Schafe auf der Gemmi

Im Sommer weiden die Schafe im Gemmigebiet weit verstreut. Beim Wandern trifft man auf verschiedene Rassen und freut sich besonders an den typischen Schwarznasenschafen. Sie wurde erst 1962 offiziell als Rasse anerkannt.

Traditionell wird das Schäferfest auf der Gemmi seit 1957 gefeiert. Die Schafe werden an den Daubensee getrieben. Sie bekommen “Gläck”, eine Mischung aus Kleie und Salz, die Touristen tolle Foto-Objekte und die Schafzüchter einen willkommenen Zusatzverdienst.

Der Gemmipass verbindet seit Jahrhunderten die Kantone Bern und Wallis, Kandersteg BE und Leukerbad VS.
Schon die Römer nutzten diesen Passweg, das beweisen Funde von römischen Münzen.

Goethe weilte 1779 in Leukerbad und offensichtlich hat ihm diese Wand Eindruck gemacht. Er beschrieb in seiner “Reise in die Schweiz”, wie die Leute erzählten, dass sie eine Familie antrafen, welche aus der Armut im Kanton Bern zu Verwandten im Wallis oder in Italien gehen wollten. Auf der Gemmi überraschte sie das Wetter. Die Frau starb, als sie die Retter ins Tal trugen, der Vater war völlig apathisch, das Kind erschöpft. Wirtschaftsflüchtlinge 1779.

Guy de Maupassants Geschichte „L’Auberge“ spielt am Gemmipass. Dass Arthur Conan Doyles seinen Sherlock Holmes in den Reichenbachfällen umkommen liess, weiss man. Nicht aber, dass in der Holmes-Geschichte „The Final Problem“ der Gemmipass erwähnt wird. Alexandre Dumas, Jules Verne und Mark Twain besuchten Leukerbad zu Zeiten, als Damen in Sänften in die Bergwelt getragen wurden.

Der rund 10 Kilometer lange Aufstieg auf der Nordseite ist nicht schwierig, aber von der Walliser Seite muss die Gemmiwand überwunden werden. Heute kein Problem: Es gibt eine Luftseilbahn auf die Passhöhe auf 2016 Meter über Meer.

Von der Bergstation aus geniesst man die imposante Bergwelt.

Der Blick in die Tiefe zu den Leitern des Klettersteiges wirkt nicht auf alle motivierend.Das Gebiet, wo das Wasser in den Daubensee fliesst, hat etwas Archaisches.

Die Alp auf der Gemmi wird von den Wallisern bewirtschaftet.

Wer am Schäferfest teilnehmen will, steht besser frühmorgens an der Seilbahn an. Das traditionelle Schäferfest auf der Gemmi findet seit 1957 statt. Die Schafe werden an den Daubensee getrieben. Sie bekommen “Gläck”, eine Mischung aus Kleie und Salz, die Touristen tolle Foto-Objekte und die Schafzüchter einen willkommenen Zusatzverdienst.

Von der Seilbahn führt ein Bergpfad zum Daubensee.

Die Kommunikation auf den Steinen ist nicht immer verständlich.

Unter den Alpenblumen findet man auch Heilkräuter.
Die Glockenblumen haben die Schafe zum Fressen gern, aber den giftigen Eisenhut meiden sie.

Die Aussicht beim Wandern ist beeindruckend.

Je näher man dem Festplatz kommt, desto klarere Botschaften bekommt die Nase: Gebratenes Fleisch, Würste und Walliser Raclette. Und im Weisswein Trinken sind die Walliser sowieso Weltmeister.

Hier, auf 2000 Metern über Meer und in der freien Natur, schmeckt das Raclette besonders gut.

Es sind, ehrlich gesagt, mehr Touristen als Schafe vor Ort.
2017 haben die Schafe Verspätung. Irgendwie wollten sie sich nicht überreden lassen, sich für ein paar Portionen “Gläck” von unzähligen Kameras ablichten zu lassen.

Umso grösser die Freude der Touristen und Schafzüchter, als die Tiere endlich leichtfüssig die steilen Hänge herabhüpfen und durch ein Band geschützt ihr “Gläck” aufleckten. Zuerst machten sie sich über die blauen Glockenblumen her.

In der Herde erkennt man verschiedene Rassen und freut sich besonders an den typischen Schwarznasenschafen. Sie wurde erst 1962 offiziell als Rasse anerkannt. Beide Geschlechter bilden gedrehte Hörner aus. Widder wiegen durchschnittlich 80 bis 100 Kilogramm, Auen 70 bis 80 Kilogramm. “Aue” heisst Frau Schaf.

Widder haben auf der Alp nichts zu suchen. Ganz einfach deshalb, weil man die Arten sortenrein erhalten möchte – oder wie das immer in der Fachsprache heisst.

