Bea schenkt mir Olten

Adventskalender 2017, 19. Dezember

Bea wohnt seit einigen Jahren in Olten.

Sie schenkte mit einen Stadtrundgang und zeigte mit Ihre Lieblingsorte. Ein tolles Geschenk!

Ehrlich, ich habe nie gedacht, dass Olten touristisch attraktiv sein könnte.
Olten war für mich DER Verkehrsknotenpunkt – mit ein paar Häusern darum herum. Bea hat mir definitiv das Gegenteil bewiesen.
Olten ist die grösste Stadt im Kanton Solothurn. Und Olten ist eine Literaturstadt, es gibt sogar einen “Schweizer Schriftstellerweg“, eine LiteraTour.Nachdem wir die Bahnhofbrücke überquert hatten, wendeten wir uns bei der Tourist Information nach links.

Der Garten des Kapuzinerklosters ist einer von Beas Lieblingsorten – im Sommer.

50An der Mauer zum Klostergarten begleiten uns Köpfe von Schriftstellern und Kabarettisten.

Die Kopfreihe endet bei der öffentlichen Bedürfnisanstalt.
Bea strebt über die Strasse.

Hier befindet sich Beas Lieblingsladen Punkt 35, wo sie manchmal auch zum Nähen hingeht. Walk-in Atelier nennt sich das.

Hier kann man einkaufen, Kaffee trinken, Nähkurse besuchen oder die Seele baumeln lassen.

Der Rathskeller ist seit 1896 ein Restaurant, 1906 wurde er historisch umgebaut und ausgestattet. Die Fresken erzählen vom letzten Frohburger und vom Auszug der Oltner in den Bauernkrieg.

Anderswo wurden die Lichtspieltheater längst zu Kinos.
Bea mag die Atmosphäre und die Filme im Lichtspieltheater von Olten.

Beim Blumenladen zerzaust der kalte Wind Lametta. Auf dem Tisch stehen Christrosen…

…darunter schwimmen Blumenköpfe in flachen Töpfen.

Im Bücherladen kaufe ich weihnachtliche Kitschkarten.

Den Schuh auf dem Tisch vor der Boutique finde ich heiss, auch die einladende Möglichkeiten, sich zwischendurch hinsetzen zu können.

Das ist mein absoluter Lieblingsort in Olten. Das Hammer Brocki ist wirklich Hammer. Sauber und mit Liebe präsentierte Waren und vor allem liebe Leute, die beim Zusammenrechnen der Preise mit einem freundlichen Lächeln grosszügig sind.
Naja, klar wurde ich schwach. Und ein kleines Schnapsgläsli für Evas Sammlung hat immer Platz in der Handtasche.
Auch ein Prosecco-Glas für meine Sammlung habe ich gefunden: 2 Franken und total schön.

Nun geraten wir ans Wasser.

In der Badi gibt es eine Rutschbahn – das macht ein Besuch in Olten besonders toll – für Beas Enkelkinder – im Sommer!

Unter der Brücke sitzt ein Mann mit seinen Bierflaschen, auf der Brücke flanieren Leute – Zeit für Weihnachtseinkäufe.

Hohe Häuser schliessen die Altstadt ab. Wir gehen durch Gassen und kleine Strassen.

Mit der Oltener Weihnachtsdekoration kann ich mich nicht anfreunden.
Dicke Drähte zerschneiden den Himmel.
Monströse Kugeln baumeln im Wind –
hoffentlich bleiben sie, wo sie sind. Hübsch ist der Jugendstil-Hydrant und dem Kopf ohne Nase muss ich einfach zurück grinsen.
Der Kirchturm steht ohne ein Kirchenschiff da.

Historisch hat Olten einiges zu bieten. Beispielsweise Spittel, Spittelscheune und Hexenturm. 1482 wurde das Spittel an der Marktgasse der Stadt als städtisches Armen- und Waisenhaus vermacht und bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts als solches verwendet.
Der “Hexenturm” im Innenhof zwischen altem Spittel und Spittelscheune diente als Gefängnis. Hier haben sich bestimmt viele menschliche Tragödien abgespielt.

Richtete man den Blick gegen den Himmel und hat man  keine fette Goldkugel im Auge, entdeckt man wunderschön bemalte Dachunterseiten.

