25. Dezember, Adventskalender 2018
Das Salzkammergut ist geprägt vom Salzabbau vergangener Jahrhunderte. Salz war sein Reichtum, die Salinen bedeutete aber auch für viele Menschen härteste Arbeit in totaler wirtschaftlicher Abhängigkeit – und Armut, als das Geschäft mit dem Salz zusammenbrach.
Der Ischler Salinenbeamte Franz Oberleitner liess hier eine grosse Krippe bauen.
In der Nähe von Salzburg entstand das weltbekannte Weihnachtslied “Stille Nacht” von Franz Xaver Gruber, der als Organist im nahen Hallein tätig war.
In wirtschaftlicher Armut oder in Nosituationen finden die Menschen oft Trost und Geborgenheit in einem unkomplizierten, kindlichen Glauben.
Dieser Glauben umfasste damals auch, dass sich Wünsche erfüllen, wenn man versprach, nach der Erfüllung des Wunsches eine bestimmte Tat zu vollbringen. Beispielsweise eine Pilgerreise zu machen, der Kirche materielle Werte zu spenden – oder aber eine Krippe bauen zu lassen.
Der Ischler Salinenbeamte Franz Oberleitner gelobte den Bau einer grossen Weihnachtskrippe, wenn seiner bisher kinderlosen Ehe Kindersegen beschert würde. Nach der Geburt seines Sohnes 1838 begann er sofort mit dem Bau seiner Votivkrippe, er wollte das Schicksal nicht herausfordern.
Stall, heilige Familie und Hirten bezog er aus Ebensee. Schritt für Schritt erweiterte er seine Krippe, bis sie rund 300 Figuren umfasste.
Bis zum Jahr 1888, Oberleitner war nun 84 Jahre alt, stellte er die Riesenkrippe jedes Jahr zur Weihnachtszeit auf und zeigte sie den vielen Besuchern. 1889 ging es Oberleitner gesundheitlich schlecht, zudem konnte die Krippe aus Platzmangel nicht mehr aufstellen.
Oberleitner verkaufte die Krippe dem Kaufmann Johann Kalss, der sie schon lange erwerben wollte.
Kalss, ganz ein Sohn seiner Zeit, war von der Mechanik begeistert. Er wollte bewegliche Figuren haben und ging systematisch an den Umbau seiner Krippe.
Die Kalss Krippe, wie sie nun genannt wurde, war bald eine grosse Sehenswürdigkeit in Bad Ischl.
Die Hauptfiguren und diejenigen im Vordergrund sind bis zu 30 Zentimeter gross, die hinteren nach der Perspektive etwas kleiner.
Neben der Darstellung der Geburt von Jesus gab es sogenannte “Vorstellungen”, wie “Die Herbergsuche”, “Das Opfer der Hirten”, “Die Heiligen Drei Könige”, “Das Haus Nazareth”, “Die Hochzeit zu Kanaan” und andere.
Die heilige Familie und die heiligen drei Könige waren morgenländisch gekleidet, alle anderen Figuren aber detailgetreu in der Salzkammergut-Alttracht.
So entstand die Kalss-Krippe, die heute in der durch Sisi berühmt gewordene Kaiserstadt Bad Ischl zu sehen ist.
Seit 1985 ist die Krippe im Stadtmuseum untergebracht und wird vor Weihnachten im Rahmen der Ausstellung verschiedener Krippen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1993 wurde die Krippe mit Licht und Ton ausgestattet.
Ein Sprecher erzählt ihre Geschichte und die Beleuchtung fokussiert den Blick auf Ausschnitte und Gruppen, von denen gerade berichtet wird.
Dazwischen hört man überlieferte Hirtenlieder und Weihnachtslieder, die typisch für das Salzkammergut sind und noch heute in jedem Haus zur Weihnachtszeit gesungen werden.
Geschichtlich gesehen ist das Salzkammergut eine Region in Oberösterreich um Bad Ischl und Hallstatt, später auch Ebensee und Gmunden, heute umfasst der Begriff Salzkammergut eine Region, die sich von Fuschlsee, Wolfgangsee, und Mondsee bis zum Dachstein erstreckt.
Am Morgen des eiskalten 28. Novembers stand ich vor den verschlossenen Türen des Museums. (Haus vor der Kirchturmspitze)
Es wurde umgebaut. Kein Eintritt. Dies, obwohl in meinem Reiseprogramm stand: “Führung Museum der Stadt Bad Ischl mit der berühmten Kalss-Krippe, Esplanade 10.”
Ich konnte in Erfahrung bringen: “Krippen-Ausstellung von Freitag, 30. November 2018, bis Samstag, 2. Februar 2019.”
Ratlos blieb ich vor der Türe stehen. Schliesslich öffnete sich die Türe und eine sichtlich erkältete Maria Sams begrüsste mich. Sie hat unter anderem Kunstgeschichte studiert und leitet das Ischler Stadtmuseum – neben ihrer anspruchsvollen Arbeit als Sekretärin des Ischler Bürgermeisters.
Um uns herum hämmerten und bohrten Handwerker, hängten geräuschvoll Tannengirlanden und Weihnachtsdekorationen auf.
Als ich aber vor der Krippe stand, war ich hin und weg, lauschte nur noch den Texten und der Musik.
Mir gefielen die ländlichen Szenen.
Besonders auch die Darstellung von Handwerken.
Ich mag den Hund, der den Esel anbellt,
…die Tiere der Hirten, die eben die frohe Botschaft vernehmen,
…die Bauern, die unterwegs zum Markt sind,
…die Scheune, wo gedroschen wird, …die Händler, die damals halb Europa durchwanderten,…die Männer, die mit Schlitten das Holz zu Tale brachten,
…den grossen und den kleinen Hirten,
…und die Kapelle mit dem Einsiedler, die Schafe und Kühe…
Maria Sams liess mich in aller Ruhe staunen.
