Zauberhafte Puppen

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10. Dezember, Adventskalender 2018

Auf meinen Reisen habe ich etliche Weihnachtsmärkte besucht.

Mein absoluter Lieblingsweihnachtsmarkt ist derjenige von Rifferswil im Säuliamt. Voller Vorfreude fuhr ich heute Morgen nach Rifferswil, insbesondere auch weil meine Cousine Esther zusammen mit drei anderen Frauen rund 50 handgemachte Puppen verkaufen wollte.

Als ich ins Dorf kam, herrschte eine etwas seltsame Stimmung.

Leere Strassen, leere Wege.  Hatte ich mich im Datum geirrt – ist auch schon vorgekommen!

In der Dorfmitte dann leere Stände! Hatte ich mich in der Zeit vertan und man baute erst auf? Hier wurde ab- und nicht aufgebaut. Händler verstauten ihre Waren in ihren Autos, denn bereits hatten Windböen Auslagen und Standdächer weggefegt.Einige Mutige trotzten der Wettervorhersage.

Heftige Windböen waren für den ganzen Tag prophezeit, was das verantwortungsbewusste Weihnachtsmarktkomitee zur offiziellen, relativ kurzfristigen Absage veranlasste.

Um einen Stand allerdings drängten sich die Leute.

Ein alter Holzwagen war liebevoll geschmückt. Darauf tummelten sich handgemachte, individuelle Puppen. Die Puppenschöpferinnen sind Esther und Stefanie Haller, Mareijke Urmi und Angela Della Torre. Angela hat Wimpel mit dem Label bestickt:

Rifferswiler Knopf.

Zu jeder Puppe gehört eine charmante “Gebrauchsanweisung”.

Die Puppenkünstlerinnen stecken viel Herzblut in ihre Arbeit.
Die Puppen sind nicht ein Produkt, sondern der Beginn einer hoffentlich intensiven und lange währenden Beziehung zwischen einem Kind und einer Puppenpersönlichkeit.

Die erste Puppe, die am Markt verkauft wurde, kam zu einem Puppenvater.Rührend zu sehen, wie liebevoll der Mann die neu erstandene Puppe im Arm hielt.

Faszinierend ist es, zu beobachten, wie die Stimmung im Puppengesicht zu wechseln scheint.
Mit viel Liebe zum Detail sind auch die Kleider genäht, gestrickt, bestickt, genäht und gehäkelt.

Nun gilt es für das kleine Puppenmädchen vom Tirolerjungen Abschied zu nehmen.

Ein fescher Kerl!

Auch bei ihm stimmt jedes Detail: Die Bergschuhe, die Trachtenjacke mit dem Zopfmuster und die bestickten Hosenträger.

Der kleine Tiroler hat Freunde aus aller Welt. Einen Indianer mit Pfeil und Bogen, Köcher und Jagdtasche.Ein fröhliches Mädchen aus Afrika.Einen Piraten, der mit seinem Säbel auf einer Strickleiter herumklettert und eine Tasche voller gestohlener Ware hat.

Einen kleinen Saint Exupéry.

Ein scheues schwarzes Mädchen.

Und einen mutigen Cowboy.

Die kleine Japanerin trägt reine Seide. All das sind Freunde des Tiroler Jungen.

Die Puppen stehen auch in Beziehung zueinander. Gemeinsam wird gewaschen. Man trifft sich im Waschsalon zum Tratschen.

Fleissige Puppen!

Ganz besonders süss sind diese beiden.

Die beiden kleinen Puppen brauchten bestimmt Nerven bei ihrer Geburt.

So klein ist alles knifflig.

 

Dieses Mädchen hat sich auf einen farblich passenden Stuhl gesetzt.

Und diese Kleine mit den Pausbacken ist einfach süss!

Auch diese beiden würde man am liebsten heimnehmen.

Unter der Kapuzenjacke trägt diese Puppe eine Latzhose.

Man kann sich nicht sattsehen und findet immer wieder andere Puppenpersönlichkeiten.

Puppen in Blau.

Ein Sternenfischer aus dem hohen Norden.

Ein Junge in den Nationalfarben.

