Meine Geranien-Geschichte

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Wer kennt nicht diesen Drang an den ersten sonnig-warmen Frühlingstagen?

Es zieht einen wie mit unsichtbaren Gummiseilen in die Gärtnerei, wo man bunt blühenden Setzlingen nicht widerstehen kann.

Bereits Mitte April hatte mich dieses Fieber gepackt.

Ich kaufte Geranien – es war eine Freude! Ich stellte sie in den Garten und fand – zum Glück – keine Zeit, um sie zu setzen.

Denn nun wurde es nochmals Winter und Ende April schneite es gar.

Die Geranien kamen in meine kleine Bibliothek, wo sie geschützt waren.

Und wenn die Sonne schien, trug ich sie wieder ins Freie. Mal auf die Wiese…

…mal an den Teich.
Sie hatten im Laufe “meiner Pflege” immer weniger Blüten.

Die Zeit verging und ich reiste…

…ins Burgund, wo auch Geranien feilgeboten wurden.

In den Gärten der Schlösser im Loiretal fand ich lediglich in der hintersten Ecke des Küchengartens und neben dem Hundezwinger des Schlosses Cheverney Geranien, die geduldig auf ihre Versetzung warteten.
Hier faszinierten mich aber die über 100 Jagdhunde fast mehr!

In einem keinen Dörfchen im Loiretal fand ich ein paar Geranien als Fensterschmuck.

Die Ausbeute war auch in Strassburg nicht gross. In Frankreich scheinen die Geranien aus der Mode gekommen zu sein.

Ich hoffte nun auf mehr Geranien in Deutschland.

In Konstanz fand ich ein schönes Fenster mit Geranien.

Beim mittelalterlichen Kräutergarten im Kloster Reichenau war nichts mit Geranien, aber auf einer nahen Wiese ergaben rote Geranien und ein weisser Plastikstuhl ein schönes Bild.

In Meersburg dann endlich rote Geranien an Fachwerkhäusern.

Im Garten von Hermann Hesse in Gaienhofen fand ich keine einzige Geranie.

Im prächtigen Rosengarten von Karin Böhler auf Reichenau entdeckte ich ein paar spezielle Geranien.

Unterdessen hatten meine Geranien nur noch grüne Blätter, als ich sie endlich setzte.

In der Emilia Romagna fand ich wenige Geranien in einem Blumenladen.

Schlimm war es in Holland – in einer alten Mühle wurde ich fündig: künstliche Geranien!

Auf den Spuren von Johann Sebastian Bach in Thüringen fand ich Geranien in einem liebevoll gepflegten Garten.

Wie aus dem Bilderbuch wirken diese Geranien in einem Freilichtmuseum im Burgenland.

Am meisten beeindruckt haben mich aber die wildwachsenden Geranien auf Korsika – in grösster Hitze und fast ohne Wasser.

Geranien, auch Pelargonien genannt, sind international. In Südafrika findet man mehr als 250 Wildarten. Auch in Australien, Neuseeland, dem Iran oder Irak
sind Geranien heimisch. Einige wachsen zum Beispiel buschartig und werden bis zu zwei Meter hoch, andere Arten wachsen sukkulent in Wüsten und Halbwüsten. Diese bis zu einen Meter hohen Pflanzen besitzen oft dicke Stämme, die ihnen als Wasserspeicher dienen.

Unterdessen sind meine “Frühchen-Geranien” gediehen.

Sie blühen an den Fenstern.

Sie blühen in Töpfen.

Sie blühen am Teich mit den Seerosen um die Wette.

Und sie blühen in vielen Farben.

Oder träumen allein still vor sich hin.

Sie blühen üppig, trotz des Frühstartes im Frühling, als es nochmals schneite. Geranien vertragen keinen Frost.
Nächstes Jahr versuche ich, geduldiger zu sein. Kann aber nichts garantieren, denn wenn ich… dann muss ich einfach bunte Setzlinge kaufen.

Irgendwie hat man bei Geranien von Kind an ein Bild von knallroten Geranien auf Fenstersimsen von behäbigen Bauernhäusern.
Idealerweise flattert die Schweizer Fahne auf solchen heimatträchtigen Bildern.