Ich glaube, sie freute sich, dass ich so begeistert war.
Trotz Erkältung und bestimmt hoher Arbeitsbelastung nahm sie sich eine Stunde Zeit und erklärte mir auch die anderen Exponate der Krippen-Ausstellung.
Auch kleinere Krippen gab es da zu bestaunen.
Und die Hochzeit von Kanaan.
Wäre es nicht so kalt gewesen, hätte ich mich auf die Bank vor dem Museum gesetzt und weiter geträumt.
Ich liess mich im Restaurant “Zauner” verwöhnen. Die Geschichte dieser k.u.k. Konditorei wäre ein eigener Blogbeitrag wert.
Bad Ischl ist eine gastfreundliche, kleine Stadt mit grosser Geschichte, welche die Touristen vor allem auf den Spuren der nicht wirklich romantischen Geschichte von Sisi und Franz besuchen.
In Bad Ischl gibt es aber weit mehr zu sehen und zu erleben.
Wohin man kommt in Bad Ischl, trifft man auf Geschichte und Geschichten – und vor allem trifft man freundliche, offene Menschen.
Willst du Freunde erwerben?
Sei selbst freundlich, vergiss dich selber.
Andrew Carnegie (1835 – 1919)
Musik
Weihnacht im Alpenland
Dank
Ich danke Stephan Köhl, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Bad Ischl für die herzliche Begrüssung und den Aufenthalt in Bad Ischl, und Carina Egger für die charmante Begleitung. Ich danke Johannes Aldrian für die Einladung zum gemeinsamen Abendessen. Ich danke Maria Sams, für die Zeit, die mir im Museum Zeit geschenkt hat. Ich danke Edwin Gruber für seine Gastfreundschaft im Hotel Goldenes Schiff.
Ich danke Daniel Predota von Österreich Werbung für die Organisation meiner Adventsreise durch Österreich.
Sonja
Liebe Regula
Herzlichen Dank für deine interessanten Geschichten die du für uns Leser geschrieben hast.
Leider ist es nun zu Ende gegangen , es war eine schöne Zeit und ich werde öfters daran denken wie viel Zeit du investiert hast damit wir schöne Geschichten lesen konnten!!
Vielen, vielen Dank 😊
Liebe Grüsse
Sonja
Regula Zellweger
Danke, liebe Sonja
Ich freue mich, dass Dir der Blog-Adventskalender gefallen hat. Vielleicht schmökerst Du in den kommenden Tagen nochmals in den Beiträgen. Welcher hat Dir am besten gefallen?
Nun werden wieder vor allem Reiseberichte erscheinen – ich habe noch eine lange Liste von Reiseerlebnissen 2018, die ich abarbeiten werde:-)
Liebe Grüsse und fürs neue Jahr nur das Beste
Regula
Sonja
Danke für Antwort!
Sicher werde ich den Advents Blog noch öfters lesen . Fantastische Geschichten durch und durch, viele gute Anregungen wie dein geschmücktes Haus innen wie draussen!😊
Wünsche dir für das 2019 alles Liebe und Gute und viele Ideen uns zum Staunen zu bringen.
d Sonja
ritanna
Einmalig beeindruckend zeigst Du uns Bad Ischgl und damit die wunderbare Votiv-Krippe. So detailliert mit jedem Handwerk , jeder Handlung von Mensch und Tier, der ganzen harten Arbeit rund um den Salzabbau. Und Du vergisst nicht die grosse, grosse Armut der arbeitenden Menschen im Salzkammergut und erst recht im und nach dem napoleonischen Krieg.
Bereits habe ich meine 2019 Agenda gezückt und eingeschrieben: „Krippen-Ausstellung von Freitag, 30. November 2018, bis Samstag, 2. Februar 2019.“
Wenn es dies Jahr nicht reicht, dann eben nächste Weihnachten.
Versöhnlich bin ich eingestellt, da Du nur für ” „Stille Nacht“ Franz Xaver Gruber, als Organist ” nennst. Weil endlich hochoffiziell TV BR an Weihnachten 24.12.18
und sogar auf SRF 2 festgestellt wurde dass das “Kulturerbe” aus zwei Teilen besteht. Nämlich – hätte Joseph Mohr den Text nicht in Mariapfarr anno 1816 geschrieben und damit Franz Xaver Gruber gebeten eine Melodie dazu zu komponieren; wäre eben das Kunstwerk am 24. Dezember 1818 nicht ent-standen. Lauter Zu-Fälle halfen dem Lied zu Bekanntheit durch die Tiroler-Sänger der Geschwister Stettler und danach der Rainer.
Ich bin Dir Regula sehr dankbar für die fantastische Geschichte aus dem Salzkammergut.
Vreni Blaser
Liebe Regula
Vielen Dank für deinen interessanten und schönen Adventskalender sowie für die vielen Blogs über das ganze Jahr . Ich wünsche Dir alles Gute , viel Glück , gute Gesundheit fürs 2019 . Ich freue mich auf weitere tolle Blogs von Dir .
Liebe Grüsse Vreni Blaser
Stephan Köhl
Liebe Frau Zellweger,
danke für den ausführlichen Blogbeitrag aus Bad Ischl.
Wir wünschen Ihnen ein wunderbares neues Jahr 2019 und viele weitere schöne Blogbeiträge.
Stephan Köhl, Bad Ischl
Jana Kaufmann
In Österreich findet man viele schöne Krippen. Danke auch für diese und den ausführlichen Bericht. Leider gibt es in der Deutschschweiz kaum so schöne. Wenigstens weiss ich von keiner…Im Tessin schon eher, wenn auch simpler.
Guten Rutsch ins 2019!