Und schliesslich Schellenursli mit Flurina.

Das Glockenband ist liebevoll gestickt.Auch das Mädchen mit dem Apfel möchte man sofort adoptieren.

Und die bezaubernde Jeannie auch.

Möchte man doch lieber den kleinen Fischerjungen?

Qual der Wahl!

Diese Puppen mit Seele waren mal regionale Schafschurwolle, bezogen mit Baumwolljersey. Die Haare sind aus hochwertigem Mohair. Kleine Mengen an synthetischem feinem Granulat in Bauch, Händen und Füssen geben der Puppe ein zusätzliches Gewicht. Diese Puppen bedeuten eine Menge Stunden Arbeit und viel Geduld.

Auch Kleider und Puppenschuhe kann man erstehen.

Den Puppenkünstlerinnen war es ein Anliegen, individuelle Puppen zu einem erschwinglichen Preis herzustellen – ihren Stundenlohn berechnet man bei Preisen von 110 bis 140 Franken pro Puppe besser nicht.

Zu jeder Puppe gehört eine Tasche, welche die Puppenmutter vorne oder am Rücken tragen kann. Ein Puppensnugli!

So ist das Puppenkind geschützt und immer mit dabei.

Kleine und grosse Frauen mit einem Herz für Puppen verliebten sich auf Anhieb in eine Puppenpersönlichkeit – oder konnten sich ewig nicht entscheiden.

Ich machte mich auf den Heimweg durch das verregnete und vom Wind zerzauste Dorf.

Bei Regenwetter leuchten die Beeren an einer Kellertüre besonders schön.

Ich dachte voller Bewunderung an die Frauen, die ohne Profitdenken Stunden mit viel Herzblut und grosser Fantasie investierten, mit dem Ziel, dass ein Kind ein natürliches, individuelles “Bäbi” zum Liebhaben bekommt.

Dieser Besuch am wegen Sturmböen abgesagten Rifferswiler Weihnachtsmarkt war ein Gegenpol zu allem, was in Einkaufszentren, in Warenhäusern und bei Grossverteilern im Moment vorweihnachtlich läuft.

Und als ich auf dem Heimweg dieses Auto entdeckte, war ich mir sicher, dass der amerikanische Hoho-Weihnachtsmann in den Coca Cola Farben nicht zuletzt auch aus politischen Gründen Amerika den Rücken gekehrt hat und nach Rifferswil gezogen ist.

Mädchen lieben Puppen,
weil sie früher schon Personen mehr lieben als Sachen.

Jean Paul, 1763 – 1825

Informationen
Puppenkünstlerinnen und Familienfrauen und Allrounderinnen…
Esther und Stefanie Haller, Mareijke Urmi und Angela Della Torre.
Strickerinnen: Christina Veltz und Käthi Schönholzer

Puppen können in direktem Kontakt bei Esther Haller,
estherhaller-ofner@hotmail.com,
gekauft oder bestellt werden.

Anleitung für Waldorfpuppen zum Selbermachen
Anleitungen auf Pinterest

Musik
Die Puppenfee von Josef Bayer
Coppelia, auch eine Puppe, von Leo Delibes

Nach dem Konzert war Stefanie Haller als Harfenistin mit Celtic Treasures in der Kirche Rifferswil zu hören.

Link zum 10. Dezember 2017

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  1. Rita

    Wau… so schöne Puppen habe ich noch nie gesehen.

  2. Esther Haller-Ofner

    HoiRägi

    Vielen Dank für deinen Besuch und den liebe-und stimmungsvollen Bericht. Es lässt mich gleich die kalten Hände und Füsse von gestern vergessen.
    Eines möchte ich richtigstellen, die Puppen kosten zwischen 110 und 140Franken. Ziel ist es ja, dass sie ein neues Zuhause bekommen und die neuen Puppenmamis glücklich machen.

    Dir liebe Cousine möchte ich DANKE sagen, für die wunderbaren, interessanten Berichte, an denen du uns teilhaben lässt. Ich geniesse es, in der warmen Stube zu sitzen und gleichzeitig mit dir auf Reisen zu gehen.

    Tuusig Dank und en guete Tag

    Esther

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