Print Friendly, PDF & Email

Wer viel reist, wird von jeder Stadt ein paar bleibende Erinnerungen mit nach Hause bringen. Bei Dublin sind es einerseits Türen, anderseits ist es Schnee – was für Dublin eher untypisch ist.

dsc00192

Als ich einige Tage vor Weihnachten dort weilte, fiel Schnee. Der Verkehr stand still, denn auf Schneemengen sind die Dubliner nicht vorbereitet. Niemand schimpfte, dass der Bus nicht kam. Und die Iren wischten vor den eigenen bunten Haustüren.collage-dublin

Es herrschte eine fröhliche Stimmung, denn wenn man fror, wärmte man sich in einem Pub mit einem Hot Whiskey auf. Und buchte es unter gesundheitlicher Vorsorge ab.

Durch den Schnee stapfen und im Weiss die bunten gregorianischen Türen zu entdecken macht besonders Freude.
Warum sind die Türen in Dublin bunter als anderswo?

dsc00189

Da sind sich nicht einmal die Iren einig. Es heisst, die Städteplaner hätten im 18. Jahrhundert beschlossen, alle Häuser einheitlich zu bauen. Die offen und verdeckt rebellischen Dubliner wehrten sich gegen die verordnete Einheitlichkeit, indem sie ihre Türen farbig bemalten.

dsc00191

Andere erzählen eine andere Geschichte: Iren lieben ihren Whiskey, und da sei es schwierig gewesen, nach einem längeren Pub-Besuch die eigene Haustüre zu finden – peinlich, wenn man sich wirklich unabsichtlich ins Schlafzimmer der Nachbarin verirrte. Also bemalte man seine Türe in seiner Lieblingsfarbe, denn Whiskey bewirkt so allerlei – aber farbenblind soll er nicht machen.

dsc00197Schuld sollen einmal mehr die Engländer sein. Eine Legende besagt, dass England, als Queen Victoria verstarb, den Iren als Zeichen der nationalen Trauer alle Türen schwarz zu streichen. Die Dubliner reagierten nicht nur mit einer Verweigerung, sondern drückten ihre Befindlichkeit aus, indem sie ihre Türen farbig bemalten.
Wahrscheinlich stimmen alle Begründungen nicht – und es macht einfach Freude, mit farbigen Türen Fröhlichkeit ins Stadtbild zu bringen.

 

dsc00201

Wir haben das Paradies nicht verloren,
wir können nur die Türe nicht finden.

© Anke Maggauer-Kirsche

Musik: Echoes of Georgian Dublin von Arthur Duff