Rosarium im Val Gardena

Manchmal entdeckt man Kleinode, die Freude bereiten – und die man gerne teilen will. So geht es mir mit dem Rosarium in Pufels im Südtirol.
Pufels liegt auf einer Höhe von 1’500 Metern über Meer. Es ist damit der höchstgelegene Rosengarten in Europa. Während in Meran die erste Rosenblüte vorbei ist, startet das Blühen in Lotte Zemmers Rosengarten erst jetzt.

Also: Kurzentschlossen und spontan zwei Tage ins Südtirol reisen und in Rosen baden! Wann, wenn nicht jetzt?

Die Rose ist die Königin der Blumen.

Sie blüht in unzähligen Farben und Formen, und korrespondiert mit ihrer Umgebung. Hier: Holz.

Man kann die unterschiedlichen Düfte erschnuppern, die samtweichen Blütenblätter und die stechenden Dornen anfassen und sich nicht sattsehen.

Wer kennt Pufels?
Gäbe es den Rosengarten nicht, würde man kaum über dieses kleine Dorf sprechen. Pufels ist ein kleiner Ort der Marktgemeinde Kastelruth. Geographisch liegt der Ort zwar im Grödner Tal, im Val Gardena, gehört aber als eine von drei ladinischen Gemeinden zu Kastelruth.
Früher war man sehr arm in diesem Bergtal, wo man ladinisch spricht. Ladinisch ähnelt dem Romanischen.

Dann kam der Tourismus, Hotels wurden gebaut und einige Leute im Tal wurden reich.

Arbeitsgeräte, die früher gebraucht wurden, um dem Boden das Existenzminimum für eine Familie abzutrotzen, dienen heute zur nostalgischen Dekoration.

Diese ganze Entwicklung hat Lotte Zemmer (rechts) persönlich miterlebt.

Sie ist eine aktive Frau in den 70-ern, die auf ein bewegtes Leben zurückblicken kann.

Mit ihr unterhält man sich gern. Sie ist eine weise Frau, die mit Bedächtigkeit erzählt.

Lotte Zemmer hat mit ihrem Mann zusammen das Charme-Hotel Uhrerhof aufgebaut. Heute ist ihr Mann schwer krank, das Hotel wurde an die nächste Generation weitergegeben.

Lotte Zemmer hat das Zepter der nächsten Generation weitergegeben. Lachend meint sie: “Ich musste was tun, etwas Eigenes schaffen, damit ich mich nicht dauernd einmischte. Meine Tochter macht es gut. Wir haben es damals anders angepackt, würden manches anders machen – aber die Zeiten ändern sich.”

Der Uhrerhof ist eine Insel mitten in den Bergen, wo man Ruhe finden kann.
Es gab sieben Ur-Höfe in Pufels. Irgendwie schlich sich ein H ein – und so entstand der Name Uhrerhof. Zemmers hängten eine goldene Uhr auf und das Hotel wird von Menschen besucht, die sich eine Auszeit aus dem hektischen Alltag nehmen.

Was ist ein Rosarium?
Wikipedia meint: “Ein Rosarium ist ein vorwiegend mit Rosen bepflanzter, meist öffentlich zugänglicher, künstlerisch angelegter Garten oder Park, in der Regel dazu bestimmt, Rosenarten oder -sorten aus aller Welt zu sammeln.”

Das Rosarium von Lotte Zemmer ist in einem steilen Hang angelegt – Fachleute meinten, es könne nicht gelingen, hier einen blühenden Rosengarten anzulegen.
Sie hat es einfach gemacht – und geschafft!

Lotte Zemmer gehört zu den Menschen, die anpacken, was sie tun wollen – es einfach tun. Sie klärte mit der Gemeinde ab, bekam die Baubewilligung und konnte die 5000 Rosen setzen, die sie bei einem Händler bestellt hatte.
Heute sind es rund 7000 Rosenstöcke, mehr als 250 Sorten.

Sie liess den serpentinenartigen Weg anlegen und Kletterhilfen für die Rosen wurden montiert. An diesen klettern nicht nur Rosen hoch. Lotte Zemmer entstammt einer Generation, die Armut kannte und nichts wegwarf. Also hängte sie witzige Fundstücke an die vielen Rosenbogen.

Alte farbige Ballonflaschen steckte sie auf Stöcke. Sie wirken wie die klassischen Rosenkugeln, sollen die Energie vom Himmel auf den Boden zentrieren.

Alte Schaufeln bekamen ein Gesicht aufgemalt und reihen sich mit Besen zu einer lustigen Gesellschaft.

Wer findet den Teufel, der die Läuse vertreiben soll?

