Was liegt südlich des Matterhorns? Was südlich der Passhöhe des Grossen Sankt Bernhards, wo die Bernhardiner mit ihren Fässern herumwuseln? Was liegt auf der Südseite des Mont Blanc, dem höchsten Berg Europas (4810 m.ü.M.)?
Alle Fragen haben dieselbe Antwort: Das Aostatal.
Das Aostatal ist eine kleine Region mit Sonderstatus in Italien, wie beispielsweise auch das Südtirol – beim Aostatal aufgrund der franko-provenzalischen Minderheit, beim Südtirol zum Schutz der deutschsprachigen Minderheit.
Im Aostatal spricht man also Italienisch und Französisch, allenfalls Englisch, aber kaum Deutsch. Das mag mit ein Grund sein, dass das Aostatal in deutschsprachigen Gebieten als Feriendestination kaum bekannt ist.
Hauptstadt ist Aosta. Hier findet man viele Spuren der Römer, welche die Kelten aus der Region verdrängt haben.
Die Bewohner von Aosta raten: «Baue nicht in Aosta, denn du stösst bestimmt auf römische Funde – und dann ist Schluss mit Bauen, dann haben die Archäologen das Sagen.»
Bekannt ist das Mont Blanc Gebiet.
Eine Fahrt mit der der neuen Gondelbahn “Skyway Mont Blanc” auf die Hellbronner Spitze auf 3466 m.ü.M. ist ein besonderes Erlebnis.
Aus der sich langsam drehenden Kabine schaut man nach oben auf den sich weitenden Horizont und nach unten auf die Lawinenverbauungen.
Auf der Helbronner Spitze geniesst man den 360-Grad-Rundblick
Von hier aus sieht man mehrere 4000-er: Mont Blanc, Monte Rosa, Matterhorn, Gran Paradiso und Grand Combin.
Nicht zu Unrecht bezeichnet man das Gebirgsmassiv des Mont Blanc als das 8. Weltwunder.
Im Cave Mont Blanc in der Mittelstation werden in einem Versuchslabor seit 2007 der Sekt “Vallée d’Aoste DOC” und der Weisswein Blanc de Morgex et de La Salle “Cuvèe des Guides“ produziert. Beide haben aufgrund des Klimas und der Höhenlage einzigartigen Charakter.
Die Aostataler behaupten, die höchstgelegenen Weinberge, bis zu 1200 Metern über Meer, zu besitzen. Damit liegen sie allerdings mit den Wallisern im Streit. Offensichtlich herrscht wenig Sympathie zwischen den Bewohnern der parallel liegenden Bergtäler.
Bei der Mittelstation gibt es einen sehenswerten Botanischen Garten mit alpinen Pflanzen aus aller Welt.
Alpine Flora findet man aber auch in den Nationalparks im Aostatal.
Ich übernachtete und wanderte im Naturpark des Mont Avic.
Das Besucherzentrum des Nationalparks ist museumsdidaktisch super.
Dass diese Region von topfitten Berggängern bevölkert ist, realisierte ich, als eine Tour – mit «leichte Wanderung» bezeichnet – 500 Höhenmeter steil bergan führte. Und wieder runter.
Dies bei strömendem Regen! Vorbei an riesigen Stieren und Kühen. Ich bin fast gestorben. Trotzdem war es ein tolles Erlebnis.
Interessant waren die Ausführungen des sympathischen Parkrangers, der viele Geschichten zu erzählen wusste. Wie im Wallis findet man auch hier Suonen, historische Bewässerungskanäle. Viele Bergseen laden zum Bade – die Badewanne unter freiem Himmel weniger.
Ziel der Wanderung war eine Alphütte mit dem Namen «La Maison du Lord», Haus des Engländers, wo man unter einfachsten Bedingungen, aber mit guter Küche übernachten kann.
Wer das Aostatal besucht, muss sich unbedingt die Festung Bard und einige der vielen Schlösser anschauen.
Davon mehr in einem nächsten Blogbeitrag.
Was ich heimgebracht habe? Eine knallpinke Mütze für meine Jüngste.
Wer steilen Berg erklimmt, hebt an mit ruhigem Schritt.
William Shakespeare
Buchtipp
Miló – Erzählungen aus dem Aostatal, vom Tessiner Schriftsteller Alberto Nessi
Film Aosta
Volksmusik aus dem Aostatal
Wandern in Aostatal
Informationen zum Aostatal
Ich danke Aostatal Tourismus für diese Reise, Stefan Züger für die Organisation und Therese Lagler-Berger für die kompetente, freundliche Begleitung.
Ritanna
Die Bergwelt und die Fauna sind ein Traum wert. So herrlich.
Nur schon der Hinweis zur Garnison BARD (6.Jh.) lässt mich aufhorchen. Die Geschichte der Franken bis Mitte des 6.Jhts, der West- und Ostgoten, ist einfach spannend. So z.B.:
Theoderich der Große (ca. 455–526), König der Ostgoten; Chlodwig I. (ca. 466–511), merowingischer König der Franken; Benedikt von Nursia (ca. 480–547 …
Und jetzt ist Herbst- die Zeit der Wanderungen. Da locken die Ziele.