Bei einem traumhaften Blumenladen ist ums Eck ein Riesen-Samichlaus an der Wand befestigt. Neben ihm und den Monsterkugeln am Himmel fühlen wir uns als vorweihnachtliche Liliputaner.

Langsam tun die Füsse weh. Ich finde, Olten ist eine sehr grosse Stadt – Bea meint: “Nein, nein, ich führe Dich einfach im Kreis herum.”
Zeit für eine Pause! Mit Prosecco.

Was tut denn die Badewanne im ansonsten so gemütlichen “Beizli”?
Aha, wir sind im Stadtbad mit Aussicht von der Terrasse auf die Aare und die alte Brücke. Das Stadtbad ist die älteste in Olten nachweisbare Schenkwirtschaft. Erstmals erwähnt 1413. Die Badewanne ist neuer.Über die alte Brücke gelangen wir in die Bahnhofsgegend wo Bea wohnt.

Die Galicia Bar von Alex Capus ist ein Besuch wert. Hier kann man auch Pedro Lenz treffen, der nicht weit entfernt wohnt.
Der Bahnhof Olten ist das eigentliche Herz oder die Seele der Eisenbahnerstadt Olten.
Wenige Minuten hinter dem Bahnhof liegt das Quartier, in dem Bea wohnt. Es gefällt mir sehr, hat Charakter. 

An der Rosenstrasse kann man sich vorstellen, wie vor hundert Jahren kinderreiche Familien auf engstem Raum in den kleinen Eisenbahner-Reihenhäuschen lebten.

Das ist Beas Himmelreich.

Mit Aussicht auf die Jura-Höhen.Im Garten trotzen Rosen der Kälte an diesem Winternachmittag.

Wir plaudern in Beas gemütlichen Wohnung und als zu dunkeln beginnt, bringt sie mich zum Bahnhof.

Immer wieder trafen wir aufs Flügelrad, das alte Logo der SBB, an das ich mich gut erinnern kann.
Das Flügelrad ist ein Symbol der Eisenbahn und des Schienenverkehrs allgemein und weltweit verbreitet. Es steht für die Geschwindigkeit, die in den Anfangsjahren herausragend war – und hat wohl was mit dem Götterboten Hermes zu tun.

Bea ist die Tochter eines Bähnlers – ich die Tochter eines selbständigen Autosattlers, unsere Kindheiten waren geprägt durch die Berufe unserer Väter, und damit sehr unterschiedlich.

Wenn keine Eisenbahnen gebaut werden,
wie sollen wir zur rechten Zeit in den Himmel kommen?

Henry David Thoreau (1817 – 1862)

 

Bea und ich haben vor vielen Jahren schwere Zeiten geteilt, damals war “Bleu” unsere Lieblingsmusik.

Der Mann unter der Brücke erinnert mich an “Streets of London“.

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  1. Marc

    Liebe Regula

    Vielen Dank und herzliche Gratulation zum heutigen Advendsfenster!

    Als “Outner” blühte mir die Seele auf. Ein toller Beitrag, der auch die durchaus schönen Seiten von der Aarestadt mit dem manchmal nicht so guten Ruf zeigt.
    Ich konnte in Erinnerungen schwelgen von meiner Kindheit, von den Besuchen im “35er-Lädeli”, dem Planschen in der Badi, dem Einkaufen im “Viggi-Meier” in der Altstadt und die legendäre KV-Abschlussfeier im “Chübuu”.

    Meine Vater führte ein kleines Fotogeschäft an der Unterführungsstrasse gleich auf der anderen Seite vom heutigen Galicia. Leider wurde das Gebäude vor ein paar Jahren abgerissen und durch einen unschönen Geschäftskomplex ersetzt.

    Hat gut getan in der hektischen Vorweihnachtszeit etwas inne zu halten und die Gedanken ein paar Augenblicke in der Vergangenheit zu lassen.

  2. Ritanna

    Ganz ganz interessant hast Du und Bea mir die Stadt Olten aufgezeigt. Sodass ich gluschtig geworden bin, dort mal richtigen Halt zu machen.
    Mich aus dem Klischee zu befreien dass Olten nicht nur aus dem Sankt Antonihaus, dem Bahnhof und dem Restaurant Tanne dahinter besteht.

  3. Zineta

    Liebe Regula
    Vilen dank für die füruhng durch Olten sehr söne lädelli hatt es blumen laden mitt krisstrosen und tohle brocki.
    Ein herzlihe grüss.

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