Bänke laden zum Verweilen ein. Sie sind mit Sinnsprüchen beschriftet, die nachdenklich machen.

Im Eingangsbereich steht zu lesen: „Ein Garten ohne Blumen ist wie ein Leben ohne Liebe“.

Man ist gläubig in diesem Bergtal. Der Serptentinenweg ist auch ein Kreuzweg.
Auf bemalten Tafeln kann man den Leidensweg Christi in 12 Stationen nachvollziehen.

Lotte Zemmer ist eine würdevolle, aber unkomplizierte Dame, die ihre Bodenständigkeit, die Bescheidenheit und ihren Glauben erhalten hat.
Sie zeigte uns am gegenüberliegenden Berghang “ihre” Mutter Gottes.
Wer kann sie sehen?

Die einzelnen Rosen, von Kletterrosen bis zu Edel- und Strauchrosen, sind für die Gäste beschriftet. Rosennamen erzählen Geschichten. Beispielsweise die Rose “Gebrüder Grimm”.
Es gibt Rosen, die heissen Aschenbrödel, Dornröschen, Schneewittchen, Goldmarie, Rotkäppchen, Sterntaler…

Manche Rosen wirken wie Brombeerblüten.

Und eine Geranienblüte wirkt wie eine Rose.

Auch das Holzhaus am unteren Ende des Gartens lädt zum Verweilen ein.

Altes Gerät und Werkzeug schmückt die Hüttenwände.

Wer kann schon von sich sagen, dass er eine ganze Reihe von Schlössern besitzt?

Im Wind baumelt ein Gestell, bestückt mit Giesskannen-Tüllen.

Dazu gehört das WC-Häuschen.

Ein Zweiplätzer. Typisch für den Humor von Lotte Zemmer: Statt einer Glühbirne steckt eine Eierschale in der Lampe.

Die Rosengärtnerin freut sich, wenn Besucher solche witzigen Details wahrnehmen – wenn nicht – macht es auch nichts!

An einem Baum hängen eine Menge Vogelhäuser. Ein Eierkorb wurde zu einem offenen Vogelkäfig umfunktioniert.

Auch im kleinen Häuschen, das einen Blick über den ganzen Garten erlaubt, kann man viele witzige Details entdecken.

Wozu diese Teile wohl einmal gedient haben?

Und wie kamen wohl diese beiden Kerlchen in Lotte Zemmers Garten?

Es wird nie langweilig in diesem Garten.

Beispielsweise ist “Werden und Vergehen” ein allgegenwärtiges Thema im Garten, bei den Rosen sowieso.

Diese Rose heisst “Dolomiti”. Lotte Zemmer hat die Kleinstrauchrose zum Blühen gebracht. Sie hat leicht gefüllte rosa Blüten mit cremefarbener Mitte und rötlichen Staubgefässen und bekam 2008 die Goldmedaille Baden-Baden 2008.

In den Dolomiten findet man die Rosengartengruppe. Ob man dieses Bergmassiv von Pufels aus sieht, weiss ich nicht, von Bozen aus aber auf alle Fälle.

Darum rankt eine schöne Sage, Quelle Wikipedia:
Im „Gartl“, einem Schuttkar zwischen Rosengartenspitze, Laurinswand und Vajolet-Türmen lag der wunderschöne Rosengarten des Zwergenkönigs Laurin. Als der König an der Etsch seine schöne Tochter Similde vermählen wollte, wurden alle Adeligen der Umgebung zu einer Maifahrt eingeladen, nur König Laurin nicht. Dieser beschloss, mit Hilfe seiner Tarnkappe als unsichtbarer Gast teilzunehmen. Als er Similde sah, verliebte er sich sofort, setzte sie auf sein Pferd und floh mit ihr. Sofort zogen die Recken aus, geführt von Dietrich von Bern und seinem Waffenmeister Hildebrand, um Similde zurückzuholen und standen kurz darauf vor dem Rosengarten.
König Laurin band sich einen Wundergürtel um, der ihm die Kraft von zwölf Männern verlieh, und stellte sich dem Kampf. Als er sah, dass er trotz allem verlor, zog er sich die Tarnkappe über und sprang, unsichtbar wie er nun zu sein glaubte, im Rosengarten hin und her. Die Ritter aber erkannten an den Bewegungen der Rosen, wo sich der Zwergenkönig sich verbarg. Sie packten ihn, zerstörten den Zaubergürtel und führten ihn in Gefangenschaft. Laurin aber drehte sich um und belegte den Rosengarten, der ihn verraten hatte, mit einem Fluch: Weder bei Tag noch bei Nacht sollte ihn jemals mehr ein Menschenauge sehen. Laurin hat aber die Dämmerung vergessen, und so kommt es, dass der Rosengarten beim Sonnenauf- und -untergang blüht.

