Buch-Antiquariate

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IMG_3056Es war Wien Tourismus, das mich anlässlich einer Art “Schnitzeljagd” durch meine Heimatstadt Zürich in ein Buchantiquariat an der Rämistrasse brachte.

Gern erinnere ich mich an meine Kindheit, als ich mit meiner 1/4 Violine von Wiedikon zum Konservatorium beim Pfauen wanderte. 25 Rappen sparte ich damit, soviel hätte das Trambillett gekostet.

Damals gab es in der Altstadt noch viele Antiquariate. Man nahm sich Zeit, zu stöbern. Der Duft steckt noch immer in der Nase.

IMG_3051Das Medienverhalten hat sich verändert. Immer mal wieder wird den Büchern mit Papierseiten zwischen zwei Kartondeckeln das Verschwinden prophezeit. E-Books, Hörbücher… Ich aber mag Buchhandlungen, Bibliotheken und Buchbindereien, wo es noch nach Fischkleister duftet – und Antiquariate.

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Ich liebe es, Bücher zu besitzen, in den Händen zu halten, in sie reinzuschreiben… Über Leineneinbände zu streichen oder beim Umblättern ein kleines Geräusch zu verursachen sind sinnliche Vergnügen.

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Bei einzelnen Büchern frage ich mich, was ihre Geschichte ist. Wem gehörten die Bücher, was bedeuteten sie den früheren Besitzern.

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Beispielsweise alte Schul- oder Kinderbücher mag ich, wo ich den guten alten Robinson oder die sieben Geisslein treffe, die wie kleine Schweinchen ausschauen.
Oder wenn mir Hans Christian Andersen plötzlich auf einer Buchseite persönlich begegnet.
Insbesondere Widmungen wecken meine Neugier – und da ich es nicht herausfinden kann, erfinde ich einfach eine Geschichte.

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Welchem gehörte wohl der Märchenkalender von 1935 – und wie war das Leben dieses Menschen?

IMG_4564Auch Buchzeichen erzählen eine Menge. Das waren noch Zeiten, als Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 520 Seiten Text und 40 Abbildungen, vierfarbig, mit Schutzumschlag und leinengebunden noch 12.80 DM kostete.

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Gern stöbere ich auch in alten Musiknoten.

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Armin Trösch ist ein Buch-Antiquar, wie er im Bilderbuch steht. In den engen Räumen machen sich Berühmtheiten in Gips, Büchertürme und Musiknotenstapel den wenigen Platz streitig. Und mittendrin Armin Trösch.
Er plaudert gern mit seiner Kundschaft und auch diese ist miteinander schnell im Gespräch. Denn ins Antiquariat eilt man nicht eben schnell, um ein Buch zu besorgen. Man nimmt sich Zeit, schenkt sich Zeit.

Und wer weiss, plötzlich findet man ein Buch, von dem man gar nicht wusste, dass man es gesucht hat?

Link Musik zum Lesen

Bücher haben ihre Schicksale.

Terentianus Maurus, Ende des 3. Jahrhunderts

 

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Geschichte zu Ende erzählen

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Nora Gomringer – mehr als Sprache

  1. Mary

    I have this weird obsession about buying books and looking at them with a smile, even if I won’t read them soon. At least they are mine…
    Sehr schöner Beitrag!

  2. Ritanna

    Winter im Jänner noch ere Woche am siebete Jänner im zwoituusigund siebezäh.

