Im Sommer packt mich immer wieder die Sehnsucht nach dem Meer.
Nun bekam mein Velohüsli maritime Dekoration.
Dafür habe ich mich wieder einmal an die Nähmaschine gesetzt und zwei Tischtücher, ein Kissen und viele Wimpel genäht.
Diese Tafeln bekam ich von meiner Tochter. Wir teilen die Liebe zum Meer.
Im Velohüsli ordne ich verschiedene maritime Dekogegenstände an.
Ich mag die Farbpalette Blau – Türkis – Beige – Weiss.
Sie wirkt frisch und doch ruhig.
Schon länger bringe ich immer mal wieder ein Holzsegelschiff nach Hause.
Jedes hat seine Geschichte.
Aus einem alten Leintuch nähe ich ein quadratisches Tischtuch und verziere es mit aufgenähten Satinbändern.
In meinem Stofffundus finde ich einen Stoff mit maritimen Motiven. Daraus nähe ich eine kleinere Tischdecke.
Ein Kissenbezug mit vier applizierten Sujets vom Tischtuch rundet das Ganze ab.
Aus Restenstoffen oder aus alten Kleidungsstücken, beispielsweise Männerhemden, lassen sich schnell Wimpel nähen.
Wimpel geben eine fröhliche Note.
Andere Völker, beispielsweise Tibeter, kennen Gebetsflaggen. Sie setzen die Flaggen bis zur vollständigen Verwitterung dem Wind aus, damit die Gebete dem Himmel zugetragen werden.
Eine schöne Vorstellung.
Bereits als ich als junge Lehrerin in Horgen Tibeterkinder unterrichtete, haben mir die bunten Fahnen rund um ihre Barackensiedlung gefallen.
Also ran an die Nähmaschine! Eine Girlande mit Flaggen in den Lieblingsfarben oder regenbogenbunt kann einen Balkon oder eine Terrasse schmücken, von Baum zu Baum gespannt werden – irgendwo findet man bestimmt einen Platz. Damit verbreitet man bestimmt eine fröhliche Stimmung! Flaggen nähen können auch Kinder – ein guter Einstieg ins Maschinennähen.
Ich lasse die fröhliche Stimmung in den Nachbargarten überschwappen.
Auch die Rückseite des Velohüsli bekommt blau-weisse Flaggen.
Ich hänge ein weisses Strandhaus-Vogelhaus an die dunkle Wand. Auf den Metalltisch der Nachbarn stelle ich ein kleines Boot und lege rundherum Muscheln.
Die Nachbarn freuen sich. Es braucht so wenig, um über den Gartenzaun hinweg auszustrahlen, wie dankbar man ist, gute Nachbarn zu haben.
In einer alten Lampe entzünde ich am Abend ein Teelicht.
Auch auf dem Tisch steht ein Windlicht.
Zu meinem Sommer-Velohüsli passen die weissen Hortensien.
Ich liebe es, mein Velohüsli für den Sommer, den Herbst, den Winter und den Frühling saisonal zu dekorieren.
Ich setze mich hin, schaue mir mein Velohüsli an und denke an das blaue Holzstrandhaus direkt am Meer in Australien, wo ich vom Bett aus das Meer sah, das ich eine Woche lang bewohnte und dabei die Zeit dermassen vergass, dass ich einen Tag zu früh meine Zelte abbrach und zum Flughafen fuhr.
Ich träume von meiner dreiwöchigen Fahrt mit einem Frachter über den Atlantik – allein, mit 21 Seeleuten. Ich erinnere mich an die vielen guten Gespräche nachts, auf der Brücke, und an den Sternenhimmel.
Mit einem Lächeln denke ich daran, wie meiner Tochter und mir auf Mauritius das Frühstück nicht AM Meer, sondern IM Meer serviert wurde.
Ich denke an die 12 Apostel an der Great Ocean Road in Australien, über die mich mein Sohn während seines Studiums in Australien mit seinem Jeep führte, bevor wir uns ins Landesinnere aufmachten.
Dieses Jahr habe ich das Meer schon öfters gesehen: Südfrankreich, Marokko, England, Menorca und Irland. Ich hätte nie gedacht, dass älter werden so schön sein kann – wirklich alt werden kann ich später!
Träumen macht Hunger. Ich durchforste meinen Kühlschrank.
Ich finde im Kühlschrank einen rechteckigen Pizzateig, Rohschinken, Oliven und grillierte Zucchetti und Peperoni im Glas. Das gibt eine feine Mahlzeit.
Ich verteile alle Zutaten grosszügig auf dem Teig, streue Pfeffer und mediterrane Kräuter darüber, rolle den Teig zusammen und schneide ihn in dicke Scheiben. Backofen: 200 Grad, 15 Minuten.