Die Zeit tropft leise in diesem Garten der Zeitlosigkeit.

Dinge dürfen hier ihre Zeit überdauern.

Wie die Glasflaschen kann man hier seine Energie sammeln und zentrieren, sich erden.Was ist, darf hier sein, wie es ist. In der eigenen Schönheit einfach unperfekt sein.

Es wird nie rote Rosen regnen.
Wenn wir mehr Rosen wollen,
müssen wir mehr Rosen pflanzen.

George Eliot, 1819 – 1880

Musik
The Rose, Bette Midler, Gary Arbuthnot Flute Cover
Irgendwie kommt mir beim Rosarium Edith Piaf in den Sinn
Lynn Anderson – I Beg Your Pardon, I Never Promised You A Rose Garden
«Die letzte Rose…»

Der liebevoll angelegte Rosengarten kann in den Monaten Juli bis September täglich von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr besichtigt werden.

Mein Tipp: Man kann sich zwei Tage schenken. Dem Walensee entlang ins Engadin fahren.

Nicht verpassen, am Walensee schnell zu rasten.

Dann über den Ofenpass nach Meran fahren. Vielleicht reicht die Zeit für den Besuch in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff oder den Gärten in Schenna.
Weiter geht es nach Bozen und dort Richtung Brenner zum Rosarium.
Hier ankommen, übernachten und morgens den Rosengarten in aller Ruhe geniessen.
Am Nachmittag über den Brenner und Innsbruck wieder nach Hause fahren.

Kleiner Film
Hotel Uhrerhof
Val Gardena – Gröden
Südtirol

Mein Dank für diese Reise geht an Elisa Anese von IDM Südtirol. Sie hat die ganze Reise organisiert. Christine Senoner von IDM Südtirol hat uns ihre Heimat Gröden näher gebracht, insbesondere Wolkenstein.

Ganz besonders danke ich Rita – mit ihr zusammen reisen ist immer wieder wunderbar. Unsere gemeinsame Reise vor dem Südtirol: Absinth.

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Wer mich kennt, weiss um meine Liebe zu Kinderbüchern.
Gestern bekam ich zwei Gartenbilderbücher.

“Alle in den Garten” und “Opas geheimnisvoller Garten”

Ernesto ist begeisterter Hobbygärtner. Der alte Hund Bertram ist immer mit dabei im Garten.

Aber nicht nur Bertram gefällt der Garten. Viele Tiere überwinden den Zaun und fressen, nagen und schmatzen. Sie hinterlassen immer wieder ein Tohuwabohu.

Eines Nachts erschrecken Ernesto und Bertram die gefrässigen Tiere so sehr, dass sie von nun an den Garten meiden.
Nun können Ernesto und Bertram alles Gemüse selbst essen, Bertram allerdings mag nur Aprikosen.
Das viele Gemüse wächst ihnen über den Kopf. Immer nur Gemüse! Und es ist viel zu ruhig im Garten, kein Vogel zwitschert mehr.

Ernesto stinkt es gewaltig!

Er zimmert Kisten und entfernt den Gartenzaun.

Happy End! Ich bin gleicher Meinung: Gärten soll man teilen!

Lilys Freunde gehen ans Meer in die Ferien. Nicht so Lily. Sie muss zu Opa aufs Land. Langweilig!!!

Opa ist wie Ernesto begeisterter Hobbygärtner. Er will Lily fürs Gärtnern begeistern und lässt sie eine Bohne setzen. Lily denkt an Strand und Wellen und hasst die arme kleine Bohne.

Bilder sagen mehr als Worte!

Unachtsam lässt sie den Topf mit der Bohne fallen. Die kleine Bohne meldet sich zu Wort und plötzlich kann Lily hören, wie die Pflanzen plappern und quatschen.

Lily und das Gemüse freunden sich an. Ferien bei Opa machen nun Spass.

Es gibt oft Gemüsesuppe – Lily kennt die Zutaten persönlich.

Besonders stolz ist Lily am Abend, als Opa ihre Bohnen nach seinem Geheimrezept kocht.

Bilderbücher sind fast immer Metaphern. Sie sagen mehr als in Worten geschrieben steht. Und die Illustrationen sind tun das Ihre, dass die Fantasie fliegen kann.

Ich hoffe, meine Blogleserinnen und -leser haben sich, wie ich, ein kindliches Gemüt bewahren können und schenken sich und anderen ab und zu ein Bilderbuch.

Buchtipp

Vintage Rosen