Zeit zu wünschen

Es ist der Tag zwischen dem Jahresbeginn am 1. Januar und dem Beginn meines neuen Lebensjahres am 3. Januar. Bilanztag. Tag des Wünschens. Denn im Vorzimmer der Ziele tanzen die Wünsche.

Wenn man Geburtstag hat, flattern gute Wünsche in den Briefkasten und in die Mailbox. Leere Worte, Papierwünsche, Klischeewünsche?

Meistens nicht. Aber man sollte sich – egal ob Jahreswechsel, Geburtstag oder Zeit dazwischen –  ab und zu Zeit nehmen, sich selbst bewusst zu machen: „Was wünsche ich mir selbst?“ Beispielsweise Gesundheit, Frieden, Geborgenheit.

Als Kinder konnten wir noch unbeschwert wünschen. Wir hatten einerseits unzensurierte Sehnsüchte und anderseits tiefe Zuversicht. Aus Sehnsüchten und Zuversicht wachsen Wünsche.

Fragt man sich nach eigenen Wünschen, fallen einem meist materielle Dinge ein: ein Möbelstück, Bücher oder eine Musik-CD. Kein Haushaltgerät!

Dann lässt man vielleicht der Sehnsucht Raum und wünscht sich Dinge, die man tun möchte: Reisen, Sport, entspannen, gemeinsame Zeit mit seinen Liebsten. Oder weniger tun, beispielsweise arbeiten oder putzen.

Lässt man sich tiefer in das Wünschen ein, gelangt man zu allem, was man können und sein möchte. Beispielsweise ein achtsamer Teil der Natur.

Fotografieren oder zeichnen können wäre toll. Oder beziehungsfähig sein. Und wer wäre nicht gern gelassen, manchmal übermütig, wer würde nicht gern das selbstgestrickte Zwangsjäckchen abwerfen und Flügel anschnallen, um abzuheben?

Schliesslich wünscht man sich auch Befindlichkeiten, Gefühle, die man haben möchte: Selbstvertrauen, Leichtigkeit, Liebe, Vertrauen, Sicherheit.

Und nicht zuletzt möchte man wieder glauben können, eine besondere Form der Zuversicht: ans Leben, an andere Menschen, ans Universum oder ans Schicksal.

Es gibt Menschen, die sagen: „Ich wünsche mir nichts, dann werde ich nicht enttäuscht.“ Traurig. Wünsche sind keine Bestellungen. Wünsche sind keine Forderungen. Wünsche tragen die Möglichkeit in sich, nicht in Erfüllung zu gehen. Das ist ihr Recht.

Aber Wünsche sind, wenn sie aus allen Schichten unserer Persönlichkeit auftauchen dürfen, Wegweiser für unsere Lebensgestaltung. Wünsche sind wie Schienen, die uns mit wenig Reibung in die Zukunft führen.

Wünsche spiegeln das Innenleben nach aussen.

Wünsche sind Flügel, die abheben lassen vom Boden der einschränkenden Realität. Wünsche lassen zu, dass man alle Farben zur Verfügung hat, um sein eigenes Bild zu malen.

Also los: Wünsche auflisten! Unzensuriert, ehrlich, ohne die Schnippelschere der Killerphrasen: „Das geht nicht! Das ist unmöglich! Das kann ich nicht! Was sagen die Leute! Wenn, dann…, Aber…“
Die einzige Frage, die es zu beantworten gilt: „Wie schaffe ich es?“
Mit allem Respekt, dass nicht alles einfach machbar ist.
Denn: Wir spielen mein Leben vierhändig, mein Schicksal und ich.

Wünsche

Wünsche sind Flügel,
die fliegen lassen und tragen.
Wie Adler ruhig segeln
über unendlichen Landschaften.
Beim Fliegen lässt sich
mit scharfen Augen entdecken,
was sonst verborgen bleibt.

Doch nützen Flügel nichts,
wenn sie nicht
mit aller Kraft
bewegt werden.

Oder wenn gebrochene Flügel
nicht heilen dürfen.