Man kann auch andere leckere Zutaten in die Schnecken füllen – Mozzarella, gedörrte Tomaten, Pesto aller Art…
Ich bieten meinen anderen Nachbarn eine Schnecke an und auf dem Steg an meinem Bonsai-Meer (Schwimmteich) im Garten knabbere ich meine mediterranen Schnecken, trinke ein Glas Prosecco und blättere in einem meiner Lieblingsbücher: Frauen und das Meer.
Klappentext: “Das Meer ist atemberaubend. Es kann spiegelglatt sein oder toben. Es glitzert und leuchtet in Blau-Grün oder Orange-Rot, es wirkt bedrohlich, wenn es sich braun-schwarz verdunkelt. Es riecht am Sporn Italiens anders als an der Ostseeküste, es hat seinen eigenen Klang in der Bretagne, es beruhigt die Seele derer, die auf einem felsigen Eiland sitzen und auf die tiefblaue Weite schauen. Florence Herve und Katharina Mayer haben 19 Frauen besucht, für die das Meer Heimat und Arbeitsort zugleich bedeutet. Ob Krabbenpulerin oder Reederin, Malerin oder Opernregisseurin, Ruderin oder Skipperin, ob in Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien oder Schweden: Das Meer zieht sie alle an und fordert Respekt, es macht Angst und verleiht Kraft, es ist Quelle der Inspiration. “Es gibt Augenblicke”, sagt die Leuchtturmwärterin Rita di Loreto, “da verspüre ich Lust, auf dem Wasser zu laufen. Dann ist mir, als ob mich das Meer ruft.”
Das Buch ist vergriffen, aber man bekommt es noch bei Amazon.
Heute noch, wenn ich mich dem Meer nähere, habe ich dieses Herzklopfen der ersten Liebe, diese vertraute Gefühl.
Elke Heidenreich
Auch dieses Buch ist wunderschön:
Frauen am Meer.
“Auf fundierter kulturhistorischer Grundlage interpretiert Tania Schlie die jeweiligen Bilder und entfaltet eine Phänomenologie der Frau am Meer: die Nymphe und die Nixe, die Göttin und die Meerjungfrau, die Träumerin und die Poetin, die Verführerin und die Strandgängerin, die Muschelsucherin und die Badende, die Einsame und die Freundin – sie alle ermöglichen nicht nur in der Malerei, sondern auch im wirklichen Leben vielfältige Zugänge zu einem Thema, dessen Faszination erst noch zu entdecken ist.”
Meer-Deko-Ideen: Ein bisschen Meer Shabby.
“Ein bisschen Meer Shabby” ist wie ein Tag am Meer – mal zart und warm wie eine leichte Brise, mal aufregend wie die raue See, aber immer unendlich schön und harmonisch. Dabei treffen Flohmarktstücke oder antike Möbel auf Naturmaterialien wie Holz, Sisal oder Rattan sowie Fundstücke vom letzten Strandspaziergang und sorgen für einen zeitlosen maritimen Einrichtungsstil mit Shabby-Flair.”
Musik
Chopin at the Sea
Debussy Das Meer
Beethoven: Mondscheinsonate mit leisem Meeresrauschen
Beethoven: Violinkonzert mit Sound of the Sea
Relaxing Piano Music with Ocean Sounds
Frank Brindge: The Sea
Filmmusik zu Manchester by the Sea
Paul Noble: By the Sea, Klavier
Susanne
Liebe Regula, einmal mehr darf ich beim Lesen des Textes und Betrachten der Bilder konstatieren…wouw…was für eine wunderbare und sinnliche Frau! Wie schön und lustvoll, einfach hinzugehen und Ideen und Eingebungen umzusetzen…sich selbst etwas Gutes tun und die Menschen, die um einen herum leben auch gleich mit einbeziehen! Ich sitze hier und geniesse, statt einem (vielleicht üppigen?) Essen, Deinen Blog, lächle vor mich hin und bin dann plötzlich trotzdem satt und zufrieden…Danke für Deine immer wieder genussvollen Inspirationen! Unsere Welt wäre so viel ärmer ohne Dich!
Ritanna
Fantastisch mit welchen Möglichkeiten Du Dich an Deine Erinnerungen annäherst, Dir die Gute Laune selber ernähst und im Winde flattern lässt.
Da sich das Meer mir noch nie genähert hat, kann ich nicht mitreden.
Jedoch die Freuden der Erinnerungen habe ich mir gestern geholt:
Mit der damaligen Lagerköchin vom Urnerboden in den 70ziger Jahren habe ich mich zum 45jährigen Jubiläum des insieme Lager Freiamt in Speicher AR, am Schönbühl, aufgemacht und besucht. Ich wurde sogar von damals Lagerkindern, heute Erwachsene Menschen mit Beeinträchtigung so stürmisch begrüsst und umarmt wie ich es mir nicht hätte erträumen können. Erinnerungen austauschen mit anderen von damals und heutigen, tut so wohl im Herzen.