Weit muss ich für ein solches patriotisches Bild nicht gehen, nur über die Dorfstrasse, der “Löwen” vermittelt ein perfektes Schweizer Geranien-Feeling.

Mein Vater hatte Geranien vor den Fenstern seiner Werkstatt. Sie blühten wirklich wunderschön. Er schwor auf Hühnermist, keine Ahnung, wo er diesen jeweils holte. Er überwinterte die Pflanzen im Keller – den Duft habe ich noch immer in der Nase.

Lange mochte ich Geranien nicht so besonders. Sie waren ein Inbegriff für Schweizer “Bünzlitum”.
Dieses Jahr habe ich diese Blume, die an so vielen Orten gedeiht, wieder lieben gelernt.

Blumen sind die Liebesgedanken der Natur.

Bettina von Arnim

Informationen zu Geranien

Die traurigen Geranien von Wolfgang Borchert, gelesen von Moritz von Treuenfels
Die blaue Geranie (Miss Marple) – von Agatha Christie

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Apéro-Sonne

  1. Mary

    Wunderschön…! Vielen Dank für diesen Beitrag, der einen in die Welt der Gärten entführt…

  2. Vreni

    Du auch? Geranien wollte ich nieeeemals in meinem Garten – eben weil bünzlig und so. Jetzt mag ich sie und habe immer ein paar spezielle Sorten unter den anderen Topfpflanzen – noch etwas kaschiert, aber immerhin Geranien. Was ist jetzt passiert? Bin ich bünzlig geworden oder sind die Geranien jetzt einfach modern???
    Vielen Dank für diesen weiteren Denkanstoss 😉

    • Regula Zellweger

      Bestimmt nicht bünzlig 🙂

      Aber eigentlich kommen wir doch nur weiter, wenn wir unsere Meinung auch mal ändern!
      Früher hatte ich Hortensien nicht gern – jetzt finde ich wunderbar, wie viele verschiedenen Arten es gibt. Auch Nelken mochte ich nicht besonders, eigentlich eine wunderschöne Blume mit ihren fransigen Blättern.

  3. Ritanna

    Geranien waren meine Lieblinge, so, wie sie so üppig in der Sonne blühen.
    Also nach diesem Deinem Geranienausflug trat ich zuerst vor die Balkontür,
    schaute wieder mal voller Bewunderung und auch Neid zur Nachbarin hinauf.
    Ihre Geranien blühen rot, feuerrot, lachsrot, rosa, weiss, einfach in den herrlichsten Farben. Seit mir die Sonnenseite fehlt, verkümmern meine.
    Doch auf den Balkongeländern, Fenstersimsen der anderen kann ich mich kaum sattsehen.

    • Regula Zellweger

      Geranien mögen die Sonne. Aber Petunien beispielsweise blühen auch im Schatten. Sie sind in konfettibunten Farben und unterschiedlichen Grössen zu haben. Ich habe eben welche vor mein Küchenfenster gepflanzt – total im Schatten.
      Ab morgen 11.00 Uhr steht ein Topf Petunien in meinem “Velohüsli” für Dich bereit, vielleicht fährst Du mal vorbei und holst ihn?

  4. Carmen cabert

    Schön wie immer, du blumige Frau, solltst einmal übers fleissige Lieschen berichten.

  5. Sabine Christ

    Geranium, gepflegt und gehegt und in Reih und Glied auf dem Balkon meiner Großmutter. Rot musste sie sein und kein Blümlein dazwischen.
    Lange habe ich sie auf meiner Terrasse und im Garten gemieden. Zu brav, zu anständig und nicht aus der Reihe tanzend. Also nichts für meine Natur.

    Heute blüht sie stehend, hängend und in allen Farben zwischen Borrestsch, Männertreu, Fleißigen Lieschen, “Stinkender Hoffart” Weihrauch und vielem mehr in meinen Balkonkästen. Jeden Herbst werden sie eingewintert und kommen karg im Frühjahr ans Tageslicht. Es ist kaum zu glauben zu welcher Pracht sie sich entwickeln.

  6. Vreni B

    Ein Sommer ohne Geranien auf dem Sitzplatz kann ich mir nicht vorstellen. Wunderschöne Fotos zum Thema Geranien.

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