Winterliches Fenster

9. Dezember, Adventskalender 2018

Nun kann der Schnee kommen. Das Winterfenster ist fertig dekoriert.Die Arbeit beginnt immer mit dem Beschaffen von passenden Ästen.

Dieses Jahr brachte mir Carmen einige Zweige und ich durfte auf dem Bauernhof von Esther welche holen.

Daniela kam einen Nachmittag lang zu mir und wir arbeiteten einige Stunden, bis die Äste mit Blumendraht an den Nägeln über dem Fenster montiert waren.

Daniela kletterte die Leiter wendig rauf und runter – und ich reichte Drahtstücke und beschrieb die Wirkung mit etwas Abstand – wenn man zu nahe dran ist, sieht man die Gesamtwirkung und Zusammenhänge weniger – wie oft im Leben 🙂

Wir befestigten Lichterketten und hängten Eiszapfen, Vögel und gläserne Figuren an die Zweige.

Schliesslich gab es noch ganz schnell einen Apéro und Daniela musste zum Postauto rennen.

Es war ein erfüllender Nachmittag – ich mache viel lieber mit Freundinnen etwas Kreatives, statt ausschliesslich am Tisch zu sitzen und zu plaudern.

Nachher hatten wir beide ein gutes Gefühl.
In unserer Arbeitswelt fehlt oft die Möglichkeit zum unabhängigen, freien Gestalten und die konkrete Sichtbarkeit dessen, was man gemacht hat.

Am nächsten Morgen machte ich mich wieder an die Arbeit und fand im Keller noch mehr Lichterketten und Dekorationen für das Winterfenster.
Weitere drei Stunden arbeitete ich mit schöner Musik.

Zum Schluss wollte ich die haarfeinen Ledlichterdrähte anbringen. Diese geben dem Fenster eine zauberhafte Wirkung mit den vielen kleinen, schwebenden Lichtpunkten.
Aber der Stecker wollte nicht in die Steckdose. Da half alles Drücken und unadventliche Schimpfen nichts.

Abends hatte ich viele Frauen zum Glühwein zu Gast und mein Wohnzimmer sah um 13.00 Uhr aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.
Weder Glühwein noch Gebäck waren vorbereitet. Ich hätte mich am liebsten in eine Ecke verkrochen und mich totgestellt oder mich auf den Mond gebeamt.

Ich überlegte, dass dies wohl ein Stecker von einem ausländischen System sein müsse, die beiden Metallstifte, die in die Steckdose sollten, waren tatsächlich dicker als diejenigen von unseren Steckern.
Ich war stolz, diese Idee gehabt zu haben. Clever, Regula!

Als Reisejournalistin vergesse ich die Adapter immer und muss dann auf dem Flughafen jeweils einen kaufen. Ich habe unterdessen eine Sammlung von unterschiedlichsten Modellen. Ich steckte den Stecker mit den dicken Stiften in den Adapter und den Adapter voller Erwartung in die Steckdose.

NICHTS!
Keine Er- und Beleuchtung!

Man muss seine Grenzen akzeptieren – an denen war ich jetzt angekommen! Ich rief Eva an. Sie kann einfach alles! Sie kam, machte dasselbe wie ich, und die fiesen Lichtlein leuchteten hell und klar!

Gemeinsam vollendeten wir das Verkalbeln der verschiedenen Lichterketten  und bereiteten alles für den Abend vor.

Marian übernahm das Backen, weitere Freundinnen kamen und boten ihre Hilfe an – und wir waren sogar so früh fertig, sodass wir den wohlverdienten Prosecco genossen, während der Glühwein quer durch das ganze Haus duftete.

Typisch für mich: Ein Haufen Ideen!

Und dann bin ich in der glücklichen Lage, hilfreiche Freundinnen und Kinder zu haben, die mir aus dem Patsche helfen, weil ich den Aufwand unter- und mich mal wieder überschätzt habe.

Jetzt geniesse ich das Winterfenster bis in den Frühling.

Schon bald werden statt der kleinen Engel hier Hyazinthen in Gläsern wachsen, bunte Primeln den Frühling ankündigen und opulente Tulpensträusse von wärmeren Zeiten träumen lassen.

Glück ist, Freunde zu haben.

Aus Schottland

Musik
Das Winterfenster ist romantisch und märchenhaft – das liess mich an das Ballett “Die Peri” von Friedrich Bugmüller denken.
Weitere Stücke vom selben Kompnisten:
Engelsstimmen
Wiegenlied
Sinfonie 1
Sinfonie 2
Klavierkonzert

Ich danke Daniela und Eva für Ihre Hilfe beim Gestalten des Winterfensters – und allen hilfreichen Freundinnen, die mich so mögen, wie ich bin.