur Stimulierung und Paarung.

Die Feste rund um das Gansl finden in mehreren Orten statt. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Regionalität von heimischen Spezialitäten, Weinen und Produzenten.

So habe ich das Genussfestival Vila Vita Pamhagen besucht. Auf dem weitläufigen Gelände am Rande des Nationalparks “Neusiedler See – Seewinkel” steht die Csárda, eine grosse Scheune mit handgedecktem Schilfdach.

Sie wird jedes Jahr Tag zum Genusstempel. Man findet wohlschmeckende Gerichte von Gans und Ente, heimische Fisch- und Wurstspezialitäten, erlesene Weine und Sekte, Süsses und Fruchtiges und typisches burgenländisches Handwerk.

Man trifft sich hier mit regionalen Produzenten und erfährt viel über ihre Arbeit.

Zum Feriendorf Vila Vita Pamhagen gehören auch Tiere. Gänse sind lebenslang monogam, trotzdem fressen sie gern über den Zaun.

Neugierige Ziegen gehören zum Feriendorf.

Die weissen Barockesel waren im Rokoko sehr beliebt. Inzwischen waren sie fast ausgestorben. Jetzt gibt es wieder 200 Tiere.

Und eine Menge Gänse geniesst Stroh, Wiesen und Wasser.

Man könnte ihnen ewig zuschauen.

Sie sind dauernd in Bewegung und scheinen unentwegt zu schnattern.

Gern würde man verstehen, was sie dauernd quatschen.

Laut sind auch die Wildgänse, die man im Nationalpark beobachten kann. Eine ganze Reihe an Gänsen beleben die Artenvielfalt im Nationalpark: Saatgans, Kurzschnabelgans, Blässgans, Zwerggans, Graugans, Kanadagans, Weisswangengans, Ringelgans, Rothalsgans, Nilgans, Rostgans, Brandgans und viele andere Vertreter der Gattung Entenvögel. Im Winter können hier über 10’000 Graugänse gezählt werden.

Wir übernachteten in der St.Martins Lodge…

… und waren mit den St. Martins Rangern unterwegs.

Im breiten Schilfgürtel finden viele Vögel Schutz.

Beim Picknick am See erzählten die Ranger voller Begeisterung von ihrem Beruf, von den Tieren und von den Veränderungen in der Umwelt.

Beweidung, Wiesenmahd, Schilfschnitt und das Rückstauen von Entwässerungsgräben sind die wichtigsten Aufgaben im Flächenmanagement des Nationalparks mit dem Ziel, die über Jahrhunderte entstandene Kulturlandschaft mit ihrer reichen Artenvielfalt zu erhalten.

Der Sonnenuntergang war beeindruckend.

Und so schaut es aus, wenn Journalisten einen Sonnenuntergang erleben.

Mit der Gans sind Bräuche, Feste, Liedgut, Spiele und Comics eng verknüpft. Man kennt das Lied „Fuchs du hast die Gans gestohlen“, das Gänsespiel, das Märchen “die goldene Gans”, die Geschichte von Nis Holgersson, den Film “Amy und die Wildgänse”, die “Gansabhauet” in Sursee oder “Gustav Gans” von Walt Disney.

Wer einen Engel sucht
und nur auf die Flügel schaut,
könnte eine Gans nach Hause bringen.

Unbekannt

Informationen
Österreich Werbung
Burgenland
Neusiedlersee
Rust
St. Martins Therme
Vila Vita Pannonia
Weidegans
Weingut Feiler Artinger
Weingut Scheiblhofer
Weinwerk
Winzer und Weine am Neusiedlersee

Dank
Ich danke Daniel Predota von Österreich Werbung für die Organisation dieser “Gansl und Wein”-Reise ins Burgenland.

Ganz Gans Rezepte

Musik
Ma mère l’oye, die Mutter Gans, von Maurice Ravel, Orchesterfassung
Ma mère l’oye, die Mutter Gans, von Maurice Ravel, Klavierfassung

Film
Die Gänsemagd, Märchen

Erzähltes Märchen
Die goldene Gans

Buchtipp

In einem Museumsladen am Ammersee entdeckte ich das Bilderbuch vom Kreuzbauern und seiner geliebten Gans. Als der Kreuzbauer starb, blieb die Gans auf dem Grab, bis auch sie starb und die beiden im Himmel ihr gemeinsames Leben fortsetzen konnten. Informationen zum Buch.

Gänsespiel

Gänsespiel (nicht nur für Kinder)
Das Gänsespiel gilt als eines der ältesten und am weitesten verbreiteten Brettspiele Europas und als Prototyp vieler moderner Würfel- und Laufspiele gilt. Für das Spiel werden der Spielplan mit den 63 spiralförmig angeordneten Feldern, zwei sechsseitige Würfel sowie eine der Anzahl der Spieler entsprechende Menge Spielsteine – meist in Gänseform – verwendet.

Gänsespiel zum Vergrössern und Kopieren. Eigenes Gänsespiel kreieren. Viel Spass!

Alle Spieler starten von Feld 1 am äusseren Rand des Spielbretts, würfeln reihum mit zwei Würfeln und rücken ihre Gänse (Spielsteine) die entsprechende Anzahl von Feldern Richtung Ziel in der Mitte vor. Häufig wird auch mit nur einem Würfel gespielt. Wer als erster den „Gänsegarten“ (Feld 63, Mitte) erreicht, hat gewonnen. Man muss aber dieses Feld exakt erreichen – wer eine höhere Zahl würfelt, muss die überzähligen Schritte wieder zurück machen.

Beispiel:
Auf den Gänsefeldern (Felder 5, 9, 14, 18, 23, 27, 32, 36, 41, 45, 50, 54 und 59) darf die gewürfelte Augenzahl noch einmal weitergezogen werden.
Die Brücke (Felder 6 und 12): Landet eine Spielfigur auf Feld 6, kann sie direkt zu Feld 12 weiterziehen, landet sie auf Feld 12, muss sie zu Feld 6 zurück. In beiden Fällen darf anschliessend noch einmal gewürfelt werden.
Die Herberge (Feld 19): Eine Runde aussetzen.
Der Brunnen (Feld 31): Wer auf diesem Feld landet, muss so lange aussetzen, bis eine andere Gans genau auf diesem Feld zu stehen kommt und ihrerseits in den Brunnen fällt, während die gerettete Gans wieder normal weiterziehen darf.
Die Würfel (Felder 26 und 53): Landet eine Gans auf Feld 26, so kann sie direkt zu Feld 53 weiterziehen, landet sie umgekehrt auf Feld 53, muss sie sofort zu Feld 26 zurückkehren. In beiden Fällen darf anschliessend noch einmal gewürfelt werden.
Das Labyrinth (Feld 42): Zurückkehren zu Feld 30.
Das Gefängnis (Feld 52): Drei Runden aussetzen.
Der Tod oder Der Fuchs (Feld 58): Die Gans des Spielers wird getötet und muss in der nächsten Runde auf Feld 1 neu anfangen.