Die Schwarznasenschafe sind die Stars. Aber auch andere Hausschafe haben Charme.

Man muss sie einfach mögen.

Das Lamm ist fast so gross wie seine Mutter – zieht aber deren Milch dem “Gläck” und den Glockenblumen vor.

Neugierig versucht das Schaf die Eisenstange anzuknabbern. Salzstange?

Im Gespräch mit einem Schafzüchter erfahre ich, dass sich die Walliser Schafzüchter vehement gegen Grossraubtiere auf ihren Alpen zur Wehr setzen.

Ganz anderer Meinung sind Naturschützer, die sich über die “Rückeroberung” durch Luchs, Wolf und Bär freuen. Ich auch.  Aber die Meinung einer “Grüezenini” (Zürcherin) ist im Wallis nicht gefragt.

Mit Schafzucht wird man heute nicht mehr reich und die Leute auf der Gemmi engagieren sich mehr für das Thema “Schaf“, als dass sie davon persönlich profitieren.

Nun ballen sich Gewitterwolken und der Trend zur Seilbahnstation wird klar sichtbar.

Unterwegs treffe ich auf ein Schneefeld, wo sich Engländer begeistert eine Schneeballschlacht liefern.

Auch der Alpabzug der Schafe von der Gemmi nach Leukerbad ist jedes Jahr ein besonderes Erlebnis.
Die Tiere überwinden dabei mehr als 1’700 Höhenmeter.

Bestimmt kann man die Natur auf der Gemmi aber intensiver erleben, wenn es ruhig ist. Mit etwas Glück kann man Gämsen, Steinböcke und Murmeltiere sehen. Ich bin sehr stolz, dass ich mit Hilfe einer Vertreterin des Naturparks Pfyn einen Bartgeier am Himmel kreisen sah.

Der Bartgeier hat sich wieder angesiedelt. Mit einer Flügelspannweite bis zu 2.9 Metern ist er einer der grössten Vögel überhaupt. Bartgeier sind Aasfresser, töten also keine Nutztiere – anders als Wolf und Luchs.

In nächsten Beiträgen erzähle ich vom Käsen auf der Alp Maijng oberhalb von Leukerbad und vom malerischen Nachbardorf Albinen.

Das Schaf, weil’s brav, gilt drum als dumm.

Bauernweisheit

 

Alpabzug: 10. September 2017
Schäferfest immer am letzten Sonntag im Juli.

Ich danke Leukerbad Tourismus für die Tage in Leukerbad, insbesondere Miriam Nussbaumer und Ralph Schetter.

Film Walliser Schwarznasenschafe

Musik
Singende Schafe 🙂
Im Leukerbad isch s Wasser warm

Schafskrimi
Hörbuch Intro Krimi Glennkill
Schafskrimi Glennkill von Leonie Swann
Schafskrimi Grey von Leonie Swann

 

 

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Malen im Garten

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Sind Sie eine V.I.P.?

  1. Ritanna

    Die Bilder rufen eine Bergsehnsucht in mir wach.
    Einfach traumhaft, so ein verlängertes Wochenende zu erleben in reiner Natur.
    Davon zu profitieren, blauer Himmel, Bergblumen, stolze Berggipfel, Höhen zu erreichen aus eigener Kraft oder mit Schubkraft. Ferien pur!
    Der Herbst beginnt ja erst. Es ist so verlockend, alles stehen und liegen zu lassen, dem Ruf des Berges zu folgen.
    “Mit Schafzucht wird man heute nicht mehr reich und die Leute auf der Gemmi engagieren sich mehr für das Thema „Schaf„, als dass sie davon persönlich profitieren.”
    Das heisst; diese Leute setzen sich ein, dass wir “Schweizer” und Touristen allgemein eine “heile” Welt, ein Panorama wie im Märchenland vorfinden.
    Unterstützen wir sie auch in ihrem Tun?
    Zwar war ich noch nicht oben auf der Gemmi beim Raclette, – doch ich hole das feine “Schafmilch-Joghurt” vom Steibruchhof, das Schaf-Frischchäsli vom Geissepeter vom Stöckenhof und das “Tonini” Mutschli aus Airolo zum Znacht auf den Tisch zu Gschwellti und Süessmost vom Puur.
    Es “gluschtet” mich schon jetzt. Sie auch?

  2. Brigitte Brauchli

    Liebe Regula
    Deine Berichte sind immer spannend zu lesen. Man fühlt sich gleich an Ort und Stelle versetzt. Es gelingt dir in einem die Sehnsucht zu wecken und sich z.B hier, in die Berge aufzumachen.
    Auch die vielen Hinweise und links bieten Spannendes, Lehrreiches und Originelles. ZB. Schafslied.
    Danke

  3. Mary

    Määh!! Auf Deinen Fotos sehen sogar die Schafe gut aus. Grosses Kompliment

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