Alles begann mit einer Reise in die Emilia Romagna, wo ich bei “Uova e Farina” lernte, Tortellini um den kleinen Finger zu wickeln.
Reisen bedeutet für mich, Ideen nach Hause zu bringen. Reisen bringt Glitzern in den Alltag, auch lange nach der Reise.
Nach-Glitzern! Nachglitzern sollte man bewusst zelebrieren, immer mal wieder. Nachhaltigkeit des Reisens.
Freundschaft ist zusammen kochen. Lange schon wollten eine Freundin und ich zusammen Pasta machen, wie ich es in Italien gelernt hatte.
Es begann also in Bologna. Hier kann man nicht nur vehement über das wirklich echte Rezept für Spaghetti Bolognese streiten, sondern auch eine Schürze umbinden und selbst Pasta herstellen.
Einfach herzustellen sind Bandnudeln. Mit Sauce heisst es dann „Tagliatelle al ragù“. Bei uns läuft das Gericht unter Nudeln mit Sauce Bolognese.
Täschchen aus Pasta heissen flach oft Ravioli oder Capelletto, aufgedreht Tortellini. Jede Stadt, jede Provinz definiert eigene Namen, Formen und Füllungen.
Teig nach Uova e Farina: Auf 200 Gramm feines Mehl kommen zwei Eier. Auf der Arbeitsfläche, die man immer mal wieder mit dem Spachtel reinigt, häuft man das Mehl mit einer Vertiefung in der Mitte an. In die Delle schlägt man zwei Eier – das sind alle Zutaten.
Zuerst verrührte man die Eier mit etwas Mehl und achtet darauf, dass die Ei-Masse in der Senke bleibt. Mit der Gabel arbeitet man, solange die Masse in der Mitte des Mehls flüssig ist, danach knetet man mit den Händen. Mit den Handballen wird der Teig lange bearbeitet, wirklich lang. Die Teigmasse soll elastisch sein und ideal zum Auswallen. Der Teig wird vor der Weiterverarbeitung eine halbe Stunde in einer Plastiktüte ruhen gelassen. Wenn man eine leichte Delle eindrückt, soll sie sich wieder ausebnen.
Mit einem Nudelholz wird nun sorgfältig ausgewallt, bis man „durch den Teig lesen“ kann. Für Nudeln schneidet man den Teig in Streifen und kocht sie in Salzwasser.
Die Italiener verstehen es, mit Sprache umzugehen. In Bologna werden Tortellini mit „Nabel der Venus“ bezeichnet.
Für die Füllung der Tortellini gibt es über 100 Rezepte. In Parma heissen sie Tortelli und sind mit Kartoffeln und Käse gefüllt. In Bologna kreiert man Tortelloni mit Fleischfüllung oder mit Ricotta- und Spinatfüllung, in Ferrara Cappellacci mit Kürbisfüllung.
Eva und ich hatten schon lange beschlossen, an einem regnerischen Samstag miteinander unser ganz privates Pasta Happening zu zelebrieren. Eva hatte drei verschiedene Teigarten vorbereitet: einen normalen und einen mit Kräutern. In den dritten mengte sie Kastanienmehl, das sie von einer Reise mitgebracht hatte.
Als ich ziemlich müde von einer Reportage am Nachmittag zu ihr kam, stand alles auf dem Küchentisch bereit – eine wunderschöne Kombination von Formen, Farben und Düften.
Wir begannen wie üblich mit einem Glas Prosecco mit einer beschwipsten Kirsche drin.
Und dann liessen wir uns einfach von den Zutaten inspirieren. Ich entschloss mich für Zitronen-Halbmonde und Steinpilztortellini, Eva wollte eine Füllung mit Kürbis und Nüssen und eine mit Spinat und Gorgonzola ausprobieren. Als Basis für die Füllung hatte Eva Ricotta und gekochte Kartoffeln bereitgestellt.
Den Teig wallte Eva professionell mit einer “Nudelmaschine” aus.
Rund vier Stunden arbeiteten wir gemütlich plaudernd und voller Begeisterung.
Mit den restlichen Zutaten stellten wir Saucen her.
Und schliesslich war es so weit. Am schön gedeckten Tisch genossen wir vier Gänge Pasta, inklusive einer Flasche Amarone.
Warum ich das erzähle? Um andere mit einer Idee anzustecken. Eier und Mehl, uova e farina, findet man in jedem Kühlschrank. Mit etwas Fantasie kreiert man Füllungen mit Pilzen, Fleischresten, Frischkäse, Parmesan, Würsten, Fisch wie Thon oder Lachs, Gemüse… Ein Winternachmittag eignet sich bestens, allein oder zu zweit ein Pasta Happening durchzuführen – es einfach zu tun. Und zu geniessen.
Wem der Mut fürs “freihändige” Kochen fehlt oder wer sich inspirieren lassen will:
Rezepte für Pastateig
Rezepte für Füllungen
Rezepte für Pastasaucen
Und noch passender Spaghetti-Sound:
Link mit italienischer Volksmusik
Link Pasta mit romantischen Love Songs
Link Pasta con Pavarotti
Link Pasta con Enrico Caruso
Véro
Edel… inspirierend… schöne Fotos… Mein grosses Kompliment an Deine Beiträge, liebe Regula! Immer wieder geniesse ich das Lesen und Anschauen Deines Blog’s.
Danke und herzliche Grüsse
Véro Straubhaar
Mary
Machen wir mal gemeinsam Pastas? Ein Glitzerpasta-Fest?
Regula Zellweger
Aber sicher! Übernächstes Wochenende. Wir sind Weltweiterinnen im Glitzern:-)
Martina Amato
Liebe Regula
Ich bekomme Hunger und erinnere mich mit Freude an meine erste Pressereise in die Emilia Romagna zurück. Selbst gemachte Tagliatelle schmecken einfach köstlich und die Zutaten hat wirklich jeder zu Hause. Complimenti per i Tortellini e le Mezze Lune!
cari saluti
Martina
Ancona Antonella
Liebe Regula,
das ist ein Gedicht.. und mein limbische System ist mit Erinnerungen über meiner Kindheit, als ich Orecchiette mit meiner Grossmutter aus Apulien auf einem riesigen Holzbrett formten. Herzlichen Dank für diese schöne Gefühle..
Antonella