    uf em Land

    Schnee hämmer scho lang nümme- meeh so richtig g‘hah
    Und chalt isch es au wieder emol
    Es erinnert an früehner
    Wo mer ned gross Händsche händ gha
    Kei Schijagge
    Kei gfüetereti lange i Hose
    Gfrore hämmer ad d‘ Bei
    Vo de Chnü a uewärts
    Aber go schlittle simmer glich
    Mit Holzschueh
    Vill zchli und z’äng
    Drum hets Froschtbüle gäh
    De Chuehnagel a de Händ,
    d’Finger händ denn gsurret unter em chalte Wasserhahne
    Kei Duschi het mer chönne näh – wie hüt
    Deför hämmer d’Bettfläsche is Oferohr gschtellt
    Und dörrti Öpelschnitzli- Ringli- knabberet
    Vo de dörrte iigweichte Birre
    Het d’Muetter einisch im Johr
    Birrewegge gmacht.
    D’Sou isch gmetzget worde
    heisse Wäckerli hets gäh
    Z’teile mit de andere Gschwüschterti
    G’schwellt Härdöpfel dezue
    Grüüppe hämmer uusgloh („Greupen“)
    Mit vill Brot
    hämmers müesse ässe
    Jo Brot – Vierpfünder häts do gäh
    nüt vo Weggli und Gipfeli
    ond huufe kröschpelets Züg .
    Richtigi Choscht hämmer gha
    Hördöpfelsuppe mit gschnefletem Chäs
    Wähe am Fritig – au för d‘ Manne Chäswähe
    Südfleischsuppe am Samschtig mit Gmües
    Chabis, Wirz
    Suurchrut hets de ganz Winter lang gha
    Im Chäller i de brune Stande
    Alles het mer sälber iigmacht
    Eier im Wasserglas
    Vorässe sterilisiert
    Bohne deerrt
    Öpfel iiglgaageret im Chäller
    Rüebli, Rande, Endiviensalat
    Im Sommer alles selber aapflanzet
    Oochrut ghätet
    D’Hüener iito
    D’Chüngel gmischtet
    Stude abegrührt vom Tenn
    Höeui Säck iigfüllt
    Am Samschtig Mittag – as es langet für die ganzi Woche
    alli Schueh vom Vatter und de andere
    gschrubbt, gwichset und glänzt
    t‘Stäge abeputzt
    de Stubebode gschpöndlet,
    uff de Chnüne gwichset, denn plochet
    i de Chuchi s’Kupferschüeffi mit Sigolin uff Hochglanz gribblet ( brocht)
    Zaine voll Schiitli vom Esterich abegschleikt
    De Grross Ofe iigfüüret
    Holz nohgleit im Füürherd
    Vor em Ässe het mer bättet
    Alli säme, au de Vatter
    „Himmlische Vatter, sägne Du euses Ässe“
    Am Sonntig isch mer id Frühmess,
    id d Mittelmäss – isch d’Muetter gange
    i s Amt de Vatter
    Samschtig z’Nacht het d’Muetter
    no d’Hemmli glättet bis i alli Nacht
    De Vatter het ned chönne is Amt
    bis d’Muetter ned s’Hemmlichnöpfli zu to het
    und de Gravattechnopf em am Hals no gschlunge het.
    So isch es gsi
    Am zwölfi hets ‚ Z’mittag gäh
    Hördöpfelstock mit emene See vo Sauce
    Fleisch für die Grosse, s’Sauce – Mutschli für euis.
    Kiibet het d’Gotte, d’Grossmuetter
    wo immer zur Familie ghört het, wie au de Onkel
    So simmer en ganzi Gschar ume Tisch ume versammlet gsi
    halbi Eis, hets müesse muxmüsli still si
    De Vatter het d’Nochrichte gloset
    Ich au, ha ned immer alls verstande
    Aber diskutiert hani öppe emol mit em Vatter
    Eer het immer Rächt gha.
    Es anders Wort hets ned gäh.

    So hets sich Läbe g’änderet – und demit au mer – euis all.

    • Barbara

      Liebe Ritanna

      Wie wunderbar Dein Kommentar doch ist! Es war für mich, als ob ich den Erzählungen meines verstorbenen Vaters gehorcht hätte… So viele Parallelen! Um 12.30 Uhr mussten er und seine Geschwister auch immer muksmäuschen still sein, weil der Vater die Nachrichten hören wollte. Ich schwelge gerne in Erinnerungen – da wird es mir warm ums Herz im positiven Sinne. Und auch das “immer jetzt” von Regula gefällt mir.
      Herzlich,
      Barbara

  3. Regula Zellweger

    Danke, liebe Rita, für das Teilen Deiner Erinnerungen. Es ist oft kein Grund, nostalgisch zu werden, wenn man an die Kindheit denkt. Jede Zeit hat ihre Vorzüge und Nachteile. Ich lebe gern heute. Wertschätzung für das, was ist, tut besser als unser Heute zu bejammern oder als zu idealisieren, was war. Es ist, was ist – immer jetzt.

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